[Workshop] DMX Grundlagen für Einsteiger

chris_kah
chris_kah
HCA PA- und E-Technik
HCA
Zuletzt hier
11.12.24
Registriert
18.06.07
Beiträge
9.587
Kekse
118.811
Ort
Tübingen
MuBo_Reviews_DMX-Einsteiger.png


DMX für Einsteiger

Meinen Einstieg in DMX möchte ich zum Anlass nehmen, um einen kleinen Workshop für Einsteiger zu verfassen, die damit eventuell das ganze Prozedere abkürzen können.

Ich fange mit dem Hardware-Layer an (und Kabeln + Terminierungen)

DMX512 basiert auf dem RS485 Protokoll und verwendet die gleichen Treiber- und Empfängerbausteine. Bei DMX ist die Baudrate besonders und genormt (250 kBaud) sowie eine besondere Abfolge der Bytes. Außerdem ist der 5- polige XLR Stecker genormt. Bei günstigeren Geräten hat sich jedoch der preisgünstigere 3-polige XLR Stecker de Facto durchgesetzt, der eigentlich nicht normgerecht ist, aber kostengünstiger.
Steckerbelegung:
1 – Masse, 2 Daten (-), 3 Daten (+) (4 und 5 beim 5-poligen oft nicht belegt)
Ausgänge sind Buchsen (weiblich) Eingänge sind stecker (männlich), also gerade umgekehrt, wie bei Audio-Signalen.
Dass die Belegung Pin 2 negativ und Pin 3 Positiv ist, macht für die Übertragung nichts aus. Pin 1 ist Masse = Schirm und die Pins 2 und 3 sind 1:1 durchverbunden, ob Audio oder DMX - egal.

RS485 erlaubt eine bidirektionale Datenübertragung, was im einfachen DMX Fall in der Regel nicht ausgenutzt wird. Bei RDM wird auch die Gegenrichtung genutzt.
Zu RDM kann ich weiter nichts sagen, wohl aber zu RS485, das ich beruflich einsetze.

Die Leitungen:
Der RS485 Bus ist impedanzkontrolliert (Wellenwiderstand 120 Ohm differentiell) und muss an beiden Enden abgeschlossen werden. Ein Verzweigung ist nicht vorgesehen und würde aufgrund der Welleneigenschaften Reflexionen verursachen. In der Regel ist bei käuflichen DMX Sendern (Lichtpult, Interface) der Sender abgeschlossen und befindet sich an einem Ende. Das andere Ende muss terminiert werden.

Anmerkung:
RS485 erlaubt auch, mitten am BUS zu senden. Dann müssen beide Enden terminiert (abgeschlossen) werden, allerdings darf sich in diesem Fall am Sender in der Mitte kein weiterer Abschlusswiderstand befinden.
Ich habe dies bei Eigenbauten schon ausgenutzt und 2 Ausgänge eingebaut ohne internen Abschlusswiderstand. So kann ich vom Sender nach 2 Seiten wegfahren, was in meinem Fall Kabel spart. Es müssen aber auf jeden Fall an beiden Enden Abschlusswiderstände vorgesehen werden. Wird nur 1 Kabel weggefahren, steckt der 2. Abschlusswiderstand einfach am 2. Ausgang.​

Wellenwiderstand:
Ein kurzer Ausflug zum Wellenwiderstand. Der Wellenwiderstand ist eine elektrische Eigenschaft einer Leitung. Sie bestimmt das Verhältnis von elektrischem Feld und Magnetfeld, wenn sich eine Welle entlang einer Leitung ausbreitet.
Der Wellenwiderstand ist NICHT der ohmsche Serienwiderstand des Kabels und lässt sich nicht mit einem Multimeter im Ohm-Bereich ermitteln.
Für hohe Frequenzen ist der Kapazitätsbelag (pF/m) und der Induktivitätsbelag (nH/m) dominant. Bei tiefen Frequenzen (Audio-Bereich) dominiert der Widerstandsbelag und der Kapazitätsbelag.
Der Bereich, ab dem der Wellenwiderstand interessant wird,beginnt in etwa bei 10 MHz.
Bei Digitalsignalen -wie bei DMX der Fall- ist die Flankenanstiegszeit interessant. Die Frequenz, die in den Flanken steckt, ist bei steilen Flanken deutlich höher als der Kehrwert der Periodendauer.
Ein grober Anhaltswert für die Frequenz, die in einer Flanke steckt ist: 3x die Anstiegszeit 20% - 80%. Das wäre die Periodendauer der höchsten Frequenz. Also fmax ~= 1 / (3* t-rise)​

Die 250 kBaud von DMX lassen eher nicht auf die Notwendigkeit der Wellenbetrachtung schließen, wohl aber die recht schnellen Anstiegszeiten der Digitalsignale.

Typische Anstiegszeiten der Treiberbausteine:
15ns → da stecken 22MHz drin, 10ns Transition → da sind es sogar 33MHz
Noch ein Beispiel:
Bei einer 15ns Transition verteilt sich der 0-1 Übergang auf etwa 3m Leitungslänge. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit ist ungefähr 5ns/m bei einem Dielektrikum mit einem Epsilon R von etwa 4, was ein üblicher Wert für die verwendeten Isolationsmaterialien ist.
Bei 250 kBit ist 1 Bit auf der Leitung etwa 800m lang.

Wenn es zu Störungen durch Reflexionen kommt, dann passiert es bei den normalen Leitungslängen im Nachbarbit, auf jeden Fall im gleichen Byte. Störungen durch andere Kanäle (= später übertragene Bytes) sind eher unwahrscheinlich.

Für DMX werden spezielle Kabel mit definiertem Wellenwiderstand angeboten. Es gibt auch die Aussage, man dürfe keinesfalls Mikrofonkabel als DMX Kabel missbrauchen. Gerade bei der (eigentlich nicht normgerechten) Verwendung von 3-poligen XLR Steckern bei günstigen Geräten, ist die Versuchung groß.
Nun ist es so, dass der Wellenwiderstand vom Dielektrikum abhängt und von der Kabelgeometrie. Die Geometrie eines normal gefertigten Kabels ist jedoch in einem Bereich, dass sich ohnehin ein Wellenwiderstand von 80 – 150 Ohm ergibt, eher aber 100 – 130 Ohm.
Theoretisch sollte der Abschlusswiderstand genau dem Wellenwiderstand entsprechen. In der Praxis reicht es aber, wenn er in etwa gleich groß ist. Wir sind hier nicht im Gigahertz-Bereich und haben es auch nicht mit Anstiegszeiten von einigen 10 ps zu tun. Sonst gäbe es Probleme bei jeder Steckverbindung und auch bei den meisten DMX Teilnehmern, die intern auch nicht zu 100% den Wellenwiderstand einhalten oder sogar kurze Stichleitungen enthalten.
Ob die 120 Ohm Leitung mit 120 Ohm oder 110 Ohm abgeschlossen ist, macht wenig Unterschied.
Wichtig ist aber, dass überhaupt ein Abschlusswiderstand vorhanden ist. Die beste Verkabelung mit speziellem DMX Kabel nutzt nichts, wenn kein Abschluss vorhanden ist, eine Verkabelung mit Mikrofonkabel und geeigneter Terminierung wird aber in der Regel problemlos funktionieren, wenn die Leitungen insgesamt nicht zu lang sind.

Was aber richtig stört, ist eine passive Y-Verzweigung des Kabels. Da sieht die Welle eine deutliche Fehlanpassung. Daher ist die passive Verzweigung zu vermeiden und statt dessen ein aktiver DMX Splitter einzusetzen.

Kurzfassung:
Das DMX Protokoll basiert auf dem RS485 Bus. Durch die steilen Flanken der Digitalsignale ist eine Betrachtung mit der Leitungstheorie nötig. Eine Terminierung an beiden Leitungsenden ist wesentlich wichtiger als die Verwendung von speziellen DMX Kabeln (wobei der Einsatz von richtigen DMX Kabeln bei größeren Verkabelungen durchaus der Betriebssicherheit zuträglich ist). Eine passive Y-förmige Verzweigung mit T-Stücken ist nicht zulässig.​

Ausblick: mit etwas Abstand folgt der 2. Teil: Das DMX Protokoll.
Bitte keine Fragen zwischendrin posten, die Themen werden in einzelnen Posts getrennt. Wenn die zu dicht nacheinander kommen, fasst die Boardsoftware die Beiträge zusammen. Stay tuned.
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 8 Benutzer
Das DMX Protokoll:

Um Daten zu senden und zu empfangen, wird ein UART eingesetzt (Universal Asynchronous Receiver Transmitter) . Das ist ein Standardbaustein für Serielle Schnittstellen.
Ein UART ist dafür ausgelegt, dass auch längere Zeit keine Daten ankommen können.
Der Ruhezustand ist eine 1, Die Übertragung wird eingeleitet von einer 0 (Startbit), danach folgen 8 Bits Daten, eventuell ein Paritätsbit (nicht bei DMX) und es endet mit einem Stopbit 1, das direkt in den Ruhepegel 1 übergeht.

Bei DMX werden nacheinander bis zu 512 Bytes Nutzdaten übertragen. Die Position der Bytes ist die „Adresse“ der Daten im Pattern.
Um den Anfang dieses Musters eindeutig zu markieren, sieht das DMX Protokoll eine lange Pause (0) vor, es geht wieder auf 1 (Ruhezustand) gefolgt von einem Startbyte und danach bis zu 512 Bytes. Wohlgemerkt hier steht absichtlich „bis zu“, denn nach Protokoll könnte das Pattern auch schon nach weniger Bytes abbrechen und mit der Pause neu starten.

|: _ Pause ___ Startbyte __ Byte1 _ Byte2_ Byte3_ ... _ Byte 512__ :| (und die Musiker verstehen auch das Wiederholungszeichen ;-) )

Der Vorteil eines kürzeren Patterns: die Refresh Rate für jeden Teilnehmer wird kürzer.

Bilder und weitere Erläuterungen findet man hier:
http://www.soundlight.de/techtips/dmx512/dmx2000a.htm
oder hier:
https://wiki.production-partner.de/licht/lichtsteuerung-mit-dmx-512/

Die Pause dient dazu, den Start für den Empfänger eindeutig zu markieren. Ein Empfänger, der auf 250 kBaud eingestellt ist, erwartet nach dem Startbit 8 gültige Bits und dann ein Stopbit. Das wird mit der Pause natürlich gravierend verletzt, denn da kommt ja noch viel länger eine 0. Der UART meldet die Protokollverletzung dem Controller, der damit einerseits den UART wieder zurücksetzt und andererseits weiß, dass nun das neue Pattern beginnt und er die Byte Positionen mitzählen kann.

Häufig ist die Rede davon, dass das DMX Pattern sehr zeitkritisch ist. In Wahrheit ist es das gar nicht. Die UARTs können längere Zeit ohne neues Datenbyte auskommen. Nur die Definition, dass bei Pausen über einer Sekunde „out of sync“ erkannt wird, sorgt dafür, dass man nicht länger zwischendrin Däumchen drehen darf, ohne etwas zu senden. Die nötige „Nachschubrate“ an nächsten Bytes ist von Microcontrollern oder PCs locker zu leisten.

Ausflug für Selberbastler:
Ich habe mich bei einem Selbstbauprojekt gefragt, wie ich die Pause realisieren soll. Einfach mehrere 0 Bytes senden funktioniert nicht, da das Startbit zwar eine 0 ist; das Stopbit ist aber immer eine 1 und das würde die Pause unterbrechen.
Ich hatte mir externe Schaltungen überlegt, bis mir ein Beispielcode von Ulrich Radig auf die Sprünge geholfen hat. Für das lange 0- Muster wird einfach eine langsamere Baudrate programmiert (90 kBaud oder etwas langsamer, z.B. 80 kBaud), ein 0-Byte gesendet und dann wieder die originale 250 kBaud Rate eingestellt.
Das geht im Microcontroller schnell genug. Auch bei externen USB zu Seriell Wandlern wie dem häufig verwendeten FT232 geht das. Damit braucht man keine weitere externe Logik und die Umprogrammierung der Baud-Rate geht einfach in Software.​

Jetzt kommen die Teilnehmer ins Spiel. Die DMX Adresse entspricht der entsprechenden Position der Bytes im Muster. Nach der Pause kommt ein Startbyte (in der Regel 0), dann die Nutzbytes.
Byte 1 ist die Adresse 1, Byte 10 die Adresse 10 … usw. Da maximal 512 Bytes übertragen werden, ist die höchstmögliche Adresse 512.
Wenn ein Gerät mehrere Steuerkanäle hat, belegt es in der Regel mehrere Adressen. In der Regel wird die 1. Adresse am Gerät eingestellt, die weiteren Adressen werden dann intern hochgezählt.
Hat ein Gerät die Startadresse 12 und 5 Kanäle, so ist der 1. Kanal des Geräts auf Adresse 12, der 2. Kanal auf Adresse 13 … der 5. Kanal auf Adresse 16. Ab Adresse 17 wäre dann frei für die nächsten Geräte.
Werden 2 gleiche Geräte mit intern der gleichen Belegung auf die gleiche Adresse gelegt, so geben sie parallel das gleiche aus.
Eine Überlappung von Adressen ist zu vermeiden, denn sonst kommen komische Ergebnisse heraus.
Lücken in den Adressen oder auch das Weglassen von Teilnehmern mit Adressen zwischendrin macht für die übrigen Teilnehmer nichts aus, solange der Bus intakt ist und zu ihnen durchkommt.
Auch die Position im Bus (Reihenfolge auf der Leitung) spielt keine Rolle.

Beispiel:
2 Scheinwerfer haben jeweils 4 Adressen. 1.Kanal Rot, 2. Kanal grün, 3. Kanal Blau 4. Kanal Weiss.

Der erste Scheinwerfer bekommt die Adresse 1, der 2. die Adresse 6 (willkürliches Beispiel)

Dann ist die DMX Belegung: Adresse 1: Scheinwerfer 1 Rot, Adresse 2: Scheinwerfer 1 Grün, Adresse 3: Scheinwerfer 1 Blau, Adresse 4: Scheinwerfer 1 Weiss, Adresse 5: nicht belegt, Adresse 6: Scheinwerfer 2 Rot, Adresse 7: Scheinwerfer 2 Grün, Adresse 8: Scheinwerfer 2 Blau, Adresse 9: Scheinwerfer 2 Weiss, Adresse 10 und höher nicht belegt.

Würde man einen weiteren identischen Scheinwerfer 3 anschließen und diesem ebenfalls die Adresse 1 geben, dann würde er sich einfach gleich verhalten wie Scheinwerfer 1. Das kann man gezielt ausnutzen, wenn sich mehrere Scheinwerfer gleich verhalten sollen.
(Gerade bei einfachen Lichtpulten spart das Programmierarbeit. Bei größeren Pulten oder bei PC Software kann man natürlich Gruppen bilden und so einerseits mehrere Scheinwerfer parallel fahren, ohne andererseits Flexibilität zu verlieren.)​

Die Belegung steht im Handbuch. Manche Scheinwerfer sind einstellbar, wie viele Adressen und Funktionen sie bereit stellen (mehrere DMX Modes). Es gibt Zusatzfunktionen wie Master Dimmer oder Strobe Frequenz bzw. sogar ganze programmierte Funktionen.


Meine persönliche Erfahrung mit den Scheinwerfern:
Ich bevorzuge inzwischen Geräte, die einen DMX Mode bereitstellen, bei dem die verfügbaren Farben auf jeweils auf einem Kanal liegen und keine weiteren Funktionen wie Master Dimmer und Strobe auf extra Kanälen haben. Gerade bei mehrfach-Bars (z.B. 4-er Bars) gibt es häufig nur DMX Modes mit einem gemeinsamen Master und gemeinsamen Strobe (Stroboskop). Auch hier ist mir ein Modus wichtig, der nur genau die vorhandenen Grundfarben pro vorhandenem Scheinwerfer bereitstellt (ohne weitere Kanäle). Da ich in der Regel vor allem Lichtstimmungen einstellen will, brauche ich keine Stroboskopkanäle und ein Master Dimmer muss vor allem bedient werden, auch wenn man den Master auf 100% stellt.
Ein Gerät, das einen derartigen Modus (1 Kanal pro Farbe, keine weiteren) nicht bereit stellt, würde ich nicht mehr kaufen, weil ich dort den Dimmerkanal und/oder Strobe Kanal mit bedienen muss, ob ich will oder nicht.

Natürlich ist das Geschmacksache. Da ich eher den Theateransatz fahre (Lichtstimmung erzeugen mit gezielter aber wechslender Beleuchtung) und nicht auf Blend- Stroboskop- und sonstige Blinkeffekte setze, brauche ich solche Gimmicks nicht. Wer Lightshows mit Stroboskopeffeken aufsetzen will, kann den Effekt natürlich eher brauchen.
Ein Master Dimmer ist nützlich, wenn man eine bestimmte Farbe eingestellt hat und manuell bei gleicher Farbe dimmen will (z.B. von Hand per Fader) – sofern die Scheinwerfer die Farbe beim Dimmen auch halten. Da meine Steuerung per Software fadet, brauche ich das nicht. Der Computer rechnet das für mich.
So komme ich (für mich) auf meine Soll-Vorgabe: es muss einen DMX Mode geben, bei dem für jeden Scheinwerfer ein Kanal pro verfügbarer Grundfarbe zugewiesen ist und nichts weiter.

-----


DMX Steuerung

Zum Steuern der Lightshow kann man entweder ein Lichtsteuerpult oder einen Computer mit passendem Interface verwenden.
Lichtpulte gibt es von ganz einfach mit nur wenigen Schiebereglern für 6 Kanäle bis hin zu großen Pulten, die die 10000 EUR Grenze locker sprengen.
Es gibt auch Sonderformen, wie DMX Recorder, die eine aufgezeichnete Show wiedergeben können oder kleine Boxen, die ein Steuerpult enthalten und per Web-Interface angesteuert werden.

Bei den Computer Interfaces gibt es überwiegend welche, die über USB angesprochen werden oder LAN nach DMX Umsetzer.
Bei den einfachen USB Interfaces, die in der Regel nur einen USB nach Seriell Wandler und einen RS485 Interface Baustein enthalten, muss der PC auch für das korrekte Protokoll sorgen. Die teureren USB Interfaces enthalten in der Regel einen eigenen Microcontroller, der das Pattern selbständig abspult. Das Interface muss in diesem Fall nur noch die Änderungen mitgeteilt bekommen.

Noch komfortabler ist es, wenn man die DMX Steuerung per LAN bzw. WLAN abwickeln kann.

Das ART Net Protokoll ist genormt. Die mir bekannten ART Net Nodes lassen sich bei den mir bekannten Programmen gleich ansteuern. Lediglich die IP Adresse muss bekannt sein.

Der ART Net Node enthält selber einen kleinen Prozessor, der das DMX Pattern selbständig abspult.
Bei den Radig Interfaces wird genau das Pattern weiter abgespult, auch wenn die Verbindung unterbrochen ist. Das ist angenehm, denn dann bleibt die letzte Lichtinstellung einfach so erhalten, bis die Verbindung wieder steht.
Gleichzeitig bietet das LAN Interface ohnehin eine Potentialtrennung, so dass auch dieser Punkt abgehakt ist und keine Probleme macht.

Bei Android Geräten (Smart Phone oder Tablet) ist das für mich einzig sinnvolle Interface. Natürlich könnte man auch über ein USB OTG Kabel versuchen, ein USB Interface anzuschließen, aber das ist Krampf (und ich kenne Fälle, wo das Tablet durch falschen Adapter und Stromzuführung geschrottet wurde).

Die andere Alternative für Android Devices sind spezielle WLAN basierende Interfaces.

Ich habe mich für ART Net entschieden, da ich das Interface sowohl von einem PC Programm als auch von Android ansteuern kann (nur nicht gleichzeitig von 2 Steuerprogrammen, sonst gibt es Chaos).

(wird fortgesetzt)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Schöne Übersicht - bin gespannt was da noch kommt. Allerdings eine kleine Mecker-Anmerkung: Das Protokoll heißt "Art-Net", oder "Art-Net 4" für den aktuell spezifizierten Stand.
 
Ihr habt ja recht: Ja, Art-Net ist ein Protokoll der Firma Artistic License.
Es ist aber offengelegt und darf ohne Lizenzgebühr benutzt werden. Außerdem gibt es dafür erschwingliche Interfaces, die auch für kleinere Setups interessant sind.

Der Workshop richtet sich an Einsteiger und Hobby-Lichtsteuerer, die mit einem kleinen Budget eine minimale Lichtsteuerung erstellen wollen.

Wenn ihr weitergehende Tipps und Hinweise habt, gebt die doch im Anschluss wieder.

Bei Einsteigern sehe ich kleine Steuerpulte im ungefähr 100 EUR Preisrahmen, kostenlose oder kostengünstige Steuerprogramme auf Laptop, Tablet oder Handy oder Steuergeräte, die als kleine Kiste daher kommen und ein Web-Interface bieten.

An PCs sehe ich günstige bis mittelteure USB Interfaces und Art-Net Nodes, letztere auch bei mobilen Endgeräten über WLAN angesteuert. Spezielle Interfaces direkt für mobile Geräte gibt es auch. Da ich damit keinerlei Erfahrung habe, lasse ich die einfach mal außen vor.

Die anderen Protokolle wird eher der Profi kennen und nutzen, aber nicht der Hobbyist, der 5 bunte LED Lampen steuert (oder 2 4-er Bars).

---

Wenn man einsteigt, muss man sich zuerst durch die Begrifflichkeit der Lichtsteuerung wühlen. Was es nicht einfacher macht, ist, dass für gleiches teilweise unterschiedliche Begriffe verwendet werden.

Ein Gerät (Lampe, Moving Head …) mit mehreren zusammengehörenden DMX Kanälen nennt man Fixture = Gerät = Lampe

Eine Lichteinstellung über mehrere Geräte /Fixtures nennt man Scene = Szene

Ein automatischer (wiederholter) Ablauf von Szenen nennt man Chase (oder Lauflicht)

Bei einfachen Pulten sind häufig den Fixtures feste Startadressen zugeordnet.

Ich habe ein nettes Video gefunden, in dem die Programmierung und Bedienung eines einfachen Pults erklärt wird (und von dieser Sorte gibt es welche von verschiedenen Herstellern um die 100 EUR)
Schön finde ich, dass einfache Beispiele mit nur 1 und 2 Scheinwerfern vorgestellt werden, dafür aber schrittweise demonstriert werden. (Leider nur auf englisch)

Vorab noch einige Hinweise dazu, damit das Video verständlicher wird.

Mit den 16 Tasten links wird die Fixture ausgewählt, also der gewünschte Scheinwerfer.
Die Startadressen liegen hier fest auf Vielfachen von 16 + 1, also 1, 17, 33, …
Dann müssen die Scheinwerfer auch auf diese Adressen 1, 17, 33 … eingestellt werden, damit sie richtig ansprechbar sind.
Wenn eine Fixture ausgewählt ist, leuchtet die zugehörige Taste.
Mit den Schiebereglern werden dann die zugehörigen Kanäle der Reihe nach eingestellt. In diesem Fall ist der 1. Regler für Rot, der 2. für Grün und der 3. für Blau zuständig.
Sind mehrere Fixtures aktiv, werden alle gleich eingestellt. Werden sie inaktiv geschaltet, so behalten sie den letzten eingestellten Zustand. So kann man alle der Reihe nach unterschiedlich oder mehrere gleichzeitig gleich einstellen.
Der Rest ist dem Video gut zu entnehmen. Nicht einverstanden bin ich mit der fehlenden Terminierung am Ende, wobei das bei so kurzen Kabeln tatsächlich nichts ausmacht.



Nur noch ein Gedankenspiel: wenn man Scheinwerfer hat, bei denen Kanal 1 Rot, Kanal 2 Grün, Kanal 3 Blau ist, und andere, bei denen Kanal 1 Master Dimmer ist, Kanal 2 Rot, Kanal 3 Grün und Kanal 4 Blau ist, dann ist man gekniffen, weil bei gleichzeitiger Anwahl sich die Scheinwerfer unterschiedlich verhalten. Hier müsste man Tricksen und den Scheinwerfer ohne den Masterkanal auf 1 um eine Adresse höher stellen. Dann würde der Master Kanal hier ins Leere laufen und rot, grün und blau wären wieder auf dem selben Regler.
(Daher habe ich weiter oben meine persönliche Forderung nach einem Mode mit nur den Grundfarben postuliert)
Manche der einfacheren Steuerpulte lassen auch zu, die Belegung der Fixtuers anzupassen (d.h. den Reglern zuzuordnen.
Die großen Steuerpulte überlassen wir den Profis.

-----

Steuerprogramme auf PCs sind komfortabler. Sie bieten in der Regel eine Abstraktionsebene mehr.
Es gibt eine Gerätebeschreibungsdatei für ein Gerät, die einem Programm sagt, welche Parameter die Lampe (Moving Head …) hat und auf welchem Kanal die liegen.

Dann geht man nur noch mit der Angabe Rot, Grün, Blau, Master … an dieses Gerät. Häufig wird ein fehlender Master Dimmer in Software auf die Steuerkanäle umgerechnet.
Für viele Standardgeräte sind die meist schon beim Programm dabei. Geräte, die nicht in der Bibliothek angelegt sind, lassen sich in der Regel mit einem Editor aufsetzen.


Auch hier kann man Szenen und Chases programmieren (und viel mehr).
Ins Detail gehe ich hier nicht, da die Programme unterschiedlich sind.

Größere Pulte oder Steuerprogramme können meist mehr als nur einen DMX BUS verwalten.
Pro unabhängigem Bus sprich man hier von einem Universum. (Und die Einsteiger arbeiten in der Regel auch nur mit einem BUS = Universum).

Eines möchte ich noch erwähnen.
Es gibt 2 vorherrschende Bedienphilosophien: HTP und LTP
Steuerprogramme oder Steuerkonsolen arbeiten meist nach einer der angesprochenen Bedienphilosophien.
HTP = Highest takes Precedence: wenn 2 oder mehr Quellen einen Dimmerkanal steuern, gewinnt derjenige mit dem höchsten Wert
LTP = Latest takes Precedence: hier gewinnt der zuletzt abgesetzte Steuerwert.

Ich habe Android Steuerprogramm. Das arbeitetet nach HTP.
Außerdem ist es leider schlecht dokumentiert. Szenen konnte ich erstellen, bei Chases ging es irgendwie nicht weiter.
Hier konnte man aus verschiedenen Ebenen Settings abfeuern. Hat man eines nicht zurück genommen, so konnte sich mit dem nächsten ein komischer, unerwarteter Zustand einstellen.

Ich habe dann tatsächlich mit weniger Zeitaufwand ein kleines Eigenbau-Pult entwickelt und auf diesem Szenen und Chases programmiert.

Auf dem PC verwende ich PC – Dimmer. Das arbeitet nach LTP. Damit bin ich besser zurecht gekommen.
Den Ausschlag für dieses Programm war, dass es kostenfrei ist (ich werde jedoch noch eine Spende rüberwachsen lassen, weil ich jetzt über das Experimentierstadium hinaus bin und es weiter nutzen werde) und die Möglichkeit, ein Kontrollpanel anzulegen. Bei mir läuft Licht nur nebenher. Wir haben keinen festen Techniker weder für Ton noch für Licht und mischen uns meist selber von der Bühne. Da kommt das Kontrollpanel gerade recht, von dem man Szenen und Chases per Knopfdruck abfeuern kann. Das geht sogar Remote per Android App.
Mein Sohn (13) hat beim letzten Auftritt mit Licht den Beleuchter gespielt. Mit diesem vorbereiteten Kontrollpanel ist die Bedienung im wahrsten Sinne „Kinderleicht“.

Ich habe 3 Gruppen: Frontlicht, Seitenlicht und Licht von hinten.
Manche meiner Szenen setzen alle Scheinwerfer statisch.
Dann gibt es Chases, die gehen nur auf die farbigen Scheinwerfer, aber nicht auf das Frontlicht.
Oder Frontlicht und Seitenlicht sind statisch, und nur das Licht von hinten läuft durch …
Mit LTP und der Philosophie, dass nur die in der Szene ausgewählten Geräte verändert werden, ist das problemlos möglich.

Noch eine Beobachtung zu Überblendzeiten:
Wenn man zwischen 2 Szenen wechselt, dann ist eine sehr kurze Überblendzeit als harter Wechsel deutlich sichtbar.
Überblendungen mit 1-3 Sekunden wirken als sanfter, aber deutlich wahrnehmbarer Vorgang (und es wirkt professionell). Ich nutze für derartige Übergänge gerne 2 Sekunden.
Wenn man längere Überblendzeiten (10 Sekunden oder größer wählt) ist das Überblenden eher unauffällig.

Ich fahre bei uns den Theateransatz: Akteure von vorne oben weiß beleuchtet, eher Spotlicht.
Der Rest der Bühne wird in eine Farbstimmung getaucht, meist eher ein langsamer, kontinuierlicher Farbwechsel oder statisch. Natürlich gibt es auch einzelne Chases, die blinken, bzw. ein Lauflicht sind, aber sonst ist es eher „Tag“, „Mondlicht“, „Kerzenschein“, „Sonnenaufgang“ …

Mit blinkenden, strobenden … Lichtern und bewegtem Licht (Moving Head) habe ich noch nicht gearbeitet. DA dürfen die Profis gerne noch etwas beisteuern.

So und jetzt dürfen die Profis ran, wenn sie wollen. In der Klasse kann ich nichts beitragen, hoffe aber, den Einsteigern etwas geholfen zu haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hallo @chris_kah
Warum so empfindlich. Ich habe ja nicht umsonst den :opa: vorrangestellt und es schadet ja nicht Quellen zu haben wenn man sich weiter einlesen möchte.

Zudem hasse ich Ungenauigkeiten bei Begriffen.
Das führt früher oder später zu Verständnisproblemen, egal ob "Profi" oder nicht.
Zum Beispiel schreibst du vom "Theateransatz" den ich (8tung persöhnliche Meinung), der mit Theaterlicht sein Geld verdient, als absoluten falschen Ansatz für gutes (Theater-) Licht sehe und der mir in der Theaterwelt auch so nicht begegenet.
Aber darum geht es hier nicht.

Es gibt von ETC ein super Video in dem HTP, LTP, Preset, Tracking und die verschiedenen Überblendarten anschaulich erklärt werden.
Alles leicht zu verstehen (denke ich, der lange schon damit umgeht). Leider in Englisch.



Have Fun
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Sorry, bin euch nicht böse (wenn das so rüberkam) :prost:.

Mit Theateransatz meine ich eher die akzentuierte Beleuchtung im Gegensatz zu eine Lightshow, die auf Lichteffekte an sich setzt (bewegliche Strahlen, Strobes, Blinken ins Publikum, Blinder ...). Vielleicht habe ich mich da zu unklar ausgedrückt. Im Theater arbeitet man ja manchmal schon mit deutlich mehr Beleuchtungsarten, auch von hinten, Streiflicht, Verfolger, ... und vieles mehr, eben um das Bühnengeschehen zu untersteichen, während in vielen Shows die Lightshow ein eigenständiges Showelement ist.
Bei unserem Musikstil und in unserem kleinen Rahmen wäre das aber eher kontraproduktiv. Daher wird sich meine Scheinwerfersammlung auch nicht wesentlich vergrößern. Es war jetzt schon manchmal hilfreich, eigenes Licht dabei zu haben, wenn die Location nichts geeignetes hat.
Und buntes Licht, bzw. gezielte Beleuchtung bringt bei Konzerten schon das gewisse Etwas.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallo @chris_kah
vielen Dank für Deinen super Grundlagen-Workshop! Sehr gut gemacht.

Ich habe dann tatsächlich mit weniger Zeitaufwand ein kleines Eigenbau-Pult entwickelt und auf diesem Szenen und Chases programmiert.
Magst Du diesen Eigenbau auch mal vorstellen? Würde mich sehr interessieren, insbesondere im Vergleich zu günstigen Pulten wie dem Color Chief etc.

Grüße,
Bernd
 
Der Thread ist ja heute auf der Startseite gelandet. Allerdings hatte der nie ein Feuerwerk im Sinn, sondern die Vermittlung der allereinfachsten Grundlagen für Einsteiger, die mit Lichtpult und 1-2 Bars oder einer handvoll LED Scheinwerfer loslegen wollen.

Und auch die abgebildete Light Bar mit Showlaser wäre jetzt nicht gerade meine Empfehlung. Ich habe beruflich jedes Jahr Laserschutz-Belehrung. Ich persönlich würde nichts mit Laser einsetzen, selbst wenn das Produkt offiziell zugelassen ist. Mir viel zu heiß. Es gibt genügend schöne Lichteffekte auch ohne Laser.

Und für die Einsteiger wäre das hier noch interessant: https://www.musiker-board.de/thread...ung-eine-zusammenfassung.386443/#post-4759308
sowie diese anschauliche Aufstellung https://www.musiker-board.de/threads/frontlicht-fuer-bands-warum-immer-nur-weiss.664930/
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
vielen Dank für diese hilfreiche Übersicht, es ist geanu das was ich gesucht habe!!!
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben