Kastelruther Spatzen: "Nur die Stimme ist echt"

GEH
GEH
MOD A-Saiteninstrumente
Moderator
Zuletzt hier
23.04.25
Registriert
12.10.07
Beiträge
18.550
Kekse
66.277
Heute bin ich über diesen Artikel über die Kastelruther Spatzen gestolpert:

"Nur die Stimme ist echt"- Kastelruther Spatzen: Der größte Schwindel des Jahres?
...
Quelle FOCUS Online: http://www.focus.de/kultur/musik/nu...groesste-schwindel-des-jahres_aid_853955.html

Dass Studiomusiker die Produktion aufhübschen ist ja nichts ungewöhnliches, aber dass außer dem Sänger niemand beteiligt ist. :eek:
Die haben wohl öfter Playback gespielt. :p
Etwas krass finde ich den Satz "Ein in Berlin aufgenommenes Live-Album sei so schlecht gewesen, dass neben der Stimme nur das Original-Schlagzeug verwendet werden konnte."

Ist das gewöhnlich in dem Genre oder nur ein Extremfall? :gruebel:
 
Eigenschaft
 
Hallo GEH,

die Kastelruther Spatzen zähle ich nicht zur Volksmusik, sondern zum volkstümlichen Schlager (ein Genre, mit dem ich persönlich nichts anfangen kann :igitt:).
Dass bei Fernsehsendungen meist Playback gespielt wird, und an manchem Live-Auftritt nicht viel "live" ist, zieht sich ja durch sämtliche Genres.
In diesem Zusammenhang fällt auch mir der Trompeterkrieg ein.
 
die Kastelruther Spatzen zähle ich nicht zur Volksmusik, sondern zum volkstümlichen Schlager (ein Genre, mit dem ich persönlich nichts anfangen kann :igitt:).
Das ist klar, so stufe ich die auch ein.
Ich trenne normal auch strikt Volksmusik und volkstümliche Musik. Für letztere haben wir aber kein explizites Sub, genauso wenig wie für Schlager, deshalb hab ich es hier reingeschreiben.
In den Thread "Über was habt ihr Tränen gelacht?" im OT wollte ich es nicht stecken, weil da keine Diskussion aufkommt. :D

Klar, wer richtige Volksmusik macht, wird darüber auch nur schmunzeln.

Lustig ist natürlich auch, dass das in der Presse so groß als Schwindel aufgebaut wird.
Bis auf Stimme 100% Studiomusiker ist vielleicht schon etwas extrem, aber jetzt aber nicht sooo verwunderlich, es bestätigt nur die Vorurteile über das Genre.
 
Hallo GEH,

meine Bemerkung war nicht gegen Dich, sondern das Genre gerichtet ;).

Wie gesagt, hier scheint ein "Schwindel" herausgekommen zu sein - die Frage ist, ob es in anderen Genres nicht ähnliches gibt, was nur (noch) nicht herausgekommen ist. Generell verbindet man Volksmusik bzw. volkstümliche Musik ja eher mit einem Saubermann-Image ("heile Welt"), so dass ein entsprechender potentieller Skandal natürlich "dankbar" angenommen und verbreitet wird ;).
 
Ich bin auch zunächst über die Schlagzeile gestolpert, aber die Aussage "Wir können das nicht so gut und engagieren dann lieber Profis" finde ich sehr suspekt und frage mich, wie ich diese "Musiker" einordnen soll und ob ich sie überhaupt ernst nehmen kann.

Demgegenüber muss man dann die kleine Punk-Band aus dem Nachbardorf stellen, die auch nicht besser spielt, aber konsequent dafür einsteht ... :gruebel:
 
Um dem Genre der echten Volkmusik gerecht zu werden, könnte man diesen Thread ja ins OT/Musikalisches schieben ;)
 
Das fiel mir noch zum "sauberen" Image der Volksmusik ein :D

Aber ich muss zugeben, dass ich ein echter Hubert von Goisern Fan bin, den würde ich aber nicht zur Volksmusik zählen, sondern eher, wie oben beschrieben, zur Volkstümlichen Musik. Das was bei uns als Volksmusik deklariert wird, hat ja sowieso meist mehr mit Schlager zutun als mit Volkstümlichem :D


Uhh, ich seh grad, ich bin der einzige Normalsterbliche (nicht-MOD) in diesem Thread :D
 
Um dem Genre der echten Volkmusik gerecht zu werden, könnte man diesen Thread ja ins OT/Musikalisches schieben ;)
Wie gesagt, ich hätte den Beitrag auch fast ins "Über was habt ihr Tränen gelacht?" im OT gesteckt, aber das ist weniger für Kommentare.
Irgendwie muss darüber auch geredet werden.

Ich frage mich ja schon, wie sich so ein Musiker fühlt, der in erster Linie jahrelang nur Playback spielt und auf den CDs auch andere spielen.
Das könnten hier im Forum ja die meisten ... naja ... vielleicht nicht so unverschmäht dabei grinsen. :ugly:
 
Ich finde, das ist gar nicht so skandalös. Fast alles, was z.b. in tv-shows so gezeigt wird, ist doch maximal karaoke gesungen, wenn nicht sogar vollplayback, nicht nur im pop. Irgendwo im board gibt es, glaube ich, auch einen thread, wo es skandalös genannt wird, dass ein tanzmädchen (wars's Shakira?) in ihren live-shows nicht gleichzeitig ihre purzelbäume schlägt und sauber selber singt :D

Ich denke, wir können auch davon ausgehen, dass in 50 jahren ausser ein paar verrückten traditionalisten kein mensch mehr sich antun wird, 10 jahre fleissig zu üben, um ein einziges instrument zu beherrschen, wenn er eine ganze "band" mit ein paar vsts auf seinem telefon viel einfacher einspielen kann.

Zum singen wird es dann wohl auch vocaloiden geben und bei DSDS geht es dann nur noch um das hübscheste outfit. So gesehen finde ich, sind wir heute noch weit im grünen bereich :)

Gruss, Ben
 
Ich finde es ehrbar dass niemand von euch eine Produktion der "Kastelruther Spatzen" kennt! ;-) Bei Gelegenheit könnt ihr ja mal reinhören, ihr werdet feststellen, dass außer dem "kleinen Japaner" sicher kein Musiker das Studio gesehen hat.
Das ist in diesem Genre auch weit verbreitet, und was in den 90ern noch arg nach General Midi klang, klingt heutzutage wenigstens etwas professioneller. Dem Konsumenten solch hochwertiger Kunst ist sicher kein Vorwurf zu machen, eher der Presse die daraus jetzt einen "Skandal" zu machen versucht. Lasst den Leuten doch ihr Stückerl Heile Welt...
 
Moin moin,

ich will nicht vorgreifen, noch ist es nur eine einseitige Behauptung. Dennoch stellt sich mir anlässlich der Meldung, dass die Kastelruther Spatzen angeblich keine einzige CD selbst eingespielt haben, die Frage, ob "professionelle Unterstützung" nicht vielleicht soagar weiter verbreitet ist, als der Konsument so üblicherweise annimmt.

Ich versuche mal, das aus fiktiver Produzentensicht zu sehen: Da findet sich eine Truppe, die zumindest passabel spielen kann und vom Image her vermarktbar erscheint. Schicke ich die wirklich zurück in den Proberaum, wenn ich merke, dass die im Studio die Einsätze reissen oder ähnliche wenig hilfreiche Kunststücke vollbringen? Nö, ich hol mir Verstärkung, denn der Verkauf bringt Geld. Ich setze Studiotechnik ein (Melodyne lässt grüßen), damit es gerade klingt, und ich habe natürlich vertraglich alle Fäden in der Hand, die Musiker entscheiden nicht alleine. Was live passiert, kratzt mich nicht, ist halt live, das ist dann halt "lebendig".

Wenn das tatsächlich die Denke ist, die dem "Skandal" (so es denn einer ist...) zugrunde liegt - hätte dann nicht der Konsument als williger Käufer des glattgebügelten Klanges eine Mitverantwortung dafür, dass so etwas überhaupt angeboten wird?

Ich weiß, dass diese Diskussion wahrscheinlich zu nix führt, aber es gibt so viele talentierte Kreative, dass es mich wirklich ärgert, wenn Musik so sehr zum bloßen Konsumprodukt wird.

Was meint ihr?

Beste Grüße,
6f
 
Ohne dass ich jetzt irgendwie über die Kastelruther Spatzen Bescheid wüsste, aber: Ich bin immer davon ausgegangen, dass im Bereich der Volksmusik eh nichts live ist. Was bei "richtigen" Konzerten läuft, kann ich natürlich nicht sagen, aber wenn mal beim Durchzappen auf den Fröhlichen Feierabend und andere lustige Musikantensendungen trifft, dann erkennt man ja auch in den drei Sekunden, dass da gar nichts live ist. Heißt im Endeffekt, die Personen, die man als bestimmte Volksmusik-Stars kennt oder kennen könnte, singen von der gehörten Musik gar nichts, weder live noch im Studio? Oder was soll ich daraus schließen?

Davon abgesehen, und ich denke, darauf wolltest du hinaus: Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass auch in dem Bereich, den wir so landläufig als "Pop" bezeichnen, mit solchen Tricks gearbeitet wird. Auto-Tune wird ja mittlerweile ganz offen und übertrieben eingesetzt, Tonspuren werden totkomprimiert - warum also nicht auch Hilfe von menschlicher Hand bzw. menschlichem Stimmband verwenden?
 
Bin kein Freund dieser Musikrichtung, habe mich aber mal informiert.
Es ist wohl so, das bei den Kastelruther Spatzen Leute spielen, welche alle aus dem Kastelruther Umfeld stammen.
Man bleibt halt unter sich und holt keine fremden Topmusiker in die Band. Das die zusammenhalten spricht m.M. eher für die Spatzen.
Wichtig ist der Showeffekt und den bekommen die Leute.
Das Studiomusiker bei Produktionen mitwirken bzw. Live mit Playback gearbeitet wird ist heutzutage legitim.
Die haben ihre Chance genutzt und sich hochschießen lassen.
Wer auf Verars..... steht, geht zum Konzert der Kastelruther Spatzen und kauft sich deren CDs, wer live ehrliche Musik hören will, geht zum Rockkonzert.
Und die beinharten Fans dieser Hosenträgermusik interessiert das garantiert nicht.
 
Ich kann die Aufregung nicht so richtig nachvollziehen. Das Publikum möchte eine geile Show sehen, dafür gibt es dann die "Performer". Und dann nehmen die Leut' eine CD mit nach Hause, und die klingt dann auch prima. Sind doch alle Erwartungen erfüllt, so what?

Nun meinen die Zeitungen, da stimme etwas nicht mit der Authentizität und machen ein kleines Skandälchen. Klasse, da können die Jungs ihr Blatt füllen und die Anhänger der volkstümlichen Musik haben etwas zum darüber aufregen. Alles im grünen Bereich, die Show macht Spaß. Oder etwa nicht? Wie kommt es, dass so viele Menschen diese Musik konsumieren, wer ist das überhaupt?

Nach meiner Beobachtung ist ein wesentliches Element der volkstümliche Musik die darin enthaltene inhaltliche wie auch musikalische Harmonie. Alles ist gut, nichts stört, Probleme werden ausgeblendet bis zur Selbsttäuschung. Deswegen ist das Ansehen des volkstümlichen Schlagers auch so miserabel, weil er eine unehrliche Sichtweise auf die Dinge repräsentiert. Für andere Menschen ist dies aber eine Zuflucht der Sorglosigkeit. Das Wissen, hier würde vermeintlich "geschummelt" ist dementsprechend auch besonders skandalös, da die Sichtweise auf diese Musik hier gestört wird, es gibt ein Problem, hier wird die Harmonie gebrochen. Auch über kurze Sicht, wird dies aber nichts ändern, da zu dieser Musik als Ausdruck eines heilen Weltbildes auch die Ausblendung von Störungen gehört. Solange die Show stimmt und die Musik auf der CD fein harmonisch bleibt, werden die Spatzen Teil des Acts bleiben und weiter mit dem Stadl touren.

Nachtrag: es ist vollkommen normal, dass bei CD Produktionen auch Gast- und Studiomusiker dabei sind. Niemanden regte es auf, wenn Michael Jackson auf Tour eine andere Truppe dabei hatte als im Studio. Die Anforderungen an die Musiker sind auch sehr unterschiedlich. Die Plattenfirma hat angemerkt, dass auch die Studiomusiker auf dem Booklet vermerkt sind, worüber wird hier überhaupt aufgeregt? Um es selbst zu beantworten: es ist die zerbrochene Authentizität, an die in dieser Harmoniewelt besonders intensiv gedacht wird. Auf skurile Art ist das schon belustigend.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ich kann die Aufregung nicht so richtig nachvollziehen. Das Publikum möchte eine geile Show sehen, dafür gibt es dann die "Performer". Und dann nehmen die Leut' eine CD mit nach Hause, und die klingt dann auch prima. Sind doch alle Erwartungen erfüllt, so what?
Lässt sich sicher so betrachten ...

Eine Frage bleibt aber, wofür diese Gold- und Platin-Auszeichnungen nun vergeben werden? :gruebel:
Gedacht ist die Auszeichnung für Musiker, Produzenten und Komponisten, aber nicht für "Performer".
Im konkreten Fall wäre das dann nur für den Sänger angebracht.


Nachtrag: es ist vollkommen normal, dass bei CD Produktionen auch Gast- und Studiomusiker dabei sind. Niemanden regte es auf, wenn Michael Jackson auf Tour eine andere Truppe dabei hatte als im Studio.
Hmm, da gibt es schon einen Unterschied.
Jackson hat im Konzert wohl meistens live gespielt und die Musiker, die er dabei hatte, waren so gut, dass sie auch eine professionelle Live-Aufnahme machen konnten.
Bei den Spatzen sind die Musiker ja ohne Playback so schlecht, dass es zu keinen Mitschnitten reicht, also wie du sagst reine "Performer".
Außerdem tritt im einen Fall Michael Jackson auf, im anderen Fall die (Plural) platinausgezeichneten Kastelruther Spatzen und nicht der Sänger Kastelruther Spatz.

Gastmusiker bei CD - OK - aber live ohne Playback unfähig, das ist schon noch eine ganz andere Nummer ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Gastmusiker bei CD - OK - aber live ohne Playback unfähig, das ist schon noch eine ganz andere Nummer ...

Hab irgendwann mal mit meinen Kindern "Wetten das" geschaut, Topact mit Muckern auf der Bühne, Vollplayback. Am Bass mit Sonnenbrille und Perücke: Boris Becker :)
 
Boris würde auch bei den Spatzen gut reinpassen, schau dir nur die Oktoberfestfotos über ihn an. :D
 
Servus, ja Herrgottsakra!

Der Farian hat zwei Tänzer als Milli Vanilli verkauft. Der Bohlen hat mit Thomas Anders bei Modern Talking gesungen - oder etwa doch nicht? Warum haben die nicht volkstümliche Musik gemacht, obwohl sie sich so gut verkauft?

Das kann doch wohl nur an deren Aussehen liegen. Also hört auf, die Menschen nur nach ihrem Aussehen zu bewerten!

Geht's raus und kauft's anständ'ge Musik!

file.php


Patricia Huber
Volksmusikpolizei Oberbayern
Referat für Recht und Ordnung in der Musik

Wolfgang-Schwalm-Allee 13a
80331 München
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin eigentlich sowieso davon ausgegangen, dass es bei solchen Produktionen so läuft.
Darum überrascht es mich, dass da jetzt von "Schwindel" gesprochen wird. Denken die Fans denn wirklich, dass die da viel selber machen? Ich kenne halt niemanden, den ich fragen könnte ;)
Da hat der Produzent vermutlich noch eine Rechnung offen, dass er jetzt so ein Fass aufmacht.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben