Stimmplatteneffekte-Stimmplattendefekte

Wie zeigen sich denn die klanglichen Unterschiede zwischen Stimmplatten mit konisch erweitertem Kanal gegenüber welchen ohne?
Bin hier irrtümlicherweise auf einen falschen Aspekt eingegangen, es ging ja um die Kanalausformung. Beim Kanal lässt sich eindeutig sagen, dass der Obertoninhalt abnimmt, wenn dieser konisch nach hinten erweitert wird.
Wichtiger ist, dass der Obertongehalt bei sehr engen Spaltmaßen und parallelen Kanälen eine eher ungünstige Obertonzusammensetzung annimmt. Zumindest für mich klingt das nicht ansprechend.
Man sollte jedoch keine dramatischen Unterschiede erwarten. Ich würde vorschlagen, gezielt Wechselstimmstöcke mit unterschiedlichen Stimmsätzen einer Blindtestgruppe vorzuführen. Diese sollten dann bewerten, wie sich der Klang verhält. Meine Aussage beruht nur auf meinen Erfahrungen.
Zungen paralell oder konisch zulaufend:
Klanglich sehe ich wenig bis keinen Unterschied, da ich den Klang bei beiden Zungenformen ähnlich beeinflussen kann. Bei vergleichbarer Profilierung und gleichem Spaltmaß würde ich behaupten, dass es keinen Unterschied gibt. Ich müsste gezielt Vergleiche anstellen. Derzeit beruhen meine Aussagen nur auf den Erfahrungswerten ohne spezielle Tests. Ich habe dazu keine gezielten Tests durchgeführt, jedoch habe ich unterschiedliche Stimmsätze verwendet. Zum Beispiel gibt es von Cagnoni den HQ-Stimmsatz, dieser hat für etwa zwei Drittel aller Stimmplatten parallele Stimmzungen. Die Zungen sind auch etwas breiter als vergleichbare Töne mit konisch zulaufenden Zungen. Diese Stimmstätze sind etwas unausgewogen, da die Töne in den tiefen Lagen mehr Lautstärke bringen als in den hohen Lagen. Jedoch neigen die Töne ab einem bestimmten Tonbereich zu erhöhten Torsionsschwingungen und sind wesentlich schwieriger zu stimmen. Auch die DIX-Messur besitzt relativ viele Töne im unteren Bereich, die eine parallele Zunge besitzen. Ich persönlich finde parallele Zungen für Begleittöne und in Tonlagen, die noch tiefer klingen, optimal. Jedoch sind die überbreiten Zungen, die HQ-Stimmplatten aufweisen, nicht optimal, vor allem nicht bei den gewohnten Kanzellenbreiten, da auch die Anbringung der Ventile problematisch ist. Leider kann man nie komplett ausschließen, dass nicht andere Faktoren mitspielen, wie die Dicke der Stimmplatten, die Fußvernietung und die Kanalausformung. Es gibt genug Potenzial, weiter zu forschen. Wenn ich tiefe Töne nacharbeite, dann gelingt es mir leichter, diese zu optimieren, wenn sie nicht konisch zulaufen. Allein der Umstand, dass man eine Gewichtsverteilung anstrebt, die mehr Gewicht am beweglichen Ende besitzt, wird umso einfacher, je breiter das bewegliche Ende ist. Nachteilig ist, dass man bei parallelen Zungen das Spaltmaß nachträglich nur durch Zustemmen bzw. Beitreiben verringern kann. Bei konisch zulaufenden Zungen gelingt das wesentlich einfacher, indem man die Zungen nach vorne verschiebt und vorne etwas abfeilt. Klangänderungen können durch Veränderungen der Kanzelle erfolgen. Bleiben wir jedoch bei der Stimmplatte, so wird der Klang durch Veränderungen des Spaltmaßes, der Profilierung und der Kanalausformung beeinflusst. Neben diesen Faktoren gab es zumindest bei Harmoniumzungen die gängige Praxis, die Zungen zu intonieren. Dazu wurden spezielle Zangen verwendet, die der Zunge unterschiedliche Ausformungen aufprägten. Bei Akkordeons wird dies nicht gemacht, jedoch ergibt sich immer ein etwas unterschiedlicher Klang, wenn verschiedene Abschnitte der Zungen früher in den Kanal eintreten als andere. Aus meiner Sicht gibt es jedoch nur eine optimale Intonierung, also Formgebung in Ruheposition.
 
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Was können die von Emilio Paolini (Artigiana Voci) 2009 patentierten Stimmzungen, an Verbesserungen bringen ? Es handelt sich um das Patent ITMC20090105. Soweit ich das verstanden habe und so kurz wie mir möglich scheint...hier folgendes :

Paolini geht davon aus, dass bei gleichem Luftdruck, die üblichen asymetrischen Zungenmontagen - deren Profilierung der äusseren, freien Zungenseite - die Elongation nach aussen länger als die nach innen durch den Kanal, verursacht. Damit wäre die Lautstärke bei dieser, hier äusseren Periodenhälfte, grösser als die andere ?

Paolinis Idee wäre, im wesentlichen, die Stimmzunge um 180° umgedreht, aufzunieten. Der Spielluftdruck übt sich demnach auf die unprofilierte Zungenseite, aus. Die Asymetrie bleibt erhalten, aber dessen Umkehrung wäre vorteilhafter... ?

Als Vorzüge dieser Erfindung nennt Paolini das gleichlange Ausschlagen bei Zug und Druck der Zunge. Mit gleichem Balgdruck wäre nun die Lautstärke dieselbe bei Zug und bei Druck.

Das hätte vorerst nichts zu tun mit den Konzert-Bajan Stimmzungen, die ja beiderseitig bearbeitet sind.

Paolinie erwähnt auch, dass bei gleicher Elongation, die Stimmstöcke enger eingebaut werden können, da der Ausschlag der Zungenspitzen kleiner wäre... auch erwähnen tut er Balgdruck-Variationen zwischen den Tonperioden-Hälften... Hier scheint mir sein Erfindungs-Enthusiasmusses doch etwas stark zu sein.

Hat jemand damit Erfahrung, und kann davon mitteilen ?

Smal
 

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Paolinie erwähnt auch, dass bei gleicher Elongation, die Stimmstöcke enger eingebaut werden können, da der Ausschlag der Zungenspitzen kleiner wäre... auch erwähnen tut er Balgdruck-Variationen zwischen den Tonperioden-Hälften... Hier scheint mir sein Erfindungs-Enthusiasmusses doch etwas stark zu sein.
Vorweg: ich kenne die Stimmzungen nicht , aber ich glaube hier wurde ziemlich dick aufgetragen bei der Patentanmeldung!

Wenn ich mir vorstelle wie sich hier die Stimmzunge biegt, glaube ich eher dass das Ergebnis recht bescheiden ausfällt.


Zunächst ist es mal auf alle Fälle so dass die Zunge ziemlich oft pro Sekunde hin und herschwingt... falls sich tatsächlich ein Lautstärkeunterschied zwischen nach außen schwingen und nach innen schwingen einstellen sollte, dann kann das niemand hören, weils einfach zu schnell geht und man nur einen Mittelwert hört!

Auch die "kleineren Stimmstockmaße" ... naja... erstens sprechen wir von einem Unterschied von der Zungendicke.. also von ca. 1 mm maximal! Und dann ist s ja so wenn s auf die eine Seite nicht mehr so weit schwingen kann, dann aber in die andere um so mehr ...und wir haben jeweils eine Zunge nach innen und das gleiche nach außen verbaut... bleibt also eher ne Nullnummer!

Wenn sich jetzt die Zunge biegt dann biegt sich ja zuerst die Spitze weil die den längsten Hebelarm hat und weil da das Material am dünnsten ist. Nimmt man einen "normalen " Einbau einer Stimmzunge, dann ist die Folge, dass sich die Stimmzunge aufgrund der Aufbiegung zuerst also mal "glättet" und dann mehr oder weniger planparallel liegt bevor dann die Spitze in Kanal eintaucht. - Hier beginnt dann in erster Näherung eher die gesamte Zunge gleichzeitig in den Kanal einzutauchen.

bei dem Patent ist es ebenfalls so, dass sich die Spitze zuerst biegt... aber dann glättet sich das Profil nicht, sondern aufgrund der Montagerichtung wird die eingeschliffene Krümmung verstärkt... Es tauch also zuerst die Spitze ein und im Rest ist noch ein Spalt zur Platte - der klassische "Fischbaucheffekt".

Beim Harmonium macht man solche speziellen Profilkorrekturen bisweilen weil man den Klang verändern will - aber beim Akkordeon ist nach meinen Erfahrungen das Ansprechverhalten von solchen Zungen die so einen "Fischbauch" im Zungenprofil aufweisen eher lausig.


Wie sich so ein "Fischbauch" im Profil auf die Ansprache auswirkt habe ich im Eingangspost mal anhand einer Artistestimmplatte gezeigt:
https://www.musiker-board.de/threads/stimmplatteneffekte-stimmplattendefekte.566694/#post-6880606



... Und zu guter letzt kommt noch ein Nebeneffekt der sich langzeitlich auch eher in die falsche Richtung auswirken kann:

So eine Stimmzunge ist ein gewalztes Federstahlband. Und durch das Walzen entstehen vor allem in den Randbereichen Druckeigenspannungen. Wenn man jetzt von eienr Seite her das Profil einschleigft, dann wird auf der Seite der Außenbereich weggeschliffen wodurch dich durch die nun fehlendn Druckeigenspannungen auf der Seete die Stimmzunge in Richtung geschliffene Seite leicht verbiegen wird.... Sozusagen arbeitet das automatisch der Profilaufbiegung zu die man eh für den Lösabstand einstellen machen muss.

Jetzt ist es aber auch so, das sich die (Ver-)Spannungen im Material unter Bewegung mitunter etwas lösen und entspannen... was dann auch wiederum einen leichte Materialverschiebung bewirkt, was wiederum zu einer Änderun gder Aufbiegung führen kann...

Bei normal eingebauten Stimmzungen wird das maximal zu einer Verschlechterung der Ansprache führen, weil sich die Zungen weiter aufbiegen.
Bei Einbaulage gemäß diesem Patent wird sich die Zungenbiegung allerdings in Richtung Platte verändern - der Lösabstand wird also kleiner... was im Extremfall dazu führen kann dass der Lösabsteand zu gering wird und die Zunge nicht mehr anspringt.


Von daher glaube ich, dass dieses Patent nicht wirklich was bringt, was sich im Betrieb spürbar in die positive Richtung bemerkbar machen wird.


... Bist du sicher dass das kein Aprilscherz ist?...;)
 
Täte gut für eine Aprischerz taugen! Mir ist das Patent noch nicht begegnet, und erst recht sind mir noch nie Stimmplatten mit derartigen Zungenmontagen angeboten worden.
Ansonten bin ich praktisch der selben Meiniung wie maxito. Jeder, der jemals den Lösabstand bei Stimmplatten eingestellt hat, müsste sofort sagen, dass das ein Scherz sein muss.
Es gibt das Patent wirklich mit dieser Nummer. https://it.espacenet.com/publicatio...C=A1&FT=D&ND=4&date=20101112&DB=&locale=it_IT
Leider kein Aprilscherz. Ich habe keine Ahnung, was mit solchen Patenten bezweckt wird. Faschingsbeginn: 11.11.2010 trägt das Originaldokument als Einreichdatum hat sich Emilio einen Scherz erlaubt?
 
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Hier sind einige Vergleiche mit Zungen des Tones C2 mit 56 Hz, jeweils mit maximaler und normaler Lautstärke. Das Gebläse war auf einen konstanten Wert eingestellt und wurde bei beiden Zungenlagen nicht verändert. Die Tonhöhe variiert etwas abhängig davon, ob die Zunge gedehnt montiert wurde oder nicht (mit gedreht meine ich die normal Innenseit aussen). Im normal aufgespannten Zustand schwingt die Zunge um 1 mm weiter aus, bei 10 mm anstelle von 9 mm. Natürlich unterscheidet sich auch die Lautstärke etwas. Die Funktion ist eindeutig etwas besser, wenn die Zunge nicht gedehnt aufgespannt wird. Es ist sinnvoll, einen so tiefen Ton zu wählen, weil der Unterschied in der Klangqualität und den Eigenschaften der Zunge in dieser Tiefe am deutlichsten wahrnehmbar ist.
In einer Patentschrift werden oft verschiedene Ideen, Konzepte und Behauptungen dargelegt, die das Patent schützen soll. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle diese Behauptungen oder Ideen unbedingt realistisch oder wahr sein müssen. Manche Patentschriften enthalten auch spekulative oder theoretische Ansätze, die noch weiterer Forschung bedürfen oder möglicherweise nie praktisch umgesetzt werden.
 

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Die Tonhöhe variiert etwas abhängig davon, ob die Zunge gedehnt montiert wurde oder nicht. Im normal aufgespannten Zustand schwingt die Zunge um 1 mm weiter aus, bei 10 mm anstelle von 9 mm.
?

Was bedeutet "gedehnt montiert" ? - den Begriff habe ich bislang noch nicht gehört.
 
Blau Innenseite der Zunge aussen. Vielicht etwas schlecht formuliert von mir.
 
Zum Beitrag #182

O weia, ich bin entlarvt ! Zuerst mal ja, es ist ein Scherz, und er fällt auf den 1 April.

Man darf lachen. Das war meine Absicht. Kommt mir oft vor, ohne Warnung. Und obwohl ich Emilio Paolini nicht persönlich kenne, wette ich dass er sich einen typischen italienischen Witz etwas hat kosten lassen.


View: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=775619834257235&set=pb.100054276769816.-2207520000&type=3&_rdr

Emilio, verschmitzt grinsend, steht links mit der weissen Krawatte, rechts steht Massimo Pigini, Chef der wohl meist verkauften Konzert-Akkordeons überhaupt. Also bitte, nicht glauben, er hätte etwas übersehen in seinem Patent.

In Italien sind die Patentanmeldungen noch nicht so seit langem kostengünstiger, weil an die EU Preise angepasst. Dann also : "si non è vero, è ben trovato" ! Basta !

Dennoch, ich fürchte ich habe folgenden Satz nicht echt verstanden :
Hier sind einige Vergleiche mit Zungen des Tones C2 mit 56 Hz, jeweils mit maximaler und normaler Lautstärke. Das Gebläse war auf einen konstanten Wert eingestellt und wurde bei beiden Zungenlagen nicht verändert. Die Tonhöhe variiert etwas abhängig davon, ob die Zunge gedehnt montiert wurde oder nicht (mit gedreht meine ich die normal Innenseit aussen). Im normal aufgespannten Zustand schwingt die Zunge um 1 mm weiter aus, bei 10 mm anstelle von 9 mm. Natürlich unterscheidet sich auch die Lautstärke etwas. Die Funktion ist eindeutig etwas besser, wenn die Zunge nicht gedehnt aufgespannt wird. Es ist sinnvoll, einen so tiefen Ton zu wählen, weil der Unterschied in der Klangqualität und den Eigenschaften der Zunge in dieser Tiefe am deutlichsten wahrnehmbar ist.
In einer Patentschrift werden oft verschiedene Ideen, Konzepte und Behauptungen dargelegt, die das Patent schützen soll. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle diese Behauptungen oder Ideen unbedingt realistisch oder wahr sein müssen. Manche Patentschriften enthalten auch spekulative oder theoretische Ansätze, die noch weiterer Forschung bedürfen oder möglicherweise nie praktisch umgesetzt werden.

Könnte es einen Bezug zu Paolinis Zungen geben ?

Jetzt, in Bezug zu diesen thread, stellen sich ein Haufen Fragen. Z.B. europäische- vs amerikanische Harmoniums, die Paolini-Zunge findet ja eine verwandte Morphologie zur amerikanischen Harmonium-Zunge. Was bringt die rückseitige Bearbeitung der Konzert-Bajan Zungen ? Beim Folks-Bajan sind die Zungen wie üblich auf der äusseren Seite bearbeitet, d.h. profiliert. Dennoch höre man sich dessen Bässe an. (Leider sind meine Audiosachen nicht genügend fortgeschritten um Exempel zu produzieren. Deshalb gebe ich zunächst mal ein Bild vom Inneren eines solchen Bass-Stimmstocks.)

Meine Frage, wer wird mitmachen beim in die Praxis-Umstellen der in diesem Faden erwähnten Theorien ?

Smal
 

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Könnte es einen Bezug zu Paolinis Zungen geben ?

äääh ???

könnte???... @jpascher hat genau die Konfiguration nachgebaut und damit Vergleichsmessungen gegen eine normal aufgebaute Zunge gemacht - und dabei aufgezeigt, dass das Patent eher ne Luftnummer ist, als wirklich "braking news" ... was ich schon weiter oben ebenfalls vermutet hatte.
 
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Es ist mir möglich, wenn der Einschliff nicht zu tief ist , das Zungenprofil wieder so herzustellen, dass es wohl dünner aber nicht nachteiliger für die Tonqualität ist. Durchaus kann eine dünnere Stimmzunge mit exaktem Schliff eine bessere Leistung erbringen. Ist natürlich auch grenzwertig, wenn die Zunge durch den Nacharbeitungsschliff zu dünn wird.


Das verstehe ich zwar nicht, aber Dir glaube ich das ;)
Dünner dachte ich heißt auch leichter, und damit andere Frequenz..

Nur - wird dadurch nicht der "Wumms" geringer?
Weniger Material kann mMn. zwar die selbe Frequenz aber doch sicher nicht die selbe Kraft entwickeln?

nachdem hier etwas Verwirrung entstanden ist, versuche ich mal das einfach im Groben zu erklären.

Eine Stimmzunge hat eine bestimmte Frequenz. Und die setzt sich neben diversen Materialkonstanten etc. aus der Masse und der Länge, bzw. der Biegesteifigkeit zusammen. Man kann die Masse (Gewicht reduzieren) - wenn man dann gleichzeitig die Biegesteifigkeit etwas reduziert, also etwas dünner macht, dann kann die trotzdem mit der gleichen Frequenz schwingen wie die schwerer dickere, weil die relativen Verhältnisse glecihgeblieben sind.

Eine Stimmzunge hat also eine gewisse Größe und Dicke.
Wenn die schwingt, passiert an der Spitze nicht allzuviel - drum kann die da dünn sein
Je weiter man in Richtung Niet kommt, desto mehr muss die Zunge aufnehmen - muss dann ja den Ganzen Rest "vorn vorne " auch mittragen. Drum muss die Zunge nach "hinten " dicker werden... sonst bricht sie.

Wenn man das Akkordeon nur hinstellt, passiert nix und die Zunge hält ewig. Spielt man aber, dann wird durch den Luftdruck im Balg in Bewegung gesetzt und die biegt sich.

Macht man die Zunge nun 5 mm dick, dann hält die ewig.. ist alllerdings auch so steif, dass die sich mit dem an sich sehr kleinen Luftdruck im Balg überhaupt nicht bewegt- sie funktioniert also im Akkordoen nicht
Macht man die Zunge so dünn wie ne Alufolie, dann biegt die sich durch den Luftdruck, aber weil die so dünn ist, hat sie auch keine Biegesteifigkeit und klappt bei im geringsten Luftzug weg.

Es gibt also einen Bereich, für die Dicke und Profilform, damit das im Akkordeon bei den dort auftretenden Drücken funktioniert.
Wie dick das nun sein muss wurde über Jahrzehnte ausprobiert, so dass man jetzt weiß wie die Zungenform und Dicke ungefährt sein muss, damit die im Akkordeon gut funktioniert.

Das schöne dabei ist, das Ganze hat hier auch einen guten Toleranzbereich so dass das auch mit etwas Abweichung noch gut funktioniert. - Man muss die Dicke und Profilform also nicht absout exakt treffen, sondern es reicht auch schon, wenn man sich dem Optimum annähert. Und das ist das was die Akkordeonindustrie ausnutzt: die fertigen so, dass sie mit sehr wenig Aufwand in den Bereich kommen, dass es gut funktioniert und lassen im Zweifelsfall auch einen kleinen Tick mehr Material stehen, so dass die Platte nicht gleich kaputt ist, wenn jamand aus Versehen zu viel wegnimmt. Dann kann man noch nachbessern und braucht die nicht gleich zu ersetzen.

Und das ist das was Balg bei dem Parrott Akkordeon gemacht hat: Die Stimmzungen die mit dem Dremel etwas in Mitleidenschaft gezogen wurden bei denen hat Balg einfach von der Dicke auf die ganze Länge etwas Material weggenommen, so dass er die meisten Dremelspuren wieder rausschleifen konnte und die Zunge wieder in die optimale Form gebracht werden kann. Die Zunge ist nun dünner und leichter aber das Verhältnis von Biegesteifigkeit zu Masse ist gleich geblieben, so dass die gleiche Frequenz drin ist.

Und weil, wie oben beschreiben das Ganze innerhalb gewisser Grenzen funktioniert, ohne dass es einen großen Unterschied macht, kann man so eine Stimmplatte genauso betreiben wie vorher.
Aber ganz klar: wenn man das weiter macht, dann wird die Zunge immer dünner und irgendwann ist die dann doch so dünn , dass die den Balgdruck nicht mehr voll aufnehmen kann und schwächelt dann , (und/oder bricht )

Wäre die jetzt schon so perfekt optimiert, dass die perfekt auf den Balgdruck abgestimmt wäre, mit der perfekten Dicke, bzw. maximalen "Dünne" dann könnte es sein dass die so eine Nacharbeit nicht verzeihen würde - aber weil die Industrie von Haus aus bei der Fertigung nicht voll an die Grenze geht und etwas "Reserve" drauflässt, kann Balg die noch nacharbeiten, ohne dass die an Funktionalität verliert.
 
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Ist es dann auch so, dass eine dünnere (=leichtere) Stimmzunge eher (=schneller) anspricht als eine dickere?
Wären dann dünnere Stimmzungen besser wenn man eher leise spielen will?
 
Ist es dann auch so, dass eine dünnere (=leichtere) Stimmzunge eher (=schneller) anspricht als eine dickere?
wenn alle anderen Parameter exakt gleich blieben - erstmal grundsätzlich ja!

Weniger Masse braucht weniger Energie um in Bewegung gesetzt zu werden - oder umgedreht: bei gleicher Energie (Druck) kommt die leichtere Stimmzunge schneller in Fahrt.

... Allerdings gibt es bei einer Stimmzunge soviele Parameter an denen gedreht werden kann, bzw. die sich verstellen können und die alle auch irgendwo in die Ansprache und Funktion mit reinspielen, dass der Unterschied in der Praxis - zumindest im Diskant- keinen mehrklichen Unterschied macht.
 
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Interessant, weil ich hier gerade so einen Fall stehen habe: Ein im Prinzip sauber gestimmtes schön klingendes Akkordeon, ohne erkennbare technische Mängel, aber gefühlt, muss ich ziemlich dran rupfen oder pressen um da was rauszubekommen. Meine ehemalige Alpstar V (a-mano) als auch meine gute alte Concerto III sind diesbezüglich besser bzw. besser gewesen. Da fallen die Töne quasi von selber raus. Mein Wunsch wäre, die gleiche Dynamik bei insgesamt weniger Kraftaufwand/Balgdruck erreichen zu können. Was wären da die Ansatzpunkte für einen guten HZIM, um die bestehende Situation zu verbessern? Alle Stimmen runter, und das Profil dünner schleifen? In welchem Preisbereich läge man da - wahrscheinlich würde es wirtschaftlich eh keinen Sinn machen. Ich weiß auch noch nicht, ob ich besagtes Akkordeon auf Dauer behalte, denn es war eher ein Spontankauf um die Wartezeit auf meine bestellte Pigini zu überbrücken.
 
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Alle Stimmen runter, und das Profil dünner schleifen
da musst du zualllererst einen HZIM(M) finden, der dir das macht - macht nämlich so gut wie niemand! ... weils ne ziemliche Arbeit ist und in aller Regel der Aufwand (und damit die Kosten) in keinem Verhältnis zum Wert des Instruments liegt.

ohne erkennbare technische Mängel, aber gefühlt, muss ich ziemlich dran rupfen oder pressen um da was rauszubekommen.
Und meist ist es nicht die Stimmzungendicke, die das Ding so schlecht macht. In 95% der Fälle ist die Zungenbiegung versaut oder noch nie sauber eingestellt worden, sind viel zu harte Ventile draufgeklebt,etc.

Ich würde das Ding zuallererst einmal einem HZIMM vorstellen, und beschreiben, was dich da stört. Dann kann er mal nachschauen, was er (vor-)findet und dann könnt ihr euch drüber unterhalten ob was machbar ist , woran s liegt und ob und wieviel man machen will... Wie ich oben geschrieben habe sind die Zungendicken ab Werk so, dass die Stimmplatte brauchbar funktioniert - es sei denn die Zungen sind durch Dremelspuren so versaut, dass die Stimmhaltigkeit nicht mehr gut ist.
Die Zungendicke ist in aller Regel zunächst nicht das Problem. So wie die industriell hergestellt werden, reichen die selbst in einfacher Qualität für normale Akkordeons gut und locker aus um ordentlich zu funktionieren...ohne jegliche Dickenkorrektur. Wenn das Akkordeon "zäh" läuft, liegts in aller Regel an dem Rest des Geräts drumrum
 
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Könnte vielleicht der Balg bei dem Ding auch etwas schwergängiger sein als bei den erwähnten anderen Modellen?

Wenn das Akkordeon "zäh" läuft, liegts in aller Regel an dem Rest des Geräts drumrum

Könnte vielleicht der Balg bei dem Ding auch etwas schwergängiger sein als bei den erwähnten anderen Modellen?
Fällt mir ein, daß mein erstes sehr günstiges Knopfakkordeon eine derartige Fehlkonstruktion war, daß ich davon obwohl alt (geschätzt ca 1930) kein Bild davon habe.
Besonders ansehnlich war es auch nicht und der Balg aus Gummi.
Haptisch waren die Knöphe auch katastrophal.
Ein richtig guter Musiker hätte da sicher auch noch was rauholen können aber keine Freude daran gehabt.
Die Zungen habe ich verwahrt und der dichte aber schwergängige Gummibalg leistet mir als Stimmbalg gute Dienste.
Die Zungen wären vielleicht noch brauchbar oder stimmbar gewesen aber das darumherum muß ja auch passen.
IMG_20240528_012116757[1].jpg
 
Ist es dann auch so, dass eine dünnere (=leichtere) Stimmzunge eher (=schneller) anspricht als eine dickere?
Wären dann dünnere Stimmzungen besser wenn man eher leise spielen will?
Eine akustischer Effekt wurde wohl noch nicht erwähnt: Mit zunehmender Lautstärke wird die Zungenamplitude größer, und schließlich so groß, daß die Tonhöhe absinkt - auch, weil dann das Luftschaufeln der über die Stränge schlagenden Zunge durch die Bremswirkung der Luft hörbar wird. Bes. bei langen dünnen = tiefen Zungen, die also große "Luftschlagfläche" haben, somit viel Luftvolumen bewegen. Bes. an der stabilitätsrelevanten Basispartie der Zunge sollte diese nicht zu dünn sein / gemacht werden.

Die Steifigkeit (Biegewiderstandskraft) der längeren Zungen bildet sich gut ab, wenn man die Zungenspitze weit bis zur Verbiegungsgrenze anhebt: Am Verlauf der entstehenden Biegung. Dicke Partie= Zunge bleibt dort ungebogen, dünne Partie: Zunge biegt sich dort leichter.
 
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Eine akustischer Effekt wurde wohl noch nicht erwähnt: Mit zunehmender Lautstärke wird die Zungenamplitude größer, und schließlich so groß, daß die Tonhöhe absinkt -
Den Effekt haben wir hier im Faden auch schon an mehreren Stellen besprochen - läuft hier unter dem Stichwort "Tondrift".

Allerdings haben wir hier meistens nicht einfach besprochen , was passiert, sondern mehr darüber gesprochen, was man dagegen machen kann und wie man das kompensieren kann. Denn ist durch aus nicht pauschal so, dass die Stimmzungen in der Tonhöhe mit zunehmender Lautstärke absinken. Im Diskant kann beides auftreten: Der Ton kann absinken, oder höher werden oder auch kurz ansteigen und dann wieder absinken... oder konstant bleiben!

Bei großen Zungen vor allem im Bass ist es normal so, dass die pauschal in der Tonhöhe mit zunehmender Lautstärke absinken...

Der Grund in allen Fällen ist, dass die lokale Biegesteifigkeit nicht passt. Denn an jeder Stelle der Zunge muss die Biegesteifigkeit zu den dort auftretenden Belastungen passen... und die sind an der Spitze geringer als weiter hinten in Richtung Niet. Deshalb muss die Zunge nach hinten dicker werden. Rechnerisch ergibt der perfekte Dickenverlauf eine Kurve die einer Exponential-Funktion folgt - (ich meine, Jpascher hat hier ein paar Beiträge weiter oben sogar die Formel genannt.). Stimmt der Verlauf nicht dann bleibt auch der Ton nicht konstant.

Bei Zungen im Diskant handelt es sich meist umSchlifffehler bei der Herstellung weil das perfekte Profil nicht eingehalten kann/wurde ( nicht getroffen wurde ,..), wenn die Stimmzunge über die Lautstärke den Ton nicht konstant hält. Bei kleineren Stimmzungen ( in der der Regel die meisten im Diskant) kann man jedoch korrigieren , wenn man weiß wo man angreifen muss, so dass die komplett konstant bleiben über den ganzen Lautstärkebereich. ( Unser User Balg macht das häufig , wenn er Instrumente für Profis optimiert)

Bei Zungen im Bass. bzw, wenn die eine gewisse Größe überschreiten, da kann man das optimale Schliffprofil nicht einbringen, weil einerseits das Material für die Zungen von Haus aus nicht dick genug ist und andererseits die Zungen in der Mitte dünner geschliffen werden um die Zungenlänge für die "Tiefe" des benötigten Tons kompakt zu halten. Die Zungen können nicht so korrigiert werden dass die über den Lautstärkebereich konstant bleiben - die sacken ab mit zunehmender Lautstärke.

Also kurz:

Es ist nicht gottgegeben, dass der Ton wegdriftet - sondern in vielen Bereichen "Fertigungsfehler" und Toleranzen die man egalisieren kann, so dass der Ton kontant bleibt und es gibt Zungen die aufgrund ihrer Baugröße nicht anders gefertigen werden können und die können nicht komplett korrigiert werden.
 
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