Guten Morgen allerseits!
Da ich nun allerlei an Erfahrung mit dem AW-1600 gesammelt habe, möchte ich auch mal ein paar Takte dazu loswerden.
Vorweg: Mit dem Thema Homerecording beschäftige ich mich mittlerweile seit ca. 10 Jahren. Angefangen hat alles mit einem analogen Tascam 4-Spur Recorder. Später bin ich dann nach und nach auf PC-basierende Systeme umgestiegen. Seit nun ca. 1 Monat bin ich im Besitz des AW-1600.
Ich stecke zur Zeit mit meiner Band mitten in Aufnahmen zu nem Demo, wobei ich den 1. Track fertig habe. Wir sind ne Coverband im Bereich Hard-, Punkrock.
Nun zum Thema:
Der AW-1600 hat prinziepiell alles an Board, was man benötigt um von der Aufnahme bis hin zum fertig gemasterten Song zu kommen. Er bietet im 24-Bit Modus max 8 synchrone Aufnahme- und 8 Playbackspuren. Bei 16-Bit, 8 Record und gar 16 Playbacks, was in der Regel im Amateurbereich ausreichend ist. Die ersten 8 Spuren sind komplett eigenständig, die Spuren 9-10, 11-12, 13-14 u. 15-16 sind jeweils "verheiratet", d.H. sämtliche klangmanipulierenden Aktionen ändern das Spurenpaar. Es besteht die Möglichkeit jeden einzelnen Input bereits während der Aufnahme mit nem parametrischen 4-Band EQ, Kompressor/Gate/Limiter/...., Amp u. Speaker Sim., diverse Hall/Chorus/... -FX destruktiv zu bearbeiten.
Die 8 Eingänge sind kombiniert als XLR/Klinke vorhanden. Jedem Input steht Phantomspeisung zur Verfügung, welche sich mit Hilfe von 2 Schaltern von Kanal 1-4 u. 5-8 schalten lässt. Die Qualität der Preamps hat sich für mich als wirklich gut herausgestellt. Minimales Rauschen kommt eigentlich erst dann auf, wenn der Gain sehr weit aufgedreht werden muss. Das sollte aber mit vernünftigen Mics nicht von Nöten sein, bei ordentlichen Line-Signalen gibts gar keine Probleme. Wer seine passive Gitarre/Bass dirkekt aufnehmen möchte, dem steht ein Hi-Z Eingang zur Verfügung, welcher den Einsatz einer DI-Box überflüssig macht.
Sind die einzelnen Spuren aufgenommen hat man umfangreiche Bearbeitungsmöglichkeiten. Die Dynamik und EQ Abteilung liefert dabei sehr gute Ergebnisse.
Etwas Nachteilig gegenüber ner PC-Lösung ist, dass man eine aufgenommene Spur nicht destruktiv bearbeiten kann. Möchte man z.B. die Snare mit nem Gate und Kompressor bearbeiten, muß man erst das Gate setzen, das Ganze dann auf eine freie Spur bouncen. Nun kann man erst den Kompressor verwenden. Das erhöht natürlich den Zeitaufwand. Ist aber in der Praxis unproblematisch, da man zum "zwischenlagern" einfach eine virtuelle Spur einsetzen Kann. Von diesen stehen pro Spur jeweils 8 stück zur Verfügung!
Im AW-1600 befinden sich zwei Multi-FX Engines, welche vollständig getrennt oder auch kombinierbar eingesetzt werden können. Diese kann man entweder als Insert, oder seriell betreiben. Die Quali der verschiedenen Hall-Algorithmen ist IMO gut. Für alle Effekte gibt es Werkspresets, welche mit leichten Korrekturen für die jeweilige Situaton gute Ergebnisse liefern. Desweiteren hat man umfangreiche Edit-Möglichkeiten. Es gibt Erase, Delete, Move, Copie, Pitch, Timechange Funktionen, welche wiederum destruktiv einetzbar sind. Sehr gut gelungen ist auch die Automation des AW-1600. Man kann sämtliche Parameter als Szene abspeichrn. Die einzelnen Szenen können dann in die "Song-Ablaufliste" gesetzt werden. Dies ist sehr wichtig um Pan, Volume, Komp., EQ, usw... -Parameter der einzelnen Spur automatisch beim Abspielen ändern zu lassen.
Sind alle Spuren bearbeitet, kann man den Mix auf eine seperate Stereo-Spur bouncen. Hierbei stehen diverse Mastering-Presets zur Verfügung. Ist auch dies vollbracht kann man sein Werk mittels int. CD-Brenners auf eine Silberscheibe bannen.
Alle wichtigen Informationen kann man in dem übersichtlichen, beleuchteten Display ablesen. Hier wird bei Bedarf auch die Waveform einer einzelnen Spur grafisch dargestellt, um bestimmte Punkte besser und genauer zu finden. Als Erinnerung kann man bis zu 99 Marker setzen, um per Knopfdruck wieder an exakt diese Stelle zu springen!
Für Ein-Mann-Kapellen, oder Freunde der elektronischen Musik bietet das Gerät sogar einen 4-Kanaligen Quick-Loop-Sampler, welcher sich mit Stereo-Waveforms füttern lässt. Diese kann man wiederum über 4 Pads ansteuern. Im Lieferumfang sind bereits jede Menge solcher Drum/Rythm- und FX-Samples enthalten, welche qualitativ eine gute Figur abgeben. Auch hier hat man sehr viele Editiermöglichkeiten um sich diese nach eigenen Bedürfnissen anzupassen.
Das Gerät wartet mit einer sogenannten Soundclip-Funktion auf, welche eine Art "Ideen-Notitzettel" darstellt. Hier kann man mit einem Knopfdruck "kurze" Phrasen (max 180 sec.!) aufnehmen, ohne eine Spur zu "verblasen".
Als wirkliche Stärke des AW-1600 hat sich für mich die USB-Anbindung an den PC herauskristallisiert. Hier kann man direkt auf die interne 40 GB Platte des Yamaha zugreifen. So kann man eben mal die Daten einer Spur, welche intern im Wave-Format vorliegen, direkt im Rechner bearbeiten und wieder im AW ablegen.
Ich arbeite bei der Produktion des Demos kombiniert mit dem AW-1600 und meinem PC mit Samplitude 7. Die Gitarren/Bass Abteilung spiele ich über den Line6 Toneport UX2 in den Digitaleingang des AW. Drums und Vocals direkt in den AW. Einfache Bearbeitungen erledige ich im AW, komplexe Sachen im Rechner. Gemastert wird auch mit Samplitude, da einfach wesentlich mehr Möglichkeiten!
Mittlerweile befinden sich einige GB an Daten in meinem AW, was sich aber kaum auf die Zugriffszeit der Festplatte auswirkt.
Fazit:
Der AW-1600 ist ein wirklich gelungenes Gerät, welches alle Aufgaben gut bis sehr gut erfüllt. Die Soundqualität hat sich für mich als sehr gut erwiesen. Den Ladenpreis von knapp 1300,- Eur. empfinde ich als absolut gerechtfertigt. Das Gerät hat keine unnötigen Spielereien, alle wichtigen Funktionen und Möglichkeiten sind an Board. Mit den umfangreichen Monitorfunktionen ist man in allen Situationen enorm flexibel. Gerade in Kombination mit einem PC kann man wirklich semiprofessionelle Songs abliefern, aber auch als Standalone macht der AW eine gute Figur. Von der flexiblen Mobilität die einem dieses Gerät bietet ganz zu schweigen! Ich möchte nicht mehr auf dieses tolle Gerät verzichten, aber einige Dinge gehen am Rechner halt doch ein Stück schneller und einfacher von der Hand.