meine Güte, ich stelle beim Lesen des Threads gerade fest, dass das mit der aktiven Straßenmusik bei mir bereits über 25 Jahre her ist. Damals war das Leben noch ... dingens ... nee lass ich weg ...
Wir (4 Leute: 2 Gitarren, 1 Flöte, bisschen percussion, 4 Stimmen --> Folkmusik) waren damals immer Samstags in Fußgängerzonen unterwegs, vorzugsweise ab etwa 1,5 Stunde vor Geschäftsschluss (also ab 12:30h, so war das früher mal). Die Leute sind dann bereits mehr oder weniger durch mit den Einkäufen und gönnen sich mal ein paar Minuten.
Da sind wir dann auch schon beim ersten Problem, der Ladenschluss in Deutschland wird mittlerweile ja sehr unterschiedlich genutzt, die Geschäfte machen auf und zu wann sie wollen, da die richtige Zeit zu finden, stelle ich mit schwierig vor.
Das zweite Problem wurde schon mehrfach genannt ... die deutsche Genehmigungsmentalität. Es ist wohl in der Tat so, dass es kaum noch Städte gibt, in denen die "Nutzung öffentlichen Geländes für Gewerbezwecke" und Ausstellen einer "Bettelerlaubnis" nicht auch auf Musik angewendet wird. Jede Gemeinde kann das im Übrigen selber regeln, daher immer vorher schlau machen, sonst wird´s evt. teuer.
Die behördlichen Regelungen kann ich übrigens bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen, wenn es sich um Städte mit starkem Tourismus handelt, oder gegen "organisierte Musikalität" vorgegangen wird. Schade, dass dabei manchmal die Kreativität und Spontanität auf der Strecke bleibt.
Und das müsste eigentlich nicht sein, wie zum Beispiel Amsterdam zeigt. Da gibt es Plätze, die extra dafür vorgesehen sind, dass Künstler sich dort präsentieren und diese Plätze sind richtige Anlaufstellen für die shoppende Bevölkerung. Da kommt auch echt was zusammen im "Hut".
Naja, die Qualität muss aber auch stimmen und es muss den Geschmack des "Publikums" treffen. Lautstärke ist dabei garnicht soooo wichtig. Wenn sich erstmal ein paar "Interessenten" gefunden haben, die stehen gebklieben sind, sammelt sich schnell eine größere Menge an (Deutsche stehen offensichtlich, wie die Engländer gerne in Schlangen und größeren Gruppen zusammen
). Also ladet ein paar Freunde ein, sich bei Euch in der Nähe aufzuhalten ... Initialzündungen sind wichtig.
Wenn Ihr die Möglichkeit habt, sprecht mit dem Publikum. Fragt aktiv nach, ob es gefällt, macht mal ein paar ulkige Bemerkungen ... es ist Entertainment gefragt ... kultureller Anspruch ist fehl am Platze, weil die Zielgruppe das nicht würdigt. Wer gut unterhalten wird, gibt auch was (Geld), Kulturgenuss würde wohl eher aus Mitleid (hungernder Musiker) mit Almosen bedacht.
Da man heute in den meisten Passagen (überdacht, geschlossene Räume) nicht stehen darf, sucht Euch eine Stelle in der zwei Glasscheiben einen rechten Winkel bilden, in diese Nische stellt Ihr Euch rein.
1) kommt der Sound ganz gut nach vorne, auch wenn Ihr nicht frontal zum Publikum steht
2) habt Ihr etwas mehr Kontrolle (Timing etc), speziell wenn Ihr zu mehreren seid.
Ganz wichtig, sucht Euch eine Stelle, an der Ihr nicht "im Weg" steht. Motzende Passanten sind das grauenvollste, was passieren kann, da gehen dann auch die Zuhörer weg, um keinen Stress zu bekommen.
Kann natürlich sein, dass sich dass mittlerweile alles geändert hat, aber so wie ich es "passiv" in den Innenstädten erlebe, müsste das meiste noch gelten.
greetz
Jay