Hallo Ambrosius!
Mit der Frage habe ich mich anfangs auch gequält. Ich kenne einerseits das System nach Rudolf Würthner (Ich glaube, seine "Neue Knopfgriff-Akkordeon-Schule, Ausgabe für B-Griff" ist nach wie vor erhältlich, falls du sie nicht findest, schicke ich dir mein Exemplar auch mal leihweise zu). Das funktioniert im Wesentlichen so, dass man die Ganztöne mit aufsteigender Fingerfolge spielt, also z.B. f(2)I, g(3)II, a(4)III [Die Zahlen in den Klammern sind die Finger, die römischen Zahlen die Reihen]. Man spielt also quasi "von schräg unten".
Dieses System finde ich persönlich recht unbequem, zumal ich für meine serbischen und bulgarischen Stücke ständig benachbarte Halbtöne zum Verzieren brauche, sprich die Finger müssen in aufsteigender Folge die genau entgegengesetzte Diagonale bedienen, also in etwa a(2)III, b(3)II, h(4)I. So in etwa ist im Wesentlichen auch das System nach Krnjevac (Wegbereiter und Erneuerer des serbischen Knopfakkordeonspiels) aufgebaut. Die Handhaltung ist also eher "von schräg oben". Dabei werden Halbtöne oft auch durch horizontales Greifen in die übernächste Reihe gespielt, also z.B. e(4)II, f(2)IV, wenn es für die vorhergehenden oder folgenden Töne günstig erscheint. Ganztonschritte erfolgen meist durch Überspringen eines Halbtons, z.B. c(2)III, d(4)I, aber manchmal auch durch eine absteigende Fingerfolge, z.B. g(4)II, a(3)III. Letzteres geht nicht mit allen Fingern gleich gut, aber aus der beschriebenen Handhaltung heraus macht es gerade mit den Fingern 4-3 oder 3-2 mehr Sinn, als die komplette Hand zu drehen und Würthner-mäßig 3-4 bzw. 2-3 zu spielen.
Ich glaube, es hängt stark davon ab, in welche Musikrichtung man tendiert, welches System man nun bevorzugen sollte. Außerdem spielen noch deine bisherigen Spielgewohnheiten und dein Instrument eine Rolle. Ich würde z.B. gar nicht auf die Idee kommen, ohne den Daumen zu spielen, was aber bei Krnjevac (außer bei Zweistimmigkeit) die Regel ist. Da ich auch keine 6-reihige Dugmetara besitze, muss ich mir auch sowieso einiges anders zurechtlegen.
Letztlich bin ich davon abgekommen, mich an ein festes System zu halten. Das einzige, was zählt sind die Fragen 1. Lässt sich das so bequem und flüssig spielen? und 2. Klingt das mit dem Fingersatz auch gut? (Denn nicht jedes Legato oder Staccato ist mit allen Fingern immer gleich knackig).
Unten siehst du eine Seite aus der Würthner-Schule mit Tonleitern, die alle erstmal nur in den drei Grundreihen gespielt werden sollen.
Gruß waldgyst