Eigenbau vintage stuff: Thiele Boxen

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Eigenbau Vintage Stuff - Thiele Boxen

Da ich mir vor Kurzem ein Ensemble aus einem Amp-Chassis und zwei Thiele Boxen gebaut habe, haben sich einige User gewünscht, dass ich mal einen Baubericht in einem Thread veröffentliche. Okay - überredet. Da das andere Ensemble jedoch schon fertig ist, ist es für einen detaillierten Baubericht natürlich zu spät, denn die die Teile wollte ich jetzt nicht für Fotos wieder zerlegen. Also habe ich mich entschlossen, noch einmal ein Set zu bauen, um dies hier zu dokumentieren, obwohl ich das gar nicht benötige.

Mesa-Thiele Ensemble 070.jpg

Vorab erlaubt mir bitte noch einige ganz persönliche Anmerkungen (und die Meinung müsst ihr nicht zwingend teilen), damit ihr besser versteht, warum ich mir das antue: Ich stehe auf old stuff! Ich finde, auch wenn das jetzt opa-mäßig klingt, dass viele Sachen früher schöner waren (ja, ich weiß, der Krieg vielleicht nicht usw.). Z.B. Autos. Heute sehen sie irgendwie alle gleich aus und hören sich auch so an.
Früher hat man sich nach meiner Meinung in vielen Dingen mehr Mühe beim Erscheinungsbild gemacht. Z.B. Omas Küchenschrank mit Intarsien versus neue Küchenmöbel vom schwedischen Möbelhaus (die mit den Inbusschraubendreher kostenlos, ihr wisst schon).
Und ich liebe es, wenn Dinge würdevoll reifen und dabei Lebensgeschichten erzählen können. Ein uralter Tweedamp, dem man 30 Jahre kleine, schlecht bezahlte Clubgigs mit zu viel Drinks und zu wenig Schlaf ansieht, ist mir da alle mal lieber, als das geilste neue HighTech Soundmonster.
Und als zweites: Ich mache schon zu lange Musik, als dass ich schwarzes Tolex noch sehen könnte. Nichts gegen schwarz an sich und mir ist auch klar, welche Vorteile Tolex hat, aber…Alles sieht überall gleich aus. Eingefleischte Musikliebhaber geben ihren Instrumenten und Amps etc. Namen. Warum tun sie das? Sind die bescheuert? Es scheint also, als wenn wir eine innige Beziehung mit diesen Dingen eingehen würden. Naja, unsere Gitarren streicheln wir ja häufig öfter als unsere Frauen. Und wenn es so ist, dann sollten die Gerätschaften auch möglichst viel mit uns zu tun haben. Frauen kauft man sich ja schließlich auch nicht und schon gar nicht von der Stange. Wie individualisiere ich also mein Equipment? Pimpen oder gleich selber bauen!

Also selber bauen! Ich werde das in Etappen machen, weil ich nicht zwei Wochen Urlaub für das Projekt nehmen kann. Wer also mitbauen möchte, kann dann einen Arbeitsschritt nach dem anderen bei sich zuhause nachvollziehen.
Und wenn dann am Ende des Berichts alles geklappt hat, findet ihr hier Fotos und Soundbeispiele von einem Vollröhrenamp und zwei passenden Thiele Boxen, und diejenigen, die gleich mitbauen, haben ihr eigenes kleines Fullstack! Hand Made! Wir fangen mit dem Bau der Thiele-Boxen an.

So, nun die ersten Arbeitsschritte. Ihr braucht einen Bauplan und eine Teileliste.
Birdfire hat 2009 hier im Forum schon mal eine Thread zum Thema Thiele Boxen Bau eröffnet und einen exzellenten Bauplan erarbeitet und im Forum zur Verfügung gestellt (birdfire, tausend Dank dafür!), den wir für unseren Eigenbau zugrunde legen. Darüber hinaus habe ich hier ein Mal eine Holz-Teile-Liste für den Zuschnitt erstellt.
Außerdem habe ich eine Gesamt-Teile-Liste erstellt. Daran kann man ablesen, was man insgesamt alles benötigt und was der ganze Spass am Ende kosten wird.

Die Kosten sollten wir uns vorab auch noch mal näher anschauen, damit jeder vorab einschätzen kann, worauf er sich einlässt; denn Thiele-Boxen sind selbst im Eigenbau nicht billig.

Kosten:
Ich habe hier mal einen Muster-Teile/Kostenplan für eine Box angehängt. Dort kann man nachvollziehen, was alles benötigt wird und mit welchen Ausgaben zu rechnen ist. Meine Rechnung geht davon aus, dass ihr an einem "leeren" Arbeitsplatz anfangt mit dem Bau. Wer also z.B. noch M5 Inbusschrauben in der Werkstatt hat, kann die Kosten dafür natürlich aus der Liste streichen.
Der Kostenplan beinhaltet keinen Lautsprecher! Kalkuliert dies bitte mit. Zur Orientierung: Ein Electro Voice 12L kostet neu 249.-€; gebraucht bekommt man die für ca. 150.-€. Vergleichbar könnte man auch einen Eminence Delta Pro nehmen. Kostenpunkt 139.-€; gebraucht eher selten zu bekommen. Celestion Black Shadow MC90 wird von Mesa Boogie auch in Thieles verbaut. Klingt auch sehr gut, kosten aber auch.
Reell kalkuliert kostet eine Thiele-Box ca. 170.-€ ohne Speaker und ohne verschnittenes Holz und andere Ergebnisse von Arbeitsfehlern.

Arbeitsplatz und Werkzeug:
Zum Bau braucht ihr einen trockenen Platz, der auch mal Dreck verträgt, denn wir sägen, schleifen, lackieren etc.. Das im Wohnzimmer zu machen, gibt immer Stress. Einen trockenen Keller z.B. ist absolut in Ordnung. Dort braucht ihr einen Tisch oder eine Werkbank, auf dem ihr arbeiten könnt und wo das Werkstück auch "unangetastet" stehen bleiben kann. Das ist wichtig, denn wenn die Box zum Trocknen in den Flur gestellt wird, läuft immer einer gegen die frische Lackierung. Das ist Murphys Gesetz. Und wenn ihr ganz clever ein Schild "frisch gestrichen" davor stellt, laufen garantiert minimal zwei Leute pro Tag dagegen.

An Werkzeug braucht ihr minimal:
-Stichsäge
-Bohrmaschine
-Handoberfräse
-Schleifmaschine
-div. Schraubenzieher
-Holzfeilen
-Hammer
-4 große Schraubzwingen (80-100 cm)
-4 mittel große Schraubzwingen (50-60 cm)
-4 kleine Schraubzwingen (20-50 cm)
-Stahlwinkel

Was ihr nicht habt, könnt ihr euch auch leihen! Baumärkte vermieten auch Geräte.

Holz:
Wir verwenden 18 mm Birke multiplex. Das sind viele dünne Schichten von Birkenholz, die verleimt werden. Und das hat gute Gründe:
1. es ist leicht
2. es ist gut zu verarbeiten
3. es ist kein Holz, das vor dem Aussterben bedroht ist
4. es schwingt nicht, denn wir brauchen kein Tonholz
5. es erträgt Feuchtigkeitsschwankungen besser als Vollholz
6. man bekommt es in jedem Baumarkt

Zuschnitt:
So, jetzt geht es aber endlich los: Die Holzteileliste muss abgearbeitet werden. Für zwei Boxen sind das insgesamt 44 Teile. Das sind optimale Bedingungen, um gleich am Anfang alles zu versauen, denn die Einzelteile der Thieleboxen müssen millimeter-genau zugeschnitten sein, sonst passt am Ende alles nicht zusammen und die Funktion der Box kann nicht optimal genutzt werden, da die Berechnungen der Thiele-Box von einer völligen Dichtigkeit (bis auf die Reflexöffnungen) ausgeht.
Und nachträglich ändern ist bei dieser Konstruktion so gut wie unmöglich. Daher der Tip: Falls ihr einen guten Kontakt zu einem Schreiner oder zum Zuschneider in einem nahegelegenen Baumarkt habt, lasst die den Zuschnitt machen! Das kostet zwar etwas mehr (in meiner Berechnung ist das schon eingerechnet), aber die können genauer arbeiten, haben bessere Geräte und viel Erfahrung.
Kurz nach dem Zuschnitt bitte alles noch mal nachmessen entsprechend der Teileliste. Kommt ihr erst drei Tage später und nach viel Gegrübel dahinter, warum das alles nicht zusammen passt, ist es zu spät. Nach dem Nachmessen könnt ihr es noch vor Ort beanstanden und bekommt das richtige Maß zugeschnitten.





Pause und Holzzuschnitt organisieren! Und bis bald!


"Und hier die komplette Doku zum Workshop; zusammengestellt von Lord Apophis. Vielen Dank dafür!"

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Danke und Gruß
LGC
 
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  • Thiele Box TL.docx.doc
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  • Thiele 1.pdf
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  • Thiele 2.pdf
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:great::great::D



 
Haha-doch gefunden :). Abonniert - bin gespannt und werde morgen fleißig lesen :).

mobil gesendet
 
Ich häng' mich mal dran.... hoffe du hast nix dagegen. Ich hab auch schon 'ne Thiele gebaut. Hier erstmal ein paar Bilder:
IMG_0926.jpgIMG_0930.jpgIMG_0935.jpgIMG_0937.jpgIMG_0939.jpgIMG_0938.jpg
Die Außenwände und ein paar Teile innensind bei mit auch 18-mm Birke-Multiplex, vom Schreiner zurechtgeschnitten.
Der Rest irgendwelche Holzlatten die noch übrig ware. Am Ende habe ich eventuelle Ritzen (obwogl da glaub ich keine waren) mit Silikon abgedichtet.
Lakiert ist das Ding auch noch nicht.... stand bis jetzt eh nur im Wohnzimmer bzw. trockenen Proberaum.
Ein Anschlussbuchsenblech kann man sich auch Sparen, wenn man auf der Hinterseite von jeweils verschiedenen Seiten mit den passende Radien bohrt.
Die Kanten wurden erst letzten Winter rundgefräst. Einen EVM 12L konnte ich damals für ca 90 Euro bei Ebay schießen... insgesamt bin ich dann ohne Tolex, Ecken, Griffe, etc. ... also mit der Sparversion bei ca. 180 Euro geblieben.
 
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Wow, sieht sehr sauber gearbeitet aus. Glückwunsch! Die Verleimung ist auch sehr gut.
Du kommst ja auch gerade richtig zu dem Thread dazu. Wenn Du sie jetzt (endlich) lackieren willst, bekommst Du vielleicht noch einige Anregungen.

Morgen früh werde ich die erste Bauphase einläuten. Die hast Du ja nun schon hinter Dir und kannst Dich genüsslich zurück lehnen.
Aber bleib mal am Ball; vielleicht wird es auch für Dich noch spannend.

In jedem Fall: Tolle Arbeit!
 
Dein Finishs von den Boxen und Headshells sehen aber auch klasse aus.
Letzten Winter hab ich eine Combo zu einem Head umgebaut und gleich noch getolext. Wenn dann würde ich wahrscheinlich passen dazu noch die Box auch mit Tolex verkleiden:P1090532.jpg
 
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Super. British-racing green finde ich eine super Ampfarbe! Old school mit Stil!

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"Eigenbau: vintage stuff - Thiele Boxen"

Bauphase 1:

Okay, hat es bei Euch mit dem Holz geklappt? Als Tip: die Holzteileliste von mir kann man sich auch ausdrucken und einem Zuschneider mit Namen und Tel.-Nr. geben mit der Bitte "bei Gelegenheit" das mal zuzuschneiden. Da stehen die im Baumarkt in jedem Fall mehr drauf, als wenn man mal eben 44 Teile zugeschnitten haben möchte. Und unter 50 cm schneiden die in Baumärkten generell nicht zu. Also immer schön nett sein.
Und bevor ihr losbaut, noch ein Hinweis. Der Unterschied zwischen Euch und einem Tischler ist: Der Tischler hat alle Handgriffe schon tausendmal getan, hat das nötige Werkzeug und viel Erfahrung. Euer Vorteil ist: Ihr habt Zeit und müsst nicht davon leben. Also: immer schön ruhig. Lasst Euch Zeit. Lieber noch mal nachmessen und bloß keine Hektik.

Okay, ich konnte heute das Holz vom Zuschnitt abholen. Nachgemessen, alles stimmt soweit. Also habe ich jetzt einen großen Holzstapel im Keller. Erste Aufgabe: alle Teile nach Teileliste durchnummerieren. Das ist wirklich wichtig, denn bei zwei Boxen und 44 einzelne Teile kommt man ganz schnell mal durcheinander.
Phase1 001.jpg Phase1 002.jpg

Dann die zwei Stapel schön getrennt lagern.

Und jetzt fangen wir mit der Verzapfung an. Dabei müsst ihr wirklich ganz exakt arbeiten, sonst gibt es ein Unglück. Die Sachen werden nicht zusammen passen.

a.) Teile 1 und 2 an den Längsseiten 18mm anzeichnen (geht z.B. mit Teilenr.5 ganz gut, wenn man es einfach passgenau anlegt!). Jeweils rechts und links und vorne und hinten (ja, auch hinten - zur Kontrolle!)
Phase1 004.jpg


b.) Dann in die Abstände 25 mm einzeichnen. Untern anfangen und in 2,5cm-Schritten bis 15cm anzeichnen. Dann von oben gleichermaßen vorgehen. Da die Box insgesamt 343 mm tief ist, bleibt in der Mitte ein breiterer Zapfen von 43 mm über (150+150=300+43=343). Das nun bei allen Teilen (1+2) anzeichnen. Übertragen kann man dann mit dem ersten angezeichneten Maß (siehe Bilder). Und dann die Felder markieren, die ausgesägt werden (Wichtig! Denn beim Sägen fällt man in Trance und weiß irgendwann nicht mehr, was man raussägen wollte!)
Phase1 005.jpg Phase1 005.jpgPhase1 008.jpgPhase1 010.jpg


c.) Mit der Stichsäge aussägen. Aber ganz genau! Also nicht auf der Linie sägen, sondern im auszusägenden Zapfen (Tip: Was ab ist, ist ab! Also lieber etwas weniger und anschließend mit der Feile nacharbeiten!).

Phase1 014.jpg


d.) Alle Teile probehalber zusammenstecken. Passt´s? Ansonsten mit Stichsäge oder Feile nacharbeiten.
e.) Und jetzt wird es Ernst: Vor dem Verleimen müsst ihr 4 lange und 4 mittellange Schraubzwingen bereit legen. Und auch einen Holzhammer, Leim und einen Winkel. Das muss extrem rechtwinklig verleimt werden, sonst kommt ihr später in Schwierigkeiten. Jetzt kommt Stress auf euch zu: Dieser Arbeitsschritt hat nur begrenzt Zeit, da der Leim aushärtet (Tip: Darum nicht die Highspeed-Holzleime nutzen! Ihr habt ja Zeit.).

Dann auf alle Leimflächen Leim drauf und zusammensetzen. Wenn es zu eng wird, vorsichtig und mit Gefühl mit dem Holzhammer nachhelfen. Sobald die Verzahnung halbwegs in einander greift, Schraubzwingen ansetzen und erst ein wenig fest ziehen. Solange bis alle Schraubzwingen angesetzt und alle Zähne in die entsprechenden Lücken eingepasst sind. Dann den Winkel ansetzen! Sollte es jetzt nicht stimmen, alles wieder etwas lösen, und von neuem beginnen. Dieser Vorgang muss relativ schnell ausgeführt werden. Und ihr müsst es wirklich solange machen, bis die Box rechtwinklig ist. Dauert es mehr als 15 Minuten, lieber den Leim abwischen, Pause machen und es noch mal versuchen. Das ist kein Problem -eine schiefe Box schon, weil alle anderen Teile nicht passen werden.
Phase1 017.jpg


f.) Nach 1-2 Stunde (je nach Leimart, die verwendet wurde)kann man die Schraubzwingen lösen. Mglw. entstandenen kleinen Spalten mit Holzspachtel ausfüllen. Hierbei könnt ihr ruhig großzügig mit der Spachtelmasse umgehen.
g.) Ich verstärke die Box noch mit 6er Holzdübel. Mit 6er-Bohrer vorbohren, Leim reinträufeln und Holzdübel rein schlagen.

Phase1 019.jpg


h.) Zum Schluss alles mit groben P60 Schleifpapier und Schleifmaschine abschleifen.

Wenn ihr korrekt gearbeitet habt, sieht das ganze in etwa so aus:

Phase1 024.jpg Phase1 020.jpg Phase1 021.jpg


Okay, eine Box ist das noch nicht, aber "UhUhUh- Wir haben Feuer gemacht!". Eine Kiste ohne Deckel und Boden haben wir schon mal fertig!


Während die Verleimung der einen Box trocknet, mache ich das Ganze Prozedere mit der zweiten Box.

Okay, soweit zur Bauphase 1. Ich würde mich freuen, wenn euch alles gelungen ist bis hierher.
Wenn ihr Fragen habt, einfach melden.

Pause.
Und in der Pause immer mal die Teileliste ansehen, recherchieren, wo ihr die benötigten Teile günstig besorgen könnt! Das dauert alles immer auch seine Zeit,bis man alles zusammen hat - also immer dran bleiben!
 
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Sieht doch super aus.
Und ihr müsst es wirklich solange machen, bis die Box rechtwinklig ist.
Das Kriegt man am besten hin, wenn man während dem Leimen innen die Rückwand reinstellt => siehe Bild 2 bei meinem ersten Beitrag.
 
Ja, das habe ich bei Dir auch gesehen. Das ist aber riskant. Es kann sein, dass die Rückwand mitverleimt oder der Zug auf die Platte zu fest wird und man sie anschließend nicht mehr rausbekommt. Das vorallem, wenn man verzapft verleimt,
 
Allein schon wegen Deiner Grundeinstellung zu dem, was Du machst.

Und dann diese Anregung (erstes Bild in Deinem Fred)! :great:

*abonniert* und *bewert*.

CU MM
 
Hi Leute. Am Wochenende hatte ich das Vergnügen, einen Blick auf das selbstgebaute Equipment von LGC werfen zu können.
Was soll ich dazu sagen?





Mich hat's regelrecht umgehauen. Absolut wertig, ganz viel Mojo, Voodoo und was da sonst noch alles drin steckt (Schweiß, viele Stunden Arbeit). Absoluter Hammer, von den Boxen bis zur Gitarre.
 
Holz:
Wir verwenden 18 mm Birke multiplex. Das sind viele dünne Schichten von Birkenholz, die verleimt werden. Und das hat gute Gründe:
1. es ist leicht
Das ist ja witzig! Ich habe vor vielen Jahren fast die gleiche Übung gemacht. Ich hab auch gutes Birkensperrholz benutzt. Die Box benutze ich immer noch sehr gerne und sie ist unverwüstlich. ABER: Leicht ist die nicht! Und ich hab nur 16er genommen.

Ok, ich hab auch einen der schwersten Speaker drin, die man finden kann (EVM 12L). Aber auch schon die Kiste ohne Speaker ist nicht wirklich ein Leichgewicht.

Mir ist das Ding mal auf den Fuß gekippt (nicht gefallen! Sie steht normal schräg an der Wand) und mein grosser Zeh hat noch über eine Woche lang geschmerzt.

Selbstbau 1x12.jpg
 
Das ist ja witzig! Ich habe vor vielen Jahren fast die gleiche Übung gemacht. Ich hab auch gutes Birkensperrholz benutzt. Die Box benutze ich immer noch sehr gerne und sie ist unverwüstlich. ABER: Leicht ist die nicht!
Ok, ich hab auch einen der schwersten Speaker drin, die man finden kann (EVM 12L). Aber auch schon die Kiste ohne Speaker ist nicht wirklich ein Leichgewicht.

Mir ist das Ding mal auf den Fuß gekippt (steht normal schräg an der Wand), nicht gefallen, und mein grosser Zeh hat noch über eine Woche lang geschmerzt.

Das stimmt. Thiele-Boxen insgesamt sind nicht leicht und mit dem evm-Speaker erst recht nicht. Das liegt auch an der Konstruktion. Selten haben Boxen so viel "Innenleben". Aber dafür sind die Boxen kaum klein zu kriegen und haben ein hitverdächtig kleines Packmaß. Und das Holz verzieht sich auch nicht so leicht.
 
"Eigenbau: vintage stuff - Thiele Boxen"

Bauphase 2: "Innenleben"

Gab es bis hierhin Probleme? Ansonsten einfach melden.

Jetzt geht es weiter mit dem Workshop. Wer früher mit dem Baukasten gespielt hat, ist hier klar im Vorteil, denn nichts anderes tun wir jetzt. Alles ist zugesägt und durchnummeriert; die Außenwände sind verleimt. Bevor wir beginnen, bitte die Box innen und außen beschriften: vorne-oben, hinten-oben, vorne-unten, hinten-unten.
Nein, das ist kein Witz. Zum Verleimen werdet ihr die Box zig Mal drehen und wenden; da ist es einfach sehr praktisch, wenn man keine Zeit damit verliert, immer darüber nachzudenken, wo man gerade verleimt. Und die Teile immer so verleimen, dass die vorher angebrachte Teilenummer innen zu sehen ist. Sollte irgendetwas im weiteren Verlauf nicht stimmen, könnt ihr jedes verbaute Teil identifizieren. Und noch ein Tip: Was verleimt und getrocknet ist, bekommt man nur noch mit Gewalt und mit der Zerstörung beider verleimter Bauteile auseinander, vor allem bei diesem Schichtholz. Also, immer mal kurz überlegen: Richtiges Teil an der richtigen Stelle? .


Wir fangen mit dem hinteren Innenrahmen an (2 x Teilenr. 4 + 5). Vorher 18mm, also Materialstärke, von der Außenkante ringsherum anzeichnen.
Kurze Schraubzwingen bereithalten (minimal 6 Stck.). Wir fangen mit den beiden 4er Teilen an, dann die zwei 5er. Abtropfender Leim bitte gleich abwischen, sonst nervt er uns später, wenn er getrocknet ist.

Phase2 035.jpg


Dann kommen die 6er dran. Rechts und links anfangen mit der Verleimung, dann entsprechend des Bauplans die mittleren zwei. Vorher genau abmessen und anzeichnen! Dann zügig die 9 oben drauf leimen und Schraubzwingen drauf. Die drücken dann auch auf die mittleren 6er.

Phase2 006.jpg Phase2 011.jpg Phase2 015.jpg



Wenn das getrocknet ist, kommen die zwei 7er dran. Leimen und mit den Schraubzwingen festziehen. Ist der Leim angezogen (je nach Leim etwa 30 Minuten) verleimen wir die 4 (auch vorher abmessen und anzeichnen). Dann die zwei 8er und zum Schluss die 10.

Phase2 014.jpg


Hier noch mal die Reihenfolge in kurz:
4 - 4 - 5 - 5 - 6 - 6 - 6 - 6 - 9 - 7 - 7 - 4 - 8 - 8 - 10 - fertig!
Das ist der berüchtigte Thiele-Geheimcode! Zum Schluss schleifen wir innen noch mal mit 60er Körnung alles bündig.

Ich hoffe, dass hat bei Euch gut geklappt. Es müsste dann so aussehen:

Phase2 022.jpg Phase2 020.jpg



Und jetzt kommt die Stunde der Wahrheit: Teil-Nr.3!!! Die Rückwand!
Box nach vorne kippen und die 3 drauflegen, und….Uuuuhps?! Passt nicht?
Ab in den Ofen damit. Nein, Scherz! Okay, die Rückwand solange hin- und herdrehen, bis sie am besten passt. Dann oben links an der Box und an der Rückwand eine Markierung anbringen und anzeichnen, wo es klemmt. Ist es bis 1,5 mm Material, was die Rückwand zu viel hat, mit grobem Schleifpapier (60er Körnung) abschleifen. Schön gleichmäßig und nicht nur auf einer Stelle schleifen. Wieder auf die Box legen und wieder schleifen. Diesen Prozess solange fortführen, bis die Rückwand eng passt!
Ist es mehr als 1,5 mm kann man auch mit der Stichsäge einen Streifen absägen und dann schleifen.

Das ganze sieht dann in etwa so aus:

Phase2 024.jpg Phase2 026.jpg Phase2 027.jpg


Na, so langsam lässt sich doch erkennen, worauf das alles hinausläuft, oder?

Jetzt noch die äußeren Kanten mit der Oberfräse verrunden. Die Arbeit mit der Handoberfräse sollte man aber unbedingt schon mal gemacht haben, denn das ist nicht ohne Risiko. Wer sich gerade für diesen Workshop eine Oberfräse gekauft hat: Bitte vorsichtig auf dicken alten Brettern üben! An einer Thiele-Box selber üben, empfiehlt sich auf gar keinen Fall!!!
Abschließend schleifen wir die komplette Box und vor allem die Rundungen noch einmal komplett mit 60er-Papier ab.

Phase2 029.jpg Phase2 034.jpg


Dann sieht das in etwa so aus:

Phase2 031.jpg Phase2 036.jpg


Ist das soweit fertig, macht ihr alles genauso mit der zweiten Box.

Okay, ich hoffe, ihr kommt mit dieser Anleitung gut zu recht. Und sollten sich Fehler eingeschlichen haben oder ihr Fragen habt, einfach melden. Ich mache jetzt Pause und gehe arbeiten.

In der nächsten Bauphase wird es dann etwas anspruchsvoller. Also - schön dranbleiben!




 
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passend zu den Boxen und zum Vintage-Thema: hier mal zwei Eigenbauten von mir.
telestyle Hollowbodies

Anhang anzeigen 283506
 
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Sehr, sehr schön LGC!
Mich frisst a bissl der Neid ;)
 
Vor der Kunst steht das Können, oder so :)

Aber Du hast schon recht. "Übung macht den Meister"!
 
Vor der Kunst steht das Können, oder so :)

Aber Du hast schon recht. "Übung macht den Meister"!

Claro, aber genau deshalb mache ich mir mit diesem Workshop so viel Mühe!
Ich wünsche mir, dass das Zeug jeder bauen kann. Vielleicht nicht gleich am Anfang in absoluter Vollendung, aber doch selbst gemacht.
Und so schwer ist es nicht mit ein wenig Übung. Beim Gitarrenbau wird es schon komplizierter, aber Boxen...Das kriegt ihr schon hin.
Und Du wirst sehen, in den kommenden Bauphasen wird es dann richtig spannend, wenn es ums Design geht! Da kann sich jeder austoben, wie er will und "seine" Boxen
so kreieren, wie er/sie es schon immer haben wollte. Und das gibt es NIRGENDS zu kaufen.Und ich zeige Euch, dass es geht.
 
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Wunderbarer Baubericht von dir, vielen Dank. :) Ich werde mir denke ich sowieso keinen bauen, finde es aber interessant zu wissen wie. Vielleicht ergibt sich irgendwann die Möglichkeit und das Bedürfnis. :D
 

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