Ich hab in verschiedenen Gruppen und Sessions gespielt und verschiedene Musikrichtungen.
- Renaissance-Laienensemble: Basierend auf einem Blockflötensextett mit verschiedenen anderen Renaissance-Blasinstrumenten wie Pommern, Dulzian, Krummhorn und Gemshorn. Zum Konzert immer ein Gesangssextett dazu und manchmal eine Gambe. Problem war hier immer, dass letztendlich hauptsächlich Blockflöten gespielt wurden, weil die ganzen anderen Instrumente die extremen Intonationsmängel noch mehr herauskehren. Für diese Art Musik braucht man ZWINGEND ein sehr gutes Gehör, obwohl das schiere spielen der Noten sehr einfach ist. Ein einziger Mensch dabei, der das nicht mittragen kann und das ganze Ensemble hätte besser kein Konzert gegeben. Es wurden trotzdem Konzerte gegeben und das Ensemble hatte nur drei intonationsmäßig fitte Leute. Ein gutes Ergebnis gab es nie. Ich habe auch noch selten brauchbare Ergebnisse von Laienensembles gehört, sofern neben Blockflöten auch Rohrblattinstrumente eingesetzt werden.
- zehnköpfiges Blockflötenensemble. Problem: Keine Instrumente unter Bass vorhanden und diese sind auch teuer wie ein Schwein. Eigentlich würde man so eine Gruppe gerne in 4' und 8' CHor aufteilen und dann wenn nötig die tieferen Stimmen doppelt besetzen- die Instrumente dazu waren nicht da. Das schränkt den Tonumfang massiv ein solange man das ständige Mitspielen von Sopranino verhindern will (was man in Kleingruppen vermeiden sollte, ist grausam), so dass viele Instrumentalmusik eigentlich nicht mehr in Frage kommt. Statt das zu akzeptieren und sich auf die Stärke einer solchen Besetzung zu konzentrieren wurden Stücke aus allen möglichen Genres umgeschrieben, schlechte Arrangements bis hin in den Pop- und Musicalbereich gespielt als wäre man ein 0815 Blasorchester, Barockstücke mit lächerlich gebrochener Stimmführung akzeptiert.... das ganze Ensemble war nicht auf der Höhe der Zeit und hatte kein Interesse an ernsthafterer Herangehensweise. Es gibt aber tolle Ensembles in der Größe und natürlich auch Quartette. Eigentlich der einzige Bereich, wo die tiefen Blockflöten voll zum Tragen kommen dürften, wenn sie denn da sind.
- wechselnde Folkbesetzung mit ein paar Freunden- das hat super geklappt und es wurde eine Mischung aus deutschem Folkrevival, irish Folk und Marktmusik, mit Ausflügen in andere Genres, gespielt. Nur Zupfinstrumente und Blockflöte und Akkordeon. So bald das Akkordeon leider weggefallen ist: Ich bin auf Mandoline umgestiegen. Allein melodisch spielen gegen mehrere Zupfer klingt mit der Blockflöte zu dünn, und allgemein bei Folk mit Blockflöte UND es werden nur Lieder gespielt (statt Tänze etc.) hat man das Problem: Ja was macht man jetzt mit dem Instrument? Die Blockflöte mag gute Melodien und kleine Noten, sie ist einfach als Begleitinstrument untauglich. Wenn man dem Drang nachgibt etwas blockflötentaugliches zu spielen zieht man gegen den Gesang zu viel Aufmerksamkeit auf sich, für melodische Zwischenspiele uä wäre es gut einen zweiten, verstärkenden Melodiespieler zu haben und sonst hat man es schwer, einen sinnvollen Job zu finden.
- Irish Folk Ensemble: Gitarre, Fiddle, Bodhran und Tin Whistle, und ich: Hier hat sich schnell herausgestellt, dass die Blockflöte einem bei Irish Folk unnötig Steine in den Weg legt, also musste ich Low Whistle und Banjo lernen
. Allerdings- bei Stücke von Carolan und einigen Balladen bin ich bei der Blockflöte geblieben- manchmal passt sie dann doch besser.
- Klezmer sessions: Ja, das funktioniert überraschend gut wenn man sich eingelebt hat! Hier hauptsächlich mit Sopranino bis Alt ausgerüstet, die tieferen Instrumente sind gegen Klarinetten und Trompete lächerlich unnötig.
- Taizé-Gebete spielen mit variabler Besetzung: Komisches Kirchenmusiksubgenre. Zurückhaltendere Blockflöten von Alt bis Bass benutzt, kam gut an, und ist auch ein entspannendes Musizieren.
- Punk-Band und Mittelalterrockband. Spielte zwar selten, aber doch manchmal Blockflöte. Tiefe Instrumente gehen hier gnadenlos im E-Gitarren-Matsch unter und sind schwer abzunehmen, also wieder Sopranino bis Alt. Es ist manchmal schwer, sich mit den aus einem komplett anderen Kosmos stammenden Gitarristen zu arrangieren bzw. überhaupt Musik zu arangieren. Auch hier wieder: Blockflöten brauchen ihre Melodien, und sind keine Begleitinstrumente. Sie stehen deshalb ständig im Spannungsfeld nutzlos-zu aufdringlich. Und man profitiert als Blockflötist massiv von einem zweiten Melodiespieler, wegen der Mangelnden Wucht der Blockflöte und v.a. weil dann klar ist "He, die zwei wollen auch etwas zu diesem bisher reinen Metal-Song beitragen!"
- Blockflötenorchester: Hat mich gar nicht überzeugt. Ich finde nicht, dass man ständig Sopranino und Sopran in Zusammenspiel mit den tiefen Instrumenten bringen sollte. Sicher kann man irgendwas mit so einem Klangkörper anfangen, aber bei "normaler" Musik kommen dann weder die hohen noch die tiefen Instrumente wirklich zu ihrem Recht, weil die schrillen Höhen die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen und irgendwann auch ermüdend wirken. Dazu sind Blockflöten schon empfindlich in Sachen Intonation. Mit wirklich vielen Spielern wird das nicht besser. Heftige Schwebungen sind garantiert.