Volkslieder - vergessen oder verpönt?

  • Ersteller Effjott
  • Erstellt am
Jeder berühmte Komponist hat Variationen über Volkslieder geschrieben und Schnipsel in seinen Stücken verbraten.
Daher weren Volkslieder niemals sterben:)
Besonders kann ich hier Mozart Klavierstücke empfehlen und Beethoven hat auch sehr lustige Verwurstungen betrieben
 
Völlig richtig, meister hubert!

Und nicht nur die klassischen und romantischen Komponisten - man schaue mal bei Brahms oder Reger, was da an interessanten Volkslieder-Sätzen alles zu hören ist -, auch moderne Komponisten wie P. Hindemith, E. Pepping, A. Schönberg u.a. haben Volkslieder bearbeitet.

Eine höchst interessante CD, auf der das hervorragende Vokalensemble "Singer Pur" sich mit deutschen Volksliedern in allerhand unterschiedlichen Bearbeitungen, zum Teil in jazzigem Gewand, auseinandersetzt:

http://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/art/Singer-Pur-SOS-Save-our-Songs/hnum/5560513
 
etwas jüngere "Volkslieder" hat auch James Last mit seinem typischen "happy sound" versehen und damit wieder "modisch-aktuell" gemacht.

Mir ist da übrigens nochmal was eingefallen. ggf. kennt jemand die Gruppe "Global kryner"? Die machen moderne Popsongs-Covers ABER auf Oberkrainer Musik... Something stupid war ihr "Durchbruch". ist zwar nicht genau das Thema, aber so pflegt man ja auch irgendwie das musikalische Gut vergangener Zeiten. Auf youtube sind einige Videos (die CDs sind aber klanglich nochmal um einiges besser)
 
auch moderne Komponisten wie P. Hindemith, E. Pepping, A. Schönberg u.a. haben Volkslieder bearbeitet.

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Am Samstag war die Komponistenwerkstatt bei mir an der Hochschule. Da hat eine Komponistin ein Stück spielen lassen, das viel Volksliedgut aus Aserbaidschan enthielt.
Schade, dass das bei deutschen Komponisten heutzutage nicht mehr so der Fall ist, aber man sieht, dass es selbst in "ernster Musik" eben immer noch Verwendung finden kann und im Fall dieses Stückes auch noch auf eine höchst gut gemachte Art und Weise.

Ich hab sowas aber schon öfter festgestellt. Auch bei Komponisten, wie Eötvös, Bartok natürlich, Kurtag oder ähnlichen Komponisten aus dem östlichen Bereich finden einige Volksliedmelodien oder Gestiken Eingang in die Musik. Schade, dass das bei der deutschen Neuen Musik nicht mehr so sehr der Fall ist. Liegt vielleicht auch an der Mc Donaldisierung und unserer negativ verhafteten "volkstümlichen Musik". ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich muss diversen Vorrednern zustimmen... Alte Volkslieder treffen den Zeitgeist nicht mehr. Allerdings ists auch voreilig die alten Lieder deswegen totzusagen. Sie verlieren an Aktualität, die, die thematisch nur auf Lebensgewohnheiten zurückgreifen vergehen immer mehr, aber gerade Lieder wie "Die Gedanken sind frei" haben nach wie vor Brisanz, vielleicht in Zukunft noch mehr als "damals".
Zum Zeitgeist zurück: Wenn niemand dafür sorgt, dass kulturell was nachkommt, muss sich niemand wundern, wenn man in ein paar Jahren nur noch auf Kulturimport aus den Staaten und dessen Nachahmer hierzulande angewiesen ist. Aber genau das ist der springende Punkt; Es kommt ja kaum was deutschsprachiges nach, dass genug Substanz hat, sich länger als 1-2 Jahre im Gedächtnis zu halten.
Ich spreche jetzt von der "Popularmusik", unernst wenn mans so nennen will.

Nichts für ungut, LordAbstellhaken aber die "ernste Musik" hat meiner Meinung nach ihren Platz in einer Diskussion über Volksmusik in den letzten 8 Dekaden voller Spekulation und akademischer Selbstbeweihräucherung bis auf wenige Ausnahmen verspielt. Moderne ernste Musik ist dem breiten Volk überhaupt nicht mehr zugänglich.
(Thema McDonaldisierung hast du allerdings meine volle Zustimmung)
 
Nichts für ungut, LordAbstellhaken aber die "ernste Musik" hat meiner Meinung nach ihren Platz in einer Diskussion über Volksmusik in den letzten 8 Dekaden voller Spekulation und akademischer Selbstbeweihräucherung bis auf wenige Ausnahmen verspielt. Moderne ernste Musik ist dem breiten Volk überhaupt nicht mehr zugänglich.
(Thema McDonaldisierung hast du allerdings meine volle Zustimmung)


Du hast Unrecht.
:)
 
Glaub ich weniger. Ich kann das deshalb so sicher sagen, weil ich selbst an der Front bin und mitmische und was mir bis jetzt begegnet ist, zeigt eigentlich, dass es einige Komponisten gibt, die vielem gegenüber aufgeschlossen sind und nicht von vornherein aus Prinzip ablehenen.
Die andere Variante gibt es auch, aber die kommt zumindest bei mir hier nicht so häufig vor.
 
Naja, an der These "Moderne ernste Musik ist dem breiten Volk überhaupt nicht mehr zugänglich" ist schon was dran. Neue Musik legt es ja auch nicht auf eine breite Publikumswirkung an. Und Sir Abstellhaken - sicher gibt es aufgeschlossene Komponisten, aber es ging ja um das "breite Volk".

Es gibt sehr sehr schöne und ergiebige Volkslieder, auch in der Schnittmenge zu Kirchenliedern. Eines meiner Lieblingslieder: "Alle guten Gaben", ein Erntedankchoral, der gleichzeitig festlich wirkt und extrem farbenreiche Harmonik erlaubt - was bildet ein Herbstfest besser ab? Moment - vielleicht die Jazzversion von "Bunt sind schon die Wälder" von http://www.exchange-jazz.de/ (leider nicht als Download erhältlich). Auch ein wunderschönes Volkslied, das durch die improvisatorische Herangehensweise wirkt, als würde der Herbst von den Musikern eigenhändig angemalt.

Harald
 
Das ist ein spaßiges Computerspiel bei dem man Töne treffen muss. Ich verstehe jetzt dein Pamphlet Richtung Castingshows nicht, vor allem weil das mal genau Null damit zu tun hat.

Doch hat es, indirekt. Das kurzweilige Spielchen führt bei so manch einem Verwirrten Teenager/Kid/Drecksblag zu dem Hirngespinst "ich kann Singen". Dem ist aber oftmals nicht so. Weil man das Spiel wunderbar mit emotionslosem Gebrumme zehntausende Punkte entlocken kann. Nur ist bei gutem Singen die Intonation wie beim Gitarre spielen nur die Technik. Wenn du nichts zu sagen hast und kein Gefühl vermitteln kannst/willst, dann hat das wenig mit Singen zu tun. 90% der Leute, die ich bei Singstar hab gewinnen sehen, waren dabei emotional so aufgeladen wie Koalas Bären sind.

Also nene, das ist wie Guitar Hero: Kurzweilig und Party, aber mit der Realität hat das selten was zu tun. Das ist kein Pamphlet sondern eine Beobachtung. Leider ;)


Zu Volksliedern: ich kenne keine. Meine beiden Opas wären glaub ich eher in den Keller gegangen bevor sie gesungen hätten. Ich könnt's mir auch nicht vorstellen, dass die jemals gesungen haben um ehrlich zu sein. Mein Vater kann sehr gut singen - allerdings auch eher Rock/Pop von früher.

Ich persönlich würde hier Zuhause gar nicht singen, weil es mich viel zu sehr anätzt mir nach zwei Tönen sagen zu lassen, es sei zu laut/die Melodie ginge anders (an der Intonation nörgelt mittlerweile immerhin keiner mehr rum :rolleyes:)... obwohl ich der einzige bin, der ein Instrument spielt und aktiv Musik macht.

Daher: Ich weigere mich auch an Weihnachten irgendwelche Weihnachtslieder zu spielen, was auch damit zusammenhängt, dass ich Weihnachten hasse. Aber ich hab das auch vor 4 Jahren, als das noch nicht so extrem war nicht getan.

In der Schule hab ich auch kaum gesungen. Da gab es mehr Musiktheorie und um ehrlich zu sein, macht dieses Rumgequäke von 30 Leuten auch keinen Spaß.

So und letzter Punkt: Ich find die Volkslieder, die hier vom Titel bisher rumschwirrten furchtbar (dank Internet findet man ja auch ohne Opas die Melodien ;) ). Also ich würde meinen Enkeln eher Stairway To Heaven oder Hurt (in Cash's) nahe legen oder sowas in der Art auch fabrizieren. Aber ansonsten...zählt "Erdbeermund" auch als Volkslied? Dann hätt ich doch eines... :gruebel::D
 
Naja, an der These "Moderne ernste Musik ist dem breiten Volk überhaupt nicht mehr zugänglich" ist schon was dran. Neue Musik legt es ja auch nicht auf eine breite Publikumswirkung an.


Das hat Bach auch nicht getan, als er die Kunst der Fuge komponierte.
Aber soll das schon Kriterium sein, der Neuen Musik das Recht abzusprechen Volksliedgut zu verwenden?
Oder ging es im ausschlaggebenden Post einfach nur darum, hauptsache irgendwie seine Abneigung gegenüber Neuer Musik kund zu tun?
 
Doch hat es, indirekt. Das kurzweilige Spielchen führt bei so manch einem Verwirrten Teenager/Kid/Drecksblag zu dem Hirngespinst "ich kann Singen". Dem ist aber oftmals nicht so. Weil man das Spiel wunderbar mit emotionslosem Gebrumme zehntausende Punkte entlocken kann. Nur ist bei gutem Singen die Intonation wie beim Gitarre spielen nur die Technik. Wenn du nichts zu sagen hast und kein Gefühl vermitteln kannst/willst, dann hat das wenig mit Singen zu tun. 90% der Leute, die ich bei Singstar hab gewinnen sehen, waren dabei emotional so aufgeladen wie Koalas Bären sind.
Jo, und jeder der Need for Speed spielt meint dann der nächste große Rennfahrer zu sein und jeder Call of Duty Zocker geht erstmal zu dem Kampftauchern weil er meint dass eine Kampfmaschine wie er nur bei den Spezialeinheiten gut aufgehoben ist.

Du weißt schon dass Computerspiele nur Spiele sind, oder?


Und die Illusion dass man singen könnte wird noch viel mehr bei Karaoke Abenden geschürt, oder bei Lagerfeuer. Aber das ist anscheinend nicht so schlimm...

Also nene, das ist wie Guitar Hero: Kurzweilig und Party, aber mit der Realität hat das selten was zu tun.
Wie gesagt, es ist nur ein Computerspiel, kein Training oder Ersatz, es soll einfach nur Spaß machen.
Und ich glaube das Spiel hat mehr jungen Menschen an Musik und an das Musikmachen ran geführt als alle Musiklehrer an unseren Schulen in den letzten 10 Jahren zusammen.




Egal, mal OT. Irgendwie ist es auch so dass wir hier in Deutschland einfach verdammt "uncooles" Liedgut haben. Ich hatte letztens mal einen sehr alkoholischen Abend in der Nähe vom Studentenwohnheim wo Leute dabei waren aus vielen verschiedenen Ländern. Wenn zum Beispiel jemand aus Irland besoffen eine Gitarre in die Hand nimmt ist das Ergebnis einfach ein ganz anderes als wenn man zusammen "an einem schönen Grunde" trällert. Nicht umsonst gibt es Bands die da noch eben eine verzerrte Gitarre mit drunter legen und in ausverkauften Clubs tourt.
Woran liegt das? Wurde hier damals zu wenig gefeiert als man das Zeug geschrieben hat?
 
Jo, und jeder der Need for Speed spielt meint dann der nächste große Rennfahrer zu sein und jeder Call of Duty Zocker geht erstmal zu dem Kampftauchern weil er meint dass eine Kampfmaschine wie er nur bei den Spezialeinheiten gut aufgehoben ist.

Du weißt schon dass Computerspiele nur Spiele sind, oder?

Ich ja. Aber bei Need for Speed rennt eben keiner rum und behauptet er könne Rennen fahren (zumindest keine Mehrheit). Bei Singstar ist das was anderes. Da rennen wirklich Dutzende Leute aus dem Wohnzimmer direkt zum Bohlen, weil sie ein paar Tausend Punkte bei Singstar hatten. Das ist kein Witz. Ich zocke auch RPGs und kann nicht Zaubern oder glaube es zu können. Nur ist Singstar da eben ein Sonderfall. Und es ist leider eben nicht wie andere Spiele "nicht für voll genommen."

Ich kenne sogar genug Leute, die eben über andere sagen "die kann voll gut singen, die hatte bei Singstar X-Tausend Punkte!" und was war? Nix war, bestenfalls in staccato getroffene Töne.

Das Spiel an sich find ich ja nichtmal schlecht, im Gegenteil. Es ist nur wirklich ein spezielles Phänomen bei diesem Spiel, dass die Leute durch die Punkte glauben, sie könnten singen. Bei Karaoke sagt dir das Publikum nachher wie gut du warst und kein Punktebalken. Und man hört sich besser - imho.

Mir macht's Spaß - meistens.

Und ich glaube das Spiel hat mehr jungen Menschen an Musik und an das Musikmachen ran geführt als alle Musiklehrer an unseren Schulen in den letzten 10 Jahren zusammen.

+1 da muss ich zustimmen. Wenngleich eben Singstar, in meinem Freundes-, Bekannten- und Bekanntenbekanntenkreis sehr häufig zu der Illusion führt, Singen zu können. Und nach zwei drei Demonstrationen ihrer Fähigkeiten ohne Singstar hören die auch wieder auf. Kann natürlich sein, dass du niemanden kennst, der/die nach ein paar "Erfolgen" bei Singstar behauptet Singen zu können. Ich kenne eben reihenweise Leute, die danach sogar zum bohlen gerannt sind und noch nichtmal diese Vorvorrunden gepackt haben.

Allerdings sind auch ein paar Leute dabei, die eben sonst nie gesungen hätten. Oder zwei Guitar Heros, die jetzt gerade ne echte Band gründen. Trotzdem - Singstar verführt meiner Erfahrung nach am ehesten zur Behauptung "ich kann singen" - obwohl die Leute es nicht können.


Egal, mal OT. Irgendwie ist es auch so dass wir hier in Deutschland einfach verdammt "uncooles" Liedgut haben. Ich hatte letztens mal einen sehr alkoholischen Abend in der Nähe vom Studentenwohnheim wo Leute dabei waren aus vielen verschiedenen Ländern. Wenn zum Beispiel jemand aus Irland besoffen eine Gitarre in die Hand nimmt ist das Ergebnis einfach ein ganz anderes als wenn man zusammen "an einem schönen Grunde" trällert. Nicht umsonst gibt es Bands die da noch eben eine verzerrte Gitarre mit drunter legen und in ausverkauften Clubs tourt.
Woran liegt das? Wurde hier damals zu wenig gefeiert als man das Zeug geschrieben hat?

An einem schönen Grunde erinnert mich gerade an Rainald Grebe - den kann man auch gut darbringen als "Volkslied". Also seine Sachen. Die kennen auch viele ;)

Und wo wir gerade bei irischer Musik sind: Die ist von Haus aus abwechslungsreicher. Besetzung, Dynamik - das geht in alle Richtung himmelweit auseinander. Von den deutschen kenne ich nur ein Tempo - getragen.
 
Und wo wir gerade bei irischer Musik sind: Die ist von Haus aus abwechslungsreicher. Besetzung, Dynamik - das geht in alle Richtung himmelweit auseinander. Von den deutschen kenne ich nur ein Tempo - getragen.
Das ist genau das was ich meine.
Ein Ire mit einer Fiddel oder einer Gitarre, das geht einfach höllisch ab und das macht auch Spaß zu spielen. Auch spanisches Volksliedgut was ein bisschen weniger vom Vollsuff geprägt ist als die irische Variante macht einfach Laune.

Ich würde behaupten, es wird hier in Deutschland mehr Volksliedgut anderer Länder (Irish Folk, Country usw.) gespielt als das eigene. Das könnte durchaus an unserem Liedgut hier liegen.
 
Aber soll das schon Kriterium sein, der Neuen Musik das Recht abzusprechen Volksliedgut zu verwenden?

Moment, Moment. Das habe ich mit keiner Silbe getan. Mein Standpunkt war lediglich, das die Neue Musik in einer Diskussion über Volksmusik keine Relevanz hat, da sie als "Kunstmusik" konzipiert wurde, so wie ein Kunstlied eben ein Kunstlied ist und kein Volkslied.
Ums jetzt diplomatischer auszudrücken.
Und falls du deinen letzten Post auf mich bezogen hast, ist meine Abneigung gegen Neue Musik hier nicht von Belang. Ganz normaler Themenbeitrag ohne provokative Absicht.

Ihr könnt gerne Volkslieder verarbeiten, so viele ihr wollt. Sind doch Volkslieder ^^
 
Für Diskussionen über Neue Musik gibt es ein eigenes UFO ;).
 
Ist mir klar. Aber hier scheint auch irgendwie eine Diskussion über Singstar und dergleichen Spielerei losgetreten worden zu sein, bei der mir auch rätselhaft ist, was sie mit Volksliedern zu tun hat.

Um das Thema wieder in die richtige Richtung zu lenken:
Ich finde es extrem schade, dass die volkstümliche Musik, genauer gesagt der volkstümliche Schlager so ein schlechtes Licht auf unser Volksliedgut wirft.
Aber wir Deutschen scheinen auch ein sehr verkopftes und immer intelektueller werdendes Volk zu sein.
Wie gesagt mein Hinweis: Man siehe sich die Komponisten unserer Zeit aus östlicheren Bereichen an:
Eötvös, Bartok, Kurtag, Kodaly, Janacek, Dvorak, Janacek, dann die Chinesen.
Ich hatte das Glück das Werk einer chinesischen Komponistin zu hören.
Der Volksmusikanteil war darin so natürlich, dass er nicht wegzudenken gewesen wäre.
Man könnte mal versuchen zu schauen, wie andere Völker im einzelnen mit ihrer Volksmusik genau umgehen und dann genau vergleichen, was unterscheidet unsere Einstellung, von deren Einstellung.
Dabei fällt mir der Tango und die argentinische Volksmusik ein: Die wird hier immer populärer, dort ist sie einfach ein Standard, warum geht das bei uns nicht auch?
Und "Temperament" in der Musik lass ich nicht als Kriterium zu ;)
 
Neue Musik legt es ja auch nicht auf eine breite Publikumswirkung an.
Das hat Bach auch nicht getan, als er die Kunst der Fuge komponierte. Aber soll das schon Kriterium sein, der Neuen Musik das Recht abzusprechen Volksliedgut zu verwenden?

Nein, jeder hat natürlich das Recht, zu übernehmen und zu bearbeiten, wie er möchte. So wie ich das sehe, ging es Moai69 auch nicht um das Absprechen von Rechten.

Oder ging es im ausschlaggebenden Post einfach nur darum, hauptsache irgendwie seine Abneigung gegenüber Neuer Musik kund zu tun?

Vermutlich. Die fragliche Passage...

[...]die "ernste Musik" hat meiner Meinung nach ihren Platz in einer Diskussion über Volksmusik in den letzten 8 Dekaden voller Spekulation und akademischer Selbstbeweihräucherung bis auf wenige Ausnahmen verspielt. Moderne ernste Musik ist dem breiten Volk überhaupt nicht mehr zugänglich.

...läuft ja eher darauf hinaus, daß in einer Volksmusik-Diskussion jede Epoche bzw. jeder Musikstil einen Platz habe, der verspielt werden könne. Das ist mit Sicherheit nicht haltbar. Übrig bleibt der Verdruß über Neue Musik, den ich auch von anderer Seite (Schüler) oft erlebe.

Harald
 
...läuft ja eher darauf hinaus, daß in einer Volksmusik-Diskussion jede Epoche bzw. jeder Musikstil einen Platz habe, der verspielt werden könne. Das ist mit Sicherheit nicht haltbar. Übrig bleibt der Verdruß über Neue Musik, den ich auch von anderer Seite (Schüler) oft erlebe.

Harald

Ich habe den unangenehmen Eindruck, dass wir uns im Ansatz missverstehen.
Die Geschichte mit dem Verdruss habe ich schon im vorherigen Post zu klären versucht, aber um wieder mal zum Thema zurückzukommen...

Lord Abstellhakens Vergleich mit der Lateinamerikanischen Musik ist ziemlich interessant.
Und nein, das Temperament ist keine Begründung. Ich glaube, das Problem liegt im Lebensgefühl. Und jetzt nicht am täglichen. Das Problem ist. Was ist ein deutsches Lebensgefühl? Gibts das in der Jugend, zu der ich schließlich auch gehöre? Unter den meisten Leuten nicht. Und ums klarzustellen gehts mir jetzt nicht um krasse Deutschtümelei. Aber erklär mal einem 15-20 Jährigem, dass noch irgendeine Form von Energie in diesem Land steckt, die dem schnellen, urbanen, meist cocacolisierten Lebensstil vorzuziehen ist. Diese Energie/Stimmung wäre dann nämlich das, was in Volksliedern ausgedrückt wird.
(Von daher kann man dann auch den Musikantenstadl o.ä. in die Tonne kloppen, da energetisch ja nicht als Abfall)
 
Ich glaube, das Problem liegt im Lebensgefühl. Und jetzt nicht am täglichen. Das Problem ist. Was ist ein deutsches Lebensgefühl? Gibts das in der Jugend, zu der ich schließlich auch gehöre? Unter den meisten Leuten nicht. Und ums klarzustellen gehts mir jetzt nicht um krasse Deutschtümelei. Aber erklär mal einem 15-20 Jährigem, dass noch irgendeine Form von Energie in diesem Land steckt, die dem schnellen, urbanen, meist cocacolisierten Lebensstil vorzuziehen ist. Diese Energie/Stimmung wäre dann nämlich das, was in Volksliedern ausgedrückt wird.

Natürlich hast Du Recht damit, wenn Du schreibst, dass heute Jugendliche in Deutschland völlig anders aufwachsen und sozialisiert werden als vor 100 oder 200 Jahren.
Und dass sich das auswirkt auf das reale Leben, sowohl materiell als auch auf die Herausbildung des Lebensgefühls und der damit verbundenen Emotionen, kann keiner ernsthaft bestreiten. Das ist aber in unserer heutigen globalen Welt mMn in allen westlichen Ländern nicht wesentlich anders.
Ich halte dabei auch ein typisch deutsches Lebensgefühl, das nach Vereinigung oder "Deutschtum" ruft, für längst überholt und überflüssig, denn wir leben nicht mehr in der Zeit des Vormärz, als dieses berechtigte Bestrebungen waren.

Allerdings gibt es Stoffe und Themen in den Volksliedern, die damals wie heute aktuell waren und sind und die so voller menschlicher Emotionen stecken, dass sie geradezu nach Energie und Antrieb schreien. Themen wie Freiheit, Trauer, Liebe sind nach wie vor existenziell für alle Menschen, egal welchen Alters.

Nur die Art und Weise, wie man zu verschiedenen Zeiten diese Stoffe musikalisch ausdrückt, sind naturgemäß unterschiedlich. Daher kann man auch nicht ernsthaft erwarten, dass heute Volkslieder in der "Machart" neu entstehen wie vor 200 Jahren.

Dass aber Musiker, egal ob aus der "klassischen" oder der "populären" Musikszene, Volkslieder bearbeiten, verarbeiten, sich eigene Versionen "basteln", sich von bestimmten Liedern inspirieren lassen, das gibt es auch heute noch, wie in einigen Beiträgen vorher bereits geschrieben wurde.
Mag sein, dass das in anderen Ländern wie Irland oder Spanien häufiger der Fall ist und dass da diesbezüglich bestimmte Traditionen lebendiger sind als in unserem Land, aber tot sind deswegen die Volkslieder unseres Landes für mich nicht.
 

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