So, nun will ich auch mal meinen Senf zum Thema Epiphone dazugeben (Vorsicht, dieser Beitrag wird ein klein wenig länger...):
Epiphone die 1.:
Ich suchte eine LP Standard in schwarz, wollte sie hier vor Ort kaufen. Fand in dieser Farbe leider nur eine gebrauchte, lt. Seriennummer hergestellt in 2002 bei Samick/Korea. Diese war soweit OK bis auf folgende Mängel: Der Toggle-Switch und alle 4 Potis waren verschlissen, krachen, knacksen, Aussetzer beim betätigen.
Da der Händler mir zusagte das diese Teile noch gegen neue ausgewechselt würden nahm ich sie nachdem wir einen Preis ausgehandelt hatten mit. Ohne euch mit Einzelheiten langweilen zu wollen, er wollte mich über den Tisch ziehen (liess sich wochenlang Zeit und wollte mir dann gebrauchte Potis andrehen die den gleichen Fehler aufwiesen wie die bereits eingebauten). Es endete ein paar Wochen nach dem Kauf dann damit das ich nach einer "kleinen" Diskussion mit dem Eigentümer den Laden mit Gitarre betrat und ihn anschliessend wieder mit meinem Geld in der Tasche verliess.
Soweit, sogut. Das war zu der Zeit als die Preise für Epis vor einigen Wochen das erste mal anfingen anzuziehen. Da ich in einem kleinen Ort in der Nähe der deutsch-dänischen Grenze wohne ist die Auswahl an Musikgeschäften mehr als begrenzt. Diese reduziert sich weiter wenn man eine ganz bestimmte Gitarre sucht, im Umkreis von ~150 km hatte leider keiner der Musikläden eine schwarze Epi LP Std vorrätig.
Also was tun? Wochenlang warten bis mal einer eine hat, dann den neuen höheren Preis bezahlen und ggfls. in Kauf nehmen das die Epi mit ein wenig Pech eher zu den Ausschussmodellen gehört? Oder doch das Risiko eingehen einfach eine (noch zum alten Preis) online zu bestellen? Hmhmhm... OK, gesagt getan, teste ich das einfach mal (und damit begann des Elends zweiter Teil...).
Epiphone die 2.:
Nach gut einer Woche war sie da, lt. Seriennummer 2004 bei DeaWon in China produziert. Klasse Gitarre, hatte auch nur ein paar ganz klitzekleine Mängel (Achtung, Ironie...):
1. Der Korpus sah definitv nicht nach Mahagoni aus, er bestand aus weisslichem, stellenweise leicht hellgrauem Holz.
2. Die E-, A- und D-Saite schnarrten heftigst trotz korrekt eingestellter Saitenhöhe schon beim (wohlgemerkt leichten) Anschlagen, auch Dehnen der neuen Saiten und erneutes Stimmen half nichts.
3. Das Halsbinding wies auf der Seite wo der Daumen aufliegt auf der ganzen Länge kleine scharfkantige Dellen auf (so wie wenn jemand in unregelmässigen Abständen mit einem kleinen Hämmerchen aus Langeweile draufrumgedengelt hätte). Ist sicher ein super Gefühl wenn man auf solche "Massagereize" beim Spielen steht, ich zumindest tue es nicht.
4. Auf den Rest bezogen insgesamt ziemlich schlampige Verarbeitung der Gitarre (Bundstäbchen, Inlays etc.).
Nachdem ich diese umgehend nebst einem sehr netten Brief zurück an den Händler geschickt hatte mit der Bitte mir entweder eine vernünftig verarbeitete und getestete Gitarre zu schicken oder mir stattdessen mein Geld zurück zu überweisen kam dann die Fortsetzung.
Epiphone die 3.:
1 1/2 Wochen später bekam ich die nächste Epi. Auf dem Karton prangte ein großer Aufkleber des deutschen Importeurs für Epiphone mit folgender Aufschrift (ich habe sie nicht bei der Firma die auf dem orangen Aufkleber steht gekauft, das ist lediglich der deutsche Epiphone-Importeur):
Diesen Aufkleber hatte der Karton der Epi knapp 2 Wochen vorher nicht. Hm, Zufall oder gibts beim Importeur geprüfte "Epiphone-Sonderkontingente" für so Nörgelkunden wie mich die die Frechheit besitzen zumindest einwandfrei verarbeitete Ware für ihr ebenso einwandfreis Geld zu verlangen? OK, ich weiss es nicht, dachte aber jedenfalls wow, da haben die sich aber jetzt scheinbar wirklich Mühe gegeben. Laut Seriennummer war diese Epi aus 2005 und bei Gibson (oder isses Epiphone?) in QuingDao/China hergestellt.
Und diese Epi war (optisch zumindest) super verarbeitet, alles bestens, da gabs nichts zu mäkeln. Und mal abgesehen davon das die Mutter der Kabelanschlussbuchse bei dieser werksneuen Gitarre trotz "geprüfter Qualität" total lose war (über solche Kleinigkeiten regte ich mich mittlerweile schon gar nicht mehr auf, wozu gibt es schliesslich Schraubenschlüssel...) gabs erst mal nix zu meckern. Und, nebenbei bemerkt, bestand der Korpus dieser Epi, im Gegensatz zu dem der ersten, aus Mahagoni (mit ein Punkt den ich in meinem der ersten zurückgeschickten Epi beiliegenden Brief angesprochen hatte...).
Wenn ich sie also nur zum an die Wand hängen gekauft hätte wäre die Epi-Geschichte jetzt mit einem "Happyend" abgeschlossen. Nur leider kam ich auf den dummen Gedanken sie an meinen Verstärker anzuschliessen...
Und bekam einen mittleren Schock, denn schon beim leichten Anspielen der A-Saite (egal ob offen angeschlagen oder z. B. im 3. Bund gegriffen) entwickelte die Gitarre einen Ton der klanglich einer Kombination aus Nebelhorn und Sitar am nächsten kommt:
A-Saite Epiphone Les Paul Standard
Nachdem ich andere Fehlerquellen wie Amp, Kabel etc. ausgeschlossen hatte (die beiden Epis vorher hatten diesen "Sound" ebenfalls nicht), und auch Prüfung auf mitschwingende oder lose Teile, Ändern der Saitenlage und testweises Aufziehen anderer Saiten keine Änderung brachten (auch "unplugged" gab die Gitarre auf der A-Saite (wenn natürlich auch leise) ebenfalls diesen merkwürdigen Ton von sich) reichte es mir dann.
Ich telefonierte mit dem Händler, schilderte das Problem und bat um Rückerstattung des Kaufpreises. Da er zuerst meinte das es eigentlich nichts großartiges sein könnte und sie für solche Sachen einen eigenen Gitarrenbauer im Hause beschäftigen stimmte ich zunächst seinem Vorschlag zu das dieser sich die Gitarre einmal ansieht. Wir verblieben dann so das ich die Epi repariert zurückbekomme wenn dieser den Fehler beheben kannn (was OK gewesen wäre denn der Rest stimmte ja...).
Sollte die Gitarre nicht reparabel sein würde ich dann stattdessen mein Geld zurückbekommen, denn das Angebot des Händlers mir dann im Tausch stattdessen noch eine dritte! Epi LP Standard zuzuschicken lehnte ich dankend ab.
Naja, ich habe zwar keine mechanischen Fehler die zum merkwürdigen Klangverhalten der Gitarre führen könnten entdeckt aber ich bin ja auch kein Gitarrenbauer. Also war ich guten Mutes und rechnete eigentlich damit sie repariert wieder zu bekommen. Als ich nun nach anderthalb Wochen immer noch nichts hörte und auch bisher kein Geldeingang auf meinem Konto zu verzeichnen war fragte ich gestern dann mal telefonisch nach.
Ihr ahnt es sicher schon: Man hätte mir den Kaufpreis für die Gitarre meinem Kundenkonto gutgeschrieben (typisch Händler, erst mal Kundenkapital binden statt wie gewünscht zurücküberweisen) weil nicht reparabel. Genaueres zum Fehler könne er mir als Verkäufer nicht sagen, das könne nur der Gitarrenbauer (auf ein Gespräch mit diesem hab ich angesichts der Ferngesprächskosten aber verzichtet). Ich warte jetzt darauf das mein Geld die nächsten Tage auf meinem Konto eintrifft und dann sehe ich mal weiter.
Eine kleine Erwähnung am Rande noch: Zur Rücksendung der Epis habe ich jeweils telefonisch eine Freewaymarke anfgefordert und bekam jedesmal einen Mitarbeiter der Reklamationsabteilung an den Hörer. Dort wurde mir nach Schilderung der Sachlage bei einem dieser Gespräche gesagt (und das sauge ich mir nicht aus den Fingern) das die Qualität der Gitarren einiger Hersteller generell nicht unbedingt besser geworden ist, sie aber gerade bei Epiphone mit erheblichen Qualitätsmängeln zu kämpfen hätten (so etwas ist für die Händler ja auch nicht so prickelnd, das treibt die meist eh geringen Margen noch weiter in den Keller...).
Fakt ist jedenfalls: Für mich ist das Thema Epiphone durch (von der Elitist-Serie vielleicht abgesehen, die sollen nach wie vor qualitativ noch gut sein).
Ich werde jetzt stattdessen das tun was ich mir eigentlich schon vor dem Kauf der Epi's mal überlegt hatte: Mich nach einer alten guten gebrauchten Les-Paul Kopie aus den 70/80igern umsehen oder aber vielleicht auch eine fabrikneue Les Paul Kopie von SX ausprobieren. Die sollen im Verhältnis zur Epi qualitativ besser sein und dabei wesentlich preiswerter. Und die Bewertungen auf Harmony Central sowie einige User hier sind ja voll des Lobes über diese Gitarre, mal gucken.
So, und bevor hier jetzt einige anfangen werden rumzuheulen ich wolle Epiphone doch bloss madig machen etc. dazu auch noch ein paar Sätze:
Ich sage nicht das man, salopp gesagt, alle Epiphone (Les Paul Standard)-Gitarren in die Tonne kloppen kann, es gibt sicher auch gute Exemplare darunter. Und wer eine solche hat soll sich glücklich schätzen.
Nur hatte ich halt das Pech Exemplare zu erwischen die leider nichts taugten. Und so wie es aussieht bin ich da durchaus kein Einzelfall, mehr sage ich nicht dazu. Und bezüglich Qualität der Herstellung bzw. der Fertigungskontrolle sag ich mal besser gar nix, da soll sich auch jeder selbst sein eigenes Urteil bilden.
Mir persönlich ist es relativ wurscht ob nun Gibson, Epiphone oder sonstwas auf der Kopfplatte steht. Hauptsache die Gitarre bietet, im Verhältnis zum Kaufpreis, vernünftige Qualität und gefällt mir von Bespielbarkeit und Klang her, alles andere ist sekundär für mich. Ich bin seinerzeit nur davon ausgegangen das ich, da ich eigentlich eine fabrikneue Gitarre kaufen wollte, im Gegensatz zu den ganzen Billig-Les-Paul Kopien mit Epiphone vermutlich noch am besten fahre.
Das war leider ein Irrtum. Aus Fehlern lernt man, insofern ist das Thema Epiphone für mich wie gesagt abgeschlossen.
Und wer nun kommt und sagt: "Jaahaaa, selbst schuld, kauf dir was vernünftiges, nimme gleich ne echte Gibson du Depp" (so bzw. in ähnlicher Form ist das ja hier im Forum öfter zu lesen wenns um Les Pauls geht) dem kann ich nur vorbeugend entgegnen:
Zum einen bin ich nicht so reich das ich mal eben umgerechnet so mindestens viereinhalbtausend Mark (ich rechne immer noch gern in DM um, das schärft den Blick fürs Preis-/Leistungsverhältnis...) quasi nebenbei für eine "echte" Gibson Les Paul Standard ausgeben könnte (und die die das immer wieder vorschlagen wahrscheinlich auch nicht...).
Und das will ich auch gar nicht. Denn ich bin, wie wohl so einige hier, lediglich klimpernder Freizeitautodidakt und auch kein semiprofessioneller Gitarrist der sich seinen Traum in Form einer echten Gibson erfüllen will
Zum zweiten gehöre ich zu der Gattung dieser merkwürdigen komischen Menschen die der Meinung sind das sie für einen Listenpreis von umgerechnet 1042 DM (nach der letzten Preiserhöhung) zumindest einen annäherend vernünftigen Gegenwert in Form einer wenigstens halbwegs ordentlich verarbeiteten Gitarre für ihr Geld erwarten können.
Wer nichtmal das leisten kann und dann noch die Frechheit besitzt bei gleichbleibender (schlechter) Qualität die Preise anzuziehen hat für mich das Klassenziel verfehlt, egal ob der Hersteller nun Epiphone oder sonstwie heisst.
So, mea culpa für diesen saulangen Beitrag, aber das musste ich mir, nach dem Lesen der diversen Beiträge zum Thema Epi und meinen eigenen Erfahrungen damit, mal von der Seele schreiben...