Es ist allgemein bekannt und entspricht den gängigen Erfahrungen, dass die Funktechnik in der PA der wohl kritischste Bereich ist. Verbindungsabbrüche, Störgeräusche und üble Latenzen will keiner haben und können schlimmstenfalls zum Abbruch der Veranstaltung führen.
Dennoch sollte dabei immer der Kontext und das Veranstaltungsumfeld beachtet werden und wie kritisch die Einsatzbedingungen dabei sind. Ebenso, wie oft die Technik zum Einsatz kommt und ob im Störfall schnell und einfach Ersatz zur Hand ist.
Wer Dutzende Funkstrecken parallel betreiben will, die zudem nahezu täglich im Einsatz sind, vielleicht noch im ruppigen Umfeld von Live-Veranstaltungen mit der unvermeidlichen Hektik, der kommt an hochprofessioneller Technik nicht vorbei und ist gut beraten, tüchtig Geld in die Hand zu nehmen um nicht als Veranstalter oder Technik-Firma Schiffbruch zu erleiden. Alle Nase lang eine Musical-Veranstaltung unterbrechen zu müssen, wo das Publikum teure Eintrittskarten gekauft hat, nur weil ständig irgendwelche Mikros stumm bleiben, oder schlimmer noch böses Pfeifen oder ohrenbetäubende Kracher aus den Lautsprechern knallen, das kann sich kein Veranstalter und keine Technik-Firma leisten. Die wären ganz, ganz schnell weg vom Fenster.
Diesbezüglich hat gerade beim Funk hochwertige Technik vollkommen ihre Berechtigung!
Aber bei der Anfrage des TE möchte ich bitten, den Ball flacher zu halten.
Es liegen zwar nach wie vor nicht alle Informationen auf dem Tisch, aber nach wie vor gehe ich davon aus, dass das Einsatzfeld für die Funkstrecke beim TE vergleichsweise bis völlig unkritisch ist. Es geht um genau eine (1!) Funkstrecke, die wahrscheinlich in einer funktechnisch harmlosen Umgebung betrieben wird. Es sollte möglich sein, den Empfänger relativ nah zum Sender aufzustellen, so dass die zu überbrückende Entfernung der Funkstrecke eher kurz ist (darauf kann der TE ja auch achten wenn nötig).
Er wird auch als Eigentümer des Funkstets und alleiniger Nutzer mit Sicherheit darauf achten, dass das Zeugs pfleglich behandelt wird, eine ruppige Handhabung würde ich nicht vermuten.
Und wenn es beim Vortrag doch mal zu Störungen kommt (wobei die im besten Fall schon beim Soundcheck vorab auftreten sollten)?
Bei einem Vortrag wie ich es beim TE verstehe, halte ich es nicht für sonderlich dramatisch, wenn der Vortragende in diesem Fall sich kurz entschuldigt und dann mit einem schon bereit liegenden Handmikro weiter macht (vorzugsweise kabelgebunden). Mein Rat wäre deshalb auch, immer ein solches Handmikro als Fallback vorzuhalten. Meistens hat der Veranstalter so etwas sowieso standardmäßig herumliegen, die eigentliche PA ist offensichtlich ja auch immer vor Ort vorhanden.
In dem Sinne,
@sash.n, würde ich dem preiswerten
Thomann-Set durchaus eine Chance geben. Wie gesagt ist eine Rückgabe oder Umtausch problemlos möglich, wenn es doch nicht wie gewünscht funktionieren sollte.
Dann solltest du immer darauf drängen, dass vor Ort ein (kabelgebundenes oder hochwertiges Funk-)Handmikro als Reserve bereit liegt. Damit kommst du sowohl günstig als auch mit einer zu erwartenden ausreichend hohen Betriebssicherheit zum Ziel.
Nebenbei möchte ich anmerken, dass auch die beste Technik unter ungünstigen Umständen nicht davor schützen kann, dass einem Schweißperlen von der Stirn rinnen.
Erst vor zwei Wochen habe ich eine Veranstaltung betreut, wo sowohl ein Funk-Handmikro als auch ein Headset zu Einsatz kamen. Die Funk-Technik wurde von einer professionellen PA-Firma gemietet, alles Top-Material von
Sennheiser. Der Rest der PA war von unserer Musikschule (aktive RCF-Boxen, A+H SQ5 Mixer).
Das Handmikro wurde für die Moderation benutzt von verschiedenen Leuten, ein Sprecher (Kabarettist mit einem Solo-Programm) bevorzugte für seine Sets das Headmike. Dieses war ein dpa-Headset, also eigentlich über jeden Zweifel erhaben.
Der Kabarettist wollte nun gerne, dass seine Stimme nicht dünn, sondern möglichst sonor klingt, vor allem im Bassbereich. Das entsprach allerdings nicht seiner originalen Stimmfarbe, so dass ich im Bereich Tief-Mitten etwas boosten musste. Was ich eher vermeide, da sowohl bei Sprache schnell die Verständlichkeit leidet als auch die Gefahr von dröhnenden Rückkopplungen steigt. Ging aber hier ganz gut mit feinfühligem Herantasten, der Sprecher war zufrieden.
Wo es aber Probleme gab, war der Frequenzbereich um 5-6 KHz herum, der schnell mit spitzen Pfeif-Rückkopplungen agierte. Die Veranstaltung war Open-Air, die Bühne ein mobiler Bühnenwagen mit abgehängten Rück- und Seitenwänden, alles aufgebaut in einem von zwei Seiten umschlossenen Innenhof. Da die Stimme des Sprechers bei Zischlauten zur Schärfe neigte (das dpa würde ich hier nicht verdächtigen, es sei denn es hatte einen ´Knacks´), wurde dieses hohe Pfeifen natürlich davon schnell angeregt.
Ich habe lange nicht mehr so umfassend und subtil an einem EQ geschraubt, schade, dass ich diese Berg- und Tal-Kurven nicht abfotografiert habe, sonst würde ich das Bild hier mal rein stellen.
Das Handmikro war im Übrigen völlig problemlos, bei verschiedenen Sprechern.
Ob ich mit einer günstigeren Funktechnik noch mehr Probleme gehabt hätte - oder eventuell sogar weniger, weil nicht so empfindlich?
Keine Ahnung, es gab keine Gelegenheit für einen Vergleich oder Test bei der Veranstaltung.
Noch ein Gedanke:
Wie leistungsfähig Funktechnik sein kann, die eigentlich als preiswerte Massenware gelten darf, den Beweis trägt heute wohl jeder mit sich herum: Das Handy bzw. Smartphone. Mir ist klar, dass technisch gesehen Bühnen-Funkstrecken und Handys nicht wirklich vergleichbar sind. Dennoch lohnt es sich vielleicht, sich mal vor Augen zu halten, wie gut diese Massen-Funktechnik mit den mittlerweile billigen verbauten Chips und den mickrigen Antennchen unter teilweise hanebüchen ungünstigen Umständen immer noch irgendwie funktioniert (große Entfernung zum Funkmast, Hindernisse, Wände, Telefonieren im fahrenden Auto usw.).
Da sollte es einem einzelnen Funkset, wo die Entfernung zwischen Sender und Empfänger vielleicht 10m nicht überschreitet, zuzutrauen sein, unter auch drumherum wenig problematischen Bedingungen für den beabsichtigten Zweck der TE ausreichend zuverlässig zu funktionieren.