Testbericht Olympus LS-14

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Lasse Lammert
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Testbericht

Olympus LS-14




Verpackung, Zubehör, erster Eindruck


Als am Montag Morgen das Paket mit dem LS-14 Testgerät von Bonedo eintraf, war ich beim öffnen erstmal positiv überrascht, neben dem Karton mit dem Recorder beinhaltete das Paket auch noch ein Shirt und eine Schirmmütze von Bonedo, sowie ein kleines Tütchen mit Gummibärchen.
Das soll natürlich nicht in die Wertung des LS-14 einfliessen, jedoch ist es schön so ein Gerät nicht "oben ohne" und mit kaltem Kopf testen zu müssen, der zusätzliche Zuckerschub sorgte für den extra Kick Motivation um frisch ans Werk zu gehen.
Na dann mal los.

In dem kleinen Olympus-Karton sind der Recorder und das Zubehör nochmal separat in Kartoneinschüben sicher verpackt, somit ist das Gerät für den Transport zum Kunden perfekt geschützt und der erste Frust durch Transportschäden (auspacken-einschalten-geht nicht) wird schonmal gekonnt vermieden, das Ganze ohne unnötig viel Verpackungsmaterial aus Kunststoff zu verwenden (Bubblewrap etc), sehr löblich!

Ausser dem Recorder und dem "Basic Manual" befindet sich als Zubehör auch noch ein Satz AA Batterien, ein USB Kabel zum Anschluss an den Computer sowie eine Klemme zur Befestigung des LS-14 an einem Mikrofonständer und eine Tasche für Transport und staubfreie Aufbewahrung des Recorders.
Auf diese 3 Teile möchte ich ganz kurz gesondert eingehen, da es hier und da schon einen kleinen Kritikpunkt gibt.

Das mitgelieferte USB Kabel fällt mit nur 15cm Länge doch recht kurz aus, dies stellt überhaupt kein Problem dar, wenn man z.B. einen USB Anschluss an der Tastatur des Computers hat, bzw einen Laptop nutzt (im Gegenteil, hier sorgt ein kurzes Kabel für Ornung auf dem Schreibtisch), jedoch muss man anfangen etwas zu improvisieren, wenn man einen der USB Anschlüsse am Desktop Computer nutzen will - das LS-14 baumelt dann nämlich unschön in der Luft.

Die Tasche zur Aufbewahrung ist gut gepolstert und macht einen hochwertigen Eindruck, sie bietet Platz für den Recorder, nicht aber für die Klemme und das Kabel, das ist jedoch nicht weiter schlimm, da man i.d.R. das Kabel ja ohnehin beim Computer lagert.
Etwas unpraktisch ist die fehlende Möglichkeit zur Befestigung/Sicherung der Tasche am Gürtel oder um den Hals, für die meisten Hosentaschen ist der Recorder in der Schutztasche zu groß, da wäre ein Clip für den Gürtel bzw. ein Band für den Hals oder auch nur eine Öse zum Anbringen eines Bandes sehr hilfreich.

Der mitgelieferte Clip zur stationären Befestigung des Recorders an einem Mikrofonständer ist ein wirklich sinnvolles und nützliches Zubehör, zwar lässt er nur eine Befestigung an einer horizontalen Stange zu (zumindest, wenn man das Stereobild beibehalten möchte), jedoch würde ein Kugelgelenk den Clip unnötig vergrössern, somit ist die ausschliesslich horizontale Befestigung ein Kompromiss, den ich gerne bereit bin einzugehen.

Das Basic Manual ist genau das; Basic.
Das soll aber nicht heissen, dass das ein Nachteil ist, der Recorder ist leicht zu bedienen und die mitgelieferte Bedienungsanleitung gibt zur Not etwas Hilfestellung.
Eine Ausführliche Bedienungsanleitung findet sich auf dem Gerät selber, abrufbar per USB am Computer.

Das LS-14 selber macht einen soliden ersten Eindruck und ist von den Bedienelementen her übersichtlich gehalten, Beschriftung und Symbole entsprechen den Standards, die man auch von CD Playern etc her kennt.
Dieser Punkt stimmt mich erstmal optimistisch, da ich ehrlich gesagt kein Freund von zu kompliziert zu bedienenden Geräten bin und ungern erstmal seitenweise Bedienungsanleitungen lesen muss, nur um mit einem Gerät arbeiten zu können.
Daher habe ich die Bedienungsanleitung zunächst komplett ignoriert, die mitgelieferten AA Batterien eingelegt und das LS-14 angeschaltet.....mal schauen, wie intuitiv der Recorder zu bedienen ist.
Am vorderen Ende des Recorders befinden sich 3 Mikrofone, die beiden äusseren Mics bilden dabei ein Stereopaar und sind immer aktiv, das mittlere Mikrofon kann im Menü des Recorders an- oder abgeschaltet werden (dazu später mehr).
Desweiteren gibt es Anschlussmöglichkeiten für ein Line-In Signal, ein externes Mikrofon, Kopfhörer und eine Fernbedienung, alle Audio-Anschlüsse erfolgen über Miniklinke.

Karton.jpg




Übersichtlichkeit, Funktion, Bedienung

Neben den grossen Knöpfen für "Play", "Stop" und "Record" fällt zunächst erstmal der Drehregler mit der Beschriftung "Tuner", "Smart", Manual", "Quick" ins Auge, der ungeduldige Tester dreht diesen also schwubsdiwubs auf "Quick" und fängt an ein paar Testaufnahmen zu machen. "Eins...zwei...Test, Test, Test", der Zähler fängt an zu laufen und auf dem gut beleuchteten Display ist eine Pegelanzeige zu sehen, diese zeigt bei normaler Sprache schonmal einen gut nutzbaren Pegel an, bei lautem Schnipsen mit den Fingern direkt vor den Mikrofonen leuchtet ein kleines "over" auf, und die Peak-LED am vorderen Teil leuchtet rot.
Nungut, das LS-14 soll ja auch alles von leisen Naturgeräuschen bis zu lauten Rockkonzerten aufnehmen, da muss für den "Quick-Modus" natürlich eine Kompromisseinstellung gefunden werden.
Diese kann man aber im Menü des LS-14 selber vorgeben, dort kann die interne Vorverstärkung als "low", "medium" oder "high" vorgewählt werden.

Mehr Kontrolle über die Signalstärke hat man in den beiden anderen Modi, um diese zu testen drehe ich den Regler zunächst auf "Smart" und fühle mich schon etwas schlauer...dabei ist dieser Mode genau für das Gegenteil konzipiert, das LS-14 übernimmt nämlich hier die Einstellarbeiten für den User, dazu wird das Eingangssignal erstmal analysiert und die Mikrofonvorverstärkung automatisch angepasst, dieser Vorgang dauert 30 Sekunden (Werkseinstellung), die Zeit für die automatische Pegeleinstellung kann aber im Menü angepasst werden.

Der "Manual" Mode überlässt dem User nun die volle Kontrolle, mit den Pfeiltasten kann die Vorverstärkung zwischen den Werten 1 und 70 frei gewählt werden, somit ist tatsächlich genug Pegel bei leisesten Signalen einstellbar, aber auch eine verzerrungsfreie Aufnahme von lauten Rockkonzerten möglich.

Jetzt wo die Aufnahme von Signalen verschiedenster Art und Lautstärke wunderbar funktioniert ist es Zeit das Menü des LS-14 zu erforschen. Hier finden sich neben den erwarteten Einstellungsmöglichkeiten für das Display und die Sprachführung etc auch noch einige andere nette und nützliche Features, wie z.B. die Einstellungen für ein internes Metronom.
Darüberhinaus verfügt das LS-14 über einen internen Limiter, welcher verhindern kann, dass ein zu lautes Eingangssignal eine Verzerrung verursacht, ist die interne Vorverstärkung richtig gewählt (siehe oben), kann dieser Limiter ausgeschaltet bleiben, wenn man jedoch das extra bisschen Seelenfrieden bei der Aufnahme will, kann die Aktivierung des Limiters für ein wenig Beruhigung sorgen.
Das eingangs erwähnte mittlere Mikrofon lässt sich im Menü deaktivieren, die beiden äusseren Mikrofone bleiben jedoch als Stereopaar stets aktiv.
Diese und mehr Funktionen finden sich im Menü des LS-14, die Menüführung ist dabei aber so übersichtlich, dass einem in den meisten Fällen der Blick in das Handbuch erspart bleiben wird.

Nach erfolgreicher Aufnahme bietet das LS-14 die Möglichkeit das Audiosignal zu bearbeiten, es kann gekürzt und beschnitten werden, man kann aber über die "Overdub" Funktion sogar eine weitere Aufnahme hinzumischen.
Schon bei der Aufnahme können Indexpunkte gesetzt werden, zu denen man nachher wie bei einer Audio-CD "skippen" kann, ein besonders nützliches Feature z.B. bei der Aufnahme eines Live Konzerts mit mehreren Songs.

Die Anbindung an den Computer (in meinem Fall ein Mac) funktioniert vollkommen problemlos.



Der Klang


Nun zum wichtigsten Teil, wie klingt die Aufnahme?
Im Zeitalter der Smartphones hat fast jeder die Möglichkeit überall Audiosignale mitzuschneiden, jedoch entspricht die Qualität dieser Aufnahmen i.d.R. nicht wirklich gehobenen Standards, ein kurzer Blick bei Youtube verdeutlicht dies.
Das LS-14 verspricht nun qualitativ hochwertige Aufnahmen zu machen, egal wo man ist....Dann lasst uns mal schauen, ob Olympus dieses Versprechen halten kann.

Um eine gute Referenz zu haben habe ich mich entschlossen das LS-14 sowohl mit einem hochwertigen Stereopaar Kleinmembran-Kondensatormikrofonen zu vergleichen (Neumann KM184), als auch mit der "mobilen Konkurenz" der Handheld-Recorder, dem iPhone 5.
Dabei habe ich jeweils versucht die Positionierung der Mikrofone so identisch wie möglich zu halten, um einen aussagekräftigen Vergleich zu haben.

Das aufzunehmende Signal stammt dabei von einer Westerngitarre, da diese meiner Meinung nach ein auszuwertendes Klangbild abgibt (Stereobild, Höhen, Dynamik).
Hier ein Bild des Versuchsaufbaus für den Vergleich des LS-14 mit dem SDC Paar:



Aufbau1.jpg

Nun habt ihr schon so viel gelesen, dass es Zeit ist die Augen etwas zu entspannen und eure Ohren zu benutzen.
Am besten nutzt ihr ein GUTES Paar Kopfhörer für diesen Vergleich, oder zumindest eine gute Stereoanlage (die Lautsprecher im Laptop werden wohl kein wirklich aussagekräftiges Klangerlebnis liefern).

Referenzbeispiel Studiomikrofone

Vergleichsclip LS-14

Referenzbeispiel iPhone

Vergleichsclip LS-14



Meine persönliche Auswertung der Klangbeispiele


Wie zu erwarten kann die Aufnahme des LS-14 klanglich nicht ganz mit der Referenzaufnahme der Studiomikrofone mithalten, dies ist jedoch natürlich nicht negativ zu werten, der Vergleich soll einzig und allein dazu dienen eine qualitative Auswertung vorzunehmen!
Die Studiomikrofone lösen in den höhen etwas feiner auf und sind dabei etwas weicher im Klang, das Stereobild ist etwas mehr fokussiert und hat mehr "Tiefe", wie ihr hören könnt heisst das aber keineswegs, dass die Aufnahme des LS-14 schlecht ist; im Gegenteil, ich bin sehr positiv überrascht wie gut die Aufnahme den Klang der Gitarre widergibt, die Aufnahme ist verzerrungsfrei und detailreich, keine Frequenz wird unnatürlich dargestellt oder überbetont.
Ich denke im Vergleich mit der High-End-Lösung hat sich dieser kleine Recorder wacker geschlagen!

Der direkte Vergleich mit der Aufnahme des Smartphones zeigt nun ganz deutlich die Qualitäten des LS-14, hier hat das LS-14 nicht nur die Nase vorn, sondern lässt das iPhone meilenweit hinter sich.



Fazit


Ich persönlich bin wirklich beeindruckt von diesem mobilen Recorder, die Bedienung ist einfach und intuitiv, das Gerät ist sehr hochwertig verarbeitet und die Klangqualität spricht für sich.

Natürlich wird das LS-14 nicht zur neuen Mikrofonierungsalternative im Studio (dafür war es auch nie konzipiert), aber wer ein Gerät sucht, mit dem er sowohl Live-Konzerte mitschneiden, als auch hochwertige Aussenaufnahmen machen kann (Backround Sounds, Ambience, Vogelgezwitscher, Windgeräusche etc), ist mit dem LS-14 von Olympus bestens beraten. Der Preis von knapp über 200€ ist meiner Meinung nach allemal gerechtfertigt.




Hinweis: ich werde hier bestimmt noch den ein oder anderen Rechtschreib- und Grammatikfehler ausbessern müssen, sowie evtl. die Formatierung etc etwas anpassen, der Testbericht wird also evtl. noch etwas editiert werden.
 
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Hi Lasse,

vielen Dank für das gute und sehr informative Review. Ich muss gestehen, dass ich mit solchen Geräten noch keine Erfahrungen gemacht habe, und daher nicht damit gerechnet habe, dass es so gute Aufnahmen liefert. Die Unterschiede zum Studiomikro sind natürlich hörbar, aber ich hatte sehr viel größere Unterschiede erwartet. Da kann das iPhone wirklich bei weitem nicht mithalten (aber dafür ist es ja auch nicht primär gedacht).

Gruss
Eggi
 
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Ich habe ehrlich gesagt gehofft mehr zu hören als eine Gitarre.
Stimm- bzw Gesangsaufnahmen oder komplexe Aufnahmen wären mMn noch drin gewesen.

Anhand dieses Reviews würde ich mir jetzt nicht das Gerät kaufen.

Aber das ist nur meine Meinung!
 
Danke für die auführliche Beschreibung, Lasse!

Ich habe einige Jahre mit dem Olympus LS-10 Chorproben und unsere Konzerte (in unterschiedlichen Räumen und Kirchen) aufgenommen.
Die Aufnahmequalität war hervorragend!

Als vor ein paar Monaten mein LS-10 extreme Lautstärkenschwankungen bei den Aufnahmen zeigte, entschied ich mich natürlich für das Nachfolgemodell,
das Olympus LS-14

Leider bin ich von der Qualität der Aufnahme überhaupt nicht begeistert.

Bei allen Einstellungen (Smart, Manual, Quick) bekomme ich eher dumpfe Aufnahmen - anfangs hörte sich alles wie "unter Wasser" an

Die letzte Aufnahem war einigermaßen zufriedenstellend- "Manual" mit Aufnahmepegel 50,
aber bei weitem nicht so gut wie mit dem LS-10

Einfach zu dumpf, zu wenig Höhen!!

Ich würde mich über Tipps freuen
lg aus Wien
 
alt2, mir geht es mit meinem LS-14 genau so. Ich habe mir jetzt extra ein älteres LS-11 gebraucht besorgt. Das ist zwar etwas höhenlastig, aber Bässe kann man leichter hinzufügen beim Mastern als nicht aufgenommene Höhen.
Ausserdem sind die Bässe beim LS-14 oft selbst bei basslastiger Musik viel zu wuchtig. ( ich benötige die Recorder zum Fieldrecording und für live-Aufnahmen von Konzerten) Dumpf ist der richtige Ausdruck.
Selbst mein altes Zoom H1 klingt bei mp3-Aufnahme und Auto-Pegel besser.

LG Thuja
 

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