Behringer vs. Neumann

mavy
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Hallo Freunde des guten Tons,

ein günstiges Behringer B2 pro klingt mit EQ genau so wie ein Neumann U87.
Zumindest scheint oder ist das so in diesem Video.

Ich finde das sehr interessant. Ist das Quatsch, oder...

https://www.youtube.com/watch?v=sebhJVuqj9E


Was meint ihr?
 
Eigenschaft
 
Das Video zeigt mMn eher, wie geschickt der Kerl den Voxengo EQ einsetzen kann, damit es unter YT-Bedingungen schwer ist, die Unterschiede herauszuhören.
Ich bin mir nicht sicher, ob das unter besseren Audio-Bedingungen genau so wäre.
 
Es gab ja schon früher Ansätze wie von Antares mit dem Mic Modeller den Sound der Mikrophonklassiker frequenzmäig zu simulieren. Das funktioniert beschränkt. Das ist so wie mit echten Trüffeln und Trüffelöl. Das Ansprechverhalten, die Auflösung etc. kannst Du nicht mit einer schlechteren Kapsel simulieren.
 
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Kingkorg ist bei GroupDIY unterwegs, da hat er es im Mikrofonthead vorgestellt.
Da geht er noch genauer drauf ein.
Er hat ein sehr hohes technisches Wissen, da er jedes Mikrofon, welches er besitzt auseinandernimmt. Er weiß was er tut.
An sich ist es ja auch egal, wenns gut klingt, klingt es gut. Egal was draufsteht.
 
@Astronautenkost: Jo, das Townsend Labs Sphere 22 und das Slate VMS-System bieten ja auch solche Ansätze. Dass finde ich auch interessant. Theoretisch bräuchte man ja in Zukunft nur noch das eine, optimal lineare Mikro und der Rest …

Die Wiedergabequalität von Youtube kenne ich nicht genau. Ab 720p wird laut einer Angabe im Netz wohl 152 kbps AAC ausgegeben. Das ist nicht überragend, aber man kann schon etwas hören.

Vielleicht auch, dass die China-Kapsel von 797 Audio sehr gut sein soll … Die Neumann-Kapsel sicherlich immer noch besser, aber nichts Genaues weiß man ja nicht. Ich schätze schon, dass neben Japanern auch Chinesen mittlerweile sehr gute Kapseln (nach-)bauen können. …Und der Vorsprung der renommierten Top-Mikrofon-Hersteller deutlich geschmolzen sein dürfte.

Ich würde gerne wirklich mal uns alle hier, eingeschlossen mich selbst, in einen Blindtest schicken. Ein Rode Nt1a oder die billigsten China-Kracher kann ich in einem guten Youtube-Video von einem U87 zumindet eingebildet unterscheiden. Gefühlt aufgrund der dezenteren Höhen (vor allem bearbeitet) und irgendwas (mehr Fleisch?) in den Mitten des Neumanns. Aber blind? Da wird es zwischen manchen Kandidaten trotz eklantanten Preisunterschieds schon wirklich schwer. Vergleiche:



Ohne den Voxengo klangen das U87 und das Behringer in dem ursprünglichen Video auf der Gitarre dann ja aber doch deutlich anders.

Angestachelt davon habe ich mal heute in der Nacht mein persönliches Gesangs-Shootout zwischen den Mikrofonen veranstaltet, die ich in den letzten Wochen erworben habe. (Emre, falls du hier mitliest: Ich bin derjenige, der jetzt dein 4047 hat. ) Und die klangen alle miteinander verglichen gar nicht so anders. (Okay, 3 davon sind vom gleichen Hersteller ... aber immerhin mit vom Hersteller unterschiedlich angedachter Auslegung und auch in unterschiedlichen Preisklassen.)

Die Kandidaten:

AT2035
AT4033a
AT4047
BPM CR 10s

(BPM war eine Mikrofonmanufaktur gegründet von ehemaligen Neumännern, die zeigen wollten, dass Neumann-Qualität auch „günstig“ zu machen ist. Wahrscheinlich waren die Mikros aber zu günstig und das Marketing nicht gut genug. Leider gibt es BPM seit Jahren nicht mehr. Sehr schade.)

Rein gingen alle Mikros in ein Fireface 400. Abgehört mit einem AKG 240 DF und Yamaha HS8.

Tja, und ich muss sagen, ich musste mich wirklich schon sehr anstrengen, um überhaupt wesentliche Unterschiede festzumachen. Vor allem das AT 2035 und das AT 4033a klangen überraschenderweise bei meiner Stimme nahezu identisch. Wobei das AT4033a irgendwo in den oberen Mitten wohl eine Anhebung hat.

Das BPM hat wohl eine etwas weitere Niere, es zeichnete etwas mehr Rauminformationen als die AT-Mikros auf. Klanglich gab es aber auch hier ansonsten keinen großen Unterschied. Auch scharfe S-Laute oder Plopp-Laute waren selbst ohne Popfilter bei keinem der vier Mikros ein Problem. Keines hat sich da eine Blöße gegeben. Alle klingen irgendwo gaaaaaaaaaaaanz leicht anders. Wobei ich nicht mal sagen kann, was davon jetzt besser oder schlechter ist. Halt einfach nur etwaaas anders. Bis auf eins…

Am ehesten absetzen konnte sich dann tatsächlich das teuerste Mikro. Das AT 4047 hat etwas mehr Tiefen zu bieten und weiter oben irgendwie eine gewisse Seidigkeit, die meiner Meinung nach nicht nur auf die „gezähmten“ Höhen zurückzuführen ist. Auch die Mitten klingen irgendwie … sehr direkt und durchsetzungsfähig aber doch dezent, irgendwie genau richtig und nicht übertrieben. Es klang für mich insgesamt von allen am edelsten. Nicht ganz so plump und direkt wie die anderen beiden ATs. Wobei Wörter wie „plump“ hier schon absolut übertrieben sind. Sie eignen sich nur dazu, um Richtungen anzudeuten. Denn es sind wirklich feine Nuancen. Es ist der Hauch, der das 4047 besser als die anderen ist. Vielleicht hätte das BPM qualitativ mithalten können, wenn mein Raum noch besser gewesen wäre. Es scheint mir auf jeden Fall linearer als das 4047. Die Angabe „linearer Frequenzgang“ in den Mikrofon-Empfehlungen hier könnte für das AT 4047 daher vielleicht mal überdacht werden. Es färbt schon etwas mehr als die anderen. Das macht es superduper, könnte daher aber vielleicht auch nicht unbedingt zu allen Stimmen passen. Konnte ich nicht ausprobieren, weil ich nur eine habe.

Auf jeden Fall ist mir jetzt mal klar: Die Unterschiede sind (bei vernünftigen Kondensatoren, kein Zeug für 30 Euro oder so) viel geringer, als ich dachte. Man kann mit allen davon super Aufnahmen machen. Es handelt sich zumindest bei diesen vier Kandidaten um Hauche und feine Nuancen. Mein Sieger: Das AT4047.

Allerdings kann ich das 2035 mittlerweile auch als absolute Empfehlung für alle aussprechen, die weniger investieren möchten. Es ist wie bei fast allen tönenden Dingen: Die klangliche Verbesserungen sind nicht linear zu den höheren Preisen. Jeder muss selbst entscheiden, ob das letzte Quäntchen Qualität den Batzen mehr Scheine wert ist. Und irgendwann am oberen Ende geht es dann auch in den Bereich Einbildung und Esotherik.

Und daher kann ich tatsächlich auch unterschreiben, was hier vielfach auch immer wieder betont wird: Liebe Loide, steckt mehr Gedanken und etwas Kohle in den Aufnahmeraum, als das letzte Quäntchen mehr aus einem teuren Mikro rausquetschen zu wollen. Das bringt geschätzt 8,3534 mal mehr an Qualitätsgewinn für eure Aufnahme.

So long
mavy
 
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Du hast sicher recht, wenn es um den Hobbybereich geht. Es gibt erstaunlich gute Budgetmikrofone. Ich habe schon so einiges in den letzten Jahren unter den selben professionellen Bedingungen testen können (AT2035 bis AKG C 12). Unterschiede sind aber doch hörbar. Der reine Frequenzgang eines Mikrofons ist nur ein Kriterium. Was Youtubevideos angeht bin ich skeptisch. Es gibt aber z.B. gute Vergleichstests bei Vintage King auf deren Seite. Das U 87 (a)i macht schon bei sehr vielen professionellen Anwendungen Sinn. Es geht mit allen Stimmen. Es ist weitverbreitet, Files sind dadurch leicht austauschbar. Es betont genau die Teile eines Signals, die für die Durchsetzbarkeit wichtig sind und es erfordert kaum Nachbearbeitung. Letzteres ist für professionelle Anwendungen nicht zu unterschätzen! Ähnliches läßt sich für Schoeps-Kleinmembrankondensatoren sagen.
 
Na klar meinte ich vor allem mit dem letzten Satz den Hobbybereich, in dem ich auch zu Hause bin. Und nah klar haben kostenintensivere Mikrofone ihre Berechtigung! Das hat ja auch mein bescheidener Selbsttest ergeben. Aber die Unterschiede finde ich bei weitem nicht so groß wie die Preisunterschiede. Und auch nicht so groß, wie viele denken. Und wenn es dazu im Low-Budget-Bereich auch noch Überraschungen wie das AT 2035 oder ein SE 2200 gibt, dann dürfen sich alle Hobby-Mucker erst recht freuen! ;-)

Danke dir und den anderen für die Tipps, die ich hier bisher bekommen habe!

PS: Das U87 hätte ich ja auch gerne ... aber mit dem 4047 habe ich meinen Budgetfrieden gefunden. :)

PPS: Ich kann allerdings auch nicht ausschließen, dass ich nicht doch irgendwann mal schwach werde... Wenn ich so alt bin, dass ich's eh gar nicht mehr hören kann.
 
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Im Hobbybereich ist es oft sinnvoller in Skills & Knowledge zu inverstieren, als in das letzte Quäntchen der Technik. Es gibt aber auch Hobbymusiker und Hobbyrecorder, die sehr gut sind. Da lohnt es sich dann schon über die gewisse Grenze zu gehen. Diese Grenze bei Großmembrankondensatormikros ziehe ich beim Microtech Gefell M 930 oder MT 71 S oder Neumann TLM 103.
 
Die Grenze ist nachvollziehbar, außer für Rap-Vocals. Da reicht in der Regel ein Behringer C1 mit ausgeschalteter Phantomspeisung.
 
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Das U 87 (a)i macht schon bei sehr vielen professionellen Anwendungen Sinn. Es geht mit allen Stimmen. Es ist weitverbreitet, Files sind dadurch leicht austauschbar. Es betont genau die Teile eines Signals, die für die Durchsetzbarkeit wichtig sind und es erfordert kaum Nachbearbeitung.
Bezogen auf die Kosten/Preis Seite bedeutet das zunächst einen hohen Aufwand bei der Entwicklung.
Anschliessend muss das Ergebnis dieser Arbeit über Jahre weitestgehend reproduzierbar sein.
(die Kundschaft erwartet dass ein neu angeschafftes U87 wie sein Vorgänger bzw das schon vorhandene U87 klingt)

Von Herstellern mit weniger Reputation erwartet niemand so einen gleichbleibenden Qualitätsstandard.
Da können dann auch mal Ausreisser nach oben oder unten auftauchen, die ggf social media Hype auslösen.
 
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Der Punkt, der meiner Meinung nach in solchen Diskussionen zumeist zu wenig Beachtung findet ist der Folgende:

Wenn ich mit einem MT71s, einem M92.1s oder einem anderen Oberklasse Mikrofon arbeite, dann baue ich das Mirkofon auf, pegel es ein, und mache je nach Qualität des Sängers 2-3 Aufnahmen. Ein wenig Hall drauf, hier und da eine kleine Korrektur mit dem EQ,...zack ab in den Mix damit und fertig. Ich liebe diesen Workflow, dafür bin ich dann auch bereit etwas mehr Geld auf den Tisch zu legen. Ich behaupte jetzt einfach Mal,...mit einem Behringer ist das nicht so einfach.
 
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Dazwischen gibts ja auch noch gute Mikros. Ich empfehle da mal bei CAD Audio reinzusehen.

Aber wenn man einfach mal privat anfängt Sprach- und Gesangsaufnahmen zu machen ist das Behringer sicher nicht das schlechteste.

Dagegen nützt mir das Neumann relativ wenig wenn der Aufnahmeraum nicht stimmt, oder die Vorverstärker nicht gut ist.
 
Die Wiedergabequalität von Youtube kenne ich nicht genau. Ab 720p wird laut einer Angabe im Netz wohl 152 kbps AAC ausgegeben.
Die Audioqualität ist bei Youtube schon seit Längerem nicht mehr von der Videoauflösung, sondern von der zur Verfügung stehenden Bandbreite abhängig.

Laut Wiki unterstützt die Plattform Opus Encoding mit 160 kbit/s im WebM Container. Videos mit geringerer Popularität werden soweit ich weiß allerdings über AAC bzw. Vorbis mit 128 kbit/s codiert.


Wie wäre es mal mit einem offenen Blindtest bezüglich Lossy vs Lossless? :)
http://fmedia.firmdev.com/audio-formats/#howtotest
 

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