Gerhard Eichberger
Das klingt alles, als würdest du einen regelrechten Anspruch darauf verspüren, dass Leute dein Zeug spielen... Dem ist nicht so.
Natürlich darf sich jeder Musiker mit Ideen einbringen. Das habe ich ja auch beim ersten Auftritt meiner Band (im September 2009) auch so gemacht. Da waren einige Lieder dabei, die Lieblingslieder der Musiker waren. Wichtig ist nur, daß es ins Konzept paßt. Und bei jenen Profimusikern damals habe ich offene Türen eingerannt, als ich sagte, ich will nicht solche Lieder covern, die eh alle spielen. (Immerhin haben diese Musiker ja eine Coverband. Dort spielen sie auch eine Nummer von DEEP PURPLE. Aber nicht etwa "Highway Star" oder gar "Smoke On The Water", sondern "Pictures Of Home" oder "Lady Double Dealer".)
Wie dir oben schon gesagt wurde (das, worauf du nullkommanicht eingegangen bist. ;-)): Profis machens für Geld, Freizeitmusiker für Spaß. Spaß resultiert i.d.R. daraus, dass man sich auch musikalisch für ein Projekt erwärmen kann.
Also, von Tullnern Bands wurde mir gesagt, daß sie privat Freunde sind und zuerst miteinander saufen gegangen sind und dann erst angefangen haben, Musik zu machen. Das war bei mir nicht der Fall, ich kannte die Leute ja kaum.
In Wien wiederum war es (bei den Bands, die ich näher kenne) so, daß sich die Hobbymusiker grundsätzlich über Anzeigen ("Musiker gesucht") zusammengefunden haben. Die Berufsmusikern wiederum haben sich in ihrem Musikerbekanntenkreis rumgehört, wenn sie jemanden gesucht haben. (Da gibt's ja immer wieder private Treffen - immerhin hat ja oft ein Musiker Geburtstag, und der ladet dann etliche andere Musiker zu einem Treffen beim Wirten ein.)
Aber ich habe nie wirklich Spaß in einem Probekeller erlebt. Weder bei den Hobbybands noch bei den Berufsmusikern. Dazu sind die Proben zu ernst. (Kann schon sein, daß es nach der Probe zum Wirten geht und dort dann der Schmäh rennt. Zuweilen trennen sich die Bands aber auch nach der Probe, weil kein Lokal in der Umgebung mehr offen hat. (Das betrifft jetzt zwei bestimmte Probekeller.)
Nimms mir nicht krumm, aber: Nach dem zu urteilen, was ich von dir auf Youtube sah, dürfte die Anzahl derer, die auf diese "Musik" Bock haben, sich in ENGEN Grenzen halten. (Im Übrigen gilt das auch für potentielles Publikum)
Wie gesagt: Das ist noch nicht das Gelbe vom Ei und gibt noch kaum was von dem her, was meine Band mal bringen soll.
Die CD-Produktion war ein Kompromiß. Mir wurde vom Produzenten gesagt, man muß mit dem arbeiten, was man jetzt hat und nicht mit dem, was noch gar nicht existiert, sondern was irgendwann mal geschrieben werden wird.
Und diese Videos zu machen, wurde mir von einer Bekannten nahegelegt, die dann die Videos gemacht hat. Mir ist das alles zu plötzlich gegangen. Sie wollte noch ein viertes Video drehen, aber das habe ich dann abgelehnt. Ein Video mag zur Vermarktung der CD gut sein, aber mehrere bringen wohl nicht, daß mehr CDs verkauft werden.
Gerhard
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Gerhard Eichberger
Auch wenn einem als Künstler das nicht passen mag: Wenn es darum geht, Musik kommerziell erfolgreich zu machen, ist die Musik ein Produkt. Und da sollte man wenigstens in der Lage sein, die hervorstechenden Produkteigenschaften klar beschreiben zu können. Wenn schon DIR das nicht gelingt, lässt sich das auch nicht vermarkten.
Also, das, was ich in Zukunft vorhabge, würde ich kurz und knapp folgendermaßen skizzieren:
- Tabuthemen (Kannibalismus, Mörder, Henker, Folter)
- Betrachtung der Themen von einer anderen (unüblichen Seite)
- Mythologisches
- Sozialkritisches
- Irrtumskorrektur
- Texte, die zum Nachdenken anregen
- geschichtliche Themen
- dazupassende Bühnenshow mit Akteuren, Kostümen und pyrotechnischen Effekten
- Musikrichtung: Spacemusic-Hardrock-Liedermacher-Disco-Jazz-Deathmetal-Klassik-Techno-Mischung, oft in einem Lied gemischt
- Kombination ungewöhnlicher Instrumente
- einzelne Covers: dazupassende wenig bekannte Nummern (anfangs gezwungenermaßen mehr Covers, bis mehr eigene Lieder komponiert wurden)
Worin liegt die Innovation?
Darin, daß sowas, wie ich es vorhabe, noch nicht da war.
Worin liegt der Wiedererkennungswert? Es müssen nicht alle Lieder gleich klingen, aber Bands, die erfolgreich am Markt sind, haben einen eigenen Bandsound, den man auch raushört.
Naja. die Lieder von DRAHDIWABERL wurden ja bekanntlich in vielen verschiedene Musikrichtungen geschrieben (oft auch mehrere Musikrichtungen in ein- und demselben Lied miteinander vereinigt). Und das war, was mich bei DRAHDIWABERL musikalisch so fasziniert hat. Daß JEDES Lied komplett anders war. (Auf der letzten CD war diese Abwechslung leider nicht mehr so groß.)
Wenn Du schon Schwierigkeiten hast, überhaupt Musiker zu finden, kannst Du die Zeit nutzen, im stillen Kämmerlein am Konzept zu feilen und das mal für Dich und andere haarklein aufzuschreiben, was Deine Band denn eigentlich ausmachen und unverwechselbar machen soll. Wo willst Du hin, welchen Sound willst Du haben, was bedeudet das fürs Arrangement?
Das habe ich alles im Kopf. Ich habe schon, bevor ich überhaupt Musiker gekannt habe, eine zehnseitige Bühnenshow für ein Konzert entwickelt, für deren Realisierung etwa sechs, sieben Akteure nötig sind. (Im Vergleich dazu hat DRAHDIWABERL ungefähr 30 Akteure für die Bühnenshow, und deren Showbeschreibung ist pro Lied drei bis fünf Seiten lang.)
Sorry, aber "Lieder in unterschiedlichen Stimmungen auf Grundlage von Texten komponieren" ist nun genau das, was jede Band macht.
Nein, das ist absolut nicht so. Ich kenne viele Bands, bei denen die einzelnen Lieder ziemlich gleich klingen.
Mit Stimmungen habe ich nicht Tonarten oder Musikrichtungen gemeint. Sondern ich will beim Publikum Emotionen wecken, also müssen die Lieder in den entsprechenden Stimmungen vorgebracht werden. (Wobei die Stimmung in einem Lied durchaus umschlagen kann. Das haben wir so auf der CD beim Lied "Damit man sich liebt" gemacht.)
Mit so einem "Konzept" könntest Du mich auch nicht zum Proben motivieren.
Die meisten Tullner Musiker nicht, weil bei denen alles gleich klingt.
Gerhard