DerOnkel
HCA Elektronik Saiteninstrumente
Da es doch schon einige Leute gibt, die sich abseits vom Standard "Epiphone" und "Ibanez", für eine Aria Pro II Cardinal entschieden haben und auch noch das Glück hatten, eine zu ergattern, möchte ich an dieser Stelle ein wenig über diese hervorragenden Instrumente schreiben.
Überblick
Die Instrumente der "Cardinal Sound"-Serie wurden für Arai unter dem Label "Aria Pro II" von 1981 bis 1983 in der Matsumoku-Fabrik in Japan gefertigt. Die ursprüngliche Serie umfasste die Modelle CS-200, CS-250, CS-300, CS-350 und CS-400. Während die CS-200 und CS-300 nur mit einem Humbucker ausgerüstet waren, war der Großteil der Serie eine normale HH-Konfiguration. Zusätzlich verfügten diese Modelle über einen Out-of-Phase-Schalter und einen Coil-Split, der die Umschaltung beider Humbucker in den Single-Coil-Modus erlaubte.
Ab 1982 gab es dann einige Spezialmodelle, wie die CS-400 BG aus der Serie "Black and Gold", die CS-Custom und die CS-Deluxe, die insgesamt bis 1985 produziert wurden.
Die normalen Modelle hatten einen Korpus aus Esche und einen geschraubten Ahornhals mit Griffbrett aus Palisander. Die CS-400 und die CS-Custom verfügten über einen eingeleimten Hals, der bei der Custom sogar dreiteilig ausgeführt war. Alle auf der CS-400 basierenden Modelle hatten eine gewölbte Korpusoberfläche. Bei der CS-400 BG bestand der Korpus allerdings nicht aus Esche, sondern aus Erle. Die CS-Custom verfügte als einziges Instrument über ein Vibrato.
Als Tonabnehmer kamen die "Protomatic-IV"- und ab der CS-350 die "Protomatic-V"-Humbucker zum Einsatz, die entgegen vielen anderen Pickups nicht mit einem AlNiCo-, sondern mit einem keramischen Magneten versehen waren.
Von links nach rechts: CS-200, CS-250, CS-350, CS-400, CS-Custom und CS-400 BG.
Die Qualität der Hölzer und die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben. Matsumoku war bekannt, für seine hohen Qualitätsstandards. Preislich waren diese Instrumente seinerzeit zwischen 800 und 2000 DM angesiedelt (für die jüngeren unter uns: 409 bis 1025 Euro). Arai besetzte mit dieser Serie das mittlere bis obere Preissegemt und trat damit in unmittelbare Konkurenz zur SG und Les Paul, die freilich deutlich teurer waren. Aufgund ihrer zusätzlichen Schalter waren die Cardinals auch noch klanglich wesentlich flexibler.
Verdrahtungsplan (WiDi)
Die CS-200 und die CS-300 bilden in der Cardinal-Serie eine Ausnahme, da sie nur jeweils über einen Tonabnehmer verfügen. Es werden logarithmische Potis mit einem Widerstand von 500kOhm und Kondensatoren mit 22nF eingesetzt. Hier das E-Fach einer solchen Cardinal:
Das E-Fach einer CS-200
Der einzige Humbucker der Gitarre kann mit Hilfe eines Minischalters auf Single-Coil umgestellt werden. Da die Schaltung mit einem Lautstärkeeinsteller und einer Tonblende zu den einfachsten Varianten gehört, läßt sich aus diesem Bild sehr leicht ein WiDi generieren. Hier ist es:
Das WiDi einer CS-200
Alle Cardinals in HH-Konfiguration haben im Grunde genommen die gleiche Schaltung. Es werden logarithmische Potis mit einem Widerstand von 500kOhm und Kondensatoren mit 22nF eingesetzt. Das es trotzdem noch Unterschiede in der Realisierung gibt, mag dann doch ein wenig verwundern. Hier zunächst ein Blick in das E-Fach einer CS-250:
Das E-Fach einer CS-250
Es fällt auf, daß relativ wenig Drähte verwendet wurden. Dafür sitzen Schalter und Potis auf einer Metallplatte, die als gemeinsame Masse benutzt wird und gleichzeitig als Abschirmung dient. Ob das Resultat besser ist, als eine herkömmlich Verdrahtung, mag bezweifelt werden.
Der Out-of-Phase-Schalter ist mit einer kleinen Platine versehen, welche die Verdrahtung bei der Montage vereinfachen soll. Dieser Schalter wird so in allen HH-Cardinals verwendet.
Ausgehend von dem Foto kann man das folgende WiDi erstellen:
Das WiDi einer CS-250
Hier wird auch deutlich, daß es die Tonabnehmer in zwei verschiedenen Versionen gibt. Aufgrund des Out-of-Phase-Schalters verfügt der Bridge-Pickup über einen symmetrischen Anschluß. Somit wird sichergestellt, daß eventuell eindringende Störsignale nicht auf den "heißen" Draht gelangen können.
Die CS-400 hat eine etwas andere Verdrahtung:
Das E-Fach einer CS-400
Es fehlt die Metallplatte! Anscheinend war die abschirmende Wirkung der Platte wohl doch nicht so gut oder die Platte zu teuer. Die CS-400 hat daher wieder eine klassische Verdrahtung, den sogenannten "Drahtverhau":
Das WiDi einer CS-400
Im Internet kursieren andere WiDi's, für die Cardinals, die ich nach meinen jetzigen Erkenntnissen als falsch oder zumindest ungenau bezeichnen muß.
Tonabnehmer
Ab der CS-350 werden die sogenannten "Protomatic-V"-Humbucker verwendet. Ich habe mittlerweile 5 dieser Tonabnehmer zur Verfügung, von denen ich von dreien die Daten im Labor ermittelt habe. Als Mittelwert ergibt sich:
R=11,48kOhm,
L=6,36H und
C=61,07pF
für den Betrieb als Humbucker. Die Abweichungen sind vernachlässigbar klein. Das spricht für eine maschinelle Serienproduktion der Tonabnehmer und ist ein deutlicher Hinweis auf die Qualität der Produktion.
Mit diesen Werten kann man eine normale Gitarre mit 500kOhm-Potis und 7 Meter Kabel simulieren. Es ergibt sich folgende Übertragungscharakteristik:
Amplitudengang der Protomatic-V-Humbucker
Die Resonanzfrequenz liegt zwischen 2,2 und 2,3kHz mit einer Ausprägung von gut 4,7dB. Damit entsprechen diese Tonabnehmer klanglich einem sehr hellen PAF (siehe Guitar-Letter II).
Die beiden einzelnen Spulen weisen eine gewisse Unsymmterie auf, die aber in erster Linie auf die Kapazität zurückzuführen ist. Die Abweichung der Induktivität beträgt rund 5%. Hier haben wir also auch eine Art "Burstbucker-Effekt" vorliegen.
Aufgrund der vorliegenden Übertragungscharakteristik kann man mit Fug und Recht behaupten, daß diese Tonabnehmer speziell auf Rock-Sounds optimiert wurden. Der schon recht große Gleichstromwiderstand weist auf eine größere Windungszahl hin und tatsächlich sind die Protomatic-V kleine "Schreihälse", welche die Cardinal zum Gain-Monster mutieren lassen können.
Schaltet man den Tonabnehmer jedoch als Single-Coil, so ergibt sich eine Resonanz von gut 3,4kHz/8,2dB, was einem "Fender Custom '54 Strat Pickup (Bridge)" entspricht. Aufgrund der vorliegenden Korpuskonstruktion kann die Cardinal dann schon recht "stratig" klingen! Das letzte Tüpfelchen auf dem "I" fehlt natürlich, da die Position der Tonabnehmer von denen der Strat abweicht.
Unter dem Strich kann man jedoch sagen, daß eine Cardinal eine sehr große klangliche Flexibilität bietet, welche eine SG oder Paula im Normalfall nicht zu liefern in der Lage ist. Auch die Out-of-Phase-Sounds sind gut zu brauchen und klingen ein wenig nach Brian May.
Wie eine Cardinal klingen kann, habe ich unlängst mit einem kleinen Demo meiner CS-400 BG dargelegt. Es ist hier als MP3-Datei verfügbar.
Achtung Modembenutzer: Das Demo ist 1,6MByte groß. Der Download kann also etwas dauern.
Der erste Take ist eine Live-Aufnahme: Bridge-Pickup als Humbucker mit purem Lead-Channel meines Marschall JCM602.
Der zweite Take zeigt das Neck-Pickup im Single-Coil-Modus. Der JCM wird im Clean-Channel mit vorgeschaltetem Digitech RP-1 benutzt.
Der letzte Take ist ein Ausschnitt aus einer Eigenkomposition. Sie enthält insgesamt 6 Spuren der CS-400.
Die Aussagen amerikanischer Aria-Fans zum Thema Cardinal ist sehr einfach: "I simply love it!"
Ich selber spiele meine CS-400 BG jetzt seit gut 20 Jahren und kann dem nichts hinzufügen!
Ulf
ps: Die Fortsetzung dieses Beitrages findet sich hier.
Überblick
Die Instrumente der "Cardinal Sound"-Serie wurden für Arai unter dem Label "Aria Pro II" von 1981 bis 1983 in der Matsumoku-Fabrik in Japan gefertigt. Die ursprüngliche Serie umfasste die Modelle CS-200, CS-250, CS-300, CS-350 und CS-400. Während die CS-200 und CS-300 nur mit einem Humbucker ausgerüstet waren, war der Großteil der Serie eine normale HH-Konfiguration. Zusätzlich verfügten diese Modelle über einen Out-of-Phase-Schalter und einen Coil-Split, der die Umschaltung beider Humbucker in den Single-Coil-Modus erlaubte.
Ab 1982 gab es dann einige Spezialmodelle, wie die CS-400 BG aus der Serie "Black and Gold", die CS-Custom und die CS-Deluxe, die insgesamt bis 1985 produziert wurden.
Die normalen Modelle hatten einen Korpus aus Esche und einen geschraubten Ahornhals mit Griffbrett aus Palisander. Die CS-400 und die CS-Custom verfügten über einen eingeleimten Hals, der bei der Custom sogar dreiteilig ausgeführt war. Alle auf der CS-400 basierenden Modelle hatten eine gewölbte Korpusoberfläche. Bei der CS-400 BG bestand der Korpus allerdings nicht aus Esche, sondern aus Erle. Die CS-Custom verfügte als einziges Instrument über ein Vibrato.
Als Tonabnehmer kamen die "Protomatic-IV"- und ab der CS-350 die "Protomatic-V"-Humbucker zum Einsatz, die entgegen vielen anderen Pickups nicht mit einem AlNiCo-, sondern mit einem keramischen Magneten versehen waren.
Von links nach rechts: CS-200, CS-250, CS-350, CS-400, CS-Custom und CS-400 BG.
Die Qualität der Hölzer und die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben. Matsumoku war bekannt, für seine hohen Qualitätsstandards. Preislich waren diese Instrumente seinerzeit zwischen 800 und 2000 DM angesiedelt (für die jüngeren unter uns: 409 bis 1025 Euro). Arai besetzte mit dieser Serie das mittlere bis obere Preissegemt und trat damit in unmittelbare Konkurenz zur SG und Les Paul, die freilich deutlich teurer waren. Aufgund ihrer zusätzlichen Schalter waren die Cardinals auch noch klanglich wesentlich flexibler.
Verdrahtungsplan (WiDi)
Die CS-200 und die CS-300 bilden in der Cardinal-Serie eine Ausnahme, da sie nur jeweils über einen Tonabnehmer verfügen. Es werden logarithmische Potis mit einem Widerstand von 500kOhm und Kondensatoren mit 22nF eingesetzt. Hier das E-Fach einer solchen Cardinal:
Das E-Fach einer CS-200
Der einzige Humbucker der Gitarre kann mit Hilfe eines Minischalters auf Single-Coil umgestellt werden. Da die Schaltung mit einem Lautstärkeeinsteller und einer Tonblende zu den einfachsten Varianten gehört, läßt sich aus diesem Bild sehr leicht ein WiDi generieren. Hier ist es:
Das WiDi einer CS-200
Alle Cardinals in HH-Konfiguration haben im Grunde genommen die gleiche Schaltung. Es werden logarithmische Potis mit einem Widerstand von 500kOhm und Kondensatoren mit 22nF eingesetzt. Das es trotzdem noch Unterschiede in der Realisierung gibt, mag dann doch ein wenig verwundern. Hier zunächst ein Blick in das E-Fach einer CS-250:
Das E-Fach einer CS-250
Es fällt auf, daß relativ wenig Drähte verwendet wurden. Dafür sitzen Schalter und Potis auf einer Metallplatte, die als gemeinsame Masse benutzt wird und gleichzeitig als Abschirmung dient. Ob das Resultat besser ist, als eine herkömmlich Verdrahtung, mag bezweifelt werden.
Der Out-of-Phase-Schalter ist mit einer kleinen Platine versehen, welche die Verdrahtung bei der Montage vereinfachen soll. Dieser Schalter wird so in allen HH-Cardinals verwendet.
Ausgehend von dem Foto kann man das folgende WiDi erstellen:
Das WiDi einer CS-250
Hier wird auch deutlich, daß es die Tonabnehmer in zwei verschiedenen Versionen gibt. Aufgrund des Out-of-Phase-Schalters verfügt der Bridge-Pickup über einen symmetrischen Anschluß. Somit wird sichergestellt, daß eventuell eindringende Störsignale nicht auf den "heißen" Draht gelangen können.
Die CS-400 hat eine etwas andere Verdrahtung:
Das E-Fach einer CS-400
Es fehlt die Metallplatte! Anscheinend war die abschirmende Wirkung der Platte wohl doch nicht so gut oder die Platte zu teuer. Die CS-400 hat daher wieder eine klassische Verdrahtung, den sogenannten "Drahtverhau":
Das WiDi einer CS-400
Im Internet kursieren andere WiDi's, für die Cardinals, die ich nach meinen jetzigen Erkenntnissen als falsch oder zumindest ungenau bezeichnen muß.
Tonabnehmer
Ab der CS-350 werden die sogenannten "Protomatic-V"-Humbucker verwendet. Ich habe mittlerweile 5 dieser Tonabnehmer zur Verfügung, von denen ich von dreien die Daten im Labor ermittelt habe. Als Mittelwert ergibt sich:
R=11,48kOhm,
L=6,36H und
C=61,07pF
für den Betrieb als Humbucker. Die Abweichungen sind vernachlässigbar klein. Das spricht für eine maschinelle Serienproduktion der Tonabnehmer und ist ein deutlicher Hinweis auf die Qualität der Produktion.
Mit diesen Werten kann man eine normale Gitarre mit 500kOhm-Potis und 7 Meter Kabel simulieren. Es ergibt sich folgende Übertragungscharakteristik:
Amplitudengang der Protomatic-V-Humbucker
Die Resonanzfrequenz liegt zwischen 2,2 und 2,3kHz mit einer Ausprägung von gut 4,7dB. Damit entsprechen diese Tonabnehmer klanglich einem sehr hellen PAF (siehe Guitar-Letter II).
Die beiden einzelnen Spulen weisen eine gewisse Unsymmterie auf, die aber in erster Linie auf die Kapazität zurückzuführen ist. Die Abweichung der Induktivität beträgt rund 5%. Hier haben wir also auch eine Art "Burstbucker-Effekt" vorliegen.
Aufgrund der vorliegenden Übertragungscharakteristik kann man mit Fug und Recht behaupten, daß diese Tonabnehmer speziell auf Rock-Sounds optimiert wurden. Der schon recht große Gleichstromwiderstand weist auf eine größere Windungszahl hin und tatsächlich sind die Protomatic-V kleine "Schreihälse", welche die Cardinal zum Gain-Monster mutieren lassen können.
Schaltet man den Tonabnehmer jedoch als Single-Coil, so ergibt sich eine Resonanz von gut 3,4kHz/8,2dB, was einem "Fender Custom '54 Strat Pickup (Bridge)" entspricht. Aufgrund der vorliegenden Korpuskonstruktion kann die Cardinal dann schon recht "stratig" klingen! Das letzte Tüpfelchen auf dem "I" fehlt natürlich, da die Position der Tonabnehmer von denen der Strat abweicht.
Unter dem Strich kann man jedoch sagen, daß eine Cardinal eine sehr große klangliche Flexibilität bietet, welche eine SG oder Paula im Normalfall nicht zu liefern in der Lage ist. Auch die Out-of-Phase-Sounds sind gut zu brauchen und klingen ein wenig nach Brian May.
Wie eine Cardinal klingen kann, habe ich unlängst mit einem kleinen Demo meiner CS-400 BG dargelegt. Es ist hier als MP3-Datei verfügbar.
Achtung Modembenutzer: Das Demo ist 1,6MByte groß. Der Download kann also etwas dauern.
Der erste Take ist eine Live-Aufnahme: Bridge-Pickup als Humbucker mit purem Lead-Channel meines Marschall JCM602.
Der zweite Take zeigt das Neck-Pickup im Single-Coil-Modus. Der JCM wird im Clean-Channel mit vorgeschaltetem Digitech RP-1 benutzt.
Der letzte Take ist ein Ausschnitt aus einer Eigenkomposition. Sie enthält insgesamt 6 Spuren der CS-400.
Die Aussagen amerikanischer Aria-Fans zum Thema Cardinal ist sehr einfach: "I simply love it!"
Ich selber spiele meine CS-400 BG jetzt seit gut 20 Jahren und kann dem nichts hinzufügen!
Ulf
ps: Die Fortsetzung dieses Beitrages findet sich hier.
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