[Bass] - Harley Benton 6-Saiter

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Hallo zusammen,

bin seit einiger Zeit Besitzer eines Harley-Benton HBB600TBK 6-Saiters (neu: 169 EUR) und will euch etwas über meine Erfahrung mit diesem Bass berichten.

Ich spiele seit über 25 Jahren Bass und besitze neben dem HB noch einen 73er Fender Jazzbass, einen 77er Fender Preci frettless und einen Ibanez Roadstar II.
Ich wollte mal einen 6Saiter ausprobieren, aber zunächst nicht viel investieren, also den HB für kleine 169EUR unbesehen bestellt.

Das Teil kam schon am nächsten Tag (!). Der erste Eindruck: sieht garnicht nach Billigbass aus...

Im Einzelnen:

1. Die Ausstattung
Der 6er hat einen kleinen massiven Esche-Korpus, Ahornhals (mehrteilig) mit Palisanderboard, 2 Pickups mit aktiver Regelung (Mastervolume, Höhen, Tiefen, Panorama. Regler leichtgängig mit Mittenraste). Mechaniken sind geschlossen und spielfrei, Lackierung in transparentem Schwarz (Maserung scheint bei Licht etwas durch) und Chrom-Hardware, sehr massive Brücke mit 2 Höhenschrauben. Sieht sehr edel aus, kaum zu glauben bei dem Preis.

2. Sound
Durch die aktive Regelung bringt er ein großes Spektrum an unterschiedlichen Sounds, sehr klar, modern und mit Punch. Die H-Saite kommt druckvoll, die C-Saite glasklar. Die Pickups sind ruhig, kein Rauschen oder Brummen.

3. Bespielbarkeit und Finish
Aus der Verpackung heraus ist der Bass bereits gut eingestellt. Relief gut, Bünde sehr gut abgerichtet. Nur relativ viel Saitenschnarren in den ersten Bünden (beim Nachschwingen der Saiten), doch dazu gleich mehr. Von den beiden Halseinstellstäben war einer locker, also habe ich beide auf dieselbe Spannung gebracht. Griffbrett ist sehr breit, für meine großen Pfoten wunderbar. Slapping ist möglich, Tapping ein Traum. Etwas kopflastig durch den leichten Korpus, gewöhnt man sich aber schnell dran.
Der Lack ist tadellos. Allerdings ist die Halseinpassung etwas rustikal, hier wurde nachlackiert, stört aber nicht. Es empfiehlt sich, das Griffbrett zu säubern und mit Möbelpolitur o. ä. zu versiegeln, wenn man nicht auf braune Palisanderspuren an den Fingern steht.:D

4. Verarbeitung
Solid as a rock. Die Chinesen können wohl jetzt auch CNC. Die verwendete Hardware macht einen stabilen Eindruck.

Das Schnarren der Saiten war aber sehr störend. Habe mit den Truss Rods herumgespielt - keine Verbesserung. Die Originalsaiten hatten unterschiedliche Ball-Ends und offensichtlich auch unterschiedliche Stärken (die C-Saite hart wie ein Laubsägeblatt, die E-Saite wie Gummi). Und H- u. C-Saite waren verkehrtrum aufgewickelt. :screwy:
Also runter mit dem Crap, die sicherheitshalber mitbestellten Yamaha .032-.125 drauf:
Alle Schnarrprobleme wie weggeblasen, Intonation jetzt endlich sauber einstellbar, Stimmen geht mit den Yamas jetzt butterweich.:great:

Fazit: Ein guter Bass zu einem lächerlichen Preis. Absolut empfehlenswert erst nach 10 Minuten Arbeit (neue Saiten aufziehn und Bundreinheit nachstellen). Flaches, gut zu bespielendes Griffbrett, minimaler Hals-Relief möglich, dadurch super Saitenlage. Keine Dead Spots.

Lieber Harry Benton, bitte ziehe die Saiten demnächst richtig auf, vor allem bessere Saiten. Der Stacheldraht aus Armeebeständen törnt echt ab.:mad:

Gruß

Jochen
 
Eigenschaft
 
Toll jetzt bin ich wieder im Zwiespalt zwischen Billigbass (HB) oder Markenbass (Yamaha RBX). Wenn man dieses tolle Review so ließt, könnte man denken, dass der HB wirklich zu gebrauchen ist, obwohl andere User im Board schon das absolute Gegenteil ausgesagt haben.

Hmmmmmm den HB könnte ich mir gleich holen und für den Yamaha müsste ich noch sehr lange sparen. HILFE.

super Review!!! Ich glaube auch man kann deiner Aussage vertrauen, da dass ja nicht dein erster Bass ist.
 
loeffel schrieb:
....
super Review!!! Ich glaube auch man kann deiner Aussage vertrauen, da dass ja nicht dein erster Bass ist.

Danke. Im Forum legt jeder andere Maßstäbe an. Für mich ist die Verlässlichkeit (vor allem auf der Bühne) sehr wichtig. Ich würde niemals mit dem neuen China-Bass 2 Stunden durchspielen. Wenn er sich beim Üben und Proben bewährt, dann gehts los...

Für mich ist wichtig, dass die Grundsubstanz stimmt: Beschaffenheit des Halses, Korpus, Hardware, wie fühlt er sich an, Sound, Solidität. Bei einem Einstandspreis für unter 200 EUR muss das AUCH stimmen, sonst steht hinterher teurer Schrott rum (beim Versteigerer gibts Billig-6Saiter OHNE Aktivregelung - die H-Saite möchte ich mir nicht anhören müssen).
Das alles stimmt m.E. am HB 6Saiter. Wie sich der Bass nach intensivem Gebrauch darstellt, so nach ein, zwei Jahren, ist ein anderes Thema. Ich habe eingeplant, dass dann (vielleicht!!!) die Potis kratzen, die Buchse einen Wackler hat oder der arg weiche Sattel ausgetauscht werden muss. Alles Centbeträge.

Hatte ich bei meinen anderen Bässen aber auch schon: Potis bei alten Fendern: oh Graus, Buchsen und Elektriktrick bei Ibanez: immer was zu tun.:D

Wenn ich Spass finde am 6-Saiter spielen (sieht danach aus...), kann ich mir ja später noch was Teures kaufen. Oder auch nicht.;)


Jochen
 
Ich finde das Review auch sehr gelungen :).

Da kommt man ganz schön ins Grübeln, ob man sich nicht auch mal über so einen "Billig-Bass" an das Thema 6-Saiter heranwagen sollte... :doubt:
 
nichtsdestotrotz darf ich vielleicht zur Dämpfung der Euphorie etwas beitragen.
Ich besitze seit ca. 1/2 Jahr einen 5saitigen HB Fretless-Bass. Diesen hier:
https://www.thomann.de/harley_benton_hbb500fltbk_5string_fretless_ebass_prodinfo.html

dies ist mein Bass Nr. 6 - bin also auch kein "Frischling".
Die Elektronik funktioniert soweit, es knarrt und scheppert auch nix. Über Optik lässt sich bekanntermaßen streiten, ich find ihn jedenfalls ansprechend.
Die Bespielbarkeit ist vernünftig, ich erwarte bei dem Preis nix besseres. Der Sound jedoch ist unter aller Kanone. Absolut flach, kein Knurr, kein Growl, keine Eigenständigkeit - gar nix.
Es ist ungefähr so, wie wenn ich einen Tennisball an eine Wand schleudere und das Ding fällt senkrecht runter ohne aufzudopsen.
Aber: bei dem Preis erwarte ich nix und insofern ist das Preis-/Leistungsverhältnis wiederum in Ordnung.
 
Jetzt wollte ich grade fragen ob sich ein Frettless von denen lohnt, zum Einstieg.
Aber wenn der Sound mies ist dann sind auch 150€ zu viel.
 
Nanuck schrieb:
Jetzt wollte ich grade fragen ob sich ein Frettless von denen lohnt, zum Einstieg.
zum Ausprobieren wie man mit einem Fretless zurecht kommt und für Übungszwecke absolut o.k. Genau deshalb habe ich ihn gekauft.
Ich hab den Fehler gemacht und ihn einmal zum Gig mitgenommen - Note: mangelhaft bis ungenügend. Kein Durchsetzungsvermögen. Ich möchte betonen, dass ich ihn nicht mit meinem Thumb vergleiche, sondern mit einem Kimaxe-Einsteiger-/Mittelklassebass für 400 Euro.
 
Harry schrieb:
[...]
Der Sound jedoch ist unter aller Kanone. [...]
Es ist ungefähr so, wie wenn ich einen Tennisball an eine Wand schleudere und das Ding fällt senkrecht runter ohne aufzudopsen.
[...]

Immer wieder wunderschön, deine Beiträge zu lesen
 
Harry schrieb:
zum Ausprobieren wie man mit einem Fretless zurecht kommt und für Übungszwecke absolut o.k. Genau deshalb habe ich ihn gekauft.
Ich hab den Fehler gemacht und ihn einmal zum Gig mitgenommen - Note: mangelhaft bis ungenügend. Kein Durchsetzungsvermögen. Ich möchte betonen, dass ich ihn nicht mit meinem Thumb vergleiche, sondern mit einem Kimaxe-Einsteiger-/Mittelklassebass für 400 Euro.

Der 5-Saiter hat andere Tonabnehmer ("JB+MM") als der 6er (2x "MMB"). Vielleicht liegts ja daran. Ich kann mich überhaupt nicht über mangelndes Durchsetzungsvermögen bei dem 6-Saiter beklagen. Allerdings muss man sehr feinfühlig mit dem Bassregler umgehen, sonst wird es zuviel des Guten. Mein aktiver Ibanez ist im direkten Vergleich eher farblos, hat keinen "Punch". Der Sound kann IMHO durchaus mit teureren 6ern mithalten - zumindest die ich bisher getestet hatte. Er ist viele Soundmöglichkeiten, ohne in einer speziellen besonders zu brillieren wie manche Edelbässe. Aber das ist alles subjektiv, mir gefällt er eben.

Blöde ist nur, dass er ein reines Versandinstrument ist; man kann ihn nicht im Musikhaus eigener Wahl anchecken. Ich habe über den HB600TBK reviewmäßig nur was in Amiland gefunden, und das was ich gelesen habe, hat mich halt neugierig gemacht.
Mein Bericht sagt auch nix über die anderen Modelle von Herrn Benton aus.

Gruß

Jochen
 
bassick schrieb:
Blöde ist nur, dass er ein reines Versandinstrument ist; man kann ihn nicht im Musikhaus eigener Wahl anchecken.

... naja, bei Thomann wird man ihn wohl auch vor Ort mal testen können, nehme ich an. Das werde ich demnächst auch mal machen, weil mich das Thema 6-Saiter schon irgendwie recht stark reizt :).
 
nightwatchman schrieb:
... naja, bei Thomann wird man ihn wohl auch vor Ort mal testen können, nehme ich an. Das werde ich demnächst auch mal machen, weil mich das Thema 6-Saiter schon irgendwie recht stark reizt :).

Glaub ich schon, zumindest sind die Dinger ab Lager lieferbar, also sollten sie im Haus auch anzutesten sein.
 
Lohnt sich denn beim HB irgendwann pickups auszutauschen?
 
hörbieschnörbie schrieb:
Lohnt sich denn beim HB irgendwann pickups auszutauschen?

Kommt drauf an. Der Bass ist recht schwer durch den Esche-Korpus, der Hals ist schön flach, breit, und durch die beiden Stahlstäbe verwindungsfest. Mechaniken halten die Stimmung, die Brücke ist massiv, gut geführt und einstellbar. Verarbeitung insgesamt o.k. Also sind die instrumentalen Voraussetzungen zum "Tunen" IMHO gegeben.

Die aktive Klangregelung ist in Mittelstellung ziemlich rauschfrei, erst beim Boosten der Höhen sind leichte Geräusche zu vernehmen. Die passiven PUs sind meiner Meinung nach gut zu gebrauchen, so dass eher ein Austausch der Regelung sinnvoll wäre.

Man darf nicht vergessen, dass der Bass eine 34" Mensur hat, so dass die H-Saite wahrscheinlich nur durch die aktive Regelung gut klingt. Abschalten kann man diese nicht, daher nur eine Vermutung (Bei mir befinden sich die 2Band EQ immer in Mittelraste).

Vielleicht wären Split-Humbucker eine Bereicherung. Bei dem geringen Einstiegspreis wäre das zu überlegen.
BTW: Ich werde demnächst einen Nachklapp zu meinem Testbericht liefern.
 
hörbieschnörbie schrieb:
Lohnt sich denn beim HB irgendwann pickups auszutauschen?
nicht wirklich: ich hab meinen mit einem Bartolini J-Pickup für 5saiter bestückt.
Kostet ungefähr soviel wie der ganze Bass
bringt zwar soundmäßig was - aber für das Geld hätte es dann fast das Modell mit dem durchgehenden Hals und Bubinga-Korpus gereicht
 
So, jetzt habe ich diesen Thread nochmal rausgesucht, weil ich nun seit einigen Tagen auch stolzer (<-- ja!) Besitzer eines Harley Benton 6-Saiters bin.

Im Wesentlichen kann ich mich der Meinung von bassick voll und ganz anschließen. Auch bei meinem Bass waren wirklich grausame Saiten aufgespannt (der unterschiedlichsten Art :D) - durch diesen Erfahrungsbericht hier war ich jedoch vorbereitet und hatte mir daher gleich von PYRAMID die "ROCKBASS-6" mitbestellt. Das Griffbrett musste ich erstmal reinigen, da mir hier Kleberreste aufgefallen sind (zumindest sah es danach aus).

Zur Bespielbarkeit ist zu sagen, dass ich die wirklich sehr gut finde. Da muss ich jetzt auch noch dazu sagen, dass ich bisher nur 4-Saiter gespielt habe und ich mir daher dachte, dass der Sprung zu dem 6-Saiter schon recht... krass ausfallen wird. Aber da lag ich falsch, ich komme bisher echt sehr gut mit den zwei weiteren Saiten zurecht. Die Saitenlage war ab Werk perfekt eingestellt, Tapping ist damit wirklich genial. Slappen tue ich nicht wirklich oft, aber es ist schon möglich und klingt auch ganz gut (wobei ich da dann doch meinen Musicman SUB vorziehe ;)).

Mit dem Sound bin ich sehr zufrieden, die H-Saite knurrt wunderbar die hohen Saiten klingen wirklich brilliant (wenn man erstmal die Sch...saiten entfernt hat die ab Werk aufgespannt sind). Der Bass macht ordentlich Druck, passt gut zu dem härteren Sound meiner Band. Ich hab in Läden schon deutlich teurere Modelle angespielt, die da absolut nicht mithalten konnten...

Zusammenfassend kann ich nur jedem zum Kauf dieses Basses, bzw. allgemein zum Testen eines 6-Saiters, raten. Die 170,- Euro sind gut angelegt :).
 
nightwatchman schrieb:
... Das Griffbrett musste ich erstmal reinigen, da mir hier Kleberreste aufgefallen sind (zumindest sah es danach aus)...

Bietet sich an, weil der Saitenschund sowieso entsorgt werden muss. Wenn du mit "Kleberreste" das weiße Zeugs meinst, so ist das wahrscheinlich Poliermittel, das braune Zeugs ist wohl Schleifstaub vom Griffbrett. War dein Griffbrett auch so knochentrocken? Ich musste meins erstmal ordentlich einölen. Jetzt hat es auch eine sehr schöne dunkle Farbe...
 
jo, das Griffbrett war eine totale Katastrophe... aber mittlerweile habe ich alle kleineren Widrigkeiten beseitigt :)
 
hallo bassbacke :)
 
So, auch ich gehöre seit kurzer Zeit auch zur Riege der HB-Sechssaiter-Benutzer!
Habe meinen für 121 Euro + 10 Euro Versand bei eBay geschossen, wie neu, wurde nur ein paarmal in der Bandprobe gespielt. Saiten wurden schon gewechselt.

Wahnsinnig gute Verarbeitung, wenn man den Preis beachtet! Allerdings auch bei mir Klarlackreste auf dem Griffbrett, eine schonende Behandlung mit einer Klinge später war allerdings wieder alles gut. Auch hier ein sehr trockenes Griffbrett, musste aber die Saiten noch nicht wechseln, werd ich beim nächsten Wechsel machen.

Bin über die Bespielbarkeit auch verzückt - hätte ich nie gedacht. Viel Bass für wenig Kohle.
Und er knurrrrrt - wunderbar.
Daumen hoch für dieses Ding!
 
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