Effekte für Orgeln: Distortion / Leslie etc. - was taugt was & stereo?

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Hi zusammen,

ich spiele eine Hammond SK1 und ein Roland V-Combo und bin eigentlich ganz zufrieden.
Nur im Vergleich zu den großen live gespielten Orgeln (von Deep Purple, Uriah Heep etc.) klingen meine Sounds selbst mit
eingebautem Distortion und Leslie-Effekt zu brav. Mein Gitarrist meinte, ich soll mal ein Distortionpedal davorhängen.
Das klang schon wesentlich besser, ist aber nur mono.
Gute Idee also, nur wo bekomm ich ein günstiges Stereoeffektgerät fürs Keyboard?
Und vorallem was gibt es da? Ich kenn nur die Bodendrücker für die Gitarre.
Danke schonmal für Eure Tips.
Gruß

Stefan
 
Eigenschaft
 
Der Distortion/overdrive sollte sich vor den Stereo-Effekten wie Leslie oder Reverb befinden , da deren Klang durch einen Verzerrer natürlich auch verzerrt wiedergegeben wird.Vielleicht liegt es an der Verstärkung , das die Orgel nicht aggressiv genug klingt ? Habt Ihr schonmal versucht nur über die Klangregelung , z.B. mehr Höhen oder Mitten etwas am Sound zu verbessern ?
 
Also wenn du wirklich eine Leslie-Simulation mit Zerre willst, führt im Moment eigentlich an einem Neo Instruments Ventilator kein Weg vorbei. Der ist zwar nicht ganz billig, aber dafür wirklich verdammt gut.
Allerdings stellt sich die Frage, ob du überhaupt einen Leslie-Sound suchst? Die alten Deep Purple-Sachen beispielsweise wurden ja mit Orgel durch einen Gitarrenverstärker aufgenommen, nicht mit Leslie - das erzeugt dann natürlich auch einen entsprechend anderen Sound.
 
Ja, richtig, es sollte schon der amtliche John Lord Sound sein, deswegen ist ein Distortion wichtig. Meine Frage ist vorallem, welche Geräte stereo sind und sich eignen
für meine Orgel.
 
Nochmal: Der alte Purple-Sound ist OHNE LESLIE aufgenommen! Du kannst das Leslie also vergessen, sodass dir dann sowohl der Raumeffekt (d.h. die Stereo-Problematik erledigt sich) als auch die typische Frequenzcharakteristik eines Leslies fehlen. Für diese Sounds würde ich mich vermutlich eher nach Gitarrenverstärkern oder entsprechenden Modellern umschauen, garnicht so sehr nach Verzerrerpedalen - die alleine bringen's nämlich nicht. Ein Gitarrenverstärker ist ja im Gegensatz zu heutigen Keyboardverstärkern ein starkes klangformendes Element (ein Leslie übrigens auch).
 
Nochmal: Der alte Purple-Sound ist OHNE LESLIE aufgenommen! Du kannst das Leslie also vergessen

Stimmt - aber nur teilweise! Es gibt durchaus Beispiele, wo Jon Lord auch bei Deep Purple ein Leslie einsetzt! Bekannteste Beispiele: Child in Time, oder auch Burn, Hush !
In seinen Soloprojekten (z.B. JL Bluesprojekt) setzt Lord nahezu durchgängig ein 122er Leslie - angesteuert durch einen 60W Marshall-Gitarrenamp ein !

Man kann also nicht sagen, dass der JL-Sound (gibt es den eigentlich) durchgängig ohne Leslie zustande kam / kommt !
 
Stimmt - aber nur teilweise! Es gibt durchaus Beispiele, wo Jon Lord auch bei Deep Purple ein Leslie einsetzt! Bekannteste Beispiele: Child in Time, oder auch Burn, Hush !
In seinen Soloprojekten (z.B. JL Bluesprojekt) setzt Lord nahezu durchgängig ein 122er Leslie - angesteuert durch einen 60W Marshall-Gitarrenamp ein !

Man kann also nicht sagen, dass der JL-Sound (gibt es den eigentlich) durchgängig ohne Leslie zustande kam / kommt !
Stimmt schon, wobei mein (nicht im Detail geprüfter) Eindruck ist, dass die Leslie-Nutzung im Laufe der Jahre zugenommen hat. Anfangs fast garnicht, später fast nur noch - deshalb sprach ich von "den alten Sachen". Du hast natürlich trotzdem Recht, dass es auch dort die ein oder andere Ausnahme gibt.
 
Ja, richtig, es sollte schon der amtliche John Lord Sound sein, deswegen ist ein Distortion wichtig. Meine Frage ist vorallem, welche Geräte stereo sind und sich eignen
für meine Orgel.
Du brauchst eigentlich - egal ob mit Leslie oder ohne - kein(en) Stereo-Effekt(gerät). Die Orgel selbst ist Mono (auch wenn sie vielleicht Stereo-Ansclüsse hat, weil sie ein internes Leslie besitzt), stereo wird daraus erst mit Effekten wie Leslie oder Hall etc. Selbst der Orgel-Chorus ist im Original mono.

Das heißt, solange man die übliche Reihenfolge einhält Orgel -> Zerre -> Leslie, darf die Zerre ruhig mono sein, dadurch verschenkt man exakt nichts.

Schwieriger wird es, wenn du eine externe Zerre zusammen mit dem internen Leslie der Orgeln benutzen möchtest. Dafür bräuchtest du einen FX-Weg, den die beiden Orgeln nicht zu haben scheinen. Oder eben neben der externen Zerre auch noch ein externes Leslie.

Ansonsten wird es ohnehin schwer, einen "originalgetreuen" Sound hinzubekommen, wenn man die Zerre hinter das Leslie packt - dann wäre es in der Tat von Vorteil, wenn die Zerre stereo wäre, aber das Ergebnis wird wahrscheinlich schwächer ausfallen als die bestmögliche Einstellung mit den internen Bordmitteln der Orgel.
 
Den (1) amtlichen Jon Lord Sound gibt es leider oder zum Glück nicht. Ob mit oder ohne Leslie sind aber 2 Komponenten zwingend:

1. Marshall-Top
2. Ring-Modulator (Gibson-Maestro RM 1 bzw. Oberheim)

Einige links, die Du hier z. T. schon mehrfach findest:

http://www.youtube.com/watch?v=4mW9b_KRedQ
http://www.dairiki.org/HammondWiki/JonLord
http://fliiby.com/file/362402/upk2gzm990.html

Den RM 1 findest Du manchmal gebraucht zum ca 4-fachen Neupreis in der Bucht, viele davon existieren halt nicht mehr...
 
Hi Stefan,

habe bis vor gar nicht allzu langer Zeit ebenfalls mit "preisgünstigem" Equipment gespielt und war dabei selbst stets bestrebt, Deep Purple- und Uriah Heep-Sounds hinzubekommen. Einiges richtiges wurde ja schon gesagt, aber ich denke, ich kann da noch ein paar Details ergänzen:

Ich selbst hatte eine alte Korg BX-3 über eine 19-Zoll-Röhren-Vorstufe (Chandler Tube Driver - gibt's immer wieder für kleines Geld in der "Bucht") und dann eine Leslie-Sim von Dynacord: CLS 222 (auch 19 Zoll, gibt's auch immer wieder gebraucht und günstig) (die macht aus dem Mono- ein Stereo-Signal). Das war für Rock-Sounds immer richtig gut. Grundsätzlich gilt, dass die meisten Gitarren-Effekte aufgrund des auf Gitarren abgestimmten Frequenzgangs oft zu viele Bässe abschneiden. Daher würde ich eine Vorstufe mit Klangregelung (der Tube Driver hatte immerhin eine 4-Band-Klangregelung) einem normalen Bodentreter vorziehen.
Zur Frage, ob man für Rock-Sounds das Leslie braucht würde ich sagen: Unbedingt! Es gibt zwar einige DP-Aufnahmen, auf denen das Leslie gänzlich fehlt und auch der Chorus aus ist (das sind aber recht fiese Sounds). Also habe ich eigentlich immer mit Leslie gespielt (meist auf slow, wobei natürlich viele Zuhörer den Unterschied zum Chorus-Effekt nicht heraushören, wir Orgler schon und es soll ja uns Spaß machen, oder?). Das CLS 222 war ja lange "das" amtliche Teil für den Leslie-Sound bis H&K mit dem rotosphere kam (Leslie-Sim plus Röhren-Verzerrer als Bodeneffekt). Da kannst Du Dich mal umhören, wie Orgel-User damit zufrieden sind. Da weiß ich nichts drüber. Lohnt sich aber nur gebraucht, neu nicht, da der neu schon auf knapp 500 Eier kommt. Den Ventilator von neo instruments (den ich mittlerweile verwende, Klangbeispiele gibt's auf youtube) ist ja derzeit relativ unbestritten die beste Leslie-Sim (mit integrierter und trotz fehlender Röhre guter Verzerrung) und kostet nur noch 400 Euro. Wenn das finanziell drin ist brauchst Du eigentlich nicht mehr lange überlegen.

Ich hoffe, das hilft Dir weiter.

Viele Grüße,
Markus
 
Hi,

die gute alte CSL222 ;) hatte ich auch mal, aber da gibt es heute wirklich besseres. Wenn ein Leslie-Sim inkl. Zerre in Frage kommt, dann entscheidet sich das heute wahrscheinlich am ehesten zwischen den folgenden dreien:

1) Ventilator. Hatte ich persönlich noch nicht "zwischen", aber man hört nur gutes.
2) Rotosphere: hatte ich mal und weiß noch, dass die Röhre da drin schon nett ist und gerade für einen leichten Crunch anderen Lösungen z.T. überlegen ist. Die Leslie-Sim selber ist nicht ganz so toll, aber wesentlich besser als die CLS222. Für richtig harten Overdrive ist das Teil IMHO nicht so gut zu gebrauchen. Und: der Frequenzgang ist nicht ganz so "holzig" (im positiven Sinne) wie bei z.B. ...
3) ... Korg Toneworks G4. Habe ich immer noch, hat inzwischen Seltenheitswert, besitzt auch keine Röhre, dafür allerdings die Original TubeScreamer-Schaltung, die mir persönlich an Rock-Orgeln immer gut gefallen hat. Und eine ausgezeichnete Speaker-Simulation, die eine Menge ausmacht. Wenn man Glück hat, kann man sowas immer mal "schießen".

Externe Röhrenvorstufen sind natürlich eine Alternative, aber eigentlich braucht es für Jon-Lord-artige Sounds (wenn man nicht nach dem Sound einer ganz speziellen Aufnahme her ist) eigentlich nur brutale Verzerrung und je nach Geschmack Leslie oder auch nicht (ich mag's ohne Leslie nicht). Das kriegt man bei geschickter Einstellung eigentlich mit den genannten Kandidaten auch ohne separate Vorstufe hin. Der Rest sind dann Feinheiten - das bewegt sich jedenfalls alles schon weit oberhalb des Niveaus, was man mit den eingebauten Effekten der üblichen Orgeln erzielen kann.
 
Die alte CX3 mit dem CLS222 hatte ich auch mal. Aus heutiger Sicht aber eher bescheiden.

Was hält die Fachwelt denn von dem Motion Sound R147, der ja leider nicht mehr gebaut wird? Ich hab nämlich so ein Teil und bin ganz zufrieden und frage mich, warum es die nicht mehr gibt.

Gregor
 
Warum es die nicht mehr gibt, darüber kann ich nur spekulieren: Für ein "simuliertes" Leslie zu schwer, zu teuer und auf Dauer zu wartungsintensiv (vergleichbar mit einem echten "vollen" Leslie) - der Sprung zu einem echten Leslie oder mechanischen Klon ist dann nicht mehr groß und man bekommt "the real thing".

Jens
 
... Der Rest sind dann Feinheiten - das bewegt sich jedenfalls alles schon weit oberhalb des Niveaus, was man mit den eingebauten Effekten der üblichen Orgeln erzielen kann.

Was sucht denn wohl Jemand, für den die V-Combo (bei Musicman die VR 700) mit eingebautem Ringmodulator zu "brav" klingt? Sicher doch eher keine 0815-Lösung?:gruebel:
 
Nun, die V-Combo hatte ich noch nicht in den Fingern. Ich weiß aber, dass mich bis jetzt noch keine eingebaute Orgel-Zerre wirklich überzeuigen konnte. Ringmodulator schön und gut, aber es steht und fällt mit der Zerre - und da kenne ich bisher nur "zu kratzig" und/oder "nicht wirklich durchsetzungsfähig".

Ich kann nur die Dinge nennen, die ich noch als Ausweg weiß. Das wäre als beste Lösung ein echtes Leslie mit Pappen, bei denen der Amp bei hohen Pegeln richtig schön die Kontrolle verliert - ob mit eingebautem Amp oder davorgeschnalltem Gitarrenamp. Oder eben eine externe simulierte Leslie-Lösung. Nur irgendwie Distortion einschleifen scheitert wohl bei diesen Orgeln am - äh - Einschleifen, weil kein Effektweg da ist.

Zum Beispiel das G4: das klingt zwar im Endeffekt nicht wirklich nach Röhre, aber wer sich damit bei brutalem Drive nicht durchsetzt oder zu brav klingt, dem ist kaum noch zu helfen. Den Ringmodulator kann man ja dann immer noch on top packen.
 
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Ich wollte eigentlich direkt meine Meinung zum Thema Orgelverzerrung schreiben aber ich machs lieber etwas interessanter. Da es ja um Jon Lord geht, hab ich mal was deftig verzerrtes aufgenommen.
Wie findet ihr diese Zerre bzw wie würdet ihr sie einstufen?

 
Das klingt schon sehr amtlich für ein (wie ich schätze) simuliertes Leslie. Ich schätze aber mal, das ist keine Röhre, sonst würdest du es nicht so spannend machen. Wenn ich einen Tipp abgeben müsste, würde ich auf einen Tubescreamer oder einen ähnlichen Bodeneffekt (Boss OD1 oder sowas) tippen.
 
Das wird doch keine B4 auf deiner V-Machine sein? ;)
 
@Jens: Ne, so gut klingt die B4 Lesliesim nicht :p


Weil es so schön is, hier noch zwei Soundfiles:





Der Knackpunkt auf den ich bei dem Experiment hinauswollte ist folgender:

Der Frequenzgang der Lesliesim hat einen sehr großen Einfluss auf den Klang der Verzerrung. Bei sehr stark verzerrten Bratsounds kommt es imho gar nich so sehr auf die Zerre selbst an, fett klingen lässt das ganze die Frequenzverbiegung der Lesliesim.

Die drei Soundfiles unterscheiden sich nur in der Lesliesim! Orgel+Verzerrung is haargenau gleich.

Ich hab das ganze sogar noch auf die Spitze getrieben...der geheimnisvolle Verzerrer ist nämlich ein Volumeregler innerhalb einer DAW :D
Einfach das Signal gnadenlos zum clippen gebracht und danach wieder abgesenkt.


Die Orgel is übrigens ein Nord Electro 3, die Lesliesims sind mein geliebtes Rock147 und das seltsamerweise viel schlechter klingende Rock760 aus der VB3 und irgendein grausiges Freeware Leslie (Spinner 1.0 glaub ich...habs nach der Aufnahme sofort wieder gelöscht :D)
 
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