Ist mein Talent weg?

  • Ersteller bassist?
  • Erstellt am
B
bassist?
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
24.03.10
Registriert
22.03.10
Beiträge
0
Kekse
153
Hallo -

würde mich freuen, wenn ihr nen rat hättet.

ich bin 30 und seit beginn meines Lebens musikalisch aktiv, seit 18 jahren als Bassist und seit 10 Jahren als Kontrabassist.
Musik war immer mein Ding, und alle meine Freunde kennen mich als den Bassisten.
Ich hab in Jazz und Pop jeden Stil gespielt und viele bands gehabt, JazzKB im Ausland studiert und eigentlich auch immer zufriedenstellend gespielt, die Male wo die Leute zufrieden waren haben die Male wo sies nicht waren weit überstiegen. Ich habe klare und international anerkannte standards wenn ich in Musik denke.
Man könnte denken, das klingt doch super, der muss ja richtig glücklich sein...

Dazu die paralelle:
Aufgrund eines vor meiner Geburt schon und bis heute alkoholsüchtigen Elternteils, vieler Auslandsaufenthalte während der Kindheit, einer eigenen Kiffereiphase und einer 5jährigen Ausbruchs und Verarbeitungszeit einer heftigen psychischen Erkrankung - habe ich davon herzlich wenig mitbekommen.

Ich konnte mein Studium nicht weiterführen und beenden, war auf Medikamenten und in der Klinik und alle in meinem Umfeld wissen, dass ich Schwierigkeiten mit Alltag und Gefühlen habe. Was sich auf alles auswirkt, was professionelles Arbeiten, Üben und so weiter angeht.

Ich werde geschätzt, das weiss ich. Aber wie lange noch...

gefährliches halbwissen, kaum technik, zwei jahre garnicht geübt und bisher Konzentrations und Organisationsschwierigkeiten.

Langsam geht es wieder bergauf - aber ich stehe in einer Situation, wo ich sonst keinen finde.

Im ersten Studienjahr haben sie mich zu den viertjahres Studenten gesteckt, ich war gefeierter Bassist in der Bigband, wo ich gespielt habe - bis der Ausbruch kam.

5 Jahre später habe ich hier zuhause einen suchtkranken Menschen sitzen, der mich schwer belastet und dem ich meine Jugend geopfert habe, in der Hoffnung, ihn gesund zu machen. Ich hätte auch gerne Freundinnen gehabt, oder mich entwickelt.

Jetzt bin ich weder krank, noch fähig in meinem Beruf gegen Konkurrenz anzuhalten und Geld zu verdienen. lege ich meinen Lebenslauf vor, um einen 400 Euro Job zu bekommen, nimmt mich keiner ernst und fragt, warum ich nicht mit Musik geld verdiene. Ein nicht beendetes Studium (trotz dreimaligem Anlauf und dreimal bestandener Aufnahmeprüfung) ist das schlimmste was es in deutschland zu geben scheint. Nicht studiert ist besser.
dadurch nimmt mich auch keine Musikschule.

Ich weiss grade echt nicht weiter - wo passe ich denn hin? ich hab so viele gute Ideen und Kenntnisse, wie man professionell arbeitet, wenn Leute mich was zu Musik fragen, antworte ich und sie bekommen die Erfahrung von 10 jahren umsonst dargelegt. Übungen, Einstellungen, Prioritäten die ich nie ausleben konnte, weil ich zu krank war. Und die für jemanden gesunden gold wert sind. Ich kann doch nicht einfach mich vergraben? Ausgenutzt werden ist für mich so normal, ich müsste eigentlich nen Securitymann haben.

Bin ich zu alt und doch zu jung? hab ich noch das talent, könnte ich mich selber in meine eigene Schule schicken? Alles wieder gut machen und mich in die gesellschaft eingliedern?

Sorry Leute, ich würde echt lieber über Musik reden - aber ich check grad echt nicht, was ich jetzt machen soll.
Kommt mir bitte nicht mit Therapie - da hab ich wirklich genug von gehabt. Und 25 jahre zu spät.

ich brauch Lebenserfahrungen, menschenkenntnis, aufbauendes, weiterführendes!
da wäre ich euch sehr dankbar!


herzliche Grüsse
bassist?
 
Eigenschaft
 
Moin erstmal :)

Da ich vieles bis hin zu dem alkoholkranken Elternteil nachempfinden kann, will ich hier mal meine Meinung dazu sagen ohne hier groß meine ganze Story zu erzählen. Das wäre dann eher eine Sache für PNs.

Das wichtigste in meinen Augen vorab:
Hast du einen Menschen in deinem näheren Umfeld, zu dem du aufschaust? Im Idealfall einen Bassisten oder der etwas von Musik/dem Bass versteht im näheren Umfeld oder vielleicht auch wer bereits verstorbenes..

Wenn dem nicht so ist, dann such dir deinen Lieblingsbassisten raus. Auch wenn der Gedanke ihn vllt. mal zu treffen an Utopie grenzt.

Dann konzentriere dich auf dich und deinen Bass. Wenn ihr spielt und es auch 1-2 Std. dauert, bis du warmgespielt bist und die Gedanken frei/weg sind, dann ist es ganz egal.. Dann sind es 2 Std. die verstrichen sind, aber du bist in der Zeit eins mit deinem Instrument geworden. Schau dir Lernstoff an oder ein Lied was du nachspielen magst. Bewusst so ausgewählt, dass es zwar etwas fordert, aber dich nicht überfordert und mach dich ganz langsam ran. Setze dir kleine Ziele, steigere dich langsam und nehme diese kleinen Erfolge bewusst war und versuche dich durch diese zu motivieren.
Führe dir jeden noch so kleinen Erfolg vor Augen..

Und das solltest du auch in deinem eigentlichen Leben machen. Versuche deinen Alltag langsam zu organisieren. Angefangen von finanziellen Sachen über Termine bishin zur Hausarbeit und regelmäßigen Treffen mit Freunden z.B.
All das sind Dinge, die es gilt langsam auf die Reihe zu bekommen.. Dran festzuhalten und sie regelmäßig zu machen, so dass man sie auch wirklich in den Alltag einbindet. Auch hier gibt es viele kleine Erfolge. Es klingt ja alles schön und gut und super einfach für all die, die ihr Leben leben.
Aber wenn es nicht so ist.. Wenn man erwachsen werden musste, bevor man überhaupt Kind sein durfte, dann gilt es dies langsam und für sich zu organisieren.

Und ganz wichtig ist, dass du dich für niemanden verantwortlich fühlst, der es nicht wert ist. Ich weiss, es ist ein Elternteil, aber er gibt dir nicht, was all das, was du bereits aufgegeben hast wert ist. Tue das, was du tust für dich und nur für dich. Teile einzelne Erfolge mit einem nahestehenden Menschen.. Im Idealfall mit einem, zu dem du aufschauen kannst.

Und mache dich nicht für das Verhalten des Elternteils und die Vergangenheit verantwortlich.

Durch diese kleinen Erfolge wird es dir möglich sein, sofern du sie als solche wahrnimmst dich auf dich zu konzentrieren. Diese kleinen Erfolge sind es, die den Pessimisten zum Realisten werden lassen. Wir sind alle nur Menschen und haben alle Fehler, aber wir haben die Möglichkeit daraus zu lernen und uns stetig und ständig zu entwickeln - und diese sollten wir nutzen.



Ich denke das war kein so schlechter Satz zum Schluss.. Abschliessend will ich aber noch sagen, dass das ganze zwar sehr positiv klingt, aber auch ich vor einem Jahr nicht dran geglaubt hätte, das ganze irgendwann so zu sehen, wie ich es heute tue. Aber wer will, kann viel erreichen.



Gruß
Schwarzer


Edit: Noch einen für mich wichtigen Punkt vergessen. Du sprichst es mit dem zu alt und doch zu jung an.. Genau damit hast du aber Recht. Mit dem zu alt weniger, aber mit dem zu jung.. Ich war an deinem Punkt Kind und bin es heut noch in mancherlei Hinsicht. Du bist noch ein Kind.
Aber trauere der Kindheit nicht hinterher. Demotiviere dich nicht mit Gedanken, was du verpasst haben könntest oder was dir an Erfahrungen entgangen ist.. Konzentriere dich auf dich und die Gegenwart. Schau, was du gut machst. Schätze, was du richtig machst, wo du jemandem hilfst oder einfach einen Erfolg hast. Wenn du das im Griff hast dann wirst du noch dein ganzes Leben haben um Kind zu sein.
 
Hi!

Ich bin gerade schlafstörungsbedingt nicht wirklich fit, deshalb erst mal nur in aller Kürze: Mir geht es ähnlich. Ich bin 32 und habe vor 10 Jahren angefangen zu studieren. Kurz nach dem Vordiplom war es dann mit einem Schlag vorbei, nichts ging mehr. Konzentrationsschwierigkeiten, Depression, Antriebslosigkeit.....in den darauf folgenden Semestern bestand ich keine einzige Klausur mehr, schrieb immer weniger aus Angst wieder durchzufallen, besuchte immer seltener die Uni aus Scham vor meinen Kommilitonen, zog mich aus meinem Freundeskreis zurück. Mein Leben war zum quasi Stillstand gekommen, innerlich drehte ich mich im Kreis und nach außen hin ging gar nichts mehr. Finanziell ging es rapide bergab in gleichem Maße wie mein Gewicht zunahm (20kg seit Studienbeginn). Meine Wohnung: ein einziges Chaos, Müllberge etc..
Natürlich habe ich dann auch irgendwann Therapien versucht, allerdings wohl mit dem gleichen Erfolg wie Du, hat einfach nicht geholfen...oder vielleicht wollte ich mir auch nicht helfen lassen, nicht akzeptieren dass ich krank bin.

Auch bei mir sind die Gründe wohl in der Kindheit zu suchen. 2006, also nachdem ich schon einige Zeit in der Krise steckte, verstarb dann auch noch mein Vater. Seit letztem Jahr geht es generell wieder etwas aufwärts, langsam um quälend aber immerhin, zZt bin ich allerdings wieder in einem kleinen(?) Tal.

Ich schreibe später weiter, kann mich gerade nicht so konzentrieren. Vielleicht eines noch, eine Frage: Du schreibst viel davon wie musikalisch Du bist bzw dass Du sehr gute Kenntnisse und auch Erfahrung hast, aber nichts davon ob Dir das Musizieren allgemein zur Zeit überhaupt noch Freude bereitet. Wie steht es um den Spaß am Musik machen?

Du bist nicht allein.


Sam
 
Kommt mir bitte nicht mit Therapie - da hab ich wirklich genug von gehabt. Und 25 jahre zu spät.

Tut mir leid, genau das mache ich. Scheinbar hast du nicht die richtige Therapie oder die richtige Einrichtung / den richtigen Therapeuten gefunden, denn in einem Punkt deiner Beschreibung scheinst du dich noch zu täuschen.

Jetzt bin ich weder krank, ...

Das klingt für mich erst mal gar nicht danach. Du scheinst doch das ein oder andere nicht aufgearbeitet zu haben und noch nicht in der Lage zu sein, dich deiner Verantwortungen dir gegenüber zu stellen. Dazu gehört auch, sich einzugestehen, wo man helfen kann und so nicht, und wo die eigene Verantwortung gegenüber einem selbst anfängt und die gegenüber einem anderen aufhört. Ich weiss aus mehr oder weniger direkter Erfahrung, dass man das in bestimmten Situationen nicht selber herausfinden kann.

In einem bis ich mir relativ sicher: Dein Talent hast du nicht verloren, sondern vergraben. Ich persönlich halte Talent für etwas, dass man nicht verlieren kann. Man kann aber vergessen, dass man es hat.

Ich kann dir nur raten, dir professionelle Hilfe zu holen. Die Suche nach der passenden Einrichtung oder dem passenden Therapeuten kann manchmal schwieriger und langwieriger sein, als die Therapie selbst. Sei dir nicht so sicher, dass dir nicht geholfen werden kann. "Falsche Hilfe" kann gefährlich sein: Für den, der hilft und dem, dem eigentlich geholfen werden soll: Du hast es mit deinen Eltern schon selbst erlebt!

Dich selbst aus deiner Situation zu holen, ist viel Arbeit und sich dieser zu Stellen verlangt schon eine Menge Motivation! Sich mit der Suche nach der richtigen, passenden Hilfe zu beschäftigen kann ein Schritt in die richtige Richtung sein, den anzugehen vielleicht etwas leichter fällt.
 
Guten Morgen -
na da freu ich mich aber sehr über die Antworten!

Vielen Dank für eure einfühlsamen Worte -
ich freu mich allein schon drüber, dass ich mich hier anonym unterhalten kann,
und ganz einfach praktische Dinge gesagt bekomme!

Ich hab irgendwie den Eindruck, dass im momentanen Zusammenleben speziell ab Mitte 20 bis Ende Dreissig so eine Egoismuswelle losgeht, wo meine Peers nach sich selber schauen und der Familien/karrierebildung. Da fühl ich mich nicht mehr so wohl mit mitteilen wie früher...aber ich würde gerne da eine gegenkraft werden, und meinen Peers support geben ohne Befürchtungen, eines fernen Tages...

Also Schwarzer :),

ich habe zum einen den Helden, der mich vor 10 jahren zum Kontrabass gebracht hat. damals war ich so extrem verliebt in das Instrument, ich konnte an nichts anderers mehr denken und musste es einfach lernen. Mein Abi war vielleicht nicht so gut wie es hätte sein können, aber mein Weg war irgendwie völlig klar, viele haben mich darum beneidet, dass ich "zumindest wisse, was ich machen wolle". Den Kontakt müsste ich wieder herstellen, zu der Begeisterung und der Liebe zur Sache.

Gestern habe ich auch einen Kontakt angeschrieben, der wohl einen "richtigen" Jazzbassisten kennt, schon sehr alt, der schon mit "richtigen" Namen in den 50ern gespielt hat. Als ich von dem erfahren habe, wollte ich ihn sofort kennenlernen und Unterricht haben, aber irgendwie hat der Kontakt das immer abgeblockt. Vielleicht weil er dachte, dass ich noch nicht fit genug bin...war auf jeden Fall immer traurig deswegen. Ich hab ihm nochmal geschrieben, dass ich mir mittlerweile nur ein gespräch wünsche, das mir bei der Einordnung hilft. Mal sehen, ob/was er schreibt. Sonst suche ich mir jemand anderen.

So viel ich auch geschafft und neu entdeckt habe in den letzten Wochen, so habe ich eine sache nicht drauf: das langsam machen. Ich esse, trinke, rauche, reise - alles total gehetzt und selten in Ruhe und Gelassenheit. Es hat damit zu tun, wenn man sich andauernd innerlich bedroht und kurz vor einer Katastrophe fühlt (durchgehend seitdem ich denken kann, 30 Jahre !!!) und sich aber rational bewusst ist, dass man die Kontrolle über sich haben könnte...dann ist man, wenn man halbwegs intelligent ist, sich bewusst, was für einen persönlich im Leben alles schief laufen kann. Und zwar jede wache und träumende sekunde. Gleichzeitig wächst das musikalisch/professionelle Bewusstsein, aber ohne stablilierende Auseinandersetzung mit der Materie.
Wenn ich dann mal Übe, kann ich noch nicht mal das Metronom runterschrauben um gründlich zu üben, das langsame ticken macht mich schon kirre. das lässt schon Raum für störende Zwischengedanken, unfassbar nervig!

Ehrlich gesagt, meine Eingeweide und Nerven habens bis jetzt überlebt aber ich wünsche ihnen mal einen langen Urlaub.

ich kann jetzt warten, bis sich mein Leben ändert und dann ruhiger werden (da kann ich lange warten) oder ich werd einfach ruhiger und langsamer und ändere dadurch mit mein Leben. hmm..leichter gesagt als getan. Aber ein gutes Ziel, eigentlich jederzeit angehbar! :)

Ich denke ich muss mich wie eine Übung sehen, alles auf ganz langsam, um jeden Faktor getrennt zu reinigen und neu zusammenzusetzen.

Durch diese kleinen Erfolge wird es dir möglich sein, sofern du sie als solche wahrnimmst dich auf dich zu konzentrieren. Diese kleinen Erfolge sind es, die den Pessimisten zum Realisten werden lassen. Wir sind alle nur Menschen und haben alle Fehler, aber wir haben die Möglichkeit daraus zu lernen und uns stetig und ständig zu entwickeln - und diese sollten wir nutzen.

Toller Satz! Da liegt auch mein Hund begraben.

Was das Kindsein und bleiben angeht - absolut einleuchtend. erzählungen zufolge war ich ein sehr fröhliches und freundliches Kind, das am Gartenzaun stand und jeden Passanten gefragt hat, wie`s ihm geht. Da würde ich gerne hin zurück, das war schon ein richtiger Ansatz und etwas wo eine treibende gute Kraft hintersteckte. Aber wer weiss, wie verzerrt oder verklärt di Erzählungen und Erinnerungen sind... Auch wenn man aus vergangenheit und Zukunft(ssorge) lernen kann..Man hat nur das jetzt...wie du sagst...


Ganz herzlichen Dank, dass Du mir da geholfen hast und das geteilt hast - Du klingst auch nach einem Überlebenden deiner Umstände, auch wenn es nicht leicht für dich gewesen sein muss, oder grade deswegen: Hut ab! :)

Samuel :):

schon mal cool, dass Du in der Lage bist, andere zu sehen, obwohl es selber schlecht geht. Das finde ich ganz wichtig und zu repsektieren, wenn man sich auf dem Weg zur Besserung befindet.

Deine geschichte klingt sehr nach einem Freund von mir, der auch seinen Vater verloren hat...
und nach mir, wenn ich eins kenne und hasse, dann Müllberge, Konzentrationsschwierigkeiten und das gefühl des anhaltenden Scheiterns. Das habe ich zur Zeit Gottseidank nicht...aber hatte es lang genug.

Ich habe genau daran gestern abend gedacht: bei all dem Druck und der Zielsetzerei: wo ist eigentlich meine Freude am instrument und der Musik geblieben? Immer dann, wenn ich auf der Bühne oder auf einer Probe erfolgreich bin, kommt mein unterdrücktes Ego hoch und versaut mir den Moment. Danach bin ich natürlich leer, weil das wesentliche dabei auf der Strecke geblieben ist. Der Moment, Genuss der Klänge und Rythmen und der Freude am schaffen. Ehrlich gesagt: in den Momenten, wo ich mich selber vergesse, spiele ich am besten. Da kann alles einfach fliessen. Die Vorstellung, dass es immer oder öfter so sein könnte, gibt mir Hoffnung und grosse Vorfreude....:)

Da kommt wieder die Langsamkeit ins Spiel. Es gibt doch auch ein Buch..die Entdeckung der Langsamkeit...sollte ich vielleicht mal lesen...

Wie steht`s bei Dir?
Hast du noch spass am spielen, hilft dir das momentan?


Auf jeden Fall nochmal danke euch beiden für die wertvollen Anregungen und das grosszügige Teilen!
schönen Tag noch,

bassist?
 
Morgen Wilbour-Cobb!

:gruebel:.....

Ich bin froh, dass du kritisch liest und dass du die Gefahren der Situation erkennst. Ich will jetzt eigentlich auch nicht dagegenreden, eher befürworte ich deine Haltung.

Wenn ich sage, ich hatte genug Therapie, spreche ich von einer sehr guten Therapeutin, die mich mit Pausen begleitet hat, abgesehen von den kurzen Begegnugen mit Ärzten und Pfleger/innen, wo ich auch nochmal Hilfe hatte.

Ich denke, meine Probleme sind gerade nicht krankhafter Natur.

Mein Alltag ist eigentlich voll mit erledigten Aufgaben, ich denke klar und strukturiert, kann Probleme lösen und lösungsorientiert denken. ich kann mein eigenes Sozialverhalten beobachten und es zeitgleich korrigieren. ich schlafe eigentlich fast durch und esse regelmässig und mit normalem Apettit.

Das Hirn funktioniert also wieder "normal" bis "sehr gut" - was bleibt, ist die Dünnhäutigkeit. Sprich, ich nehme von anderen sehr stark Dinge wahr, und werde davon beeinflusst.
Aus diesem Grund habe ich einem hilfebedürftigen Freund ähnliche Worte wie Du geschrieben und den Kontakt erstmal auf Eis gelegt. Ich begreife zum ersten mal in meinem Leben, dass ich mich klar abgrenzen muss, notfalls räumlich und im austausch, von menschen, deren eigener Überlebensmechanismen mit den meinen in Konflikt geraten.

Ich bin es z.B. von klein auf gewöhnt, auf die Stimmung und Gefühle meines Elternteils zu achten. Denn das hat automatisch Auswirkungen auf mein Gefühlsleben und meine Lebensqualität. Ich nehme jeden Wunsch wahr, und versuche ihn zu erfüllen, in der Hoffnung, dass dieser Mensch nicht wieder nach oben verschwindet und sich der Flasche hingibt. Egal was ich sagte, tat oder leistete - das entsetzliche Gefühl der Ohnmacht und tiefen Wiederholten Verletzung und es Missbrauchs kam Tag für Tag, jahr für jahr wieder...bis es mir in Fleisch und Blut überging. Und dann verlor der andere Elternteil den respekt vor mir und musste sich auch noch von mir abgrenzen.

Meine Therapeutin war gut, aber am Ende, als es mir, wieder bei den Eltern wohnend, wieder schlecht ging - unterstützte sie meine eltern auf der Suche nach dem Unterschied zwischen Krankheit und Faulheit, anstatt mir zu helfen, die verantwortliche Person in die Therapie zu bekommen.

Ich könnte mir vorstellen, nochmal eine Therapie zu machen und mich der vergangenheit zu widmen. Menschen mit meinem Krankheitsbild lässt man das in der regel nicht machen, weil es nur Wahnvorstellungen nähren kann. Verhaltenstherapie habe ich jetzt hinter mir, und sie lässt mich grundsätzlich unterscheiden zwischen gesundem und nicht-gesundem handeln.

Solange ich mich von intensiven Mitmenschen oder Mitmenschen in grosser Not oder verwirrtheit abgrenze, geht es mir gut.

Diese Woche habe ich mich von zweien vorerst "getrennt", was sehr anstrengend war und gestern habe ich dummerweise jemanden nach einem anstrengenden Tag ohne Ruhe in mein Zimmer geholt, um mit ihm zu proben. Das er dann den ebass genommen und überaschend gut damit umging, war natürlich mitten ins Herz und ohne Ruckzug.

Da wurde dieser ganze Sinnstress getriggert, dass ich mir dachte: der hat all diesen scheiss nicht und kann einfach bassspielen. Und ich reiss mir ewig den Arsch auf und hab nicht dieselbe Freude, mindestens??

Dadurch kam dieser Thread zustande, unter anderem.

Ich sage nicht, ich bin aus der sache raus, und gefahren gibts immer. Aber ich fühle mich schon bereit für den nächsten schritt, erstmal alleine und dann zusätzlich eventuell mit Vergangenheitsanalyse. Dafür brauche ich aber erstmal meine Identität im Jetzt, damit ich zurückgehen kann und dem jungen bassist? helfen kann.

nachdem ich das jetzt erläutert habe, wie siehst du mich da stehen?

Danke dir sehr! :)
Lieben Gruss
bassist?
 
PS: Wenn ich von Missbrauch rede, rede ich von Situationen, wo ich die Rolle von Partner, Vater, Bruder, ExMann einnehmen sollte, aber nie Sohn war. Um den man sich gerne kümmert, den man gerne bekocht und den man aus seinen Problemen raushält. Nicht jemanden, der alles abkriegt, was man vorher geschluckt hat.
ich bin nie sexuell missbraucht worden, oder geschlagen worden. Aber das Gefühl nach all diesen Jahren der Konsequenzen für etwas, was ich nie verursacht habe - als zusätzliche Belastung angezeigt zu werden bei Therapie und in der Familie, damit die Illusion der Scheinwelt des Alkoholikers aufrecht erhalten bleibt und man nicht selber wie die Kinder in die schreckliche Klink muss....

Ganz ehrlich, obwohl ich aus ethischen Gründen, friedlichem und menschenliebender Natur und ratoinaler Komlplettüberzeugung nie einem anderen Menschen...also da muss ich noch nicht mal was zu sagen...hat mich das einiges begreifen lassen, was so manchmal in den Zeitungen steht...:(
 
Moin nochmal

Also dem Punkt mit dem alles auf die Schnelle und unter Zeitdruck.. Das ist bei mir kein bisschen anders.

Was auch immer ich gemacht habe. Es musste schnell und gründlich sein. Die eigenen Ansprüche und Erwartungen sind so hoch, dass man keinen Fehler machen darf, weil einen ein solcher nur ins Loch ziehen würde. Es gab etwas zu tun? Na dann machen wir halt eine Nachtschicht den Tag durch und noch eine Nachtschicht.. Es musste etwas in der Region erledigt werden, wo ich herkomme? Na dann nehme ich mir doch gleich mal 2 Tage frei, um dort mehrere Hunder Kilometer zurück zu legen. 2 Std. werden da verbracht, dann hab ich eine Std. dahin zukommen. Dann habe ich bis dann und dann Zeit das und das zu erledigen. Dann muss ich dann und dann da sein. Und dann wird hier spontan noch etwas dazwischen geschoben, weil man ja niemandem etwas ausschlagen will.. Ach ja und dann sollte man hier noch das und dort das machen.
Niemand fragt, wie es einem geht. Nichtmal man selber, denn man schafft es ja. Und es geht einem ja gut..

Klar, es funktioniert, aber der Preis den man dafür zahlt ist hoch..

Ich bin aus meiner ursprünglichen Heimat weggezogen, um mit dem ganzen, was du z.B. beschreibst abschliessen zu können. Und das mit dem Erfolg mit einer "Partnerin" zusammen zu leben, die mich bis aufs allerletzte ausnimmt. Mir meine Chancen auf ein Studium nimmt, mein Leben was grad in geordnete Bahnen hätte laufen sollen in Trümmer legt... Das habe ich dann 2 Jahre fast mitgemacht, bis mitte letzten Jahres.. Das Ende war, dass ich noch viel mehr als vorher Arbeite.. Nichts unter 230 Std. ging. Die Arbeit das einzige war, wo ich noch wusste, dass ich es kann. An der Gitarre hab ich in den 2 Jahren weniger dazugelernt als im ersten halben Jahr.. Ich war mehr als unzufrieden mit mir.

Danach sah ich mich fast noch tiefer als in der Phase bevor ich nach Hamburg kam, aber schon 3 Jahre allein wohnte (mit 18!)

Was mir an dem Punkt geholfen hat war eine sehr gute Freundin. Sie war jeden Tag da, hat mir jeden Tag zugehört, mich jeden Tag auf's neue bestärkt. Und wenn sie 10 mal am Tag das selbe von mir hören musste. Es war kein Problem. Sie war die Sonne und ich die Regenwolke - wenn man es sinnbildlich darstellen will. Es kamen immer wieder Gewitter.. Aber im Laufe der nächsten 8 Monate sollte der Regen verdunsten. Und wenn es ihr schlecht ging, war ich sofort für sie da.. So hatte ich bei ihr feststellen dürfen, dass ich doch etwas bewirken kann. Was viel zu meiner "Genesung" beigetragen hat. Und so geschah es:
Meine Einstellung hat sich geändert. Es gab langsam aber sicher für mich nur noch sie.. Und nicht zuletzt meine Oma und Vater, welche leider beide schon seit Jahren verstorben sind. Aber ich weiss, dass sie da sind. Das sind die letzten Menschen meiner Familie, denen ich etwas bedeute, die mir etwas bedeuten und auf die ich stolz bin. Sie sollen es auch auf mich sein. Jedesmal, wenn ich am Grab bin oder an sie denke, denke ich daran, was sie zu meinem Hier und Jetzt sagen würden... Dies hilft mir meine Situation immer wieder als neutraler außenstehender zu betrachten.. Somit sah ich auch immer wieder, dass ich auf keinem schlechten Weg bin und was ich erreicht habe.

Diese Freundin konnte mich zu etwas überreden, was ich auch dir ans Herz legen will:
Was es auch kostet, nimm dir ein paar Tage und wenn es wie bei mir nur 5 Tage sind.. Nimm dir die Tage, fahr/flieg weg. Weit weg, irgendwohin, wo dich nichts an daheim erinnert. Oder in eine Gegend, welche dich vom Hören/Sagen schon lange reizt. Bei mir war dies Österreich.. Also bin ich nach Österreich geflogen, wohnte in einer Pension mit Blick auf die Berge.. Noch bis zum Abflug habe ich alles so schnell wie möglich gemacht, nur Stress gehabt und mir keine ruhige Sekunde gegönnt.
In Österreich war ich wie verwandelt. Die Ruhe, die Berge, die Aussicht. Jeden Morgen ein Frühstück. Die Nächte endlich gut schlafen. Jeden Tag tolle Leute kennengelernt.. Aber das wichtigste war RUHE! Ich war mit einem mal so unglaublich ausgeglichen und entspannt, dass ich wusste, es es einem wert sein sollte.

Natürlich folgten daraufhin auch wieder Zeiten, in denen man sich genauso viel Stress wie vorher macht, weil noch einige Sachen anstanden, was im Januar in Zusammenbrüchen inkl. Bewusstlosigkeit endete. Mein Blutdruck liegt derzeit im Schnitt bei über 160.. Im Tagesschnitt! Ich muss schon 7 Std liegen, damit er im Bereich von 120-130 ankommt.
Aber wie auch das Ende Januar vorbei war, wusste ich, dass ich mir NIE wieder so einen Stress machen werde. Viele sind der Überzeugung ich mache immer noch zu viel, aber für mich ist es mittlerweile alles "entspannt". Ich kann mich auf mich konzentrieren. Mich in meinem Tempo entwickeln. In meinem Tempo Gitarre spielen. Endlich auch mal ruhigen Gewissens an langsame Stücke herangehen ohne mir selbst davonrennen zu wollen..

Also gönne dir ein paar Tage, nehm dir etwas Zeit. Und wenn du auch nach Österreich fährst, was übrigens wirklich nicht teuer ist, dank der ganzen billig-Airlines. Mich hat es zusammen etwas mehr als 200 Euro inkl. Unterkunft gekostet.
Und wichtig ist, dass du in dieser Zeit Laptop oder wo du sonst viel dran bist und auch den Bass daheim lässt. Du sollst Ruhe haben. Nichts soll dort sein, was dich zu sehr fordert. Wo man sich zu sehr konzentrieren muss..


Was es mir gebracht hat?!
Ich bin innerlich um ein vielfaches ruhiger geworden. Kann nahezu das selbe leisten, aber mit deutlich weniger Stress und gesundheitlichen Einbußen. Mein Selbstbewusstsein ist von 0 auf joa.. eigentlich ganz ok gestiegen. Zeitweise ist es sogar so weit oben, dass ich mir denke "Du kannst alles, wenn du nur willst! Und du willst es" Ich sehe jeden Tag, jedes Ereignis als Kampf und Hürde an, doch umso besser ich diese/n genommen habe, umso stärker gehe ich draus hervor. Und ich mache mir nichts mehr aus anderen Menschen, die was erwarten aber selber nichts leisten.. Ich konzentriere mich auf mich und die paar wenigen wahren Freunde.

Und genau das solltest du dir auch zum Ziel setzen!

Die beste Therapie in dem Falle steckt in einem, wenn man es nur einsieht und einen Punkt findet, um damit zu beginnen. Und natürlich muss man sich dann von manchen Sachen abgrenzen und einsehen, dass man nicht alles und jedem helfen kann, da man sich dem selbst ansonsten zu sehr annimmt. Aber bei den Menschen, die einem wirklich wichtig sind, macht man es nach wie vor gern.


Gruß
Schwarzer
 
Samuel :):

schon mal cool, dass Du in der Lage bist, andere zu sehen, obwohl es selber schlecht geht. Das finde ich ganz wichtig und zu repsektieren, wenn man sich auf dem Weg zur Besserung befindet.

Deine geschichte klingt sehr nach einem Freund von mir, der auch seinen Vater verloren hat...
und nach mir, wenn ich eins kenne und hasse, dann Müllberge, Konzentrationsschwierigkeiten und das gefühl des anhaltenden Scheiterns. Das habe ich zur Zeit Gottseidank nicht...aber hatte es lang genug.

Ich habe genau daran gestern abend gedacht: bei all dem Druck und der Zielsetzerei: wo ist eigentlich meine Freude am instrument und der Musik geblieben? Immer dann, wenn ich auf der Bühne oder auf einer Probe erfolgreich bin, kommt mein unterdrücktes Ego hoch und versaut mir den Moment. Danach bin ich natürlich leer, weil das wesentliche dabei auf der Strecke geblieben ist. Der Moment, Genuss der Klänge und Rythmen und der Freude am schaffen. Ehrlich gesagt: in den Momenten, wo ich mich selber vergesse, spiele ich am besten. Da kann alles einfach fliessen. Die Vorstellung, dass es immer oder öfter so sein könnte, gibt mir Hoffnung und grosse Vorfreude....:)

Da kommt wieder die Langsamkeit ins Spiel. Es gibt doch auch ein Buch..die Entdeckung der Langsamkeit...sollte ich vielleicht mal lesen...

Wie steht`s bei Dir?
Hast du noch spass am spielen, hilft dir das momentan?

Tja, die "Entdeckung der Langsamkeit". Ich habe das Buch nicht gelesen, nur davon gehört....aber der Titel klingt als hätte ein Wissenschaftler einer Abhandlung über mich geschrieben da ich in allem was ich tue super langsam bin...ich bin quasi das Dreifingerfaultier* unter den Humanoiden.
Das ist auch einer der Gründe weshalb ich Probleme mit dem Älter- bzw Erwachsen-werden habe: Meine gesamte Entwicklung (abgesehen von der körperlichen) ist ziemlich retardiert, ich kann also mit voller Berechtigung sagen: I'm a retard!:D:redface::(

Um mal auf das Musikalische zu kommen (das Psychische möchte ich an dieser Stelle erst mal bei der oberflächlichen Andeutung belassen, für einen allzu tiefen Einblick in den fäkalen Marianengraben meiner Seele fühle ich mich zZt zu unsicher):

Ich spiele seit ich 15 oder 16 bin Gitarre, also schon eine ganze Weile...auch wenn ich zwischendrin mehrere Jahre kaum gespielt habe. In den ersten Jahren hatte ich das Verlangen später als Gitarrist mein Geld zu verdienen, dieses Verlangen habe ich aber schon im Entstehen unterdrückt und als unreife Idee verworfen...schließlich ist Musiker ja kein richtiger Beruf, nicht wahr?:rolleyes: Hinzu kam, dass ich damals das Gefühl hatte, dass ich zu spät mit dem Gitarre spielen angefangen hatte um noch richtig gut zu werden...zumal ich, und das stellte sich bald im Gitarrenunterricht heraus, alles andere als ein "fast-learner" war/bin...Dreifingerfaultier eben.

Heute, mein halbes Leben später, bereue ich nicht dass ich mich damals gegen den Versuch eine Gitarristenkarriere zu starten entschieden habe. Ich würde es bereuen wenn sich inzwischen offenbart hätte dass ich doch mutiger und weniger spießig bin als damals. Da dem aber nicht so ist bleibt nur das Gefühl einer gewissen Niedergeschlagenheit und Wehmut überkommt mich jedesmal wenn ich in Musikvideos oder auf der Bühne einen Gitarristen sehe der seinen Traum lebt. Das einzige Mal dass ich auf einer Bühne stand war damals mit unserer Abi-Band 1997...ich war nur ein Gitarrist unter vielen in der Band, noch dazu der schlechteste und hatte in Folge dessen auch nur 2 Stücke zu spielen.

Seitdem habe ich mich musikalisch, nun "gar nicht" wäre unwahr, aber doch nur sehr wenig weiterentwickelt. Für eine Band halte ich mich immer noch nicht geeignet. Dennoch macht mir das tägliche Gitarre spielen meistens sehr viel Spass weil ich dann oft für diese ein, zwei Stunden alles um mich herum vergesse. Oft ist es jedoch auch so dass ich die Gitarre nach 10 Minuten frustriert beiseite lege.....und zwar immer dann wenn ich mir bewusst werde (oder einbilde? Realistische Einschätzung ist nicht gerade Spezialgebiet des Depressiven ;) )wie schlecht ich im Vergleich zu anderen spiele und wie alt ich schon bin.

So, jetzt aber genug getextet....ich schreibe bei Interesse (sowohl von Deiner wie von meiner Seite) später weiter. ;)


*Anmerkung: Dreifingerfaultiere gelten als äußerst langsame Lebewesen. Auf dem Boden erreichen sie nur eine Geschwindigkeit von etwa 4m pro Minute.
 
@ schwarzer:

jung, junge, da hat dich der alkikindperfektionismus aber mal hardcore erwischt!!

ich habe mich immer wieder erwischt wie ich zu mir gesagt habe: ach komm. Arbeite nur noch. Das findet jeder gut. Scheiss auf Beziehungen, Freunde, Familie. Solange Du am härtesten arbeitest von allen, kann Dir keiner was. Dann hast Du endlich Ruhe.

Ich hatte garnicht die "Gesundheit" um das zu machen, was du durchlebt hast - aber momentan bin ich aktiv in 10 Formationen, 5 davon regelmässig, das andere gelegentliche Mucken...und letztens habe ich ein Musikfestival mit 23 Musikern wo ich überall migespielt habe in drei tagen komplett organisiert. Da ist einigen die Kinnlade runtergefallen und es hat mir diesen kleinen schalter umgelegt, warum ich jetzt hier schreiben kann. Da habe ich nämlich mal die Hirnleistung, die man braucht, um viertelstündliche Eifersuchts- und Leidensphantasien intensivster Natur und psychotische Konstrukte zu errichten und wieder abzubauen mal in die REALITÄT einfliessen lassen.
Seitdem weiss ich, dass ich da Muskeln trainiert habe, als ich unfähig in der Klinik lag, als ich mich hab anbrüllen lassen, weil ich nur noch schlafen wollte, als alle gesagt haben "du denkst zuviel nach"

Ich will damit auf keinen Fall gutheissen, was Du da erlebt hast. Das wo Du jetzt bist, das ist so grossartig und so wunderbar, DAS ist die wirkliche Leistung und das macht deine Freundin, deine Oma und deinen Vater erst wirklich glücklich, aber vor allem Dich! Das ist das Fundament.

Tiefsten Respekt, wie Du/ihr das geschafft habt alleine/gemeinsam.

Ich ziehe bald um, und habe kein Geld für Urlaub, aber meine Vormieterin hat mir zugesichert, es wäre dort wie welcher - und ich freue mich drauf. Stille, keine Überraschungsdramen mitten in der Nacht, nicht dieser Film von Leid über allem.

Natürlich habe ich fast schon jeden eingeladen, mich da zu besuchen, es sollen doch alle sehen, wie guuuts mir geht.
Vollidioit. Ich werde das machen, aber in mir rechten Portionen und vor allem frühestens einen Monat nach Einzug, wenn nicht zwei. nach zehn jahren. Urlaub. Wenn auch im Alltag integriert.

Ich wünsche mir sehr, dass sich mein Perfektionismus und Leistungswahn (der sich auch in totaler regeungslosigkeit geäussert hat, erschlagen von dem, was man leisten könnte, während ich als fauler sack angeschrien wurde - was für ein unproduktiver scheiss ;)) - abklingen, und meine Freude und wirkliche Leistungen für mich wieder real und friedlich werden.

Schwarzer, Danke für den Blick hinters Gewitter!!!:)



@ samuel


mein erster Eindruck:

Wenn ich nicht wüsste, das dus nicht bist, würde ich sagen du bist der Kollege von mir. Dieselbe Selbstverachtung, die selbe Intelligenz intelligente Ausdrucksweise, dasselbe Instrument, dieselbe vermeintliche "Aufgeklärtheit" über den eignen Wert, dieselbe Selbstbehinderung.
Natürlich bist du dein eigener Mensch - aber ich frage mich, ob das bei beiden mit dem Verlust zu tun hat....diesen Eindruck wollte ich dir nur kurz schreiben.

Das schlimme ist bei manchen Depressiven - ihr seid so intelligent, dass man euch nicht zu packen kriegt. Ihr leidet und leidet und verpackt es sehr gut. Das ist grausam euch gegenüber und wieder scheint nur die Härte mit sich die Existenz in der gesellschaft zu rechtfertigen...

Ob Du ein Faultier bist...(bei der Fussnote musste ich schon lachen, mich hat man auch mal so genannt;)) das glaube ich nicht, weder das du retardiert bist. Dann könntest Du Dich nicht so ausdrücken.

Meine Vermutung ist, deine "Schnelligkeit" arbeitet woanders...

Ich bin grad selber hier innerlich am wühlen, auch dank deiner Posts - ob Dir etwas weiterhelfen würde, kann ich gerade nicht so sagen, bin selber am Schwimmen.

Aber dieses versinken in der Musik, da freu ich mich für Dich, das Du das erhalten hast!! - das hatte ich früher einmal. Jetzt wacht das innere Auge stets über fehler, Beoabachtungen anderer, nickender oder nichtnickender Mitmusiker, Appkaus der Zuschauer - natürlich alles leise im Hinterkopf, aber es ist immer da...und stört.

Wer weiss wie`s dem Gitarristen auf der Fernsehbühne wirklich geht...

Ich würde auch meine Entscheidung, Berufsmusiker werden zu wollen, nie bereuen. Aber jedes Mal Spielen, ohne Versinken - immer.

SUCH DIR NE BAND, MANN!!! :):):)
 
übrigens...

ich hatte mal einen Vorgesetzten, der immer ruhiger und langsamer wurde, je mehr die Leute um ihn in Stress gerieten.
Der hat dann auch ganz langsam gesprochen, das konnte manche dann erst recht in die Verzweiflung treiben.

Aber er war der Fels in der Brandung, er war der Verantwortliche - und er ist mir von allen am meisten in errinerung geblieben aus der Zeit.

Langsamkeit ist nicht notwendigerweise eine "Behinderung" - wenn man sie nutzt, glaube ich.

Es gibt in Italien ein Sprichwort, dass eine Studienkollegin mir erzählte:

"Die Schildkröte wird nie eine gute Wüstenrennmaus sein, egal wie sehr sie sich anstrengt.
Aber sie kann eine Schildkröte sein, von der die Wüstenrennmaus nur träumen kann."

Garnicht auf langsam oder schnell bezogen, sondern auf den individuellen Wert jedes einzelnen.

Sogar unser Aussenminister hat einen.
Doch, es ist wahr.
;)
 
Auch wenns quasi off-topic ist: Gestern kam ne Mail, dass das erste Klausurergebnis da sei von den Klausuren die ich letztes Semester geschrieben habe. Ich hab' so nen Bammel davor da hinzugehen und meine Note abzuholen/einzusehen. Weiß nicht was ich machen soll wenn ich da durchgesemmelt bin, weil dann wird's wirklich richtig eng....und das ist erst die erste von drei Klausuren, die anderen Ergebnisse stehen noch aus. :(
 
Auch wenn es nicht hier her passt, es dir in deiner Situation nichts nützt und ich auch weiß, dass dir damit nicht geholfen ist:

Weiß nicht was ich machen soll wenn ich da durchgesemmelt bin, weil dann wird's wirklich richtig eng....

Irgendwas anderes eben. Aufgrund der Posts, die ich in den letzten zwei Jahren hier von dir gelesen habe, halte ich dich für zu ausnahmslos allem befähigt!

Ich bin kein Therapeut, ich habe nur meine Erfahrungen mit dem Gebiet, da ich mich studienbdedingt viel mit dem Thema beschäftigt habe, aber in eine ganz andere Richtung. Aber ich gebe dir mal eine ganz persönliche Einschätzung.

Ich denke, meine Probleme sind gerade nicht krankhafter Natur.

Das denke ich auch. Ich denke dein Umgang mit deinen Problemen ist nicht optimal, und zwar so nicht optimal, dass sie dich massiver im Leben einschränken als sie andere Leute einschränken würden. Die wenigsten psychischen Erkrankungen sind "nur" die Krankheit, die Sammlung an Faktoren macht die Sache erst fies. Der Unterschied zwischen "Krankheit und Faulheit" ist etwas, was es meiner Meinung nach nicht gibt. Ich bin auch faul. Ich habe mir vor 3 Jahren eine neue Spülmaschine gekauft. Die ist etwas niedriger als meine Küche, also habe ich die Blende der Küchenzeile abgenommen und die Maschine da drunter geschoben und sie angeschlossen (Präziserweise hat der Lieferant sie drunter geschoben und angeschlossen). Dazu gab es so Füsschen, man muss die drunterschrauben, den Deckel der Maschine abnehmen und die Blende wieder davor machen. Das ich das mache, darauf warte ich jetzt seit drei Jahren. Deine Krankheit ist nicht die Faulheit und Motivationslosigkeit, sondern es ist die Art, wie du damit umgehst. Ich lache über die dämliche Spülmaschine, irgendwann werde ich das machen. Es belastet mich nicht, es schränkt mich nicht ein und ich zweifele deshalb nicht an mir. Und da muss eine Therapie ansetzen, lerne, deine Faulheit und Motivationslosigkeit zu aktzeptieren und da wo es nötig ist zu überlisten.

Das Verhältnis zu deinen Eltern ist etwas, was sich auch unmöglich in "krank" und "nie gelernt" aufdröseln lässt. Du schreibst es selbst, du bist dein ganzes Leben einen Umgang mit deinen Eltern gewohnt, der keine normale Bindung zulässt. Ist das "krank"? Wohl kaum, aber wie du damit umgehst, dass ist das, was man "psychisch krank" nennen muss. Das klingt unangenehm, hat aber den großen Vorteil, dass man den Grund für die "Ansteckung" relativ deutlich sagen kann, und natürlich, dass es eine Heilung gibt.
Derartiges zeigt sich nicht nur in Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Es ist aber ein sehr gutes Zeichen, wenn du das hinter lassen konntest. Was aber noch keine Lösung ist, ist dich von dich anstrengenden Menschen fernhalten zu müssen. Optimal wäre, es aushalten zu können oder fernbleiben wollen zu können. Dann auch mit der Kraft der Persönlichkeit, sich deswegen nicht schlecht zu fühlen sondern tief in sich zu wissen: "Ich kann nur das, was ich kann" - auch an zu gebender Hilfe.

Ich persönlich bin überhaupt nicht der Meinung, dass du deine Vergangenheit unaufgearbeitet lassen solltest, da es sonst deine Krankheit verstärkt. Das ist eine mir unbekannte Herangehensweise. Aber wie gesagt: Ich habe zwar Psychologie studiert, bin aber kein Therapeut! Daher habe ich eigentlich keine Ahnung....Aber ich würde dir vorschlagen, dich noch mal umzusehen und dir von verschiedenen Therapeuten verschiedene Ansätze vorschlagen zu lassen. Such dir etwas "einfaches", an dem du arbeiten möchtest und fang damit an. Vielleicht damit, dass du auch einfach Bassspielen kannst und alles, was dich belastet und im Leben einschränkt, dort keine Rolle mehr spielt. Dsa kann man gut trennen und du könntest bestimmt lernen, dich deutlicher auf dieses Vergnügen und auf dieses Talent zu konzentrieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey Wilbour -


ich hab mir gerade irgendeinen Infekt eingefangen und hab seit gestern abend Gliederschmerzen in Händen und Füssen, dewegen nur kurz dazu.

In den letzten drei tagen haben sich drei dinge getan, die mir Hoffnung gegeben haben.

Zum einen habe ich eventuell die Möglichkeit, meine Ausbildung zu vollenden durch eine Finanzierungsmöglichkeit des Staates, als Musiker.

Zum zweiten habe ich mich für einen regelmässigen Job als bassist am Wochenende beworben und bin schon am Telefon genommen worden. Bei diesem Job handelt es sich um einen Traum für jeden, der sich mit amerikanischer Musik beschäftigt. Und eine ganz besonderen Traum für mich.

Zum dritten habe ich meiner Mutter gestern die Wahrheit vor Augen gehalten, und zwar meine Wahrheit. als Sohn.
Mir ist es mittlerweile egal, wer oder was schuld an den letzten 30 jahren war. Für mich zählt nur das Jetzt. Jetzt muss sich etwas ändern. Ich habe riesenchancen, bald eine Traumwohnung und ich kann nicht mehr zulassen, dass dieses Gefühl mich weiter zerstört.
Niemand kann es nachvollziehen, wie es ist, wenn sie reinkommt und betrunken ist. Dieses gefühl hat sich seit Tag 1 nicht geändert. es ist jedesmal, als würde man mir die Gedärme rausreissen und darauf rumtrampeln. ich sammele sie dann mühselig wieder ein, und muss mich dann, im Bett liegend, noch verhöhnen lassen.
Auf die situation angesprochen, kann sie sich an die meisten "Gespräche" nicht erinnern.

Ich kann meine Mutter nicht heilen, und das ist auch nicht mein Job. Aber ich kann die Realität hier zuhause immer und immer wieder nur zusammenführen. Meine Erkrankung bedeutet nicht in der Realität leben zu können.
das da kein Zusammenhang besteht, kann mir keiner Erzählen. Als gestern die Realitäten zusammenkamen, und ich den Missbrauch nicht mehr still geschluckt habe, ging es mir etwas besser.

Ich will das sie die Verantwortung endlich übernimmt.

Ich bin nicht grundsätzlich faul - ich habe mich nur immer schon geweigert, unmögliches auf unmöglicher Basis zu leisten. deswegen habe ich vielleicht bis heute überlebt. Ohne Liebe kommt man im Leben nicht weit.

Was mich angeht, ich muss mich jetzt tierisch zusammenreissen, bald bin ich wieder weg aus diesem Haus. Dann kümmere ich mich um mich, damit diese Ängste aufhören.

Alle paranoia beseite - es gibt tatsächlich Menschen da draussen, die mir gefährlich werden können. Weil ich bisher keinen Wert in mir gefühlt habe und man sich an mir bedienen konnte wie an einem Gratisstand. Mit Zuneigung kann man bei mir alles kaufen, wie ein kleiner Hund.
Wenn ich es nicht bald schaffe, meinem skelett Fleisch zu verleihen, saugen sie mir das mark raus. Ob ich mir das dann nur einbilde, oder ob sies tatsächlich (sinnbildlich) tun - ist dann egal.

Es wird Zeit für EINE Realität.
 
Übrigens, ein kleiner Vergleich, den ich gestern verwendet habe:


jemand gibt mir den Auftrag in einer Stunde 40 pakete zu verladen. ich tue es, aber mit jedem Paket dass ich verlade, stellt mir jemand ein neues hin. der Auftraggeber kommt und sagt: da stehen immer noch die 40 Pakete, sag mal, bist du faul, oder krank? Ich schäme mich und verlade weiter. Immer wieder kommen Leute vorbei und schütteln den Kopf - den kannste vergessen, der kriegt nicht mal ein Paket weg. Ich sage: man stellt mir immer wieder eins hin!! "jaja, immer sind die anderen schuld". irgendwann reichts mir und ich packe denjenigen, der mir die Pakete hinstellt und schmeisse ihn hochkant in die ferne. Jahrelanges Paketeschmeissen hat mich stark gemacht. Ich verlade die 40 Pakete und fange an Bass zu spielen.

MISSBRAUCH? - NICHT MIT MIR.
 
Konzentriere dich auf dich und die Gegenwart.
Für mich zählt nur das Jetzt. Jetzt muss sich etwas ändern.
Das ist auch meine Einstellung - wir leben JETZT. Die Vergangenheit ist vergangen und lässt sich nicht beeinflussen, die Zukunft ist noch nicht da und keiner weiß, wie sie aussieht - wir leben JETZT. Die Gegenwart ist die Zeit, die wir aktiv beeinflussen können, sollen.



Meine Wohnung: ein einziges Chaos, Müllberge etc..
Ich wünschte, man könnte ein Gefühl schreiben, aber man kann nur Bruchstücke übermitteln - wie nach der Frage nach dem Klang einer Gitarre oder nach dem Geschmack eines Essens. "Sind Nudeln drin und es ist salzig" - aber eine genaue geschmackliche Beschreibung? Ebenso mit den Gefühlen.
Dieser Satz hat jedenfalls ein etwas ungutes Gefühl in mir ausgelöst.
Dieses Haus steht auch im Chaos - und es tut schon weh, nie jemanden einladen zu können. Es ist aber auch so, dass ich hier nicht alleine bin und nicht einfach ohne Hilfe der anderen Mitbewohner Ordnung schaffen könnte.
Früher war das ganz schlimm, in den letzten Jahren habe ich zumindest für mich entdeckt, dass ein Aufräumen doch ganz gut kommt - insbesondere doch tatsächlich das Wegschmeißen. Man soll nicht zu sehr an Sachen hängen und wenn man mal angefangen hat, Sachen, die man nicht braucht, wegzuschmeißen - quasi einfach mit dem Besen durchzugehen, dann kann man viel erreichen. Aber irgendwo fängt eben die Privatsphäre der Anderen an.
Sobald ich dafür genügend Geld verdiene, werde ich zusehen, dass ich hier rauskomme und ewrde dann sehen, ob ich eine Ordnung für mich alleine aufrecht erhalten kann - und für die anderen steht dann ein Zimmer mehr zur Verfügung, das evtl. sonstige Platzprobleme löst. Ich werde von mir jedenfalls alles mitnehmen oder, wenn ich es nicht brauche, wegschmeißen und nicht, wie die bisher Ausgezogenen, zurücklassen.

Du bist nicht allein.
Und das in jeglicher Hinsicht.


Es hat damit zu tun, wenn man sich andauernd innerlich bedroht und kurz vor einer Katastrophe fühlt (durchgehend seitdem ich denken kann, 30 Jahre !!!) und sich aber rational bewusst ist, dass man die Kontrolle über sich haben könnte...
OK, das hört sich irgendwie ungesund an. Aber ich glaube, ich kenne das Gefühl zumindest aus kurzzeitiger Sicht.
Da wünsche ich, dass sich das zusammen mit dem Umzug und dem damit hoffentlich verbundenen etwas stressfreieren Alltag etwas löst.
 
Ohne Liebe kommt man im Leben nicht weit.
Das stimmt auf jeden Fall und deswegen will ich auch sagen, dass du auf jeden Fall mit deiner Geschichte einen eigenen Platz in meinem Herzen verdient hast. Nicht aus Mitleid, sonder weil du trotz der Umstände ein besonderer und wunderbarer Mensch geworden zu sein scheinst.

MISSBRAUCH? - NICHT MIT MIR.
:great:
Ich hoffe es geht dir inzwischen viel besser!
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben