[Workshop] E-Bass im Jazz spielen - Walking Bass und Wechselbass

LucasS
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Hallöchen,

jetzt ist das ja irgendwie schon mutig, was ich hier vorhabe. Ich will nämlich ein Jazz-Workshop in einer von Rock- und Metal-Bassisten regierten Gesellschaft machen. Das einzig mutigere, das ich mir im Moment vorstellen kann, wäre während der Papstwahl als Flitzer quer durch den Vatikan zu laufen und dabei zu rufen „Seht nur womit Gott mich gesegnet hat!!!... Verar****, wir stammen doch vom Affen ab!“. Hunderttausend wütende Katholiken, die hinter einem einzigen nackten Menschen herlaufen, wäre schon ein witziges Bild.

Im ernst, worum geht’s? Naja, ich will ein wenig Aufklärungsarbeit leisten und versuchen die coolen, groovigen und schönen Seiten des Jazz zu zeigen. Darauf gekommen bin ich durch diesen Thread, indem es um Walking Bass ging. Ursprünglich wollte ich dann lediglich ein bisschen zu Walking Bass schreiben. Da man dafür aber auch gewisses Hintergrundwissen mitbringen muss, dachte ich mir, ich fange bei Adam und Eva an. Als „Gliederung“ habe ich mir folgenden Ablauf überlegt:


  1. Jazz-Geschichte (ich werd’s kurz fassen, davon hab ich eh kaum Ahnung)
  2. Jazz-Theorie Teil I: Die Modi
  3. Jazz-Theorie Teil II: Arpeggios, Akkorde, Kadenzen
  4. Vorbereitungen vor dem Spielen: Notation, Analyse, Techniken
  5. Walking Bass am Beispiel eines Swing-Standards
  6. Wechselbass am Beispiel eines Bossas
  7. Das 12-Taktige Blues-Schema
  8. Literatur- und Internet-Tipps zum vertiefen und üben

Heute werde ich mit Teil 1 und 2 beginnen und die restlichen Teile dann nach und nach in diesem Thread ergänzen. Übrigens habe ich das Ding bewusst in diesem Sub-Forum erstellt, nachdem es im Endeffekt ja eine Anleitung zum Bassspielen und damit gewissermaßen Lehrmaterial sein soll.
Dieser Workshop richtet sich an Bassisten, die schon ein wenig Vorahnung haben. Ihr solltet schon Bass spielen können und eine gewisse Ahnung von Musiktheorie haben. Wenn ihr gerade dabei seit „Seven Nation Army“ zu lernen, dann ab zurück an den Bass und weiterüben.
Ich selbst bin kein Profi. Ich hatte das Glück, dass ich von recht renomierten und professionellen Bassisten lernen durfte. Ein bisschen was habe ich mir auch selbst beigebracht, mit dem ursprünglichen Ziel Jazz/E-Bass zu studieren. Ich hab beim Vorspielen aber das Notenlesen verkackt, deswegen bin ich jetzt nur „semi-professionell“. Was ich zusammengefasst damit sagen will: Ich mache bestimmt auch Fehler. Wenn ihr einen entdeckt, könnt ihr mir das gerne direkt hier im Thread oder auch per PN mitteilen. Ich bin allerdings sensibel, also haltet Taschentücher bereit.
Es gibt auch nicht den einen richtigen Weg, Jazz zu spielen. Ich mache das so, wie es hier steht und bin damit bisher ganz gut gefahren. Es kann aber auch sein, dass für euch eine andere Vorgehensweise viel besser geeignet ist.

Jetzt gibt’s noch ein bissal was organisatorisches, dann geht’s los!
Alle Notenbeispiele die ich hier veröffentliche, stammen von mir selbst. Ich habe zum Erstellen Guitar Pro 6 verwendet, dementsprechend sind die TABs auch mit dabei. Ich schreibe aber in der Regel auch in Guitar Pro die Noten auf, das heißt, dass es vorkommen kann, dass die TABs nicht perfekt sind. Das ist dann aber die Schuld des Programms, nicht meine! :)
Die Sound-Samples habe ich auch selbst aufgenommen bzw. erstellt.
Zwischendurch gibt’s ab und zu ein paar Übungstipps, die ihr annehmen könnt, oder auch nicht. Bei mir hats auf die Art und Weise funktioniert, deswegen gebe ich diese Tipps! Am besten immer mit einem Metronom oder einem Drum-Beat üben!

Wenn ich mal von irgendwoher abschreibe, werde ich das auch so kennzeichnen, damit ich da keine falschen Lorbeeren ernte.
Wenn ihr Fragen, Vorschläge, Kritik oder ein Geschenk für mich habt, nur her damit. Am besten per PN, damit der Thread hier ein bisschen übersichtlich bleibt.
Jetzt geht’s aber los, also viel Spaß und Geduld.

1. Jazz-Geschichte


Wie versprochen halt ich dieses Kapitel kurz. Vielleicht fragt sich der ein oder andere, warum ich das überhaupt mit reingenommen habe: Naja, ich finde solche geschichtlichen Hintergrundinfos eigentlich immer ganz interessant. Man versteht vielleicht auch ein bisschen, warum der Jazz heute das ist, was er ist. Das Problem, das ich jetzt habe, ist nur, dass ich keine Ahnung von Jazz-Geschichte habe. Ja, wir habens damals in der Schule durchgenommen und ich habe hier und da auch schon ein paar Sachen darüber gelesen. Aber das war zum einen nie so wirklich ergiebig, zum anderen habe ich immer das gleiche Problem, wenn es um Jazz-Geschichte geht: Überall steht was anderes.

Häufig wird New Orleans als „Geburtsstätte“ des Jazz genannt. Weitere wichtige Städte in der Entwicklung des Jazz waren Chicago, New York und Memphis. Meine eigene Überlegung zu der Frage, warum New Orleans hier womöglich eine wichtigere Rolle spielt, ist folgende: Die Stadt liegt im US-Bundesstaat Louisiana. Der wiederum liegt im Süden der USA und gehörte zu den Staaten, in denen vor dem Sezessionskrieg die Sklaverei am weitesten verbreitet war. Nach der Abschaffung der Sklaverei durch Lincoln im Jahr 1865 gab es dann vor allem im Süden der USA viele Farbige, die die Tradition ihrer Vorfahren fortführen wollten und dabei ihre traditionelle Musik (v.a. Gospel und Spirituals) mit Einflüssen der europäischen Musik vermischten. Soviel zu meiner Theorie für die Rolle von New Orleans in der Entstehung des Jazz. Ich kann mich natürlich irren. Wenn es unter den Lesern einen Jazz-Forscher gibt, möge er mich gerne aufklären!

Ähnlich schwierig wie die Frage nach dem woher, ist die Frage danach, woraus sich der Jazz entwickelt hat. Es gibt natürlich kein Genre, das von heute auf morgen einfach erfunden wird. Es findet dabei immer eine Entwicklung von bereits vorhanden Genres zu einem neuen Stil statt. Definitive Genres, die Einfluss auf den Jazz hatten, sind Blues, Ragtime und Gospel.

Eine chronologische Geschichte des Jazz zu erstellen, ist denke ich auch deswegen so schwer, weil sich von Anfang an unterschiedliche Sub-Genres entwickelten, je nachdem an welchen Orten gespielt wurde.Von einer gewissen freien Enzyklopädie habe ich folgenden ungefähren Verlauf:


  • Seit 1900: Oldtime Jazz mit den Sub-Genres New Orelans-Jazz, Dixieland und Chicago-Jazz
  • Seit 1928: Swing mit ganz großen Namen wie Duke Ellington oder Benny Goodman
  • Seit 1940: Modern Jazz, der seinen Ursprung im Bebop hatte
  • Seit 1960: Fusion Jazz mit allen Unter-Stilen wie Jazzfunk, Acid-Jazz oder auch Jazzcore

Das sollte eine grobe Übersicht geben. Wen das Thema genauer interessiert, kann das in unzähligen Büchern nachlesen, die sich mit Jazz-Geschichte genauer beschäftigen.
Vielleicht abschließend noch eine kleine (selbsterstellt, ungeordnete und natürlich unvollständige) Liste mit wichtigen Jazz-Bassisten, deren Namen man vielleicht schon mal gehört haben sollte:


  • Jaco Pastorius, vor allem seine Interpretation von „Donna Lee“
  • Stanley Clarke, der für viele Bassisten ein Idol ist
  • „Moderne“ Vertreter, wie Victor Wooten, Victor Bailey, Marcus Miller etc.
  • John Patitucci, der als Studiomusiker schon für die ganz großen gespielt hat
  • Charles Mingus, der meiner Meinung nach zu den größten Jazz-Komponisten überhaupt gehört

Natürlich gibt es da noch etliche mehr, die mir jetzt aber alle nicht einfallen. Das würde aber auch den Rahmen ein wenig sprengen.
Der Bass war übrigens so ziemlich von Anfang an im Jazz verankert. Logischerweise zunächst der Kontrabass, später dann auch der E-Bass. Ich konnte leider nicht herausfinden, ab wann der E-Bass im Jazz verwendet wurde. Aber ich denke, dass das so ziemlich direkt mit seiner Entstehung um 1935 der Fall gewesen sein dürfte.

Das solls auch schon zur Geschichte gewesen sein. Wie gesagt, ich habe mich kurz gehalten, hoffe aber trotzdem, dass es einen kleinen Einblick geben konnte.

2. Jazz-Theorie Teil I: Die Modi

In diesem seeeehr seeeehr wichtigen Abschnitt möchte ich ein wenig über die Modi reden, die im Jazz Anwendung finden. Da es hier um Jazz gehen soll, werde ich auch nur darauf Bezug nehmen, auch wenn es natürlich durchaus auch andere Genres gibt, in denen das Folgende angewendet wird!

Modi bzw. die Modalen Tonleitern entstanden aus den sogenannten Kirchentonarten zusammen. Mit Hilfe der Kirchentonarten wurde die Musik im 16. Jahrhundert gewissermaßen organisiert. Für die modalen Tonleitern verwendet man jetzt den Tonvorrat eben dieser alten Tonarten.

Es ist (wie ich gerade bemerkt habe) nicht ganz leicht, diese Modi zu erklären, aber eigentlich umso leichter, es zu verstehen. Ich versuche das jetzt mal so einfach wie möglich zu erklären.
Von den sieben verschiedenen Modi (Singular ist übrigens „Modus“) hat jeder seinen Ursprung auf einem der sieben Stammtöne (C – D – E –F – G – A – H). Nun wandert man von einem dieser Stammtöne eine Oktave nach oben, indem man wiederum nur Stammtöne verwendet. Die Intervalle, die dabei entstehen, definieren nun den jeweiligen Modus.
Das klingt jetzt vielleicht wirklich kompliziert. Deswegen bitte mal eben eine Klaviatur vorstellen. Für alle, die nie zum Klavierunterricht geprügelt wurden, eine Klaviatur sieht so aus:

Klaviatur.png

Man sieht also, dass die Stammtöne, von denen ich die ganze Zeit rede, auf einem Klavier den weißen Tasten entspricht. Um eine modale Tonleiter zu erhalten, gehe ich zum Beispiel vom C zum c und verwende dabei nur die Stammtöne.
Um jetzt gleich Missverständnissen vorzubeugen: Nein, im Jazz werden NICHT nur weiße Tasten gespielt, dazu noch dieses Beispiel:
Nimmt man das Beispiel von C zu c, ergibt sich eine Tonleiter die aus den Stammtönen besteht (C – D – E – F – G – A – H – c) und aus Intervalle große Sekund, große Terz, Quarte, Quinte, große Sext und große Sept zusammengesetzt wird. Nehme ich die Tonleiter jetzt und transponiere sie auf das D, sodass ich also mit den gleichen Intervallen zu d komme, lande ich auf meinem Weg auf den Tönen D – E – F# - G – A – H – C# - d. Wir haben also auch zwei „schwarze Tasten“ im Tonvorrat.

Das ganze wird jetzt noch übersichtlicher, durch die folgende Auflistung der sieben Modi. Dazu gibt’s immer Noten und sogar Sound-Samples der Stammtonart. Mit „Stammtonart“ meine ich jetzt die Tonart, in der der jeweilige Modus die Stammtöne enthält, also keine „schwarzen Tasten“. Dass jeder Modus die Intervalle Prim und Oktav enthält, ist selbstverständlich, deswegen lasse ich sie im folgenden auch weg.

1. Ionisch

Stammtonart: C-Ionisch
Intervalle: Große Sekund, Große Terz, Quart, Quint, große Sext, große Sept
Tongeschlecht: Dur

c_ionisch_tonleiter.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/c-ionisch-tonleiter

2. Dorisch

Stammtonart: D-Dorisch
Intervalle: Große Sekund, kleine Terz, Quart, Quint, große Sext, kleine Sept
Tongeschlecht: Moll

d_dorisch_tonleiter.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/d-dorisch-tonleiter


3. Phrygisch

Stammtonart: E-Phrygisch
Intervalle: Kleine Sekund, kleine Terz, Quart, Quint, kleine Sext, kleine Sept
Tongeschlecht: Moll

e_phrygisch_tonleiter.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/e-phrygisch-tonleiter

4. Lydisch

Stammtonart: F-Lydisch
Intervalle: große Sekund, große Terz, Tritonus (= übermäßige Quart), Quint, große Sext, große Sept
Tongeschlecht: Dur

f_lydisch_tonleiter.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/f-lydisch-tonleiter

5. Mixolydisch

Stammtonart: G-Mixolydisch
Intervalle: große Sekund, große Terz, Quart, Quint, große Sext, kleine Sept
Tongeschlecht: Dur

g_mixolydisch_tonleiter.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/g-mixolydisch-tonleiter

6. Aeolisch


Stammtonart: A-Aeolisch
Intervalle: große Sekund, kleine Terz, Quart, Quint, kleine Sext, kleine Sept
Tongeschlecht: Moll

a_aeolisch_tonleiter.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/a-aeolisch-tonleiter

7. Lokrisch


Stammtonart: H-Lokrisch
Intervalle: kleine Sekund, kleine Terz, Quart, verminderte Quint, kleine Sext, kleine Sept
Tongeschlecht: Moll

h_lokrisch_tonleiter.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/h-lokrisch-tonleiter


So, das waren die Modi. Wenn wir heute übrigens von Dur reden, z.B. C-Dur, meinen wir in der Regel den ionischen Modus, obwohl auch der lydische und der mixolydische Modus dem Dur-Geschlecht angehören. Sprechen wir von Moll, meinen wir für gewöhnlich den aeolischen Modus.


Übungsvorschläge zu Modi:

-
Spiel die C-Ionisch Tonleiter rauf und danach wieder runter. Danach die D-Dorisch usw.
- Spiele die C-Ionisch-Tonleiter rauf und die D-Dorisch-Tonleiter runter. Dann die E-Phrygisch rauf, F-Lydisch runter usw.
- Spiele die Tonleitern der Reihe nach in Terzen. D.h. man spielt die im Tonvorrat der Tonleiter vorkommende Terz des aktuellen Tons mit. Dazu der Verständnis halber ein kleines Notenbeispiel, die C-Ionisch-Tonleiter in Terzen:

c_ionisch_tonleiter_in_terzen.png

Jetzt haben wir schon ne Menge gelernt. Lasst das erstmal alles wirken und übt schön brav. Am Wochenende gibt’s dann wahrscheinlich schon den Nächsten Teil, nämlich
Teil 3: Jazz-Theorie Teil II: Arpeggios, Akkorde und Kadenzen

Bis dahin, viel Spaß und gutes Üben!

Grüße,
Lucas
 
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Hallo schon wieder,

jetzt gibt's den nächsten Teil dieses Workshops. Vorher aber noch einige Ergänzungen, auch mit Dank an "Fastel", der mir einige Anregungen geschickt hat. Unter anderem folgende Anmerkung zur Frage, warum New Orleans so wichtig in der Entwicklung des Jazz war:

Fastel schrieb:
Warum New Orleans? New Orleans hatte auch einen großen Hafen. Die Marines sind nach Storyville (wiki) gefahren um dort ordentlich die Sau raus zu lassen. Jeder Puff und Jedes Tanztheater wollte natürlich Party machen also gab es dort eine ungeheure Nachfrage an (Unterhaltungs)Musikern, Honkytonk-Pianisten (die meisten Puff-Pianos waren eben mies (Honkys)) und Bands, die die ganze Nacht improvisieren konnten.

Klingt für mich sehr einleuchtend, deswegen danke für die Ergänzung! :)

Noch eine weitere Ergänzung zum Spielen der verschiedenen Modi. Fastel hat vorgeschlagen, dass man die Modi so leichter lernt:

Man verwendet Ionisch und Aeolisch als "Grund"-Tonarten und alteriert diese dann wie folgt, um die anderen Modi zu erhalten:

Dorisch = Aeolisch mit gr.6
Phrygisch = Aeolisch mit kl.2
Lydisch = Ionisch mit überm.4
Mikolydisch = Ionisch mit kl.7
Lokrisch = Aeolisch mit kl.2 und verm.5

Ein Vorteil dabei ist natürlich, dass man sich nur zwei Fingersätze und die oben genannten Alterierungen merken muss. Dann kann man die "Pattern", also die Muster, nach denen man spielt, ganz einfach anpassen.

Zu dem Thema Fingersätze habe ich mir auch noch Gedanken gemacht und ein paar hoffentlich Hilfreiche Grafiken erstellt. Eigentlich wollte ich die Grafiken in den ersten Beitrag eineditieren, das ging aber leider nicht mehr. Deswegen jetzt hier noch die Greif-Schemen der einzelnen Modi.

Erläuterung: Das soll ein Griffbrett eines E-Basses darstellen. Unten ist die E-Saite, oben die G-Saite. Die Grafik soll keinen speziellen Bund darstellen, da die Muster so an jede beliebige Stelle des Griffbrettes übertragen werden können. Die Bünde, in denen sich Kreise befinden, sind die, die auch gespielt werden sollen. Die Nummern, die sich in den Kreisen befinden, geben den Finger an, mit dem gegriffen werden soll (1 = Zeigefinger, 2 = Mittelfinger, 3 = Ringfinger, 4 = Kleiner Finger). Die farbigen Kreise kennzeichnen Prim und Oktav, also den Grundton der Tonleiter.

1. Ionisch

Ionisch.png

2. Dorisch
Dorisch.png

3. Phrygisch
phrygisch.png

4. Lydisch
lydisch.png

5. Mixolydisch
mixolydisch.png

6. Aeolisch
äolisch.png

7. Lokrisch
lokrisch.png




Ich hoffe, das hilft beim Einprägen der Muster. Es ist auf jedenfall besser zum Ausweniglernen geeignet, als die TABs!!

Soviel zum bisherigen Teil des Workshops. Nochmal zur Übersicht, die Gleiderung:


  1. Jazz-Geschichte (ich werd's kurz fassen, davon hab ich eh kaum Ahnung)
  2. Jazz-Theorie Teil I: Die Modi
  3. Jazz-Theorie Teil II: Arpeggios, Akkorde, Kadenzen
  4. Vorbereitungen vor dem Spielen: Notation, Analyse, Techniken
  5. Walking Bass am Beispiel eines Swing-Standards
  6. Wechselbass am Beispiel eines Bossas
  7. Das 12-Taktige Blues-Schema
  8. Literatur- und Internet-Tipps zum Vertiefen und üben

3. Jazz-Theorie Teil II: Arpeggios, Akkorde, Kadenzen

Heute soll es um Arpeggios, Akkorde und Kadenzen gehen.

3.1. Arpeggios

Ein Arpeggio (sprich "Arpeddschio") ist eigentlich nichts anderes als ein gebrochener Akkord. Die Noten werden also nicht gleichzeitig, sondern nacheinander gespielt. In unserem Fall handelt es sich dabei um die Vierklänge, die sich aus Prim, Terz, Quint und Sept einer modalen Tonleiter ergeben.
Diese Dinger sind deswegen so wichtig für uns, weil sie die Grundlage des Walking Bass bilden! Die enthaltenen Intervalle klingen immer harmonisch zum jeweiligen Akkord und bieten deswegen einen super Tonvorrat für unser Vorhaben!
Jetzt folgt eine Übersicht über die Arpeggios der zuvor besprochenen Modi. Ich lasse Prim und Oktav unter "Intervalle" weg. Die Prim, weil es selbstverständlich ist, dass diese dazugehört. Die Oktav, weil sie streng genommen nicht mehr zum Arpeggio dazugehört. Trotzdem wird sie meistens gespielt und auch in meinen Notenbeispielen kommt sie vor. Die Arpeggios klingen mit Oktav einfach vollständiger. Wie man die Arpeggios am besten greift, ergibt sich aus den Greif-Schemata, die ich weiter oben für die modalen Tonleitern erstellt habe!

1. Ionisch
Intervalle: große Terz, Quint, große Sept
Notenbeispiel: Arpeggio von C-Ionisch
Ionisch.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/c-ionisch-arpeggio

2. Dorisch

Intervalle: kleine Terz, Quint, kleine Sept
Notenbeispiel: Arpeggio von D-Dorisch
dorisch.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/d-dorisch-arpeggio

3. Phrygisch

Intervalle: kleine Terz, Quint, kleine Sept
Notenbeispiel: Arpeggio von E-Phrygisch
phrygisch.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/e-phrygisch-arpeggio

4. Lydisch
Intervalle: große Terz, Quint, große Sept
Notenbeispiel: Arpeggio von F-Lydisch
lydisch.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/f-lydisch-arpeggio

5. Mixolydisch
Intervalle: große Terz, Quint, kleine Sept
Notenbeispiel: Arpeggio von G-Mixolydisch
mixolydisch.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/g-mixolydisch-arpeggio

6. Aeolisch
Intervalle: kleine Terz, Quint, kleine Sept
Notenbeispiel: Arpeggio von A-Aeolisch
aeolisch.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/a-aeolisch-arpeggio

7. Lokrisch
Intervalle: kleine Terz, verminderte Quint, kleine Sept
Notenbeispiel: Arpeggio von H-Lokrisch
lokrisch.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/h-lokrisch-arpeggio


Wenn man jetzt gut ist, fällt einem auf, dass es nur vier verschiedene Arpeggios gibt. Das Moll-Arpeggio (Dorisch, Phrygisch, Aeolisch), das Dur-Arpeggio (Ionisch, Lydisch), das Arpeggio des Tonikaakkords (Dominantseptakkord, Mixolydisch) und das halbverminderte Arpeggio (Lokrisch).

Übungsvorschläge zu Arpeggios:
Das sind eigentlich die gleichen, die ich bei Modi gegeben habe: Arpeggios nacheinander rauf und runter spielen. Dann ein Arpeggio rauf, das nächste runter, das nächste wieder rauf usw.
Grundsätzlich also: Arpeggios rauf und runter, vorwärts und rückwärts spielen.

3.2. Akkorde

In diesem Kapitel soll es jetzt mehr um Theorie, als um praktisches Bassspielen gehen. Ich werde zwar auch zeigen, wie man die verschiedenen Akkorde auf dem Bass spielen kann, aber hauptsächlich geht es um die Akkordsymbole, die im Jazz üblich sind: Was steckt dahinter? Was kann ich dazu spielen?

Im Jazz geht es meistens um Vier- bzw. Mehrklänge. Dreiklänge kommen aber auch vor. Die sollte man ohnehin zuerst kennen, bevor man sich mit Vier- und Mehrklängen beschäftigt.
Eine kurze Erläuterung zu Dreiklängen: Es gibt vier verschiedene Dreiklänge, nämlich Dur, Moll, vermindert und übermäßig. Ein Dur-Dreiklang setzt sich zusammen aus großer Terz und Quint, ein Moll-Dreiklang aus kleiner Terz und Quint. Ein verminderter Dreiklang setzt sich zusammen aus zwei übereinandergestapelten kleinen Terzen zusammen, beinhaltet also die kleine Terz und eine verminderte Quint. Ein übermäßiger Dreiklang besteht aus zwei großen Terzen, beinhaltet also die große Terz und eine übermäßige Quint. Folgende kleine Grafik soll das ein bisschen verdeutlichen. Alle Akkorde haben das C als Grundton.

dreiklaenge.png

Für die Dreiklänge gibt es auch schon Akkordsymbole. Ein einzelner Großbuchstabe (z.B. A, C, D#, Eb) steht für einen Dur-Dreiklang. Für einen Moll-Dreiklang wird ein kleines "m" oder ein "minus" hinzugefügt (z.B. Am, C-, D#m, Eb-). Verminderte Dreiklänge bekommen ein "dim" , oder auch ein "m-5" verpasst (z.B. Adim, Cm-5, D#dim, Ebm-5), während übermäßige mit einem "Plus" oder einem "aug" gekennzeichnet werden (z.B. A+, Caug, D#+, Ebaug).

Bei Vier- bzw. Mehrklängen, wird nun zu einem dieser Dreikänge noch ein oder mehrere Intervalle hinzugefügt. Ich werde jetzt hier, um das ganze etwas im Rahmen zu halten, nur grundsätzlichen Regeln erklären und danach dann kurz die wichtigsten Akkorde genauer betrachten.

Grundsätzliche Regeln bzgl der Akkordsymbole sind die Folgenden. Bitte jetzt einfach mal so hinnehmen, das alles wird bei den Beispielen später etwas verständlicher:


  • Man geht immer von Dreiklängen aus (s. Bezeichnungen oben)
  • Einzelne Zahlen stehen immer für das jeweilige Intervall. "6" steht für eine Sext, "5" für eine Quint usw.
  • Eine einzelne 7 steht für eine kleine Sept. Eine große Sept kennzeichnet man mit "j7" oder "maj7"
  • Soll ein Intervall alteriert werden, wird das mit einem # oder einem b gekennzeichnet. Beispiel: C-7b5 wäre ein Moll-Dreiklang mit kleiner Sept und verminderter Quint (= "halbvermindert")
  • Das Kürzel "add" bedeutet, dass ein Intervall zu einem Dreiklang hinzugefügt wird. "Cadd9" bedeutet zum Beispiel, dass zum C-Dur-Dreiklang nur eine Non hinzugefügt wird. Im Gegensatz dazu bedeutet "C9", dass Sept und Non zum Dreiklang dazukommen!
  • Das Kürzel "sus" bedeutet, dass die Terz durch ein anderes Intervall ersetzt wird. Beispiel: Fsus4. Hier wird die Terz durch eine Quart ersetzt.
  • Das Kürzel "alt" bedeutet, dass in einem Akkord Quint und Non alteriert werden (F7alt.). Dabei ist es möglich, dass sowohl z.B. "#9" als auch "b9" vorkommt.


Das sind die Regeln. Hört sich jetzt wahrscheinlich viel schwerer an, als es eigentlich ist. Hier ist jetzt eine Liste mit den Akkorden, die häufig im Jazz vorkommen, jeweils mit Akkordsymbol, Intervallen, Notenbeispiel, Greif-Grafik und Sound-Sample! Noch ein Hinweis: Da es auf einem E-Bass in der Regel nicht möglich ist, einen vollständigen Vierklang zu spielen, wird meist die Quint durch das entsprechende Intervall ersetzt!


  • Cmaj7, Cj7 oder CΔ
Dur-Dreiklang auf C mit zusätzlicher großer Sept.
Intervalle: große Terz, Quint, große Sept
maj7.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/cmaj7


  • C7
Dominantseptakkord auf C. Also ein Dur-Dreiklang mit hinzugefügter kleiner Sept.
Intervalle: große Terz, Quint, kleine Sept
7.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/c7


  • C9
Dominantseptakkord mit zusätzlicher None.
Intervalle: große Terz, Quint, kleine Sept, None
9.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/c9



  • Cmaj7#4, Cj7#4, CΔ#4
Dur-Septakkord mit übermäßiger Quarte.
Intervalle: große Terz, übermäßige Quart, Quint, große Sept
maj7#4.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/cmaj7-4


  • C-7, Cm7
Moll-Dreiklang auf C mit hinzugefügter kleiner Sept.
Intervalle: kleine Terz, Quint, kleine Sept
m7.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/cm7


  • C-maj7, Cmj7
Moll-Dreiklang mit zusätzlicher großer Sept.
Intervalle: kleine Terz, Quint, große Sept
-maj7.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/c-maj7


  • C-7b6, Cm7b6
Moll-Septakkord mit hinzugefügter kleiner Sext
Intervalle: kleine Terz, Quint, kleine Sext, große Sept
m7b6.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/cm7b6


  • C-9, Cm9
Mollseptakkord mit None (C-11 ist dann mit None und Undezime usw.)
Intervalle: kleine Terz, Quint, kleine Sept, None
m9.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/cm9


  • Cm7b5, C-7b5, CØ
Halbverminderter Septakkord.
Intervalle: kleine Terz, verminderte Quint, kleine Sept
m7b5.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/cm7b5


  • 7, C°, Cdim7, teilw. Auch als C-6
Verminderter Septakkord. Man stapelt drei kleine Terzen, deswegen bekommt man die Intervalle: kleine Terz, verminderte Quint, verminderte Septime. Da die verminderte Septime enharmonisch verwechselt eine Sext ergibt, wird der Akkord selten auch als C-6b5 angegeben.
vermindert.png
https://soundcloud.com/lucas-sch-f/c-vermindert


Das sind jetzt nicht alle Akkorde, die vorkommen können, aber einige davon und (hoffentlich) die wichtigsten. Wie sich die anderen Akkorde dann zusammensetzen, ergibt sich hoffentlich aus dieser Aufstellung!

Akkorde braucht man als Bassist aber selten. Es kann zwar sehr cool sein, wenn man ein Lied mit Akkorden begleitet, aber hauptsächlich brauchen wir sie, um Jazznotation lesen zu können.
Bei den meisten Jazzstandards gibt es keine ausnotierten Basslines, sondern nur Akkordsymbole, die mit der Melodie zusammen notiert sind. Diese Akkordsymbole benutzen wir Bassisten dann, um eine Bassline, zum Beispiel einen Walking Bass, dazuzuimprovisieren.

Damit kommen wir zum nächsten Kapitel, den Kadenzen.


3.3. Kadenzen


Eine Kadenz ist eine bestimmte Akkordfolge, die sich auf eine Tonika, also eine Grundtonart bezieht. Man bezeichnet die Akkorde einer Kadenz dann mit der Stufe, auf der sie, bezogen auf die Grundtonart, stehen.

Hätten wir Beispielsweise C-Dur als Grundtonart und die Akkordfolge "C - Gm - Hm", würde man die Kadenz so schreiben: "I - V - VII" (römische Zahlen!).

Erklärung:
C-Dur ist die Grundtonart. Dementsprechend bildet der C-Dur-Dreiklang hier die erste Stufe ("I").
Der G-Moll-Dreiklang ist die Dominante von C-Dur, also der Akkord der auf der fünften Stufe steht. ("V").
Der H-Moll-Akkord steht in C-Dur auf der siebten Stufe und wird daher mit einem "VII" bezeichnet.

Die meistverwendete Kadenz im Jazz ist die sogenannte "II-V-I"-Kadenz. Man findet sie in beinahe jedem Jazz-Standard, oft auch ein wenig abgewandelt oder auch ein wenig erweitert.
Da die II-V-I-Kadenz die wichtigste im Jazz ist und es außerdem bei allen anderen Kadenzen das gleiche Prinzip ist, werde ich nur die II-V-I-Kadenz jetzt genauer besprechen. Das Thema ist einfach zu groß und tiefgehend, um das jetzt genauer zu besprechen. Wenn sich jemand von euch genauer informieren will, findet Informationen zu Kadenzen in jedem Harmonielehre-Buch. Auch der Wikipedia-Eintrag zu Kadenzen ist ganz brauchbar!

Noch kurz: Häufige Kadenzen neben der II-V-I-Kadenz sind die Kadenzen I-VI-II-V, VI-II-V-I oder I-IV-V.

Bevor ihr jetzt gelangweilt aufhört zu lesen, will ich kurz den Vorteil von Kadenzen schildern. Dadurch, dass Kadenzen immer wieder vorkommen, fällt es uns viel leichter, zu improvisieren. Man kann sich bestimmte Muster ("Pattern") zurechtlegen, die man dann immer wieder verwenden kann, wenn die gleiche Kadenz vorkommt. Ein wichtiger Schritt, bevor man anfängt zu spielen, ist deshalb das Untersuchen des Stückes auf eben diese Kadenzen!

Die II - V - I - Kadenz

Hier gibt's jetzt eine kurze Übersicht über die verschiedenen II - V - I-Kadenzen. Zunächst mal, weil ich das schon gehört habe: Man spricht das normalerweise "Zwei-Fünf-Eins-Kadenz" aus, nicht etwa "Zweitens - Fünftens - Erstens - Kadenz" und erst recht nicht "Ivi-Kadenz".

Nehmen wir als Grundlage die modalen Tonleitern, erhalten wir sieben verschiedene Kadenzen:

TonleiterIIVI
IonischIIm7V7Imaj7
DorischIIm7Vm7Im7
PhrygischIImaj7Vm7Im7
LydischIImaj7Vmaj7Imaj7
MixolydischIIm7Vm7I7
AeolischIIm7b5Vm7Im7
LokrischIImaj7Vmaj7Im7b5
Harmonisches MollIIm7b5V7Immaj7

Theoretisch können alle diese Kadenzen in einem Standard vorkommen. Am meisten vertreten sind die Dur-Kadenz, die sich aus dem Ionischen Modus ergibt, und die Moll-Kadenz aus der Harmonsichen Moll-Tonleiter. Deswegen habe ich diese Tonleiter auch in der oben stehenden Tabelle aufgeführt. Der Unterschied zwischen dem Äolischen Modus (= "natürlich Moll") und dem Harmonischen Moll, ist lediglich die Sept. Äolisch hat eine kleine Sept, harmonisches Moll eine große ("maj7").

Viel mehr will ich dazu jetzt auch nicht sagen. Würde ich jetzt ausführlich alle Eventualitäten und Erweiterungen bzw. Alterierungen der II-V-I-Kadenz erklären, würde das den Rahmen mal wieder sprengen. Wichtig zu wissen ist, dass es diese Kadenzen gibt, für die man sich Muster zurechtlegen kann.

Das Prinzip ist, wie schon gesagt, bei allen anderen Kadenzen das gleiche. Es gibt immer eine Tonika, an der die anderen Akkorde orientiert sind.

Kadenzen herausfinden


Die Frage ist jetzt noch, wie man Kadenzen in einer Jazz-Notation finden kann. Tatsächlich braucht man hierfür sehr viel Hintergrundwissen und muss nicht nur die Stufen der verschiedenen Tonarten kennen, sondern auch wissen, welche Kadenzen möglich bzw. üblich sind.
Trotzdem ein kurzes Beispiel zur Kadenzfindung. Für Laien, die sich wirklich nicht mit Harmonielehre auskennen, kann das aber etwas verwirrend wirken. Also bitte nicht verwirren lassen, sondern versuchen, die Schritte zu verstehen.

Dafür habe ich jetzt ein Beispiel eines Standards, nämlich "All The Things You Are" von Jerome Kern. Die Akkordfolge lautet:

Code:
F-[SUP]7[/SUP]  -  Bb-[SUP]7[/SUP]  -  Eb[SUP]7[/SUP]  -  Ab[SUP]maj7[/SUP]  -  Db[SUP]maj7[/SUP]  -  G[SUP]7 [/SUP] -  C[SUP]maj7[/SUP]  -  C[SUP]maj7[/SUP]

Ich weiß, dass das Stück in Ab-Dur ist. Das steht ganz einfach auf meinem Notenblatt. Dementsprechend steht auch unsere erste Tonika fest: Abmaj7.
Sobald ich sowas herausgefunden habe, notiere ich mir das gleich direkt auf dem Notenblatt:

Code:
                         I
F-[SUP]7[/SUP]  -  Bb-[SUP]7[/SUP]  -  Eb[SUP]7[/SUP]  -  Ab[SUP]maj7[/SUP]  -  Db[SUP]maj7[/SUP]  -  G[SUP]7 [/SUP] -  C[SUP]maj7[/SUP]  -  C[SUP]maj7[/SUP]

Von Abmaj7 ausgehend kann ich nun sehr einfach die vorangegangenen Akkorde bestimmen:

Code:
VI     II        V       I        
F-[SUP]7[/SUP]  -  Bb-[SUP]7[/SUP]  -  Eb[SUP]7[/SUP]  -  Ab[SUP]maj7[/SUP]  -  Db[SUP]maj7[/SUP]  -  G[SUP]7 [/SUP] -  C[SUP]maj7[/SUP]  -  C[SUP]maj7[/SUP]

Die erste Kadenz steht somit fest, es ist eine VI-II-V-I-Kadenz.

Schauen wir uns den nächsten Akkord an. Dbmaj7 kommt in den darauffolgenden Tonarten nicht vor, steht aber auf der IV. Stufe von Abmaj7. Wir haben damit eine unvollständige Kadenz (I - IV):

Code:
VI       II        V        I          IV        
F-[SUP]7[/SUP]  -  Bb-[SUP]7[/SUP]  -  Eb[SUP]7[/SUP]  -  Ab[SUP]maj7[/SUP]  -  Db[SUP]maj7[/SUP]  -  G[SUP]7 [/SUP] -  C[SUP]maj7[/SUP]  -  C[SUP]maj7[/SUP]

Der nächste Akkord, G7,ist die Dominante von Cmaj7 und somit habe ich eine schöne Überleitung von Ab-Dur zu C-Dur:

Code:
VI        II      V        I         IV        V     I         I      
F-[SUP]7[/SUP]  -  Bb-[SUP]7[/SUP]  -  Eb[SUP]7[/SUP]  -  Ab[SUP]maj7[/SUP]  -  Db[SUP]maj7[/SUP]  -  G[SUP]7 [/SUP] -  C[SUP]maj7[/SUP]  -  C[SUP]maj7[/SUP]

Die erste Kadenz ist meistens also die leichteste, zumindest wenn ich weiß, in welcher Tonart das Stück gespielt wird. Um ansonsten nicht viel rumprobieren zu müssen, muss man sich die verschiedenen Kadenzen einfach einprägen.

Was ihr jetzt behalten haben solltet:


  • Es gibt Kadenzen, also bestimmte Akkordfolgen, die sich häufig wiederholen
  • Für häufige Kadenzen kann man sich Muster zurechtlegen, die man immer wieder spielen kann
  • Kadenzen gehen immer von einer Grundtonart, der Tonika, aus
  • Wichtige Jazz-Kadenzen sind II-V-I, I-VI-II-V, VI-II-V-I oder I-IV-V
  • Zum finden einer Kadenz in einem Standard suche ich immer zuerst die Tonika


Wie schon gesagt, wer dazu mehr wissen möchte, kann das in jedem Jazz-Harmonielehre Buch nachlesen. Kadenzen sind ein sehr grundlegendes Thema und werden daher auch überall ausführlich besprochen!

So, das solls jetzt für heute gewesen sein. Den nächsten Teil gibt's dann vorraussichtlich nächstes Wochenende. Dabei wird's dann mal ein wenig praktischer, es soll nämlich um Spieltechniken, Notenlesen usw. gehen!

Bis dahin viel Spaß und Geduld beim üben!
Viele Grüße,
Lucas
 

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Soodala,

tut mir leid, es hat etwas gedauert, aber heute geht’s weiter. Ich war leider etwas mit studieren und was so dazugehört beschäftigt, deswegen hat sich das alles jetzt so verzögert.
Heute gibt’s noch mal ein wenig Theorie. Wir sind mittlerweile bei Teil 4 des Workshops angelangt:


  1. Jazz-Geschichte (ich werd’s kurz fassen, davon hab ich eh kaum Ahnung)
  2. Jazz-Theorie Teil I: Die Modi
  3. Jazz-Theorie Teil II: Arpeggios, Akkorde, Kadenzen
  4. Vorbereitungen vor dem Spielen: Notation, Analyse, Techniken
  5. Walking Bass am Beispiel eines Swing-Standards
  6. Wechselbass am Beispiel eines Bossas
  7. Das 12-Taktige Blues-Schema
  8. Literatur- und Internet-Tipps zum Vertiefen und üben

4. Vorbereitungen vor dem Spielen

Jeder von euch weiß, dass man beim Lernen eines neuen Stückes nicht einfach drauf losspielen kann. Selbst einfache Pop-Stücke muss man sich vorher mal anhören, etwas im Hinblick auf Tonart, Rhythmus, Dynamik, etc. analysieren und sich vielleicht auch mal die Noten aufschreiben, bevor man wirklich mit Spielen anfangen kann. Ich will da jetzt trotzdem kein großes Ding draus machen, denn desto öfter man das gemacht hat, desto leichter und schneller geht’s. Irgendwann dauern diese Vorbereitungen nur noch ein paar Minuten statt einiger Stunden.
Ich persönlich gehe beim Spielen von einem neuen Standard für gewöhnlich in einer bestimmten Reihenfolge vor. Das mach ich aber nicht bewusst, sondern automatisch, weil es mir persönlich so am leichtesten fällt. Natürlich gibt es da noch andere Herangehensweisen.


  1. Ich höre das Stück. Naja, irgendwo logisch. Man fängt auch nicht an zu kochen, wenn man noch gar nicht weiß, was man essen möchte.
  2. Noten besorgen. Natürlich nur, wenn mir das Stück gefällt… :D
  3. Mit den Noten in der Hand höre ich mir das Stück nochmal an und versuche der Melodie zu folgen, achte auf Akkordwechsel, auf tückische Stellen usw.
  4. Ich suche mir Kadenzen in den Akkordfolgen heraus und notiere sie (mit einem Bleistift) auf dem Notenblatt.
  5. Ich nehme meinen Bass in die Hand und fang an zu spielen

Worum es mir hier jetzt geht, ist weniger zu beschreiben, wie man sich optimal aufs Spielen vorbereiten kann, sondern eher einige Hilfsmittel und das Know How zur Verfügung zu stellen, womit man sich selbst dann vorbereiten kann.
Wenn man sich meine Vorgehensweise Stück für Stück ansieht, sieht man vielleicht einige Stellen, an denen ungeübte Basser Probleme bekommen könnten. Das kann schon beim ersten Schritt anfangen, nämlich dabei das Stück zu hören. Ich habe mir mal überlegt, welche Fragen in den einzelnen Schritten aufkommen könnten und möchte diese kurz beantworten.

Was sind Jazz-Standards, wo finde ich sie und woher weiß ich, ob ich das Stück spielen möchte bzw. kann?
Also: Standards sind ganz einfach sehr bekannte Jazz-Kompositionen. Also diejenigen Jazz-Stücke, die vielleicht besonders oft gecovert bzw. interpretiert wurden und werden.
Es gibt sogenannte Fakebooks, die sich auf das Sammeln von Jazz-Notationen spezialisiert haben. Die Stücke, die da drin stehen, sind Jazzstandards. Ob man das so pauschal wirklich sagen kann, weiß ich jetzt nicht, denn es gibt da mit Sicherheit ausnahmen. Aber da es keine wirklichen Regeln gibt, ab wann ein Stück ein Standard ist, kann man das denke ich schon so sagen.
Der bekannteste Vertreter dieser Fakebooks ist das Real Book. Das wird mittlerweile von Hal Leonard herausgegeben (ursprünglich kommt es glaube ich aus Berklee). Bei diesem Teil ist es in der Tat so, dass ein Stück allein dadurch, dass es da drin steht, zu einem Standard wird.
Es gibt von allen diesen Stücken hunderte Varianten. Da ist es jetzt also nicht so, wie bei Pop-Songs, dass man sich einfach mal auf YouTube das Original anhören kann und sich anhand dessen überlegt, ob man das Stück lernen möchte, oder nicht. Einem Standard muss man immer mehrere Versuche geben. Wenn man nämlich Pech hat, erwischt man gerade eine Interpretation des Stückes, die einem gar nicht gefällt. Wenn man den Standard dann gleich abschreibt, geht einem vielleicht ein Tolles Lied durch die Finger.
Da es bei den meisten Standards auch keine feste Bassline gibt, bekommt man durch das Anhören mehrerer Versionen auch immer viel Inspiration für eine eigene Interpretation! Dann kann man auch recht leicht entscheiden, ob das Stück vom Schwierigkeitsgrad her machbar wäre.

Woher bekomme ich die Noten? Was muss ich zu den Noten wissen?
Hier hat man erstmal wieder das Problem, dass es viele verschiedene Versionen eines jeden Standards gibt. Dementsprechend kann man auch oft viele verschiedene Noten kaufen. D.h. die „richtigen“ Noten gibt es so gar nicht. Wenn man das Stück in der Version des Künstlers XY spielen möchte, sollte man sich auch die entsprechenden Noten besorgen. Ich arbeite allerdings meistens mit den Original-Noten, die ich aus meinem Real Book entnehme.

Im Laufe der Jahre habe ich eine Sammlung von etwa 10 verschiedenen Fakebooks mit insgesamt weit über 1000 Noten angehäuft. Das alles auf einmal zu besorgen, ist nicht nur wahnsinnig teuer sondern auch nicht so einfach möglich. Es gibt einen Super Notenhändler (der praktischerweise seinen Sitz bei mir um die Ecke hat), der alle Noten auch verschickt. Der Händler heißt Kurt Maas und man kann ihn über seine Website (http://www.alle-noten.de) erreichen. Dort findet ihre alle Noten, die ihr braucht.
Weiter unten in diesem Post will ich noch einiges zur speziellen Notation im Jazz sagen. An dieser Stelle nur ganz kurz: Es ist nicht schwierig und auch nicht völlig anders, als die herkömmliche Notation. Es gibt nur einige Besonderheiten, die man vielleicht kennen sollte!

Worauf muss ich beim Analysieren achten?
Im Allgemeinen: Auf gar nix. Es bleibt jeden selbst überlassen, wie intensiv man sich mit dem Stück beschäftigen möchte. Desto mehr man das macht, desto besser werden aber in der Regel später die Basslines.

Man kann auch stur die Chords auswendig lernen, sich eine Walking Bassline überlegen, diese Bassline auswendig lernen und fertig. Das klappt bei jedem Stück und ist auch nicht verwerflich oder gar falsch.

Allerdings kann man die Stücke wesentlich frischer und abwechslungsreicher erscheinen lassen, wenn man sich neben die Chords nur noch die Kadenzen merkt und dann immer eine andere Bassline drüber improvisiert. Wie genau man das dann macht, erkläre ich im nächsten Kapitel.
Ich analysiere ein Stück immer auf die folgenden Besonderheiten:


  • Tonart, Taktart, Geschwindigkeit, Genre
    D.h. hier geht es um das Grundgerüst des Stückes und die Frage, wie es überhaupt aufgebaut ist. Das Genre des Stückes ist meist angegeben (z.B. Swing“, „Bossa“…). Wichtig ist es, weil verschiedene Genres nach verschiedenen Basslines verlangen. Ein Bossa wird i.d.R. von einem Wechselbass begleitet, ein Swing von einem Swing. Ein Blues hat gar ein komplett eigenes Schema.
    Bitte erwartet nicht, dass bei den Noten eine Geschwindigkeitsangabe à la „120 bpm“ steht. Mehr als eine grobe Angabe wie „slow“, „medium“ oder „fast“ bekommt man selten. Selbst die in der Klassik üblichen italienischen Angaben zur Dynamik habe ich bei Jazz-Noten noch nicht gesehen.
  • Melodie
    Ich glaube, ich habe das jetzt schon einige Male angesprochen. Die Melodie zu kennen ist immer von Vorteil! Es hilft wirklich!
  • Chords, Kadenzen
    Das ist für uns dann das wichtigste, da wir nicht improvisieren können, ohne Kadenzen und Chords zu kennen.

Das war`s schon. Mehr mache ich nicht und mehr braucht man nicht. Natürlich könnte man sich auch musikwissenschaftlich damit befassen und sich überlegen, warum Johnny Green seinen Standard „Body and Soul“ hauptsächlich in Moll gehalten hat. Aber das brauchen wir nicht und es würde viel zu weit gehen.

Spezielle Jazz-Notationen
Soviel zur Vorbereitung. Es folgen jetzt noch einige Erläuterungen zur Jazz-Notation, dann solls das aber gewesen sein und wir fangen endlich an zu spielen!
Ich habe weiter oben bereits gesagt, dass die Jazz-Notation nicht sehr stark von der üblichen abweicht. Der einzige wirkliche Unterschied findet man bei den Akkorden. In der Klassiknotation werden diese ausgeschrieben und nicht weiter bezeichnet. Das bedeutet, es wird kein Spielraum für Improvisationen gelassen.

Im Jazz werden Begleitakkorde gar nicht (oder nur sehr selten) notiert. Es wird lediglich die Melodie ausgeschrieben. Die zugehörigen Akkorde eines Taktes werden zusätzlich in Form sogenannter „Akkordsymbole“ angegeben. Das kann entweder über der Melodie passieren, auf einem zusätzlichen Notenblatt oder auch einfach in der Bass-Notenzeile.
Die wichtigsten Akkorde und ihre Akkordsymbole habe ich im letzten Teil bereits angesprochen. Nun soll es nur um die Schreibweise auf einem Notenblatt gehen!


Standard
Normalerweise steht über jedem Takt ein Akkordsymbol. Das bedeutet, dass in diesem Takt der entsprechende Akkord gespielt wird. Das sieht dann wie folgt aus:

standard.png

Man sieht, dass die Akkorde jeweils am Anfang eines Taktes stehen. Das Notenbeispiel stammt aus dem Anfang des Stückes „All The Things You Are“ von Jerome Kern. Darauf werde ich jetzt alle folgenden Beispiele anwenden. Das macht nicht immer Sinn, aber es soll ja nur der Veranschaulichung dienen!

„Verrutsche“ Akkordsymbole
Steht ein Akkordsymbol nicht am Anfang eines Taktes, kann das einfach an einer schlampigen Schreibweise des Autors liegen. Es kann aber auch bedeuten, dass der Akkord erst etwas verschoben innerhalb des Taktes gespielt wird:

eb7_verrutscht.png

In diesem Fall soll das Eb7 einfach erst auf dem dritten Schlag des Taktes gespielt werden.

„Leerer“ Takt
Es kommt häufig vor, dass einem Takt kein Akkordsymbol zugewiesen wurde, d.h. der Takt ist „leer“. In den meisten Fällen bedeutet das, dass der vorhergehende Akkord wiederholt werden soll. Es kann jedoch auch sein, dass in diesem Takt einfach kein Akkord gespielt werden soll. Letzteres wird aber i.d.R. durch ein „N.C.“ (Abkürzung für „No Chord“, also „Kein Akkord“) verdeutlicht.

leerer_takt.png

In diesem Beispiel würde der leere Takt bedeuten, dass das Eb7 auch im letzten Takt gespielt werden soll! Schonmal ein kleiner Tipp zu diesem Fall: Hier bietet es sich oft an, Arpeggios oder Tonleitern zu spielen, um Wiederholungen zu vermeiden!

Zwei Akkordsymbole in einem Takt
Genauso wie ein Takt „leer“ sein kann, kann ein Takt auch mehr als ein Akkordsymbol beinhalten. Meistens sind es zwei, selten auch drei oder vier. Wie ihr später sehen werdet, macht uns das die Arbeit wesentlich einfacher, auch wenn es zunächst mal komplizierter aussieht!

zwei_akkorde_ein_takt.png

In diesem Beispiel wird im dritten Takt für die ersten zwei Schläge das Eb7 gespielt, anschließend folgt ein Cmaj7.

Akkordsymbol in Klammern
Steht ein Akkordsymbol in Klammern, ist der Akkord gewissermaßen freiwillig. Es ist dem Interpreten überlassen, ob der diesen Akkord spielt oder nicht.
Im folgenden Beispiel kann man im dritten Takt entweder das Eb7spielen, oder man wiederholt das Bbm7 aus dem vorhergehenden Takt:

in_klammern.png

Oft geben in Klammern geschriebene Akkordfolgen auch eine Alternative zur eigentlichen Kadenz dar, wie in folgendem Beispiel:

klammer_alternativ.png

Wir könnten jetzt entweder nur das Eb7 als Akkord für den Takt verwenden, oder wir verwenden die beiden Akkorde die in Klammern stehen, nämlich Ebm7 und Fmaj7.

„Slash-Akkorde“
Die sogenannten Slash-Akkorde geben eine alternative Spielweise des Akkords an. Das will ich anhand dieses Beispiels erklären:

slash_akkord.png

Im dritten Takt ist der Akkord eigentlich der Dur-Dreiklang auf C. Der ergibt sich aus den Tönen C – E – G. Mit diesem Slash gibt man nun an, dass dem Akkord ein neuer Basston zugewiesen wird, nämlich das G. Somit lautet die Abfolge nun G – C – E.

c_slash_g.png

Es ist also eine Umkehrung des Dreiklangs. Das ist immer dann der Fall, wenn der neue Basston aus dem Tonrepertoire des Akkords genommen wird. Es kann aber auch vorkommen, dass ein Akkordfremder Ton als neuer Basston angegeben wird!

„Polychord“
Der Name lässt es schon vermuten: Hier geht es um zwei Akkorde, die gleichzeitig gespielt werden sollen. Geschrieben wird das gewissermaßen wie ein Bruch in der Mathematik, nur das Nenner und Zähler hier die Akkorde angeben, die gleichzeitig erklingen sollen, wie in folgendem Beispiel:

polychord.png

Ich muss ehrlich sagen, dass mir ein Polychord noch nie untergekommen ist.. Aber da es passieren kann, ist es gut zu wissen, was man dann zu tun hat!


Techniken

Auch darauf will ich noch kurz eingehen. Der Begriff ist aber schlecht gewählt. Es soll nicht um Spieltechniken gehen, mit denen man ganze Basslines bestreitet, sondern vielmehr um einige Techniken, mit denen man den Walking Bass etwas abwechslungsreicher und „frischer“ gestalten kann.

Natürlich kann man versuchen, dass alleine durch ein unglaublich virtuoses Spiel zu erreichen. Aber wenn man nicht gerade Jaco Pastorius heißt, sollte man das eher wieder vergessen. Es ist schwierig, eine Bassline, die eigentlich immer wieder das gleiche Prinzip wiederholt, erfrischend zu gestalten. Selbst wirklich gute Bassisten verwenden deswegen einfache Helferlein um die Bassline aufzufrischen.

Deadnotes auf dem Offbeat

Ich glaube, dass ich Offbeat jetzt nicht groß erklären muss. Man bezeichnet damit die Schläge zwischen den Zählzeiten, also die Achtelnoten, die auf dem „und“ in „1 und 2 und 3 und 4 und“ gespielt werden.

offbeat.png

Das ist generell im Jazz ein beliebtes kleines Mittelchen um etwas rhythmisch interessanter zu gestalten. Das merkt man wirklich schnell selbst. Wenn ihr in einer Band mit einem guten Trommler spielt, bittet ihn mal einen stinknormalen 4/4-Groove zu spielen. Danach soll er die Betonung auf den Offbeat legen. Ich sag´s euch, da könnt ihr dann nicht mehr still halten!
Für uns Basser ist es nicht so leicht, den Offbeat zu betonen, ohne das „Walken“ zu unterbrechen. Ich spiele gerne einfach sogenannte Deadnotes (Auch Ghostnotes, Ghosts, etc…) auf diesen Zwischenschlägen.

Man spielt diese Deadnotes ganz einfach, indem man die gezupfte Saite mit der Greifhand abdämpft. So entsteht eine Art Klick, der die Drumgroove etwas unterstützt und uns außerdem helfen kann, im Takt zu bleiben! Natürlich sollte man das nicht übertreiben!!

Ich spiele den Offbeat meist nicht „sauber“. Ich mache immer ein triolisches Gebilde daraus, weil mir sonst immer etwas von meinem Walking Bass gefehlt hat. Notiert würde das dann so aussehen:

offbeat_ghost_sample.png

„Sauber“ wäre, aus dem vierten Viertel im zweiten Takt eine Achtel zu machen und so Platz für die Ghostnote zu machen. Das könnt ihr natürlich auch gerne ausprobieren, ich finde aber, dass das immer etwas seltsam klingt.


Bluenotes

Das ist etwas komplizierter. Kurz gesagt, werden Bluenotes gespielt, indem man Terz oder Sept greift und dann ein Bending macht.

Jetzt etwas ausführlicher: Der Name verrät schon, dass es um Töne geht, die den Bluescharakter eines Stückes besonders prägen. Es geht meistens um die kleine Terz, die verminderte Quint und die kleine Sept. Allerdings werden diese Töne anders intoniert, müssen also auch anders gespielt werden. Die kleine Terz als Bluenote z.B. befindet sich zwischen kleiner und großer Terz. D.h. man muss quasi einen Vierteltonschritt spielen. Auf einem Fretless-Bass ist das noch relativ gut zu erreichen. Bei einem Bass mit Bünden haben wir das Problem, dass wir eigentlich nur Halbtonschritte spielen können. Deswegen müssen wir die Noten „benden“, also die Saite beim Spielen nach oben bzw. unten schieben. Wie weit man die Saite schieben muss, ist Gefühlssache. Das hat man relativ schnell raus! Notieren kann man das Ganze nur in der TAB-Schreibweise. In der Standardnotation sind diese Blue-Notes nicht vorgesehen, sodass wir uns selber denken müssen, wo wir sowas spielen und wo nicht:

Bending.png

Generell gilt auch bei Blue-Notes: Nicht übertreiben!



So, das solls auch schon gewesen sein für heute. Ich versuche, den nächsten Teil so schnell wie möglich nachzureichen. Da legen wir dann los und schreiben unseren Walking Bass zum Standard „Autumn Leaves“. Bis dahin viel Spaß mit dem bisherigen Workshop und bis dann!

Liebe Grüße,
Lucas
 
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Hallooo,

heute geht's los!!! In Teil 5 des Workshops nehmen wir jetzt endlich wirklich mal den Bass in die Hand und spielen auch was! Wir werden zunächst einen von mir ausgewählten Standard betrachten, gaaanz kurz analysieren und dann einen Walking Bass dazu schreiben.
Noch kurz zum Einordnen:


  1. Jazz-Geschichte (ich werd's kurz fassen, davon hab ich eh kaum Ahnung)
  2. Jazz-Theorie Teil I: Die Modi
  3. Jazz-Theorie Teil II: Arpeggios, Akkorde, Kadenzen
  4. Vorbereitungen vor dem Spielen: Notation, Analyse, Techniken
  5. Walking Bass am Beispiel eines Swing-Standards
  6. Wechselbass am Beispiel eines Bossas
  7. Das 12-Taktige Blues-Schema
  8. Literatur- und Internet-Tipps zum vertiefen und üben

Zunächst aber eine kurze Grafik. Die Frage, die sich viele Leute beim lernen dieser ganzen Theorie stellen, lautet: "Brauch ich das alles wirklich?". Die Antwort ist eigentlich simpel: "Jein". :D
Es ist nicht notwendig, zum Spielen einer Walking Bassline oder eines Wechselbasses die gesamte Theorie, die dahinter steckt, verstanden zu haben. Möchte man das aber ernsthaft betreiben, kommt man nicht drum rum.

wofuer_brauch_ich_was.png

Alles, was wir bisher gelernt haben, fließt in unsere Bassline mit ein. Wir bedienen uns beim Spielen der Skalen und der Arpeggios. Eingeschränkt werden wir durch Kadenzen und Akkorde. Man sieht also, dass die Theorie auf jeden Fall ein wichtiger Bestandtei des Musikmachens ist!


5. Walking Bass am Beispiel eines Swing-Standards


Erstmal will ich den Standard mal kurz Vorstellen, den ich für dieses Kapitel ausgesucht habe. Er heißt "Autumn Leaves" und wurde von Joseph Kosma komponiert. Der dazugehörige Text stammt von Jacques Prévert. Ich habe es ausgesucht, weil es ein relativ einfacher Standard ist, mit dem man sehr gut in das Thema Walking Bass einsteigen kann. Ich werde das Stück als GuitarPro-Datei und als PDF anhängen. Auch eine WAV-Datei des Stückes wird's geben! Am besten erstmal downloaden und ausdrucken!
Update: Leider ist die Datei zu groß, um sie hier anzuhängen. Deswegen habe ich sie auf Dropbox hochgeladen. Der Downloadlink:
HIER KLICKEN

Wer mehr über den Standard wissen möchte, kann einiges unter http://www.jazzstandards.com/compositions-0/autumnleaves.htm nachlesen.

Ich hoffe, dass das alles jetzt keine Copyright-Probleme bringt. Die Noten kann man aber sowieso überall im Internet kostenlos finden. Die hier bereitgestellten Noten habe ich aber alle selbst erstellt!

5.1. Analyse

Nachdem wir uns jetzt lange genug mit Theorie und Analyse beschäftigt haben, will ich diesen Abschnitt hier kurz halten. Ich werde kurz was zu den wichtigsten Punkten sagen, ich werde es aber nicht übertreiben. Schließlich soll es in diesem Abschnitt um das Erstellen eines Walking Bass gehen.

Tonart, Takt, Dynamik, etc.

Die Tonart des Stückes ist Bb-Dur, was man unschwer mittels der zwei "b" direkt hinter dem Notenschlüssel erkennen kann. Natürlich könnte das auch g-Moll sein, würde hier aber wegen der Akkordfolge (Bbmaj7 im dritten Takt) keinen Sinn machen.

Ach ja, kurzer Einwurf an dieser Stelle: Ich hoffe, dass ich bisher immer die Englischen Noten-Bezeichnungen verwendet habe. Für diejenigen, die den Unterschied zwischen Deutscher und Englischer Bezeichnung nicht kennen: Was im deutschen ein "H" ist, ist im Englischen ein "B". Was bei uns wiederum ein "B" ist (Also quasi "Hes") ist im englischen das "Bb" ("B-Flat"). Da diese englischen Bezeichnungen im Jazz üblich sind, verwende ich diese und nicht die deutschen!

Noch ein kurzer Einwurf: Man kann die Tonart des Stückes natürlich auch abändern. Häufig wird Autumn Leaves zum Beispiel in E-Moll gespielt.
Die Taktart des Stückes ist eine stinknormaler 4/4-Takt. Es gibt einen Auftakt mit 3 vierteln.

Zur Dynamik bekommen wir keine Angaben. Wenn man das Stück aber einmal gehört oder gespielt hat, merkt man relativ schnell, dass es sich um eine langsame Ballade handelt und das Tempo dementsprechend langsam sein sollte.

Das Stück besteht aus zwei Teilen, A und B, die sich aber nicht stark voneinander unterscheiden.

Kadenzen

Seht es mir bitte nach, dass ich jetzt nicht im Einzelnen zeigen möchte, wie ich die jeweilige Kadenz ermittelt habe. Das habe ich denke ich in vorhergehenden Kapiteln ausführlich genug erklärt.
Wir haben es hier fast ausschließlich mit II-V-I-Kadenzen zu tun.

Es gibt folgende Kadenzen, den Auftakt zähle ich bei der Takt-Nummer jeweils nicht mit!

Takt-NummerAkkordeKadenz
1-3Cm7 - F7 - Bbmaj7II-V-I auf Bbmaj7, ganz klassisch
4Ebmaj7V auf Am7b5, das ist eine sogenannte Zwischendominante
5-7Am7b5 - D7 - GmII-V-I auf Gm
8GmV auf Cm7, wieder Zwischendominante
9-16s. 1-8Wiederholung der Takte 1-8
17-19Am7b5 - D7 - GmII-V-I auf Gm
20GmV auf Cm7, Zwischendominante
21-23Cm7 - F7 - Bbmaj7II-V-I auf Bbmaj7
24Ebmaj7V auf Am7b5, Zwischendominante
25-27 (1. Schlag in 27)Am7b5 - D7 - GmII-V-I auf Gm
27-28 (Ab 3. Schlag in 27)C9 - Fm7 - Bb7II-V-I auf Bb7
29Ebmaj7V auf Am7b5, Zwischendominante
30-31Am7b5 - D7(#5) - GmII-V-I auf Gm
32Entweder Gm oder G7Gm: Tonika der Kadenz, einfach zum ausklingen lassen
G7: Wenn man das Stück wiederholt kann man dieses G7 im letzten Takt als Zwischendominante (V) auf Cm7 spielen. ("Turn-Around")

Und das war auch schon das größte Übel an der ganzen Geschichte. Was jetzt kommt ist wirklich easy, nämlich den eigentlichen Walking Bass zusammenschreiben.

5.2. Walking Bass schreiben

Eeeendlich kommen wir zu dem Teil des Kapitels, weswegen ich diesen Workshop überhaupt mache.

Begriffsklärung "Walking Bass"

Es gibt keine eindeutig festgelegten Regeln, die eine Bassline zu einem Walking Bass macht. Der Begriff kommt natürlich aus dem Englischen und bedeutet "Laufender Bass". Genau das ist auch der Sinn, der dahinter steckt. Die Bassline soll den Eindruck machen, als würde sie mit dem Stück mitlaufen. Das erreicht man durch gleichmäßigen rhythmischen Aufbau. Dennoch soll sie so abwechslungsreich sein, dass es nicht langweilig wird.

Man sieht schon, dass es also den einen richtigen Weg zum Schreiben eines Walking Bass nicht gibt. Das bedeutet natürlich für uns wesentlich mehr Möglichkeiten und Freiheiten beim Basteln der Bassline. Dennoch will ich da hier ein wenig einschränken.

Wenn ich hier von einem Walking Bass rede, meine ich den klassischen Aufbau. Dafür bildet man die Bassline aus Grundton, Terz und Quinte des Takteigenen Akkordes. Auf dem letzten Schlag erfolgt dann eine sogenannte chromatische Annäherung (s. weiter unten) an den nächsten Takt bzw. Akkord.

Nicht nur im Jazz ist das ein beliebtes Mittel. Auch in R'n'B, Country oder Ska ist es weit verbreitet. Ein Walking Bass macht ein Stück rhythmisch immer interessanter! Natürlich passt er aber auch nicht immer.

Aufbau des Walking Bass

Unser Walking Bass besteht aus vier Viertelnoten. In der Regel ist der Ablauf dann immer Grundton - Terz - Quint - Chromatische Annäherung. Jetzt aber mal langsam und der Reihe nach:

Schlag 1 - Grundton
Auf dem ersten Schlag spielen wir zunächst IMMER den Grundton. Wenn man schon fortgeschritten ist, kann man das auch ändern. Aber am Anfang macht uns das das Leben wesentlich einfacher! Grundsätzlich ist es egal, in welcher Oktave oder Lage der Grundton gespielt wird, es gilt aber große Sprünge zu vermeiden.

Schlag 2 - Terz
Auf dem zweiten Schlag spielen wir im Normalfall die Terz. Hier könnt ihr aber auch schon etwas mit Terz und Quint experimentieren. Es gilt natürlich immer: Die Terz spielen, die der Akkord vorgibt. Bei Moll-Akkorden also eine kleine, bei Dur-Akkorden eine große Terz!

Damit es nicht langweilig wird, dürfen die Intervalle jeweils aufwärts oder auch abwärts gespielt werden. Hier sind je zwei Möglichkeiten, eine Terz von einem Grundton ausgehend zu spielen. Für die Bilder gilt das gleiche, wie bei den Akkorden. Die Nummern stehen für den Finger, mit dem die Note gegriffen werden soll (1 = Zeigefinger, 2 = Mittelfinger usw.). Der blaue Kreis ist der Grundton:

dur_terz_normal.pnggroße_terz_alt_normal.pngdur_terz_abwärts.png

moll_terz_normal.pngkleine_terz_alt_normal.pngmoll_terz_abwärts.png

Vorsichtig bitte mit den Begriffen. "Terz abwärts" ist nicht ganz richtig. Wir spielen hier keine Terz nach unten, sondern wir spielen die Terz der tieferen Oktave!!

Schlag 3 - Quint
Auf Schlag Nummer drei spielen wir meist die Quint. Wie schon gesagt könnt ihr gerne mal versuchen, Terz und Quint zu vertauschen. Das kann ein wenig Abwechslung in die Sache bringen und sich durchaus interessant anhören!
Eine Quint kann natürlich immer vermindert (b5) oder übermäßig (#5) sein.

Hier sind zwei Möglichkeiten zum Spielen der (reinen) Quint:

quint normal.pngQuint abwärts.png

Das könnt ihr euch gleich mal für das Kapitel über den Wechselbass merken! :)

Schlag 4 - Chromatische Annäherung
Erstaunlicherweise bereitet das oft Probleme. Es ist aber eigentlich ganz einfach, auch wenn der Name vielleicht etwas anderes vermuten lässt…
Eine chromatische Annäherung ist einfach ein Ton, der sich genau einen Halbton (= ein Bund) vom darauffolgenden Grundton entfernt befindet. Pro Grundton gibt es also immer zwei mögliche Töne, den darüber und den darunter. Bei einem C können wir C# oder B spielen, bei einem D wären Db oder D# möglich. Folgende Grafik stellt auch noch einige Beispiele dar (Die Abfolge ist komplett erfunden):

chrom_annaeherung.png

Im Idealfall kann man natürlich vom dritten Schlag des aktuellen Taktes über die chromatische Annäherung zum nächsten Grundton in Halbtonschritten herunter- oder raufwalken, wie es im oberen Beispiel im ersten und dritten Takt der Fall ist. Das geht aber einfach nicht immer, sodass teilweise kleine Sprünge notwendig sind.

Ein weiterer Idealfall ist, dass ich die Chromatische Annäherung aus dem Tonrepertoire des aktuellen Akkordes spielen kann. In der Praxis geht das aber fast nie, das ist allerdings auch kein großes Problem!

Manchmal kann es passieren, dass man auf Schlag drei bereits eine chromatische Annäherung zum folgenden Ton hätte. Bei II-V-I Kadenzen mit einem Moll-Akkord als Tonika ist das häufig der Fall, da hier ein halbverminderter Akkord auf der zweiten Stufe steht. Damit haben wir eine verminderte Quint in diesem Takt auf dem dritten Schlag und damit auch schon eine Annäherung zum folgenden Ton:

chrom_annäherung_cm7b5.png

Das Cm7(b5) führt in einer II-V-I-Kadenz über das F7 als Dominante zum Bbm als Tonika.
Der interessante Teil ist rot eingekastelt. Die verminderte Quint des Cm7(b5) ist ein Gb und wäre damit bereits eine chromatische Annäherung an das folgende F. Obwohl ich eigentlich von oben komme, spiele ich deswegen jetzt die chromatische Annäherung von unten (das E) und gelange so schön zu meinem neuen Akkord ohne zweimal hintereinander den gleichen Ton spielen zu müssen.

Pattern


Wie ich im Verlauf des Workshops bestimmt schon zwei- dreimal gesagt habe, kann man sich mittels der Kadenzen sogenannte Pattern zurecht legen. Das sind Musterabläufe, die man immer wieder für gleiche Kadenzen nutzen kann. Es gibt ja durch den vorgegebenen Ablauf, den ich oben bereits beschrieben habe, nur eine begrenzte Möglichkeit an verschiedenen Abläufen für den Walking Bass. Wenn man die alle auswendig kann und auf die verschiedenen Kadenzen ordentlich anwenden kann, hat man mit keinem Standard mehr große Probleme!
Wir gehen jetzt aber erstmal ohne Pattern vor. Diese Pattern legt man sich automatisch zurecht, wenn man des Öfteren spielt. Das ist nichts, was man groß auswendig lernen müsste!

Jetzt aber…


Los geht's mir unserem Stück "Autumn Leaves".
Wir wenden jetzt einfach alles, was wir bisher gelernt haben Stur auf das Stück an und schauen mal, was dabei herauskommt!

Im ersten Takt (ohne Auftakt) haben wir einen Cm7-Akkord. Unser erster Ton steht damit schon fest, es ist ein C. Ich spiele es im dritten Bund der A-Saite. Gleich mal notieren:

c_grundton.png

Da es sich um einen Moll-Akkord handelt, brauchen wir die kleine Terz. Die kleine Terz auf ein C ist immer ein Eb. Ich spiele es im sechsten Bund der A-Saite. Auch das schreibe ich gleich auf. Da wir als Tonart Bb-Dur haben, das bereits ein b-Vorzeichen für das Eb beinhaltet, muss ich es nicht erneut notieren:

c_eb_Terz.png

Wir haben weder eine übermäßige noch eine verminderte Quint in Cm7, spielen also eine reine Quint. Auf C ist das ein G. Es bietet sich an, das im fünften Bund der D-Saite zu spielen.

c_eb_g_quint.png

Jetzt kommt ein kleiner "Trick". Es ist eigentlich so simpel, dass es kein Trick mehr ist. Bevor ich jetzt ewig überlege, welche Töne als chromatische Annäherung für meinen nächsten Akkord in Frage kommen, gehe ich einfach umgekehrt vor: Ich notiere zuerst den nächsten Grundton, natürlich in der nächstliegenden Position. Der Grundton im nächsten Takt ist ein F, die nächste Position ist im dritten Bund der D-Saite (GuitarPro färbt den ersten Takt jetzt rot, weil dort noch ein Viertel fehlt):

c_eb_g_f_grundton2.png

Sowohl in TAB-Schreibweise als auch in Standardnotation sehe ich jetzt sofort, welchen Ton ich als chromatische Annäherung spielen kann. Ich spiele das Gb, im vierten Bund der D-Saite, ohne mir Gedanken zu machen, ob es im Tonvorrat des aktuellen Akkordes überhaupt vorkommt:

chrom_ann.png

Der erste Takt wäre damit geschafft. Nach diesem Prinzip gehe ich jetzt immer weiter vor. Da es ein wenig langweilig wäre, wenn ich jetzt 32-mal das gleiche mache, springe ich nun direkt zu den interessanten Stellen im Stück.

Takt 5: Am7(b5) oder Aø
In Takt fünf haben wir einen halverminderten Akkord auf A. Wenn wir uns an Kapitel drei des Workshops erinnern, wissen wir, dass wir bei diesem Akkord eine kleine Terz und eine verminderte Quint haben. Mit diesem Wissen können wir genauso vorgehen, wie bei den restlichen Takten und spielen somit:

am7b5.png

Vom vorhergehenden Akkord (Ebmaj7) nähere ich mich von unten chromatisch an das A an. Dann walke ich ganz einfach mit den erlaubten Intervallen über das Am7(b5). Das ist genau der Fall, den ich weiter oben bereits in einem Beispiel mit einer II-V-I-Kadenz auf Bbm beschrieben hatte!

Takt 7 und 8: Zweimal Gm
Zweimal den gleichen Akkord zu haben kann schnell dazu führen, dass man sich wiederholt. Klar, das ist natürlich eine bequeme Art, das zu spielen. Es ist aber nicht sehr elegant. Eine gute Möglichkeit, es abwechslungsreich zu gestalten, ist im einen Takt nach oben und im nächsten nach unten zu spielen:

gm_gm_zweimal.png

Eine weitere sehr schöne Möglichkeit ist es, die Tonleiter zu spielen, wie in folgendem Beispiel (bereits mit chromatischer Annäherung an C auf dem vierten Schlag im zweiten Takt):

gm_gm_zweimal_tonleiter.png

Takt 27, 28 und 30: Zwei Akkorde in einem Takt
Oha, zwei Akkorde in einem Takt. Sieht natürlich ganz schön kompliziert aus. Ist es aber überhaupt nicht! :) Es ist im Gegenteil sogar sehr viel leichter. Denn hier spielen wir lediglich Grundton des aktuellen Akkordes und eine chromatische Annäherung zum folgenden:

zwei_akkorde_im_takt.png


Das war auch schon der ganze Zauber! Mehr ist es wirklich nicht.

Eine komplette Sample-Walking-Bassline befindet sich mit den anderen Dateien im Anhang!

Viel Spaß beim erstellen eurer eigenen Basslines. Im Nächsten Kapitel geht es dann um Wechselbass, eine ebenso simple wie coole Sache!

Bis dahin,
Lucas
 
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Tausend Dank, dass Du Dir all diese Arbeit gemacht hast!
Das fühlt sich an wie ein Walking-Bass Lehrbuch in 4 Posts gepresst.
Ich spiele seit vielen Jahren Bass, habe mich aber niemals hinreichend mit der musiktheoretischen Seite befasst. Walking Bass zu lernen stand schon länger auf meiner Liste recht weit oben, nur war mir das Lehrmaterial, was ich bisher gefunden habe immer etwas zu trocken (und da ich mehr schlecht als recht Noten lese, gab es bei den meisten Büchern noch das Problem, dass die meisten Sachen in Noten festgehalten waren).
Hier steht alles drin, um relativ fix loszuwalken und es ist super und schlüssig erklärt.
 
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Toller guide, warte gespannt auf 6, 7 und 8 :) falls die noch geplant sind
 
Toller guide, warte gespannt auf 6, 7 und 8 :) falls die noch geplant sind

Danke! Ja klar, die Teile sind geplant und ich werde sie so schnell wies geht schreiben. Leider bin ich zur Zeit sehr eingespannt (Uni, Arbeit, meine Bands...) und habe deswegen keine Zeit... Ich hoffe, dass ich dieses Wochenende die Zeit dafür finde! :)
 
Bei 3.3, ist nicht G-Dur die Dominante von C-Dur?

Gruesse, Pablo
 
Mahlzeit,

und willkommen in meinem 1. Post...

Da hab ich als Anfänger des Bass (Das Instrument vor 6 Wochen erstanden und drauflosgeübt) noch eine Menge vor mir. Jetzt bin ich vor ein Paar Tagen in diesem Forum gelandet, nachdem ich mich im Tab spielen erfolgreich versucht habe.
Jetzt ist es mein nächstes Ziel die 2. Lektion dieses Workshops zu meistern =)
Das wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Ionisch und Dorisch kappt aber schon ganz gut hintereinander.
Bald noch etwas privaten Unterricht und schauen, dass ich ne Band in der Nähe finde, dann wird das schon mit dem Bassspiel.

bis denn
zaffy
 
Bei 3.3, ist nicht G-Dur die Dominante von C-Dur?

Gruesse, Pablo

Hi Pablo,

ja, da hast Du Recht. Bei reinem C-Dur ist die Dominante G-Dur. Das ist ein Fehler in meinem Beitrag, also vielen Dank für den Hinweis! :)

Grüße
Lucas
 
Danke! Ja klar, die Teile sind geplant und ich werde sie so schnell wies geht schreiben. Leider bin ich zur Zeit sehr eingespannt (Uni, Arbeit, meine Bands...) und habe deswegen keine Zeit... Ich hoffe, dass ich dieses Wochenende die Zeit dafür finde! :)
hey lucas,
nach der super vorlage ... mach' mal weiter - das wochenende ist zuende ... ;)
 

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