Hat mal jemand den Captor-Sound ohne Box verglichen mit einer Kemper- oder anderer Software-Emulation eures jeweiligen Amps? Wenn ja, merkt ihr Unterschiede, und was für welche?
Nutzt ihr den Speaker Emulator des Captor selbst, oder Impulse Responses von Drittanbietern? Mir ginge es aktuell ausschließlich ums Aufnehmen.
Wenn ich meinen Marshall JVM 410 H mit Kemper-Profilen desselben Amps vergleiche, klingen letztere "klarer", aber auch "kälter".
Ich weiß nicht, wieviel davon von "echter Röhre" vs. "digital emulierter Röhre" kommt, und wieviel davon von der 4x12-Lautsprecherbox kommt, mit dynamischem Mikro davor. Gerade in einem nicht optimal behandelten Raum hat man ja meist auch unweigerlich mehr "Matsch" im Sound - der dann aber auch umgekehrt wieder als Wärme empfunden werden kann. Wenn ich in meiner Aufnahme-Software meine EQ-Presets für JVM-Aufnahmen mit Mikro auf meine Kemper-Aufnahmen lege, sind die auf jeden Fall meistens zu schrill / zu kalt, weil zuviel Bass / untere Mitten weggenommen werden und/oder zuviel obere Mitten / Höhen geboostet werden.
Ob der Captor jetzt da die Lösung bringt, den Original-JVM-Sound für die Außenwelt lautlos aufnehmen zu können, kann ich im Vorfeld schwer absehen, ohne selbst das Geld für den Captor hinzulegen.
Ganz früher habe ich den Silent-Recording-XLR-Ausgang des JVM genutzt - aber analoge Boxen-Simulationen klingen meistens recht bescheiden. Ich habe jedenfalls später alle Aufnahmen, die ich jemals mit dem Silent-Recording-Ausgang gemacht habe, durch "richtige" (mit Mikro vor der Box) ersetzt. (Und falls ich noch irgendwo alte Aufnahmen habe, wo das noch nicht geschehen ist, wird es irgendwann auch bei diesen noch passieren - sei es ein Ersetzen durch Mikro-vor-Box-Aufnahmen oder mit dem Kemper.)
Da nächste Woche meine Schallkabine geliefert und aufgebaut wird, hoffe ich natürlich, den JVM einfach so, durch den 4x12-Lautsprecher, wieder darin nutzen zu können. Wenn ich da drin ausreichend Platz für ein Mikro vor der Box habe - sollen ja auch noch Computer-Tisch und E-Drum hinein. Eigentlich habe ich mir das im Vorfeld ausgerechnet, aber ob es wirklich klappt, sieht man erst in der Praxis, wenn alles wirklich in der Kabine drinsteht.
Und die Bassfrequenzen des Amps sind natürlich auch mit so einer Kabine am schwierigsten zu zähmen. Ggf. muss ich die Rollen der Lautsprecher-Box aus dem Schrank kramen (die habe ich bisher nie benutzt), um die Lautsprecher-Box vom Boden zu entkoppeln. Oder vom Hersteller der Schallkabine noch weitere Sylomer-Pads bestellen, wie sie auch unter die Drum-Platform kommen (anstelle der häufig zu sehenden DYI Lösung "durchgeschnittene Tennisbälle"
).
Glenn Frickers Demonstrationen auf YouTube zeigen ja recht eindrucksvoll, wieviel Einfluss der Lautsprecher hat, und dass wir Gitarristen den Einfluss des Amps dem gegenüber oft überschätzen.
Im Zweifel sollte ich also noch mehr mit verschiedenen Cab-Simulationen im Kemper Rig Manager herumspielen.
Oder einen Kemper-Sound ohne Box wählen und in Logic einen separaten Impulse-Response-Loader in die Signalkette dahinter setzen. Klingt dann wahrscheinlich nur mit angeschaltetem Input-Monitoring gut.
Unterbewusst traue ich meinem JVM auch nie ganz so sehr wie digitalem Equipment - auch, wenn er meist besser (=wärmer) klingt. Vielleicht bin ich da negativ vorgeprägt, weil bei ihm schon nach einem Jahr anfingen, die Röhren zu knistern. 2018 habe ich die dann eigenhändig ausgetauscht und den Bias gemäß YouTube-Videos eingestellt, weil keiner der Amp-Techniker in der Umgebung auf meine Anfragen reagiert hatte (und als mein Vater seinen Bass-Amp reparieren wollte, lief es nicht viel besser). Seit dem Röhrentausch 2018 ist das Knistern weg. Allerdings braucht der Amp mittlerweile gefühlt immer länger, bis er nach dem Umlegen des Power-Schalters angeht (darüber hatte ich vor einigen Jahren mal einen Thread erstellt). Wegen solcher Unwägbarkeiten verschiedener Art rechne ich irgendwie immer unterbewusst damit, dass er mal irgendwann mitten im Spielen / Aufnehmen den Geist aufgibt...