Ich versuche 'mal etwas zu
ergänzen.
Vor einiger Zeit ging ich in den
Ausstellungsraum eines lokalen Musikanbieters: viele Schlagzeuge zum ausprobieren ... und mit schallsenkender Tür (für die leidenden Angestellten). Mutig die Sticks geschwungen und gar nicht so dolle reingehauen ... ... da rappelte es die ganzen Regale entlang, wo sich Trommel an Snare an Tom reihte ... ach ja, und die anderen Drumsets natürlich auch ...
Das war eindrucksvoll, denn, so der Nachrichtentechniker+Physiker in mir:
- ein Dirac-Stoss
- regt alle erreichbaren Resonanzen an (Systemantworten)
- am Drumset, im Raum und andernorts.
Also ... man kann den Klang vom Schlagzeug
grundsätzlich nicht isoliert vom Raum, in dem es gespielt wird betrachten, und ebensowenig von all dem, was sich da noch so mitanregen lässt (im besten Fall auch die zum Daddeln auf dem Drumset mitgroovenden Herumstehenden). Ist natürlich immer eine Frage der Verhältnisse. Am ehesten vernimmt man noch den (meist nicht so großen) Raum beim Mikrophonieren ... Stichwort Kammfilter-Effekte (Geometrien Raum zur Mikroposition, gepaart mit Mikro-Charakteristik ... joi joi joi).
Auf eine
einzelne Trommel bezogen haben wir wenigstens diese schwingungsfähigen Komponenten unterm Dirac-Stick // dahinter einige Parameter:
- Schlagfell // Spannung, Material, Dicke, Auftreffpunkt, Schlagweise, Stick selbst, Drummer-Mood
- Trommelinneres // i.W. Länge (L), Durchmesser (D), L : D, Wandmaterial, Wandstärke
- Reso-Fell // praktisch wie Schlagfell
- Raum // L*B*H (also Raummoden; idealer Quader ... soll ja davon abweichende Räume geben)
- Standort der Trommel im Raum (ist nicht egal ... es gibt auch "verschluckende" Stellen)
Dabei
mindestens auftretende Wellenphänomene:
- Oberflächenwellen (Felle, Trommelwand)
- Biegewellen (i.W. auf der Trommel, Wände des Musikraums)(z.T. nicht-lineare Phänomene)
- stehende Wellen (Raum, Trommelinneres bei ungünstigen Resonanzlängen)
- und ggf. weitere
Insbesondere
"sehen" Wellen alle Geometrien ganz anders als unser Auge: entscheidend sind nur die Wellenlängen, die aufs intimste mit der, etwa im Holz, deutlich von der Luft verschiedenen Ausbreitungsgeschwindigkeit abhängen. Und am Ende zählen nur die Verhältnisse in der Massskala der Wellen-Längen.
D.h. also, selbst bei einer einfachen Tom oder Snare ohne Snareteppich, ob nun mit oder ohne Resofell, sind da
eine Menge schwingfähiger Systeme miteinander verkoppelt, und mit zunehmender Lautstärke (also Stick-Wumms) eben auch zunehmend nicht-linear. Verkopplung bedeutet eben auch, im ideal genähreten Fall (kleine Amplituden, nur lineare Effekte usw.) Frequenzgänge, bei denen so mancher elektronsiche EQ vor Neid erblassen würde, viele Resonanzen mit hohem und kleinem Q inklusive.
Und jetzt haben wir noch gar nicht gesprochen über ein Tool vieler Schlagzeuger, das
Tape oder Papiertaschentuch: drappiert man gerne zum .... Dämpfen auf dem Fell.
All das
subsummiert unser Gehör (als Gesamtfunktion) als ... Klang oder Sound.
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Hier als
Anschaungsmaterial 3 miteinander verkoppelte Pendel. So etwas hätten wir etwa für Schlagfell, Luft (in oder um die Trommel) + Resofell. Diese Art gekoppelte Pendel sind übrigens nicht-deterministisch, d.h. anders als bei Federpendel kann man zukünftige Stellungen und Bewegungen der Pendel NICHT mehr voraussagen (chaotisch). Selbst gleiche (also: nahezu gleiche) Startbedingungen ergeben nahezu sofort andere Verläufe ... (= Klänge an der Trommel, wenn man's überträgt)
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Für den
Sounddesigner wird das nun zur praktischen Frage: schmeiße ich lieber einen Freiheitsgrad, das Reso-Fell, raus, oder nutze ich es geschickt mit? ("Vereinfachen" scheidet ja per se aus, siehe oben.) Es kommt darauf an, es gibt da keine allgemeingültige Antwort.
Eins meiner Sets hat aus Transportgründen Bassdrum und eine Tom mit breitem Durchmesser nur OHNE Reso-Fell ... klingt immer etwas leblos. Wobei, ... beide im richtigen Abstand übereinander montiert macht das eine zum Reso des anderen ... und schon belebt sich der Sound ein wenig (teiloffene Trommel).
Eine Snare
mit Reso-Fell kann man in viele Richtungen stimmen, z.B. lasch, tief, metallisch hoch usw. Und alles noch ohne Snareteppich.
ich fühle mich versucht, von meinen trommeln das resonanzfell mal abzunehmen. wie das wohl klingen mag?
Versuch macht kluch ... Sammel Deine Erfahrungen. Mitunter reicht es auch aus, ganz ohne Montage, das Drumset ein paar achtel Wellenlängen weiterzuschubsen, Papier zu tapen usw. (sind ja genug Parameter zum Verändern verfügbar).
Aber schau' parallel oder vorab in
dieses tolle Buch hier:
Drum Tuning. Der Weg zum Traumsound (Nils Schröder)
Viel Erfolg