LeGato
Mod Emeritus
Aktualisierung: Soundbeispiel endlich nachgereicht: Demo (MP3, ca. 830 kb)
Ein neuer Fünfsaiter bei Ebay für 189,- Euro? Nee, lass ma, kann nix Vernünftiges sein, denke ich so vor mich hin...
Allerdings hat das Teil einen komplett durchsichtigen Acrylbody, und das macht die Sache wieder interessant! Da ich in einer Showband spiele, wäre es auf jeden Fall ein Hingucker für die Bühne, selbst wenn ich ihn nur bei einer oder zwei Nummern spiele. Einen Versuch ist es wert, und wenn' s nix is, schick' ich ihn halt wieder zurück, wozu gibt's das 14-tägige Rückgaberecht?
Ich bestelle ihn also per Sofortkauf, und damit das Teil wohlbehalten bei mir ankommt, noch den im Angebot beworbenen Kunststoffkoffer für 39.90 Euro dazu.
Einige Tage später klingelt es an der Tür, und ein freundlicher Paketfahrer drückt mir Koffer und (hoffentlich) Bass in die Hand. Leider übersehe ich bei der ersten Inspektion die Transportschäden am Koffer (eine Schnalle verbogen, eine kleine Delle in der Alukante und ein abgerissener Standfuß). Da werde ich wohl noch mal mit dem Paketdienst sprechen müssen... Ist aber für's erste egal, schließlich geht's hier um den Bass.
Hardware/Verarbeitung
Spektakulär! Der Korpus sieht tatsächlich aus wie aus Glas, er ist perfekt durchsichtig, auf den ersten Blick sehe ich keinerlei Kratzer. Gut so! Und der Hals sieht auch erst mal völlig normal aus.
Ich nehme das Schätzchen aus dem Koffer, und - hoppla, der ist aber schwer! Her mit der Waage: 5,2 Kilo, Donnerwetter! Ich mache eine mentale Notiz, mir ggf. einen neuen gepolsterten Gurt zuzulegen. Schuld an dem Gewicht dürften das Acryl und der nicht unbedingt ultraflach ausgelegte Hals sein. Erfreulicherweise ist beim ersten Probehalten keinerlei Kopflastigkeit auszumachen. Sehr gut!
Ich inspiziere den Korpus genauer: Keine Einschlüsse oder Kratzer zu finden, Dellen auch nicht, alle Fräsungen sind sehr exakt ausgeführt. Besonders die Fräsung für den Hals ist perfekt und ohne Spiel. Hier kam offensichtlich eine CNC-Fräsmaschine zum Einsatz. Die Oberfläche der Halsfräsung wurde sogar poliert, so dass man den darin liegenden Hals genau sehen kann. Super!
Der Hals besteht aus Ahorn und ist aus einem Stück gefertigt. Die abgewinkelte Kopfplatte ist ein Stück hinter dem Knick angesetzt, der Übergang zwischen den beiden Teilen sieht sehr ordentlich aus. Die 24 Bünde sind sauber in das Rosenholz-Griffbrett eingesetzt und anständig entgratet. Die Lackierung auf der Oberseite der Kopfplatte weist am Rand ein paar kleine "Ausrutscher" auf, die aber wirklich nicht weiter ins Gewicht fallen. Die Mechaniken sind billige Gotoh-Kopien, die nicht ganz so "sahnig" wie die Originale laufen, aber für den Preis völlig in Ordnung gehen.
Die Brücke besteht aus dem von den alten Fendern bekannten "Blechhaken". Kein Luxus, aber bewährt. Das Stringspacing fällt mit 17.5 mm einigermaßen eng aus, aber für 'nen Fünfsaiter aus Fernost ist das noch ein guter Wert. Hätte schlimmer kommen können.
Zur Tonabnahme stehen zwei J-Type-Pickups zur Verfügung, dem Aussehen nach Single-Coils.
Die Elektronik ist durch den transparenten Body gut zu sehen. Erster Eindruck: Nicht übermäßig aufgeräumt, aber ok. Positiv fällt mir auf, dass auch wirklich ein Kabel von der Unterseite der Brücke zum Elektronikfach führt. Die Brücke und damit die Saiten werden also ordnungsgemäß geerdet sein. Kein Brummen, wenn man mal die Saiten loslässt. In dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit.
Fazit: Für den Preis hätte ich Schlimmeres erwartet, ich bin positiv überrascht.
Handling
Der Korpus schmiegt sich schön an meinen Körper an, und trotz (oder wegen?) des hohen Gewichtes fühlt sich der Bass recht ausgewogen an. Der Hals ist nicht gerade flach, aber auch nicht übermäßig dick, ich komme auf Anhieb gut damit klar. Mehr Schwierigkeiten habe ich da schon mit dem engen Stringspacing.
Ein erstes zaghaftes Zupfen: Labberig, keine Stimmung erkennbar. Offensichtlich wurden die Saiten einfach mal draufgespannt, bis sie nicht mehr durchhingen. Also erst mal stimmen. Dann der Test mit der linken Hand: Öha, das sind aber weite Wege... Bei dieser Saitenlage kann man einen Tirolerhut zwischen Saiten und Griffbrett durchwerfen. Her mit dem Inbusschlüssel!
Nach einigen Minuten Einstellerei liegen alle fünf Saitenreiter direkt auf der Brücke, mehr ist nicht drin. Die Saitenlage ist besser, aber noch nicht wirklich gut. Der Schnarrtest zeigt, dass der Hals auch tiefere Saitenlagen verkraften würde. Tiefer kann ich die Saiten aber mit Bordmitteln nicht legen. Schuld an der Misere sind zum einen der deutlich zu hohe Sattel, zum anderen die Tatsache, dass der Hals zu tief im Korpus liegt. Würde man den Hals unterlegen, würde das mit einiger Sicherheit Besserung bringen.
Fazit: Der Bass liegt gut am Körper, das Stringspacing ist Gewohnheitssache, die Saitenlage könnte und sollte noch optimiert werden.
Sound
Erster Test: Mein kleiner Übungsverstärker (30 Watt Winzlingscombo).
Mein erster Eindruck nach dem Einstöpseln: Hoppla, er hat mich angeknurrt! Erstaunlich, aber wahr: Das Teil klingt alles andere als steril oder hifi-mäßig. Knurrende, fast schon holzige Mitten kommen zum Vorschein. Bassfundament ist anscheinend da, allerdings lässt sich das mit dem kleinen Combo kaum beurteilen. Sustain ist auch genug da, sogar die H-Saite steht wie eine eins. Allerdings kann mein Combo die Frequenzen unterhalb des tiefen Gs kaum noch wiedergeben. Dafür kann aber der Bass nichts. Lediglich die Höhen erscheinen mir ein wenig unterbelichtet. Präsenzen sind vorhanden, aber der darüber liegende "Silberglanz" fehlt. Das scheint mir allerdings wenigstens zum Teil an den superbilligen "Werkssaiten" zu liegen. Insgesamt erinnert mich der Grundsound tatsächlich ein wenig an einen Jazz Bass. Nicht ganz so ausgewogen, aber hey, mal auf den Preis geguckt? Fest steht: Das Ding lässt sich möglicherweise tatsächlich in der Band einsetzen.
Zum Bearbeiten des Sounds stehen drei Potis zur Verfügung. Nach kurzem Ausprobieren stellt sich folgende Konstellation heraus: Poti 1: Lautstärke Neck-PU, Poti 2: Bridge-PU, Poti 3: Passive Tonblende.
Der Bridge-PU liefert den Grundcharakter des Sounds: Holzige Mitten, die sich im Bandsound bestimmt gut ortbar durchsetzen werden. Der Neck-PU ist deutlich bassiger, die Mitten gehen deutlich zurück. Alleine klingt der Neck-PU fast schon ein wenig schwammig, man sollte also beide PUs mischen. Die Tonblende tut, was man von ihr erwartet: Sie kappt bei Bedarf die Höhen, Blues- oder Reggaesounds lassen sich so schnell und problemlos einstellen.
Fazit: Natürlich kein Edelbass, aber erstaunlicherweise scheint das Teil bandtaugliche Sounds zu erzeugen. Der Grundcharakter ist dabei Jazz Bass-like mittig. Slapsounds sind möglich, aber nicht gerade die Stärke des Instrumentes.
Zweiter Test: Proberaum, Hughes & Kettner Quantum 421
Der erste Eindruck bestätigt die Ergebnisse des Testes von vorhin: Mittiger, relativ ausgewogener Grundsound. "Neu" (d.h. für mich zum ersten Mal zu hören) ist das durchaus kräftige Bassfundament. Die Höhen dagegen sind nach wie vor schwach.
Ich ziehe einen neuen Satz D'Addario Stahlseiten (40-60-80-95-125) auf und teste erneut: Die Mitten bleiben, doch das Bassfundament wird jetzt straffer, drahtiger. Auch bei den Höhen tut sich was: Im Präsenzenbereich klingt der Bass jetzt definierter, knackiger. Die luftigen "silbrigen" Höhen dagegen bleiben verschollen. OK, ist halt kein hochgezüchteter Edelbass, und für Soli werde ich ihn auch nicht verwenden. Das geht also in Ordnung.
Das Aufziehen der neuen Saiten offenbart zwei neue Schwachpunkte: Zum einen die Mechanik der H-Saite: Im Gegensatz zu den anderen vier Mechaniken hat sie kein Loch in der Mitte, in das man das Saitenende stecken könnte. Über die Gründe hierfür kann ich nur spekulieren. Zum anderen fällt auf, dass der Regelweg des Potis für den Neck-PU auf ca. 5-7 mm beschränkt ist, der Rest der Strecke zeigt keinerlei Wirkung. Aufgrund der Klangcharakteristik des PUs fungiert dieses Poti de facto als Bassregler. Voll aufgedreht neigt der Sound zum Wummern, komplett herausgenommen fehlt dem Sound ein wenig das Fundament. Sinnvoll ist also eine Einstellung zwischen diesen beiden Extremen, und da ist dann leider ziemliches Feingefühl gefragt.
Fazit: Der Bass liefert tatsächlich bandtaugliche Ergebnisse. Das ist bei dem Preis deutlich mehr, als ich zu hoffen gewagt hätte.
Gesamtfazit
Für 189,- Euro erhält man einen im Großen und Ganzen sauber verarbeiteten Hingucker, mit dem man auch in ernsthaften Bands auftauchen kann, ohne sich lächerlich zu machen. Der Acrylbody ist ein Knaller, und auch der Hals geht von der Substanz her vollkommen in Ordnung. Die Bespielbarkeit ist allerdings ohne weitere Bearbeitung nicht gerade optimal, hier sollte nachgearbeitet werden. Der Hals gäbe das ohne Weiteres her. Der Sound überrascht durch seinen knurrigen Charakter, und der Acrylbody scheint dem Sustain selbst der H-Saite gut zu tun. Kleine Schwächen (Mechanik H-Saite, Regelweg Poti) sind bei dem Preis wohl nicht zu vermeiden. Insgesamt habe ich deutlich mehr bekommen, als ich erwartet oder befürchtet hatte. Ich würde sogar fast sagen, das Teil war ein echtes Schnäppchen.
Ich habe mich entschlossen, den Bass zu behalten und besonders die Bespielbarkeit durch einen Fachmann nachbessern zu lassen. Zu diesem Zweck war ich heute bei Marleaux in Clausthal-Zellerfeld (ist bei mir in der Nähe ), um mir die Meinung der Profis einzuholen.
Was bei dem ausführlichen Beratungsgespräch herausgekommen ist und wie es mit dem Bass weitergeht, schreibe ich demnächst hier rein. Für den Moment bin ich zu müde...
Nur so viel: Es gab ein paar Überraschungen... mehr im nächsten Teil.
LeGato
Ein neuer Fünfsaiter bei Ebay für 189,- Euro? Nee, lass ma, kann nix Vernünftiges sein, denke ich so vor mich hin...
Allerdings hat das Teil einen komplett durchsichtigen Acrylbody, und das macht die Sache wieder interessant! Da ich in einer Showband spiele, wäre es auf jeden Fall ein Hingucker für die Bühne, selbst wenn ich ihn nur bei einer oder zwei Nummern spiele. Einen Versuch ist es wert, und wenn' s nix is, schick' ich ihn halt wieder zurück, wozu gibt's das 14-tägige Rückgaberecht?
Ich bestelle ihn also per Sofortkauf, und damit das Teil wohlbehalten bei mir ankommt, noch den im Angebot beworbenen Kunststoffkoffer für 39.90 Euro dazu.
Einige Tage später klingelt es an der Tür, und ein freundlicher Paketfahrer drückt mir Koffer und (hoffentlich) Bass in die Hand. Leider übersehe ich bei der ersten Inspektion die Transportschäden am Koffer (eine Schnalle verbogen, eine kleine Delle in der Alukante und ein abgerissener Standfuß). Da werde ich wohl noch mal mit dem Paketdienst sprechen müssen... Ist aber für's erste egal, schließlich geht's hier um den Bass.
Hardware/Verarbeitung
Spektakulär! Der Korpus sieht tatsächlich aus wie aus Glas, er ist perfekt durchsichtig, auf den ersten Blick sehe ich keinerlei Kratzer. Gut so! Und der Hals sieht auch erst mal völlig normal aus.
Ich nehme das Schätzchen aus dem Koffer, und - hoppla, der ist aber schwer! Her mit der Waage: 5,2 Kilo, Donnerwetter! Ich mache eine mentale Notiz, mir ggf. einen neuen gepolsterten Gurt zuzulegen. Schuld an dem Gewicht dürften das Acryl und der nicht unbedingt ultraflach ausgelegte Hals sein. Erfreulicherweise ist beim ersten Probehalten keinerlei Kopflastigkeit auszumachen. Sehr gut!
Ich inspiziere den Korpus genauer: Keine Einschlüsse oder Kratzer zu finden, Dellen auch nicht, alle Fräsungen sind sehr exakt ausgeführt. Besonders die Fräsung für den Hals ist perfekt und ohne Spiel. Hier kam offensichtlich eine CNC-Fräsmaschine zum Einsatz. Die Oberfläche der Halsfräsung wurde sogar poliert, so dass man den darin liegenden Hals genau sehen kann. Super!
Der Hals besteht aus Ahorn und ist aus einem Stück gefertigt. Die abgewinkelte Kopfplatte ist ein Stück hinter dem Knick angesetzt, der Übergang zwischen den beiden Teilen sieht sehr ordentlich aus. Die 24 Bünde sind sauber in das Rosenholz-Griffbrett eingesetzt und anständig entgratet. Die Lackierung auf der Oberseite der Kopfplatte weist am Rand ein paar kleine "Ausrutscher" auf, die aber wirklich nicht weiter ins Gewicht fallen. Die Mechaniken sind billige Gotoh-Kopien, die nicht ganz so "sahnig" wie die Originale laufen, aber für den Preis völlig in Ordnung gehen.
Die Brücke besteht aus dem von den alten Fendern bekannten "Blechhaken". Kein Luxus, aber bewährt. Das Stringspacing fällt mit 17.5 mm einigermaßen eng aus, aber für 'nen Fünfsaiter aus Fernost ist das noch ein guter Wert. Hätte schlimmer kommen können.
Zur Tonabnahme stehen zwei J-Type-Pickups zur Verfügung, dem Aussehen nach Single-Coils.
Die Elektronik ist durch den transparenten Body gut zu sehen. Erster Eindruck: Nicht übermäßig aufgeräumt, aber ok. Positiv fällt mir auf, dass auch wirklich ein Kabel von der Unterseite der Brücke zum Elektronikfach führt. Die Brücke und damit die Saiten werden also ordnungsgemäß geerdet sein. Kein Brummen, wenn man mal die Saiten loslässt. In dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit.
Fazit: Für den Preis hätte ich Schlimmeres erwartet, ich bin positiv überrascht.
Handling
Der Korpus schmiegt sich schön an meinen Körper an, und trotz (oder wegen?) des hohen Gewichtes fühlt sich der Bass recht ausgewogen an. Der Hals ist nicht gerade flach, aber auch nicht übermäßig dick, ich komme auf Anhieb gut damit klar. Mehr Schwierigkeiten habe ich da schon mit dem engen Stringspacing.
Ein erstes zaghaftes Zupfen: Labberig, keine Stimmung erkennbar. Offensichtlich wurden die Saiten einfach mal draufgespannt, bis sie nicht mehr durchhingen. Also erst mal stimmen. Dann der Test mit der linken Hand: Öha, das sind aber weite Wege... Bei dieser Saitenlage kann man einen Tirolerhut zwischen Saiten und Griffbrett durchwerfen. Her mit dem Inbusschlüssel!
Nach einigen Minuten Einstellerei liegen alle fünf Saitenreiter direkt auf der Brücke, mehr ist nicht drin. Die Saitenlage ist besser, aber noch nicht wirklich gut. Der Schnarrtest zeigt, dass der Hals auch tiefere Saitenlagen verkraften würde. Tiefer kann ich die Saiten aber mit Bordmitteln nicht legen. Schuld an der Misere sind zum einen der deutlich zu hohe Sattel, zum anderen die Tatsache, dass der Hals zu tief im Korpus liegt. Würde man den Hals unterlegen, würde das mit einiger Sicherheit Besserung bringen.
Fazit: Der Bass liegt gut am Körper, das Stringspacing ist Gewohnheitssache, die Saitenlage könnte und sollte noch optimiert werden.
Sound
Erster Test: Mein kleiner Übungsverstärker (30 Watt Winzlingscombo).
Mein erster Eindruck nach dem Einstöpseln: Hoppla, er hat mich angeknurrt! Erstaunlich, aber wahr: Das Teil klingt alles andere als steril oder hifi-mäßig. Knurrende, fast schon holzige Mitten kommen zum Vorschein. Bassfundament ist anscheinend da, allerdings lässt sich das mit dem kleinen Combo kaum beurteilen. Sustain ist auch genug da, sogar die H-Saite steht wie eine eins. Allerdings kann mein Combo die Frequenzen unterhalb des tiefen Gs kaum noch wiedergeben. Dafür kann aber der Bass nichts. Lediglich die Höhen erscheinen mir ein wenig unterbelichtet. Präsenzen sind vorhanden, aber der darüber liegende "Silberglanz" fehlt. Das scheint mir allerdings wenigstens zum Teil an den superbilligen "Werkssaiten" zu liegen. Insgesamt erinnert mich der Grundsound tatsächlich ein wenig an einen Jazz Bass. Nicht ganz so ausgewogen, aber hey, mal auf den Preis geguckt? Fest steht: Das Ding lässt sich möglicherweise tatsächlich in der Band einsetzen.
Zum Bearbeiten des Sounds stehen drei Potis zur Verfügung. Nach kurzem Ausprobieren stellt sich folgende Konstellation heraus: Poti 1: Lautstärke Neck-PU, Poti 2: Bridge-PU, Poti 3: Passive Tonblende.
Der Bridge-PU liefert den Grundcharakter des Sounds: Holzige Mitten, die sich im Bandsound bestimmt gut ortbar durchsetzen werden. Der Neck-PU ist deutlich bassiger, die Mitten gehen deutlich zurück. Alleine klingt der Neck-PU fast schon ein wenig schwammig, man sollte also beide PUs mischen. Die Tonblende tut, was man von ihr erwartet: Sie kappt bei Bedarf die Höhen, Blues- oder Reggaesounds lassen sich so schnell und problemlos einstellen.
Fazit: Natürlich kein Edelbass, aber erstaunlicherweise scheint das Teil bandtaugliche Sounds zu erzeugen. Der Grundcharakter ist dabei Jazz Bass-like mittig. Slapsounds sind möglich, aber nicht gerade die Stärke des Instrumentes.
Zweiter Test: Proberaum, Hughes & Kettner Quantum 421
Der erste Eindruck bestätigt die Ergebnisse des Testes von vorhin: Mittiger, relativ ausgewogener Grundsound. "Neu" (d.h. für mich zum ersten Mal zu hören) ist das durchaus kräftige Bassfundament. Die Höhen dagegen sind nach wie vor schwach.
Ich ziehe einen neuen Satz D'Addario Stahlseiten (40-60-80-95-125) auf und teste erneut: Die Mitten bleiben, doch das Bassfundament wird jetzt straffer, drahtiger. Auch bei den Höhen tut sich was: Im Präsenzenbereich klingt der Bass jetzt definierter, knackiger. Die luftigen "silbrigen" Höhen dagegen bleiben verschollen. OK, ist halt kein hochgezüchteter Edelbass, und für Soli werde ich ihn auch nicht verwenden. Das geht also in Ordnung.
Das Aufziehen der neuen Saiten offenbart zwei neue Schwachpunkte: Zum einen die Mechanik der H-Saite: Im Gegensatz zu den anderen vier Mechaniken hat sie kein Loch in der Mitte, in das man das Saitenende stecken könnte. Über die Gründe hierfür kann ich nur spekulieren. Zum anderen fällt auf, dass der Regelweg des Potis für den Neck-PU auf ca. 5-7 mm beschränkt ist, der Rest der Strecke zeigt keinerlei Wirkung. Aufgrund der Klangcharakteristik des PUs fungiert dieses Poti de facto als Bassregler. Voll aufgedreht neigt der Sound zum Wummern, komplett herausgenommen fehlt dem Sound ein wenig das Fundament. Sinnvoll ist also eine Einstellung zwischen diesen beiden Extremen, und da ist dann leider ziemliches Feingefühl gefragt.
Fazit: Der Bass liefert tatsächlich bandtaugliche Ergebnisse. Das ist bei dem Preis deutlich mehr, als ich zu hoffen gewagt hätte.
Gesamtfazit
Für 189,- Euro erhält man einen im Großen und Ganzen sauber verarbeiteten Hingucker, mit dem man auch in ernsthaften Bands auftauchen kann, ohne sich lächerlich zu machen. Der Acrylbody ist ein Knaller, und auch der Hals geht von der Substanz her vollkommen in Ordnung. Die Bespielbarkeit ist allerdings ohne weitere Bearbeitung nicht gerade optimal, hier sollte nachgearbeitet werden. Der Hals gäbe das ohne Weiteres her. Der Sound überrascht durch seinen knurrigen Charakter, und der Acrylbody scheint dem Sustain selbst der H-Saite gut zu tun. Kleine Schwächen (Mechanik H-Saite, Regelweg Poti) sind bei dem Preis wohl nicht zu vermeiden. Insgesamt habe ich deutlich mehr bekommen, als ich erwartet oder befürchtet hatte. Ich würde sogar fast sagen, das Teil war ein echtes Schnäppchen.
Ich habe mich entschlossen, den Bass zu behalten und besonders die Bespielbarkeit durch einen Fachmann nachbessern zu lassen. Zu diesem Zweck war ich heute bei Marleaux in Clausthal-Zellerfeld (ist bei mir in der Nähe ), um mir die Meinung der Profis einzuholen.
Was bei dem ausführlichen Beratungsgespräch herausgekommen ist und wie es mit dem Bass weitergeht, schreibe ich demnächst hier rein. Für den Moment bin ich zu müde...
Nur so viel: Es gab ein paar Überraschungen... mehr im nächsten Teil.
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