DerOnkel
HCA Elektronik Saiteninstrumente
"Alte Gitarre sind modern!"
Diese Aussage hat sich in den Köpfen vieler Gitarristen eingebrannt. Ob das in der Praxis auch in jedem Fall stimmt, ist hingegen gar nicht mal so sicher.
In jedem Fall sagt man diesen alten Instrumenten einen besseren Klang nach und wir legendenliebenden Gitarristen sind gerne bereit, für ein solches Instrument einen (fast) beliebigen Preis zu zahlen.
Aber welcher Preis ist denn gerechtfertigt? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir mit verschiedenen "Preisen" hantieren:
Den Neupreis zu bestimmen, ist ganz einfach (oder auch nicht): Man benötigt eine Rechnung, einen alten Katalog oder eine alte Preisliste.
Häufig ist es gar nicht so leicht, diesen Preis zu ermitteln. Entsprechende Informationen sind nur sehr rar im Internet zu finden. Das ist um so bedauerlicher, als der Neupreis die Grundlage für eine seriöse Bestimmung der weiteren Preise darstellt.
2. Der Neuwert
"Was würde ein "altes" Instrument kosten, wenn es heute gebaut würde?" Das ist die Frage, die es zu beantworten gilt, wenn man den Gebrauchtpreis und den Marktwert bestimmen möchte.
Der Weg führt in diesem Fall über die sogenannte Inflationsrate. Sie beschreibt die durchschnittliche Preissteigerung eines definierten Warenkorbes auf jahresbasis. Da die Preise in der Regel mit jedem Jahr steigen (schade eigentlich!), liegt es auf der Hand, daß ein "altes" Instrument heute einen Neuwert besitzt, der über dem seinerzeitigen Neupreis liegt.
3. Der Gebrauchtwert
Eine alte Faustregel besagt: "Gebraucht=halber Neuwert"
Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit, denn der Zustand des Produktes spielt hier auch noch eine Rolle. Läßt man eine Streuung von 50% des halben Neuwertes zu, so wird sich der Gebrauchtwert zwischen 25% und 75% des Neuwertes bewegen, was in aller Regel zu realistischen Annahmen führt.
Wo der Gebrauchtwert sich letztendlich einpegelt, hängt von verschiedenen Faktoren ab (Zustand, potentielle Reparaturen,...). Hier besteht also gewissermaßen eine art "Verhandlungsspielraum".
4. Der Marktwert
Hier betreten wir den Bereich der freien Marktwirtschaft und es gelten die Gesetze von Angebot und Nachfrage. Es hilft kein noch so hoher Gebrauchtwert, wenn keine oder nur eine geringe Nachfrage besteht. Der mögliche erzielbare Preis auf dem Markt, kann dann also deutlich geringer ausfallen.
Anders herum geht das Spiel natürlich auch: Ist ausreichend Nachfrage da, wird man auch den Gebrauchtwert am Markt durchsetzen können.
Liegt der erzielbare Preis über dem Gebrauchtwert, haben wir eine Grenze überschritten.
5. Der Sammlerwert
Jeder Preis, der über dem Gebrauchtwert einer Ware liegt, ist in irgendeiner Weise durch andere Dinge motiviert, die mit dem Wert des Gebrauches nicht mehr viel zu tun haben.
Der Sammlerwert ist eine sehr diffiziele Sache. Hier spielen, neben anderen Dingen, haupsächlich Angebot, Nachfrage, Originalität und Selteheit eine Rolle. Im Extremfall kann sich da ein Marktwert ergeben, der weit über dem eigentlichen Gebrauchswert liegt. Die PAF's sind ein gutes Beispiel dafür.
Bestimmung des Neuwert
Von allen eben genannten Preisen und Werten, läßt sich der Neuwert noch am einfachsten ermitteln.
Da der Warenkorb für den Preisindex wohl kaum Rücksicht auf die besonderen Belange der Gitarrenproduktion nimmt, wurde zusätzlich eine Preissteigerung von 1% pro Jahr angenommen.
Ausgehend vom Neupreis wird für jedes Jahr die aktuelle Inflationsrate und die zusätzliche Preissteigerung berücksichtig. Letztendlich ist das eine einfache Prozentrechnung, die für jedes Jahr durchgeführt werden muß.
Ich habe mir für diesen Zweck eine Excel-Datei erstellt, die nicht nur diese Berechnung vornehmen kann, sondern darüber hinaus auch die Inflationsraten aus den USA und der Bundesrepublik Deutschland kennt.
Ich bin dadurch in der Lage, sehr leicht den Neuwert einer alten Gitarre anzugeben. Dazu ist lediglich der damalige Neupreis, die Währung (Dollar oder DM) und das Jahr des Kaufes notwendig.
Sehen wir uns einmal ein paar Beispiele an:
1. Gibson Les Paul Standard
Der Neupreis lag 1957 laut Preisliste bei $247,50
Heute müßte man für die gleiche Gitarre 2298,18 Euro bezahlen.
Sehen wir mal nach, ob es stimmt. Klick
Gar nicht mal schlecht oder? Beim Musik Service muß man heute 2333 Euro bezahlen. Wenn das keine Punktlandung ist!
2. Gibson Les Paul Custom
Der Neupreis lag 1957 laut Preisliste bei $375,00
Heute müßte man für die gleiche Gitarre 3482,09 Euro bezahlen.
Die Praxis zeigt uns einen Neupreis vom 3399 Euro. Punktlandung!
3. Gibson ES-334
Der Neupreis lag 1959 laut Preisliste bei $282,50
Heute müßte man für die gleiche Gitarre 2422,95 Euro bezahlen.
Beim Musik-Service sind 2399 Euro fällig!
Zusammenfassung
Die Ermittlung des Neuwertes einer alten Gitarre ist gar nicht mal so schwer.
Wer einen Preis wissen möchte, kann hier einfach die bekannten Daten posten. Der Onkel sorgt dann für das Ergebnis.
Auf diese Weise wird sich sicherlich so manches Aha-Erlebnis ergeben!
Ulf
Diese Aussage hat sich in den Köpfen vieler Gitarristen eingebrannt. Ob das in der Praxis auch in jedem Fall stimmt, ist hingegen gar nicht mal so sicher.
In jedem Fall sagt man diesen alten Instrumenten einen besseren Klang nach und wir legendenliebenden Gitarristen sind gerne bereit, für ein solches Instrument einen (fast) beliebigen Preis zu zahlen.
Aber welcher Preis ist denn gerechtfertigt? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir mit verschiedenen "Preisen" hantieren:
- Der Neupreis,
- Der Neuwert,
- Der Gebrauchtwert,
- Der Marktwert und der und der
- Sammlerwert.
Den Neupreis zu bestimmen, ist ganz einfach (oder auch nicht): Man benötigt eine Rechnung, einen alten Katalog oder eine alte Preisliste.
Häufig ist es gar nicht so leicht, diesen Preis zu ermitteln. Entsprechende Informationen sind nur sehr rar im Internet zu finden. Das ist um so bedauerlicher, als der Neupreis die Grundlage für eine seriöse Bestimmung der weiteren Preise darstellt.
2. Der Neuwert
"Was würde ein "altes" Instrument kosten, wenn es heute gebaut würde?" Das ist die Frage, die es zu beantworten gilt, wenn man den Gebrauchtpreis und den Marktwert bestimmen möchte.
Der Weg führt in diesem Fall über die sogenannte Inflationsrate. Sie beschreibt die durchschnittliche Preissteigerung eines definierten Warenkorbes auf jahresbasis. Da die Preise in der Regel mit jedem Jahr steigen (schade eigentlich!), liegt es auf der Hand, daß ein "altes" Instrument heute einen Neuwert besitzt, der über dem seinerzeitigen Neupreis liegt.
3. Der Gebrauchtwert
Eine alte Faustregel besagt: "Gebraucht=halber Neuwert"
Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit, denn der Zustand des Produktes spielt hier auch noch eine Rolle. Läßt man eine Streuung von 50% des halben Neuwertes zu, so wird sich der Gebrauchtwert zwischen 25% und 75% des Neuwertes bewegen, was in aller Regel zu realistischen Annahmen führt.
Wo der Gebrauchtwert sich letztendlich einpegelt, hängt von verschiedenen Faktoren ab (Zustand, potentielle Reparaturen,...). Hier besteht also gewissermaßen eine art "Verhandlungsspielraum".
4. Der Marktwert
Hier betreten wir den Bereich der freien Marktwirtschaft und es gelten die Gesetze von Angebot und Nachfrage. Es hilft kein noch so hoher Gebrauchtwert, wenn keine oder nur eine geringe Nachfrage besteht. Der mögliche erzielbare Preis auf dem Markt, kann dann also deutlich geringer ausfallen.
Anders herum geht das Spiel natürlich auch: Ist ausreichend Nachfrage da, wird man auch den Gebrauchtwert am Markt durchsetzen können.
Liegt der erzielbare Preis über dem Gebrauchtwert, haben wir eine Grenze überschritten.
5. Der Sammlerwert
Jeder Preis, der über dem Gebrauchtwert einer Ware liegt, ist in irgendeiner Weise durch andere Dinge motiviert, die mit dem Wert des Gebrauches nicht mehr viel zu tun haben.
Der Sammlerwert ist eine sehr diffiziele Sache. Hier spielen, neben anderen Dingen, haupsächlich Angebot, Nachfrage, Originalität und Selteheit eine Rolle. Im Extremfall kann sich da ein Marktwert ergeben, der weit über dem eigentlichen Gebrauchswert liegt. Die PAF's sind ein gutes Beispiel dafür.
Bestimmung des Neuwert
Von allen eben genannten Preisen und Werten, läßt sich der Neuwert noch am einfachsten ermitteln.
Da der Warenkorb für den Preisindex wohl kaum Rücksicht auf die besonderen Belange der Gitarrenproduktion nimmt, wurde zusätzlich eine Preissteigerung von 1% pro Jahr angenommen.
Ausgehend vom Neupreis wird für jedes Jahr die aktuelle Inflationsrate und die zusätzliche Preissteigerung berücksichtig. Letztendlich ist das eine einfache Prozentrechnung, die für jedes Jahr durchgeführt werden muß.
Ich habe mir für diesen Zweck eine Excel-Datei erstellt, die nicht nur diese Berechnung vornehmen kann, sondern darüber hinaus auch die Inflationsraten aus den USA und der Bundesrepublik Deutschland kennt.
Ich bin dadurch in der Lage, sehr leicht den Neuwert einer alten Gitarre anzugeben. Dazu ist lediglich der damalige Neupreis, die Währung (Dollar oder DM) und das Jahr des Kaufes notwendig.
Sehen wir uns einmal ein paar Beispiele an:
1. Gibson Les Paul Standard
Der Neupreis lag 1957 laut Preisliste bei $247,50
Heute müßte man für die gleiche Gitarre 2298,18 Euro bezahlen.
Sehen wir mal nach, ob es stimmt. Klick
Gar nicht mal schlecht oder? Beim Musik Service muß man heute 2333 Euro bezahlen. Wenn das keine Punktlandung ist!
2. Gibson Les Paul Custom
Der Neupreis lag 1957 laut Preisliste bei $375,00
Heute müßte man für die gleiche Gitarre 3482,09 Euro bezahlen.
Die Praxis zeigt uns einen Neupreis vom 3399 Euro. Punktlandung!
3. Gibson ES-334
Der Neupreis lag 1959 laut Preisliste bei $282,50
Heute müßte man für die gleiche Gitarre 2422,95 Euro bezahlen.
Beim Musik-Service sind 2399 Euro fällig!
Zusammenfassung
Die Ermittlung des Neuwertes einer alten Gitarre ist gar nicht mal so schwer.
Wer einen Preis wissen möchte, kann hier einfach die bekannten Daten posten. Der Onkel sorgt dann für das Ergebnis.
Auf diese Weise wird sich sicherlich so manches Aha-Erlebnis ergeben!
Ulf
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