Sodenn, hier nun meine Eindrücke der besagten Becken!
Vorneweg: Wieso ist das grosse Thomann Paket so leicht? Da sind doch haufenweise Bleche drin, teils sogar recht große? Na gut, nach dem Lösen der Thomann´schen Klammerversiegelung (muss man das eigtl. so machen? Ich find´s echt nervig!) und der Entwirrung der 37m Luftpolsterschlange finde ich die Becken und stelle fest: Stimmt, die haben ja Löcher! Und sind somit deutlich leichter als normale Teller. Also flugs ausgepackt und nach Sichtkontrolle ans set gehängt. Vielleicht bin ich weniger penibel, ich habe keine wirklich schmerzhaften Verarbeitungsmängel festgestellt, wohl eine - möglicherweise typische - laxere Umgehensweise. Ja, manche Bohrung ist nicht auf den µm genau rund, ja an der einen oder anderen Stelle sieht man eine leichte Verfärbung (siehe pics von Sander), aber alles in Allem strahlen mich da hochglanzpolierte Bleche an, die optisch einen ordentlich Eindruck machen. Etwas unscheinbar sind die Aufdrucke, das könnte man sicher ein wenig mehr aufpeppen. So richtig scharfe oder gar gefährliche Kanten habe ich auch nicht gespürt, liegt das an meinen alten schwieligen Flossen? Und dann finde ich die Bells, die natürlich in Relation zu Ihrer Größe krass schwer sind. Sind die niedlich, ich stehe ja auf so´n Zeug.
Wie der Zufall es will, bietet mein üblicher setaufbau genau die Anzahl erforderlicher Beckenanschlüsse, um neben meiner HiHat und dem Ride tatsächlich alle auf einmal zu montieren. Und so sieht das Ganze dann aus:
Ich habe versucht, eine grobe Bewertung über wenige festgelegte Merkmale vorzunehmen, und diese dann in einen Kontext zu bringen:
16" Crash: heller Grundton, sehr schnell, ca. 5-6 Sekunden sustain
18" Crash: dunkler Grundton, schnell, ca. 7-8 Sekunden sustain
19" Crash: dunkler Grundton, langsam, ca. 9-10 Sekunden sustain
Klingen die grossen Crashes für sich genommen sehr angenehm, muss man dann doch im Spiel mit dem ganzen set erstaunt feststellen, dass sie sich nicht gut durchsetzen. Tatsächlich zeigt ein Vergleich mit meinem 18" Sabian HHX O-Zone, dass dieses sich erheblich eindeutiger durchsetzt, sowohl klanglich, wie auch lautstärkemässig. Das Sabian rauscht noch mehr, ist um Lichtjahre schneller (erscheint mir auch dünner und hat 2 Löcher mehr - daher schwingt es viel schneller auf), ist im direkten Vergleich heller und klar rauschiger. Ich sag´s nur ungern, aber das gut doppelt so teure HHX zeigt den Holey´s dann doch sehr deutlich, wo der Bartel den Most holt. Das kleinere 16" Crash hingegen klingt für sich zwar etwas blechern, erzielt aber im setkontext klar mehr Punkte. Die Schnelligkeit ist für ein Crash passend und der helle Grundton setzt sich problemlos durch. Auch die Lautstärke passt, ein Crash, dass man unbedenklich in ein gewöhnliches Rock/Pop Setup integrieren könnte. Gefällt mir sehr gut und bestätigt auch Sander´s Eindrücke.
Dann die China´s: Mann muss schon die Frage stellen dürfen, welche Sinnhaftigkeit dahinter steckt, in ein China noch Löcher zu fräsen, haben doch China´s schon aufgrund Ihrer Formgebung diesen typischen Trashcharakter. Manche lieben ihn, andere können damit nichts anfangen. Ich gebe zu, dass ich seit geraumer Zeit mein 18" Anatolian Ultimate China nicht mehr nutze - was in erster Linie dem O-Zone zu verdanken ist, welches diesen China-Charakter ja auch hat. Ich hatte erwartet, dass durch die Löcher vielleicht ein weicherer Swish-artiger Sound entstehen könnte, was mich mächtig interessieren würde. Weit gefehlt! Die Dinger scheppern - und zwar ordentlich. Im Falle des 16" Modells aber durchaus prima. Wer auf durchgedreschte Beckensounds steht, findet hier einen guten Weggefährten. Das Ding macht Alarm, bleibt noch einigermassen moderat bzgl. der Lautstärke und macht Spaß. Dennoch würde ich persönlich mein 30-Stagg SH-14"-China nicht damit ersetzen wollen, dieses ist für mich nochmal besser, weil akzentuierter. Klar, die Löcher sorgen für schnelles Aufschwingen, nach 2-3 Anschlägen rauschen die Chinesen praktisch durch. Für mich ein totaler Reinfall ist das grosse 18" Modell, das Ding ist saulaut und scheppert wie der Deibel hinter der armen Seele. Beiden fehlt ganz sicher der erwünschte und erhoffte weiche und warme Charakter, ganz im Gegenteil: Alle Crashes und Chinesen sind relativ hart, was mich dann doch enttäuscht hat.
Die Bells: Soviel muss einem klar sein, Bell´s sind einfach grundsätzlich extrem speziell. Nur wenige Drummer sind technisch und musikalisch in der Lage, Bellsounds wirklich zu integrieren und über den Status eines lustigen Soundgimmicks hinaus zu bringen. Der König ist vielleicht Gavin Harrison, der zeigt, wie virtuos man das tun kann. Meinereiner kann das nicht und das macht es schon schwer, hier eine sachliche Bewertung vorzunehmen. Klingen tun die Dinger ganz vorzüglich, auch im direkten Kontext, weil sie tonal exakt zueinander passen. Sander schrob es schon, sie klingen schier endlos, das kann ich bestätigen... hat mich aber nicht gestört. Der Ton ist nach wenigen Sekunden so weit verklungen, dass er im Geballer der Trommeln einfach untergeht, dennoch ist die Durchsetzungsfähigkeit natürlich phänomenal, eine Bell wird man immer durchhören. Die kleine 5" macht mir super Spass, die grössere 7" eher nicht so, aber es würde kaum Sinn machen, nur eine zu kaufen - aus meiner Sicht. Dennoch kommt das für mich nicht in Frage, mir fiele kaum etwas ein, wo und wie ich sie verwenden könnte, abseits eines schon erwähnten gimmicks.
Fazit: Gar nicht so einfach! Ja, ich habe eindeutig mehr erwartet, eine Offenbarung waren die Holey´s für mich nicht. Die 16" Grössen machen Laune und sind integrierbar, die 18er und 19er sind eher bedeutungslos und haben zumindestens gegen das HHX O-Zone keine Chance. Natürlich spielt dann wieder die Preisfrage eine Rolle, das 18er Crash z. B. liegt neu bei ca. 150 und ist damit finanziell reizvoll. Ich glaube aber, dass sich im Reich der Effektbecken - und irgendwie muss man Lochbecken schon als effektbeladen bezeichnen - aufgrund der dann doch geringeren Nachfrage nur die wirklich Guten durchsetzen werden, auch wenn gerade jeder Hersteller das Loch für sich entdeckt hat. Es bleibt abzuwarten, welcher nach Ablauf der nächsten 1-2 Jahren noch dabei bleibt. Optisch gibt es für mich, wie schon oben beschrieben, nicht so viel zu meckern. Auffällig allerdings die doch sehr deutlichen Abdrehlinien, die die flache Hämmerung fast unsichtbar machen lässt. Man muss schon genau hinsehen, um zu erkennen, dass jemand oder etwas auf das Blech geschlagen hat.
So, in Sachen Bilder oder vor Allem Tonaufnahmen gibt es zu Sanders Review nun wirklich nichts hinzuzufügen, daher habe ich darauf verzichtet. Das Paket ist wieder auf dem Heimweg und der Nächste wird sicher noch vor Weihnachten beglückt werden. Viel Spass, ich bin gespannt, inwieweit meine Eindrücke bestätigt werden - oder auch nicht. Denn Sound ist und bleibt, wie wir alle wissen, eine Frage des persönlichen Geschmacks.