Ich habe die Sachen von Feuchtinger vor einer Weile schonmal genauer gelesen und obwohl es sich auf den ersten Blick nach Scharlatanerie anhört, sind da durchaus nützliche Sachen dabei. "Von außen" werden seine Sachen gerne auf diese Übung mit der Zunge reduziert, die tatsächlich auch zentral ist in seinem Lehrsystem, aber es ist keinesfalls die "Wunderübung", als die sie z.B. von perfect voice dargestellt wird.
Die Sachen von Feuchtinger selber sind aus den 20er Jahren und beinhalten einen für diese Zeit ungewöhnlich hohen Grad an physiologischer Betrachtung des Stimmapparates. Die für mich interessanteste Idee von Feuchtinger ist dabei, die Stimme an sich als "Vokal-Organ" zu betrachten, indem er sagt, dass im Grunde fast alle Muskeln, die an der Stimmerzeugung beteiligt sind, physiologisch gekoppelt sind und es in vielen Fällen gar nicht möglich ist, sie isoliert zu benutzen.
Das "Vokal-Organ" erstreckt sich dabei praktisch von der Lunge über den Kehlkopf, den Pharynx, das Gaumesnegel usw. Der zentrale Muskel ist der m. hypoglossus. Ein Muskel, der unter der Zunge und über dem Kehlkopf liegt. Er liegt etwa in der Mitte des "Vokal-Organs" und das Anspannen dieses Muskels bewirkt eine Art "Kettenreaktion", bei der sich der Kehlkopf absenkt und sich diese Mulde in der Zunge bildet. Mit etwas Übung funktioniert das übrigens tatsächlich (und nein, der Sinn ist nicht, die Zunge mit dem Finger runterzudrücken, sondern eher über ein "Streicheln" des Zungengrunds einen Reflex des m. hypoglossus zu triggern). Die Einstellung, die man da bekommt, ist aber v.a. für klassischen Gesang geeignet (was in den 20er Jahren noch der einzig "richtige" Gesang war), weil sich der Kehlkopf eben absenkt.
Die Verbindung von Zunge und Kehlkopf ist auch der entscheidende Punkt bei der Frage wie die Zunge liegen soll. Wichtig bei einer flachen Zunge ist, wie hier schon viele geschrieben haben, dass die Zunge passiv diese Position einnimt. Die "schlechte" flache Zunge besteht darin, dass der Zungengrund runtergedrückt wird und den Kehlkopf nach unten drückt. Die "gute" flache Zunge hingegen besteht darin, dass der Kehlkopf abgesenkt wird und die Zunge dabei nach unten zieht. Genau dabei entsteht eben diese "Mulden-Position" und das lässt sich durch die "Feuchtinger-Übung" triggern.
Es geht aber natürlich auch anders, z.B. über das schon angesprochene Gähnen. Wenn man mit offenem Mund vorm Spiegeln ein Gähnen "ansetzt" kann man ebenfalls beobachten, wie sich der Kehlkopf senkt und den Zungengrund nach unten zieht.
Interessanterweise sind die Zungenränder wiederum mit der Epiglottis gekoppelt (dem berühmt-berüchtigten Twang). Ein Anheben der Zungenränder Richtung Gaumen bewirkt eine Kontraktion der Epiglottis. Daraus entsteht diese komische Muldenposition der Zunge. Die Ränder stehen hoch für die Kontraktion der Epiglottis, aber der Zungenrgrund wird nach unten gezogen.
Die NG-Position hat meines Wissen v.a. zwei Funktionen. Nämlich einmal, den Twang zu triggern (bzw. die "Resonanz" oder den "Sängerformanten"), weil natürlich auch die Ränder der Zunge gehoben werden und zum anderen zu verhindern, dass die Zunge nach unten auf den Kehlkopf gedrückt wird. Kombiniert man die NG-Position mit einem abgesenkten Kehlkopf, erhält man dann auch wieder diese Muldenposition.