Der Name Gottes im Jüdischen Glauben

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Hallo liebe Forengemeinde,

ich habe ein spezielles anliegen; aber bevor ich mich auf die Suche nach Internetforen mache, die sich primär mit dem Thema beschäftigen, dachte ich: Ich frag jetzt erstmal hier, denn vielleicht gibt es ja Menschen mit jüdischem Glauben oder jüdischen Wurzeln hier, die mir meine Frage genauso gut beantworten können.

Ich habe einen Songtext geschrieben, der von Martin Buber philosophischem Werk "Ich und Du" inspiriert ist.

An einer Stelle soll vom jüdischen Gott die Rede sein. Aber SEIN Name darf ja nicht genannt werden, also gibt es, soviel habe ich verstanden, verschiedene andere Bezeichnungen, nach meinen Recherchen unter anderem "HaSchem" und "Elohin".

Nun hätte ich gerne gewusst, welche Bezeichnung im Zusammenhang meines Textes besser passt. Hier die Zeilen - nicht wundern, es werden Zitate aus "Ich und Du" verwendet, daher liest sich das ein wenig seltsam:

Mit ganzem |
|Wesen gesprochen: | Ich und Du, werde |
|ich am Dir, Ich werdend | sprechend am Du.|
|Klarer als Klarheit der er-|fahrenen Welt. Im
|Herzen ergriffen, von | HaSchem/Elohin erhellt.|

Wer kann mir da kompetent Auskunft geben?
 
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"Da Adonai durch die Verwendung für den Gottesnamen im Gottesdienst nun selbst als heiliger Name empfunden wird, hat sich im Gebrauch außerhalb des Gottesdienstes durchgesetzt, den Gottesnamen durch HaSchem („der Name“) wiederzugeben."

google fragen kann ich auch.

Meine Frage ist: Was würde ein Jude sagen, dass in meinem Kontext Sinn macht?
Rein vom Versmaß (singen) her, würde "Adonai" am wenigsten passen und "Elohin" oder "Schaddai"am besten.
 
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Meine Frage ist: Was würde ein Jude sagen, dass in meinem Kontext Sinn macht?
Rein vom Versmaß (singen) her, würde "Adonai" am wenigsten passen und "Elohin" oder "Schaddai"am besten.
Ich frage mich, ob es Sinn macht, einen Namen zu nennen, den gefühlt 90% werden googeln müssen, um zu verstehen, dass der Name, den sie gerade gegoogelt haben, ein Ersatz dafür ist, eine direkte Bezeichnung gerade nicht zu nehmen bzw. zu vermeiden.
Ich kann mir vorstellen, eine verständliche deutsche Übersetzung einzusetzen, die genau das bezeichnet.
Das könnte beispielsweise "der Name" oder "der Gemeinte" oder in diesem konkreten Kontext vielleicht "der, der alles ist/erhellt" sein:

Mit ganzem |
|Wesen gesprochen: | Ich und Du, werde |
|ich am Dir, Ich werdend | sprechend am Du.|
|Klarer als Klarheit der er-|fahrenen Welt. Im
|Herzen ergriffen, von dem, der Alles ist/erhellt.|

just my 2 cent

x-Riff
 
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Ich kann mir vorstellen, eine verständliche deutsche Übersetzung einzusetzen, die genau das bezeichnet.

Und da bietet sich der Begriff "der Herr" an, der auch im christlichen Sprachgebrauch eine gängige Bezeichnung ist.
 
Ich und Du, werde |
|ich am Dir, Ich werdend
Wenn es im Text im weitesten Sinne um das Werden der Person geht - also um Schöpfung - wäre vermutlich die Bezeichnung am besten geeignet, die auch im hebräischen Schöpfungstext verwendet wird. Und das ist Elohim.
 
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Evtl mal das Gespräch mit einem gläubigen Juden suchen, vielleicht in einer Synagoge.
 
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Mit ganzem |
|Wesen gesprochen: | Ich und Du, werde |
|ich am Dir, Ich werdend | sprechend am Du.|
|Klarer als Klarheit der er-|fahrenen Welt. Im
|Herzen ergriffen, von dem, der Alles ist/erhellt.|
Gute Idee, lässt sich so aber nicht singen.

Ich frage mich, ob es Sinn macht, einen Namen zu nennen, den gefühlt 90% werden googeln müssen, um zu verstehen,
Vermutlich werden bei dem Text sowieso 90% der Menschen aussteigen bzw. eigentlich nicht verstehen, um was es wirklich geht, sofern sie nicht Buber gelesen haben.

Aber das ist mir egal. Wenn von 100 Menschen, die den Song hören, dann 10 lesen, dass er von Bubers "Ich und Du" inspiriert ist und einer davon dann neugierig wird, habe ich das erreicht, was ich möchte.

"Im Herzen ergriffen, von Allem erhellt" oder "von All-sein erhellt" wäre auch eine Option.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Hier ist der Text:
Prolog:

Im Anfang ist die Beziehung. Beziehung ist Gegenseitigkeit. Zwischen Ich und Du steht kein Zweck, keine Gier (…) Alles Mittel ist Hindernis. Nur wo alles Mittel zerfallen ist, geschieht Begegnung. Alles wirkliche Leben ist Begegnung.
(Marin Buber: „Ich und Du“)



|Stille der Nacht, | Sternenzelt. |
|Ich blicke fragend |in diese Welt.
|Wer bin ich wirklich, und | wo bis DU? Be-|
|wegen wir uns aufei- | nander zu?


Jenseits der Worte, | jenseits von Blick,|
liegt die Verbindung, viel | mehr als Physik.
An dem Saum des | ewigen DU. Ein |
wehen von DIR
und | ICH kommt zur Ruh |

Nicht in |
|Steine geschrieben, noch vom | Winde verweht, |
|lebt die Geschichte in | jedem Moment. In der |
|Stille gefunden, wer |ruhig ist versteht, was es |
|heißt zu sein: | wirklich präsent. |

|In jedem Baume | in jeder Träne kann man |
|DU nicht erfahren - Er- | fahrung DU-Ferne |
|Schaffen ist Schöpfen, Er-| finden ist finden. Dinge
|kann man erfahren, aber | nicht erGründen. | Und die |

|Sehnsucht selbst ver-|wandelt sich, |da sie aus dem Traum in die Er-|scheinung stürzt.|--|

|ICH und DU, im| Tanze des Seins, |
|jenseits von ICH | jenseits von Mein. |
|In Beziehung werde | ICH erst wahr. Viel |
|mehr als ein Spiegel, | plötzlich so klar. |

Mit ganzem |
|Wesen gesprochen: | Ich und Du, werde |
|ich am Dir, Ich werdend | sprechend am Du.|
|Klarer als Klarheit der er-|fahrenen Welt. Im
|Herzen ergriffen, von | Allsein erhellt.|

|ICH und DU, im| Tanze des Seins, |
|jenseits von ICH | jenseits von Mein. |
|In Beziehung werde | ICH erst wahr. Viel |
|mehr als ein Spiegel, | plötzlich so klar. |

|ICH und DU, im| Tanze des Seins, |
|jenseits von ICH | jenseits von Mein. |
|In Beziehung werde | ICH erst wahr. Viel |
|mehr als ein Spiegel, | plötzlich so klar. |






View: https://youtu.be/E1Ol2Yj_g1Q



View: https://youtu.be/AT6wEZfotVI
 
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|Klarer als Klarheit der er-|fahrenen Welt. Im
|Herzen ergriffen, von | Allsein erhellt.|
Spricht mich sehr an!

Wie überhaupt der Text. Ein Text, der wie die Thematik selbst, sich nur in Schichten und im Prozess und in der inneren Auseinandersetzung erschließt. Was völlig in Ordnung ist.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Ich bin auch nicht jüdischen Glaubens. Aber die Idee, einen beliebigen Menschen jüdischen Glaubens zu fragen, welchen Begriff man da einfügen soll, finde ich auch ein bisschen seltsam. Ist es nicht auch eher aus der Außenperspektive gedacht, wenn man sich überlegt, wie "die Juden" reden? Wie sprechen "die Christen" denn über ihren Gott?

Ich schaue in Die Schrift. Verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig (1929). Ist das nicht eine sinnvollere Herangehensweise?

Da finde ich dann z.B. "Gott" (für Elohim). Oder "ER, Gott" bzw. "ER" (für JHWH). Das sind zumindest in der Bibel die verbreitetsten Namen. Literarisch so verwendet von M. Buber.

Ich gebe zu, dass das auch nur eine Herangehensweise ist - niemand sagt, dass Juden ihren Gott so nennen müssen, wie er in der Bibel am häufigsten genannt wird. Ich kenne Juden, die grundsätzlich "HaShem" sagen, gern auch G'tt schreiben - gerade um ein bisschen weiter weg zu sein.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Wenn es im Text im weitesten Sinne um das Werden der Person geht - also um Schöpfung - wäre vermutlich die Bezeichnung am besten geeignet, die auch im hebräischen Schöpfungstext verwendet wird. Und das ist Elohim.
Ist auch eine Idee. Nur dumm, dass in der Bibel gleich zwei verschiedene Schöpfungsgeschichten mit zwei verschiedenen Gottesnamen hintereinander kommen. Siehe meine beiden Vorschläge, von denen der spezifischere der unaussprechliche Gottesname (JHWH) ist, den Buber mit "ER" übersetzt.
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Wäre dann in deinem Refrain:

Mit ganzem |
|Wesen gesprochen: | Ich und Du, werde |
|ich am Dir, Ich werdend | sprechend am Du.|
|Klarer als Klarheit der er-|fahrenen Welt. Im
|Herzen ergriffen, von | IHM erhellt.|

Erfüllt jedenfalls fast perfekt die Aufgabe, Gott nicht zu sehr festzulegen. Auch wenn dann noch weniger Zuhörer/innen verstehen, vom wem da gesprochen wird.
 
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Ich schaue in Die Schrift. Verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig (1929). Ist das nicht eine sinnvollere Herangehensweise?

Mensch, das ist eine gute Idee! Ich habe eine Ausgabe von "Die Schrift" zuhause! (nebenbei die einzige - und mir in gewissem Sinne (d.h. literarischem Sinne) heilige - Ausgabe der Bibel (bzw. des AT), die ich noch habe, denn die Lutherbibel habe ich meiner Stieftochter geschenkt, die nächstes Jahr konfirmiert wird).

Warum bin ich da nicht selbst darauf gekommen! DANKE!
Mit ganzem |
|Wesen gesprochen: | Ich und Du, werde |
|ich am Dir, Ich werdend | sprechend am Du.|
|Klarer als Klarheit der er-|fahrenen Welt. Im
|Herzen ergriffen, von | IHM erhellt.|

Erfüllt jedenfalls fast perfekt die Aufgabe, Gott nicht zu sehr festzulegen. Auch wenn dann noch weniger Zuhörer/innen verstehen, vom wem da gesprochen wird.
Naja, wer zuhört, der stellt sich vielleicht die Frage, von was oder wem da gesprochen ist und wird neugierig. Das würde mir eigentlich reichen.

Wie an anderer Stelle schon mal aus Beispiel ausgeführt: Dawid Bowies Song "Blackstar". Da habe ich angefangen zu rätseln: Was meint der eigentlich, wenn er da immer wieder, fast hypnotisch singt: "In the villa of Ormen, in the villa of Ormen - Stands a solitary candle, ah-ah, ah-ah - In the centre of it all, in the centre of it all - Your eyes". Und dann habe ich mal ein wenig recherchiert und bin auf interessante Auslegungen gestoßen, z.B. hier.

Und wenn es jemanden mit meinem Song ähnlich geht und dann auf Buber stößt, dann habe ich eines meiner Ziele erreicht.
 
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