Die Preamps der Behringer X32/X18 etc.-Serien sind absolut o.k., linear, transparent, rauscharm, verzerrungsarm und mit guten Headroom.
Es gehört nun wirklich schon lange zum kleinen 1x1 der Hersteller, solche ´sauberen´ Preamps zu bauen.
Hier ist die Schaltung des LX7II einsehbar (S. 43 u.a.):
file:///C:/Users/JRGENL~1/AppData/Local/Temp/soundcraft_lx7-2_ii_technical_manual.pdf
Solide Schaltungstechnik, keine irgendwie geheimnisvolles Wunderwerk und nicht so weit weg von Schaltungen, wie sie vor 30 Jahren üblich waren, siehe z.B. hier:
http://juggernautmusic.com/wp-content/uploads/2013/10/Spirit_Studio_Schems-1.pdf (Soundcraft Spirit Live).
Nur sind die heute eingesetzten Transistoren und OP-Amps rauschfreier, übersteuerungsfester als die vor 30 Jahren und sie haben einen größeren Frequenzbereich, der sehr weit über den Audiobereich, ja sogar den Ultraschallbereich hinaus geht.
Beim LX7 setzt Soundcraft auf den OP-Amp TI07250, Behringer setzt den NJM4580 ein. Beide sind je nach Stückzahl bei Mouser in etwa für den gleichen Preis gelistet, z.B. TI072 bei 500 St. ca. 0,35 € netto.
Technisch liegen beide in etwa gleichauf, hier die Datenblätter:
https://datasheet.octopart.com/TL072ACDT-STMicroelectronics-datasheet-33425686.pdf
https://www.njr.com/electronic_device/PDF/NJM4580_E.pdf
Die analogen Schaltkreise dieser Mixer darf man heutzutage getrost als ausgereizt und abgehandelt betrachten.
Interessant wird es bei den digitalen Schaltkreisen und Chips. Deren Entwicklung verlief rasant, hat aber heute auch einen Stand erreicht, der als für die Anwendung in Mischpulten als mindestens weitgehend ausgereizt angesehen werden darf. So können die von Behringer eingesetzten AD/DA-Wandler deutlich höhere Sampleraten als die maximal einstellbaren 48 kHz:
Der AD-Wandler CS5368 von Cirrus Logic, den Behringer bevorzugt verbaut (8-kanal /24 bit), könnte z.B. bis 216 kHz samplen, ist aber in den X32 usw.-Serien auf maximal 48 kHz limitiert.
[Hier das Datenblatt:
https://www.mouser.com/datasheet/2/76/CirrusLogic_CS5368_F5-1160035.pdf]
Inwieweit die FPGA´s, die Behringer einsetzt, schon ausgereizt sind, kann ich nicht beurteilen. Der Xilinx XC6SLX4 erscheint mir jedoch sehr leistungsfähig und hat möglicherweise in einem X18 mitunter ´Langeweile´ [Hier Infos dazu:
https://www.xilinx.com/products/silicon-devices/fpga/spartan-6.html und hier ein interessanter Teardown des X18R:
http://vogelchr.blogspot.com/2015/11/behringer-x-air-xr18-teardown.html]
Die digitale Hardware der erwähnten Pulte ist zumindestens teilweise schon ´oversized´ im Hinblick auf den vorgesehenen Einsatzbereich, aber es lohnt sich für die Chip-Hersteller nun mal nicht, ältere und weniger leistungsfähige Chips weiter zu produzieren. Da ist es einfacher und vor allem billiger, die besseren Chips nur teilweise auszunutzen.
Der Rest ist Software und Programmieren und diesbezüglich gehören FPGA´s bekanntlich zu den flexibelsten Plattformen. Die Kunst des Mixer-Herstellers ist dabei die Entwicklung der Software für diese Plattformen und deren Programmierung und dabei werden sie sich sicher nicht gerne in die Karten schauen lassen. Universelle Schnittstellen z.B. für PlugIns für diese Mixer sehe ich daher nicht am Horizont, ich wüsste auch keinen Druck des Marktes, der die Hersteller zwingen könnte, in diese Richtung zu gehen.