Das Filter in einem Synthesizer ist ja für die Klangfarbe zuständig und insbesondere auch für deren zeitlichen Verlauf. Dazu wird z. B. die Grenzfrequenz (Cutoff Frequency) eines Tiefpassfilters über die Zeit verändert, idR von einer Hüllkurve oder von einem Niederfrequenzoszillator (LFO). Bei einem klassischen Analogsynthesizer können die Oszillatoren nur ganz einfache Wellenformen erzeugen, daher sind dort das Filter und auch schnelle Hüllkurven für die Erstellung von "interessanten" Klängen enorm wichtig.
Bei einem ROM-Sample-Synthesizer ist der zeitliche Verlauf von Tonhöhe, Klangfarbe und Lautstärke zu einem grossen Teil bereits unveränderlich im Sample enthalten, und der Oszillator spielt dieses Sample (oder Multisample) einfach in der gewünschten Tonhöhe/Lautstärke ab - daher kommt hier den Bausteinen hinter dem Oszillator eine geringere Bedeutung zu als bei analogen Synthesizern. Dennoch folgen auch die meisten Digitalsynthesizer dem klassischen Schema "Oszillator-Filter-Verstärker" (bei alten Geräten mit reduzierter Funktionalität, z. B. Filter ohne Resonanz) und sie bieten ebenfalls Hüllkurven und LFOs für die Modulation. Bei Yamaha heisst der Filterhüllkurvengenerator "FEG", und die Hüllkurve ist im Falle des MO8 von der Form HAD1D2R, also um einiges komplexer als eine simple ADSR-Hüllkurve.
Für deine kontrollierte Filteröffnung würdest du also ein Tiefpassfilter wählen, die Filter-Grenzfrequenz auf Null stellen (Filter ganz geschlossen) und die A-, D1- und D2-Pegel der FEG auf Maximum. H-Pegel und -Zeit wären auf Null und mit der A-Zeit kontrollierst du dann die Zeit, die das Filter vom Anschlag der Taste bis zur vollständigen Öffnung benötigt. Für einige Musikstile ist es natürlich cool, wenn man Hüllkurvenzeiten zum Songtempo synchronisieren kann, so dass sich ein Filter unabhängig vom eingestellten Tempo z. B. immer über genau vier Schläge hinweg öffnet, aber da weiss ich jetzt nicht, ob das beim MO8 möglich ist.
Wenn es nicht auf Anhieb so klingt wie erwartet dann musst du wissen, dass noch einige andere Modulationsquellen auf die Filter-Grenzfrequenz wirken, so z. B. die Notennummer oder die Anschlagsstärke (Key Follow/Velocity Sensitivity). Weiter ist die Hüllkurventiefe (FEG Depth) wichtig, die die Stärke der Hüllkurvenmodulation auf die Filterfrequenz kontrolliert. Alle diese Parameter werden übrigens pro Element eingestellt, und es gibt noch jede Menge Finetuning-Möglichkeiten (Hüllkurvenzeiten/-pegel abhängig von Anschlagstärke oder Notennummer, unterschiedliche Skalierung der Filterfrequenz in verschiedenen Tastaturbereichen u. ä.).
Das grobe Besteck wäre vermutlich das "Dynamic Filter" aus der Effekt-Abteilung, die im Signalweg hinter dem "Tone Generator Block" liegt.
Grüsse,
synthos