Der Custom-Build Userthread

  • Ersteller Corkonian
  • Erstellt am
Ihr dürft den link ruhig posten. Binh ist erstmal ein gitarrenhersteller wie jeder andere auch. Links zu Yamaha oder Martin darf man ja auch posten, ausser man selbst wäre Yamaha oder Martin; dann wäre es werbung und es gälten andere regeln.

Gruss, Ben
 
So, zurueck aus den USA und total von Jetlag erwischt, daher nur eine kurze Antwort hier:

1) Vietnam ist tropisch. Also heiss und feucht. Sehr feucht. Nass.
Binh kauft abgelagerte Hoelzer, aber natuerlich sind die zwangslaeufig feuchter als man es hier verbaut.
Ich, in Irland wo es ebenfalls feucht aber kaelter ist, habe ueber 3 Jahre keine Probleme mit den Binh-Gitarren gehabt, aber fuer "Mitteleuropäer" wuerde ich waehrend der Heizperiode Kofferlagerung mit Koffer/Gitarrenbefeuchter empfehlen.

2) Fuer Kontakte zu Binh wuerde ich vorschlagen, dass ihr mich anschreibt (und/oder oooiuz, so er sich dazu bereit erklärt).
Ich kann dann ggf. vermitteln.
 
@Cork: Wars denn schön in US und A?
Ja, Befeuchter ist wohl muss, aber das ist ja zu machen, man merk es ja eig, ob ne Gitarre zu trocken ist, dass die Decke reisst ist ja eher das letzte, was . passiert...
Und danke für das Angebot mit dem Kontakt, komme gerne darauf zurück. Allerdings hab ich eine vietnamesische Freundin, das sollte ja kein Schaden sein... ;)
Man, man, man, ich hab doch grade erst 5 hunnies in ne gitarre investiert, ich wollt eigendlich mal sparsamer sein, aber die Verlockung ist so groß...
Achja, für mich als dauerarmen Schüler ist das ein Jahreseinkommen...
Gruß Mr. Nice.
 
Leuteleuteleute...

Also zur Zeit, da brennt die Luft, da steppt der Papst im Kettenhemd, da tanzt der Baer...

Dank Jobwechsel bin ich vollstbeschaeftigt. Mehr als das und die Martin-Tour war auch nicht hilfreich, was meine Arbeitsbelastung angeht. Ich hab' immer noch einen halbfertigen Fabrikbericht auf dem Rechner...

Aber den unterbreche ich mal um eine Kurzmeldung abzufassen, denn Meister Binh hat mir mein 814-Paerchen geschickt.

Fuer die, die es noch nicht wissen: Ich habe bei meinem Gitarrenbauer in Saigon ein Paar Gitarren bestellt, jeweils eine stark modifizierte Taylor 814c und eine Taylor 814cN, wobei Taylor sind die gar nicht mehr, nur noch ein bisschen von der Optik her. Intern aber sind die ganz anders und mit meinen eigenen kleinen und grossen Verbesserungen.
Idee war es, ein Paar Gitarren - Nylon- und Stahlsaiten - zu haben, die sich so weit wie es geht aeusserlich aehnlich sehen... ein Geschwisterpaar sozusagen.

Und Binh hat das gut hinbekommen. Deckenholz ist Zeder, schoen feinjaehrig und mit gerader Maserung, Zargen und Boden sind Ovangkol (leider nicht ganz so stark gemasert, wie ich erhofft habe), der Hals mit Fensterkopfplatte ist Mahagoni, Griffbrett und Steg Ebenholz. Eingefasst ist das Ganze in Abalone und geflammten Ahorn.

Von der ganzen Verarbeitung kann man nicht meckern. Binh baut handwerklich solide, aber diesmal zu solide. Ich denke mal, dass er noch nicht so viel mit Ovangkol gearbeitet hat und dementsprechend Zargen und Boden eher auf der sicheren Seite dimensioniert hat. Neben der sehr massiven Zarge hat er auch noch "side Braces" eingeleimt. Das ganze fuehlt sich an, als koene man damit Tennis spielen. Oder Baseball. Auf jeden Fall haette ich es gern etwas weniger massiv gehabt. Binh kann das, denn die Gitarre, die er zuvor muer mich gebaut hat, eine OM35/45 Variante, war schon fast zu fragil. Aber, wie gesagt, ich gehe mal davon aus, dass Binh Ovangkol (noch) nicht so einschaetzen kann, wie Palisander, Mahagoni, Koa oder Ahorn...

Die einzigen Maengel, die mir aufgefallen sind, sind eine etwas zu kurze Flutung der Kopfplattenfenster der Stahlsaitengitarre, denn die E und e' - Saiten touchieren ganz leicht das Holz und ein etwas zu flacher Halswinkel. Binh kann HAelse setzen, das hat er bei allen anderen meiner Gitarren bewiesen, auch bei der Nylonsaiten-Schwester, aber der Halswinkel der Stahlsaiten-Schwester ist einen Hauch zu flach.

Aber, ganz ehrlich, das ist Jammern auf hoechstem Niveau. Ich bin halt bislang von Binh und seinen Bauten so verwoehnt worden, dass mir solche Details umso schmerzhafter auffallen. Bei "Fabrikgitarren" waere mir das wohl noch nicht mal aufgefallen.

Von der Bespielbarkeit gibt es nichts zu meckern. Leider hat Binh die letzten Feinheiten meiner Bestellung wohl nicht so 100% verstanden (wer weiss auch schon, weiss ein Compoundgriffbrettradius auf Vietnamesisch heisst?) aber das, was er geliegert hat, spielt sich sauber, leicht, fluessig... diesmal brauchte ich auch genau gar nichts am Setup aendern, alles passt "direkt aus dem Koffer"

Klanglich kann ich noch nicht viel sagen. Ein Freund in Saigon meinte, die Nylonsaiten-Schwester sei nicht ganz so gelungen, aber er hat sie mit den falschen Saiten in der falschen Stimmung gespielt. Ich habe Binh einen Satz Hannabach "Rot" mitgegeben und ihm gesagt, dass die Gitarre auf D-d' gestimmt wird, also 2 Halbtoene tiefer. Mein Freund hat die aber auf E-e' gestimmt und gespielt und da hat der extreme Zug der Hannabach wohl etwas vom Klang weggenommen. Auf D-d' gestimmt, klingt die Gitarre gut, spricht schnell an, ist gleichmaessig ueber alle Saiten und dank des tieferen Korpus' stimmt's auch um das tiefe D herum noch mit dem Klang.

Die Stahlsaiten-Schwester ist in meinen Ohren etwas zu neutral. Ich wollte etwas "handfestes", was zwischen einer Dread und einer 000 liegt, das tut es auch ... aber bislang hatten Binh's Gitarren eine "Seele", einen "Charakter" ... und der ist irgendwie nicht so wirklich da. Liegt vielleicht auch an den Saiten, daher wird sobald wie moeglich auch auf meine EXP16 gewechselt.
Aber auch hier: Jammern auf hohem Niveau, denn die Binh schlagen jede Fabrikgitarre in ihren Preisbereichen und spielen durchaus in der klanglichen, qualitativen und haptischen Liga mit, die man sonst gemeinhin nur Custom-Gitarren mit entsprechendem Preisschild nachgesagt hat.

Fotos kommen spaeter...
 
Nachdem meine Gitarren jetzt schon das 2. Jahr in Deutschland sind, ist vielleicht ein kleiner Zustandsbericht angebracht:

Also die Klassische Gitarre ist immer noch in perfektem Zustand, keine Risse, nichts verzogen, spielt sich wirklich angenehm. Allerdings achte ich immer darauf, dass die Luftfeuchtigkeit im Koffer bei mindestens 50% liegt. War bis jetzt aber kein Problem
Da bereue ich absolut nichts.

Bei der Dreadnought gab´s direkt am Anfang das Problem, dass ich vergessen hatte den Luftbefeuchter zu befeuchten... Und gleichzeitig habe ich bevorzugt auf der anderen Gitarre gespielt => es trat ein kleinere Riss auf der Rückseite auf. Nachdem ich das bemerkt hatte, wollte ich das reparieren lassen, bevor es schlimmer wird. Das war ein ziemlich Fehler: Der Geigenbauer, dem ich die Gitarre in die Hand gedrückt habe, hatte erst mal keine Zeit für die Reparatur und hat die Gitarre im Koffer in seiner Werkstatt für 3 Monate liegen lassen. Resultat: Ich bekomme einen Anruf, ich solle sofort vorbeikommen, die Gitarre hätte noch heftig gearbeitet und wäre jetzt völlig verzogen. Stimmt, war sie auch: der Riss auf der Rückseite war jetzt duchgängig so breit, dass ich durchsehen konnte, der Hals war krumm und es traten schon Risse an den Zargen auf. Zufälligerweise hatte ich noch das Hygrometer im Koffer liegen.... und bin beinahe umgefallen, als ich gesehen habe, dass die Gitarre bei 34% Luftfeuchtigkeit gelagert worden ist. Ich glaube das hätte auch Gitarren aus Europa nicht besonders gutgetan. Aber angeblich lag das alles nur an dem schlechten, nicht abgelagerten Holz mit dem die Gitarre gebaut worden ist.

Bevor ich einen langen Text über den jetzigen Zustand der Gitarre schreibe, versuche ich jetzt lieber das positive zu sehen:
Aufgrund dieses Vorfalls hatte ich angefangen mich über Gitarrenbau zu informieren und mich auf allen möglichen Seiten (hauptsächlich amerikanischen) darüber zu informieren, ob das wirklich die Begründung für den Vorfall war. Naja, im Endeffekt baue ich gerade meine 6. Gitarre und mir geht langsam der Platz aus :)
4 klassische und eine OOO sind fertig, die sechste wird wieder eine OOO (mit Fichtendecke und Ahorn Boden und Zargen)
1 habe ich schon quasi verschenkt, bei einer 2. werde ich das wohl auch machen und wenn Nummer 6 fertig ist, sollte ich endlich wieder anfangen mehr zu spielen. Beides macht Spaß, aber bei meiner begrenzten Freizeit kann ich immer nur eines von beiden. Die Fortschritte beim Gitarrespielen halten sich dadurch echt in Grenzen :(

Ok, das sollte reichen.

Grüße
 
34% sind grenzwertig.
Wenn man halt leicht gebautes Custom-Material haben will, dann muss man mit den Pflegeaufwänden leben. Ist halt keine industrieelle Massenproduktion, wo man gern mal 50% zu gibt, damit man die Garantieaufwendungen klein halten kann. Auch bei einer meiner Binhs hat es ein kleines Problem gegeben, die Mittelfuge des Bodens der 814-Stahlsaitengitare ist etwas aufgegangen. Tatsächlich nur eine Haaresbreite, aber ... meine eigene Doofheit, die die Gitarre stand in meinem Büro, wo sich zur Zeit etwa 2kW an IT-Equipment herzlich bemühen, die Temperatur hoch zu treiben. Gleichzeitig ist das Fenster zu und damit die Luft auf Dauer trocken geworden. Trocken war auch hier um die 30%. Ein Befeuchter mit der Gitarre in den Koffer und es hat sich - zum Glück - wieder gegeben.

Klar sind handgebaute Einzelstücke was schönes, aber man muß sich auch ein bisschen mehr drum kümmern, als um die Industrieware.
 
Hmm, bevor das falsch verstanden wird:
die Aussage des Geigenbauers war meiner Meinung nach was für den Arsch. Ihm fiel einfach nichts besseres ein, wie er sich aus der Sache rausreden konnte. Ich hatte vorher explizit darauf hingewiesen, dass die Gitarre aus Vietnam kommt und lautvom Gitarrenbauer die Luftfeuchtigkeit bei >50% gehalten werden sollte. Und er hat sie einfach noch weiter getrocknet.

Nachdem ich die Gitarre ein paar Tage bei ca 80% rel. Luftfeuchtigkeit im Badezimmer gelagert hatte, waren sie auch wieder in den hohen Lagen wieder spielbar und die Spalte an den Zargen haben sich wieder fast vollständig geschlossen. Im Endeffekt ist sie spielbar, klingt auch noch gut, sieht aber jetzt einfach scheiße aus. Hätte die Gitarre eben besser zu jemandem bringen sollen, der sich mit Gitarren auskennt.

Und wie gesagt, die andere hat auch nach 2 Jahren überhaupt keine Probleme (u.a. auch weil ich sie immer bei der richtigen Luftfeuchtigkeit halte). Im Endeffekt würde ich ohne Bedenken wieder bei Binh kaufen.
 
War auch nicht gegen Dich, oooiuz. Sondern eher allgemein, denn auch der Gitarrenbauer hier vor Ort gibt fuer seine Gitarren explizit 40-60% rH an. Ansonsten keine Garantie....
 
Wenn man´s eilig hat, ist es mit der Rechtschreibung wohl bei mir schwierig. Kann man einen Text eigentlich nachträglich editieren?
 
Damit mal ein bisschen Leben hier hereinkommt...
Natuerlich sind auch "Custom Shop" Fabrikmodelle "Auftragsfertigungen" und damit fuer diesen Thread. Wer sich also selber eine Lakewood, Hopf, Martin hat fertigen lassen......

Und meine 2 neuen Binh werden naechste Woche verschifft, ich hoffe die dann in der uebernaechsten Woche in xen Naenden halten zu koennen. Bilder werden folgen.
 

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