Wo findet man eigentlich Profi-Musiker?

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David_MiS
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Tach Kollegen,

aufgrund einer wegen Berufstätitgkeit einiger Bandmitglieder verpassten Tourmöglichkeit und unterschiedlicher Zielsetzung innerhalb meiner Band denke ich immer öfter darüber nach in Zukunft mit Profis zusammenzuarbeiten.

Leider ist mir in der Vergangenheit schon aufgefallen, dass es über die bekannten Kleinanzeigenformate kaum möglich ist, Leute mit professionellen Fähigkeiten und Zielvorstellungen kennenzulernen.

Von daher würde mich mal interessieren, wo die entsprechenden Leute zu kontaktieren sind. Desweiteren frage ich mich wie die Herrschaften in der Regel zu motivieren sind an Projekten teilzunehmen, die zum Zeitpunkt der Musikersuche noch nicht profitabel sind.

Ich danke schon mal für Denkanstöße.

Grüße
David
 
Eigenschaft
 
Wenn eine grobe, leicht kritische Frage erlaubt ist: Bist du denn Profi? Verdienst du einen (Groß)teil deines Geldes mit Musik?
 
Desweiteren frage ich mich wie die Herrschaften in der Regel zu motivieren sind an Projekten teilzunehmen, die zum Zeitpunkt der Musikersuche noch nicht profitabel sind.
Dieser Satz disqualifiziert von vornherein. Wenn du Leute engagierst für deine Tour, wirst du sie bezahlen müssen. Dann stehen aber zumindest Gigs an. Wenn du nichts zu bieten hast (Ruhm, Geld, oder beides), warum sollte jemand, der seinen Lebensunterhalt davon bestreitet, mit dir spielen?

Eine geringe Chance besteht lediglich, wenn du in der lokalen Szene ein bekanntes Gesicht bist, also du gut bist und möglichst viele Musiker diese Einschätzung teilen. ;) Vielleicht hast du Glück und triffst auf diesem Wege die richtigen Mitstreiter. Aber auf Zuruf und ohne entsprechende Reputation siehts mau aus.

Es mag hart klingen, aber irgendwann im Leben muss man Prioritäten setzen, und der Beruf füllt nun mal den Kühlschrank.
 
@sKu

Ich bin kein Profi. Bei mir greift eher die Definition "semi-professionell". Die Herangehensweise stimmt, kleinere Erfolge sind vorhanden und Musik geniesst oberste Priorität in meiner Lebensplanung.

Ich suche halt einfach Leute, die richtig gut sind und auch mal kurfzfristig auf Tour können, ohne dass irgendwelche beruflichen Verpflichtungen im Wege stehen. Das muss ja kein Söldner sein, der direkt Cash sehen will. Unter Amateuren finde ich kaum jemanden, der dem Profil entspricht, deshalb die Anfrage in Richtung Profi-Lager.
 
wenn ihm keine "beruflichen Verpflichtungen im Weg stehen" bedeutet das, die Musik ist sein Beruf (also die Definition von Profi) und dann will er auch Geld sehen, wenn er spielen soll. Ist doch ganz einfach?

dennoch würde mich auch interessieren, wie man diese Profis dann im Ernstfall findet...?
 
Das ist zu geradlienig gedacht. Als Musiker geht man ja meist einer freiberuflichen Tätigkeit in einer naheliegenden Branche nach, um eben flexibel für solche Dinge zu sein. Ich suche wie gesagt keine Leute für einmalige Geschichten, sondern feste Bandmitglieder. Allerdings mit professionellem Anspruch und entsprechender Erfahrung mit der langfristigen, gemeinsamen Ambition die Band zu einer funktionierenden Angelegenheit zu machen.
Ich bin mir sicher, dass es da zwischen Feierabend-Musiker und Joe Satriani eine Menge Leute gibt, die diesem Profil entsprechen. Nur treiben die sich scheinbar nicht auf den üblichen Kontaktbörsen herum ;)
 
dennoch würde mich auch interessieren, wie man diese Profis dann im Ernstfall findet...?
Falls das in meinem Beitrag oben nicht deutlich geworden ist: Mundpropaganda. ;) Im Laufe der Zeit füllt sich das kleine Büchlein mit Telefonnummern von Leuten, die man mal auf einer Session getroffen hat, über Dritte kennt, usw. Wenn dann der Ernstfall eintritt, wird das Büchlein durchtelefoniert, und selbst wenn dann keiner dabei ist, kann aber vielleicht wer einen bis dato unbekannten Musiker vermitteln. Und wieder ein neuer Eintrag im Büchlein. :p
 
@sKu

Ich bin kein Profi. Bei mir greift eher die Definition "semi-professionell". Die Herangehensweise stimmt, kleinere Erfolge sind vorhanden und Musik geniesst oberste Priorität in meiner Lebensplanung.

Ich suche halt einfach Leute, die richtig gut sind und auch mal kurfzfristig auf Tour können, ohne dass irgendwelche beruflichen Verpflichtungen im Wege stehen. Das muss ja kein Söldner sein, der direkt Cash sehen will. Unter Amateuren finde ich kaum jemanden, der dem Profil entspricht, deshalb die Anfrage in Richtung Profi-Lager.

PROFI heißt erst mal von der Musik leben oder zumindest einen Teil seines Lebensunterhalts damit bestreiten zu können. Also solltest du dich umgekehrt fragen, was du solchen Leuten bieten kannst bzw. was dein Projekt für solche Leute attraktiv macht. Und mit Vitamin B und "Word of mouth" ergeben sich dementsprechende Kontakte natürlich viel eher als wenn man bewußt danach suchen muß. Noch besser ist natürlich Label/Management-Backing, wodurch professionelle Leute auch von selbst auf eine Band/Projekt aufmerksam werden, das solche Musiker sucht. Ist eine ganz einfache Rechnung. Außerdem ist bei der Sache zu bedenken, daß zwischen KÖNNEN und wirklicher PROFESSIONALITÄT auch noch ein gewisser Unterschied besteht. Sind zwei Paar Schuhe. Suchst du Leute, die "nur" gut spielen können (wo dann vielleicht der Faktor Geld erst mal nicht soooo wichtig ist) oder welche, die RUNDUM professionell sind (Instrumentbeherrschung + Einstellung/"Attitude", Persönlichkeit, Image, Connections usw.) ? Im zweiten Fall dürfte es schwieriger werden, wenn das Finanzielle nicht so die primäre Rolle spielen soll.
Man könnte natürlich auch versuchen, bekannte/professionelle Musiker direkt zu kontakten (dank Internet). Ob das aber von Erfolg gekrönt ist, wenn man bedenkt, daß solche Leute unzählige Anfragen von "no names" bekommen,
darf bezweifelt werden. Aber wer`s nicht versucht, wird es wohl auch nicht herausfinden. Muß man halt probieren.
 
Von daher würde mich mal interessieren, wo die entsprechenden Leute zu kontaktieren sind. Desweiteren frage ich mich wie die Herrschaften in der Regel zu motivieren sind an Projekten teilzunehmen, die zum Zeitpunkt der Musikersuche noch nicht profitabel sind.

Ich verdiene mein Geld als Musiker, kann das natürlich nur hochgradig subjektiv beurteilen, weiß aber, daß diverse Kollegen ähnlich denken und handeln: wenn jemand ankommt und mich für ein Projekt gewinnen will, muß er Ernsthaftigkeit, Zielstrebigkeit und Talent mitbringen, sonst kommt man da auf keinen gemeinsamen Nenner. Wenn jemand mich anruft und eine Band neu gründen will, sind immer die Fragen: wer ist der Frontmann/die Frontfrau, steht da jemand mit Erfahrung oder ist das eine Anfängergeschichte? Was für Songs gibt es, inwieweit sind die festgelegt? Wer ist der Bandleader, wer macht das Booking? Wenn die Beantwortung dieser Fragen erkennen lässt, daß da jemand mit Ernsthaftigkeit, Zielstrebigkeit und Talent sein Ding durchziehen will, bin ich auch gerne bereit, mal ein paar Vormittage für lau ins Studio zu gehen oder zu proben.

Geld steht da nicht an erster Stelle. Aber alles, was ohne Geld passiert, muß in der Freizeit passieren (also Mo.-Fr. vormittags), nicht während der potentiellen Arbeitszeit (Mo.-So. nachmittag und abends). Und die ganze Band, falls es um eine Band geht, sollte da auch Zeit haben. Sobald es darum geht, reguläre Arbeitszeit zu besetzen (also Wochenenden), muß man über reguläre Honorare verhandeln.

Meine 2 Cents...

Ach ja...zur Musikersuche: geh auf Konzerte von Musikern, die dich interessieren. Sprich Musikschullehrer an, ob sie fähige Schüler haben oder selbst interessiert sind (Köln: Eigelsteintorburg). Kontaktiere Musicalmusiker.

Harald
 
Viele Profis sehen das wie HaraldS, wobei es durchaus üblich ist, drauf zu achten, daß auch hier für Proben keine Lasten entstehen zu Ungunsten der Berufsmusiker, also ist Benzingeld schon mal nicht schlecht.

Ansonsten ist Deine Anfrage schon etwas naiv. Berufsmusiker leben dasvon, daß sie Musik machen - sprich dafür bezahlt werden.
 
Hallo

ich finde, Dein Vorhaben ist auch mit Nicht-Profis realisierbar. Allerdings muß man dann eben sehen, wie gut man plant...

In meiner Band verfolgen wir das selbe Ziel. Wir möchten mit unserer Musik bekannter werden und mehr/interessante Gigs spielen. Keiner aber denkt ernsthaft darüber nach, mit der Musik seine Brötchen zu verdienen.

Wir planen unsere Termine langfristig, damit sich ggF jeder Urlaub nehmen kann usw. das klappt auch immer recht gut.

Ich denke, bei der auswahl der Musiker muß einfach genau darauf geachtet werden, was die Leute vor haben. Man kann kaum erwarten, daß der Beruf hinten an steht, aber das der Urlaub für Aufnahmen oder eine Tour genommen wird ist schon vertretbar.

Das Problem ist, daß eben keiner wirklich ohne Verpflichtungen ist Bei Schülern und evtl Studenten sieht´s da noch etwas anders aus, aber wirklich frei ist keiner.

Das was Du überlegt hast ist quasi eine Frirmengründung. Und es wird sehr schwer, Geschäftspartner zu finden, wenn man keinen Profit vorweisen kann. Das ist beim Reifenhändler nicht anders, als bei einer Band.

Wenn Du keine gemeinsame Basis mehr mit Deiner jetzigen Band siehst, solltest Du über einen Austritt nachdenken und passende Leute suchen.

Grüße

LesPaulES
 
Ich sehe es ähnlich wie die anderen Berufsmusiker, die Dir geantwortet haben - Profis für eine Tour wirst Du nur finden, wenn Du sie bezahlen kannst. Ganz einfach weil proben, aufnehmen und touren für einen Berufsmusiker bedeutet, daß er anderweitige Engagements, Unterrichts- und Korrepetitionsstunden absagt, um sich Deinem Projekt zu widmen. Vielleicht reizt ihn das sogar mehr - aber er muß trotzdem etwas daran verdienen, weil er ja von Musik lebt...

Es dürfte also schwierig werden. Vielleicht hast Du bessere Chancen, wenn Du dich nochmal gründlich bei den Semiprofis umschaust. Da gibt es erstens saugute Leute und zweitens - wenn man Glück hat - auch solche, die zeitlich flexibel sind, weil sie z.B. freelancer sind und dann ebenfalls mit Subs arbeiten. Es ist ja nicht jeder ein Festangestellter.
 
Da gibt es [...] auch solche, die zeitlich flexibel sind, weil sie z.B. freelancer sind und dann ebenfalls mit Subs arbeiten. Es ist ja nicht jeder ein Festangestellter.

Ganz wichtiger Punkt, mit den Subs, also den Ersatzspielern. Wer professionell arbeiten will, aber in der Aufbauphase steckt, sollte sein Ensemble dringend so organisieren, daß jeder Spieler schnell ersetzbar ist. Sonst kommt es ganz schnell zu Situationen, wo ein wichtiger Gig nicht gespielt werden kann. Unverrückbar feste Besetzungen (ohne Ersatzspieler) können sich eigentlich nur die Ensembles leisten, die keine festen Verträge mit Veranstaltern eingehen (oder nur Verträge, die ohne größeren Schaden annuliert werden können), oder die auf einem kommerziellen Level spielen, bei dem niemand noch nebenher woanders (in anderen Bands) arbeiten muß.

Der größte Teil aller übrigen Bands, auch der Neugründungen, ist aber schnell in der Situation, daß ein Spieler krank werden kann bzw. ein anderes Engagement angenommen hat. In so einem Fall sind Ersatzspieler die wichtigste organisatorische Maßnahme, um die Auftrittsfähigkeit sicherzustellen und Verträge einzuhalten. Ich für mein Teil habe gelernt, daß das "unersetzbar sein" ganz ganz oft ein Nachteil ist. Es ist schön, wenn man seine Position in einer Band individuell und künstlerisch hochwertig ausfüllt, aber ersetzbar muß man bleiben. In dem Moment, wo man unsersetzbar ist, handelt man in letzter Konsequenz unkollegial.

Harald
 
Hallo everybody,

für die meisten Menschen ist die Reihenfolge

1) Famillie (manchmal auch Beruf vor Famillie)
2) Beruf
3) Hobby

Bei Berufsmusikern ist das nicht anders. Wenn dein Projekt viel Spass macht aber kein Geld einbringt (zeitnah) müssen die das als Hobby betrachten. Mit allen Vor und Nachteilen die das bringt.
Wenn du es schafst regelmässige Zahlungseingänge zu generien wirst du auch in Priorität 1 oder 2 aufsteigen.

Gruss Mark

und das Profis Zeit für ne unbezahlte Tour haben, halte ich für ein Gerücht, zumindest wenn die Tour länger als 10 Tage gehen soll..... Für ne Kiste Bier nach Südfrankreich wird die meisten Profis eher nicht reizen.....
 
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und das Profis Zeit für ne unbezahlte Tour haben, halte ich für ein Gerücht, zumindest wenn die Tour länger als 10 Tage gehen soll..... Für ne Kiste Bier nach Südfrankreich wird die meisten Profis eher nicht reizen.....

Aber für ein paar wenige Euro drei Wochen auf einem Kreuzfahrtschiff spielen ist schon ganz nett ;), solange man Gästestatus hat. Das sind so Grenzfälle, wo das dann doch mal geht. Aber in der grundsätzlichen Tendenz stimme ich dir zu.

Harald
 
...solange man Gästestatus hat ...
wenn der Trend von diesem Jahr im nächsten so weitergeht, dann wird das in Zukunft wohl leider auch eher die Ausnahme als die Regel sein.
...haben die Musiker so "gewütet" auf den Schiffen, daß man die lieber voll bezahlt, dafür aber außerhalb der Arbeitszeit wegsperrt...??!:eek::gruebel:
 
Hallo zusammen,

da es ja schon seit geraumer Zeit das Phänomen der Popakademien gibt, die ja sehr praxisorientiert angelegt sind, wäre es doch ein Versuch wert, von dort aus junge Leute für solche Projekte zu interessieren. Enschede , Mannheim, Arnheim könnten solche Anlaufpunkte sein. Vorraussetzung ist, das da bestimmt gute Berufserfahrung dabei herauskommt. Bei den Menschen ist vielleicht auch mehr Enthusiasmus zu holen als bei den Profis, die oftmals sowohl unter beruflichen und privaten Druck stehen durch ihren Beruf als Musiker unbedingt Geld verdienen zu müssen.

Gruß

PTC
 
Popakademien [...]

An den Popakademien mag es Studenten geben, die in das anvisierte Bandmitglieder-Profil des Threaderstellers hineinpassen...aber flexibel für eine Tour sind die dann nicht unbedingt (weil sie an die Semester der Schule gebunden sind, z.B. in Arnheim) und für eine langfristige Zusammenarbeit eher auch nicht zu haben, weil sie ja auch flexibel bleiben wollen und sich am Markt etablieren wollen. So zumindest meine Erfahrung, aber vielleicht gibt es da wirklich die richtigen Leute.

Bei den Menschen ist vielleicht auch mehr Enthusiasmus zu holen als bei den Profis, die oftmals sowohl unter beruflichen und privaten Druck stehen durch ihren Beruf als Musiker unbedingt Geld verdienen zu müssen.

Da kann ich nicht ganz folgen...
1. Freiberuflichen Profis bewahren sich i.d.R. einen gewissen Enthusiasmus. Gerade derjenige, der lange im Geschäft des freiberuflichen Pop/Jazzmusikers ist weiß doch, daß Musik oft enthusiastisch klingen muss, damit sie auf Zustimmung stößt. Wer jeden Enthusiasmus abgelegt hat, wird auch nicht mehr angerufen und ist ganz schnell weg vom Fenster
2. Der "berufliche und private Druck als Musiker unbedingt Geld verdienen zu müssen"... den spüre ich, und - soweit ich das beurteilen kann - auch viele Kollegen so nicht. Wer freiberuflicher Musiker ist und damit über viel musikalisches Talent verfügt, hat ja eine ganze Palette von vermarktungsfähigen Eigenschaften. Es gibt genug musiknahe andere Berufe. Niemand wird ausschließlich als Frequenzproduzent geboren. Wer für sich rausfindet, daß sein Spiel nicht gefragt ist, ist in dem Job natürlich falsch - wird das aber schon früh selbst rausfinden und sich dann von vorneherein nicht in eine Position bringen, in der er unbedingt als Musiker Geld verdienen muß. Wer sich selbst in so eine Ecke manövriert, hat schon vorher Fehler gemacht.

Harald
 
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Ist zwar uralt, aber trotzdem interessant, da es meine Lebensrealität trifft.

Für mich ist ein Profi derjenige, der
1. Musik studiert hat oder adäquat ausgebildet wurde (was z.B. in den typischen "Pop-Akademien" nicht zwingend geschieht) und
2. danach davon lebt.

Und genau diese beiden Punkte sind auch die Kriterien, ob man ein Projekt, eine Tour etc. interessant findet oder nicht.

Zu 1. Ich finde es mittlerweile inakzeptabel mit Leuten zusammenzuspielen, die nicht Noten lesen können. Die Proben werden dadurch derartig in die Länge gezogen, dass die eigene Geduld meistens überstrapaziert wird.
Das Gleiche gilt für das generelle spieltechnische Niveau. Es reicht nur ein einziges Bandmitglied, das nicht das notwendige Niveau erreicht, und schon fängt es (zumindest bei mir) an, auf die Nerven zu gehen, da die Proben nicht produktiv genug sind. Ich sehe dann vor meinem geistigen Auge die Minuten vergehen und frage mich, was ich dort zu suchen habe ...
Zu 2. Dieser Punkt ist genau so entscheidend. Die meisten Amateure (was sind Semi-Profs?) machen sich keine Vorstellungen vom 1. Punkt, nämlich wie sie Musik mit einer soliden Ausbildung machen könnten - da sie sie eben nicht haben -, noch von Punkt 2, also was sich aus der Lebensrealität eines prof. Musikers per se ergibt. Der Thread-Ersteller meint eigentlich, dass, nur weil er von seiner Musik überzeugt ist, dieses doch jeder ernsthafte Musiker ebenfalls sein müsse. Das aber ist in der Realität keine gemeinsame Basis.
Als Profi-Musiker könnte ich in unzähligen Projekten mitwirken, die sich allesamt im Aufbau befinden. Aber wenn ich das schon höre, lege ich den Hörer gleich wieder auf. Denn ich arbeite und bringe meine Fähigkeiten doch nicht in ein ungewisses Projekt ein, von dem der Urheber - wie gesagt - immer überzeugt ist, das aber in der Regel nur selten das Licht einer Bühne erblicken wird.
Außerdem herrscht bei Amateuren eine deutlich geringere Disziplin. Sie kommen meistens zu spät zu den Proben, sind weniger gut vorbereitet und betrachten ein Projekt letztlich als nicht so dringend-wichtig, so dass es dann häufiger zu Austritten kommt und Ersatz gefunden werden muss. Aber ich kann nicht zulassen, dass solche Menschen meine Tagesplanung mitbestimmen und letztlich auch meinen Lebensunterhalt gefährden.
Dann muss ich natürlich abwägen: Kann ich damit meinen Lebensunterhalt komplett verdienen?
Wenn nicht, muss ich zur Bedingung machen, dass ich bei Termin-Doppelbelegungen einen Ersatz schicken kann. In der Realität finden 90% aller Live-Auftritte zwischen Freitag und Sonntag statt. Die Gefahr ist also groß, dass sich dort Überschneidungen ergeben. Wenn ich dann (z.B.) noch einen Stückvertrag in der Oper unterschrieben habe, muss eine Amateur-Band eben auf mich verzichten, wenn ich eine Vorstellung im Terminkalender habe.
Und so gibt es diverse Umstände, in die sich Amateure einfach nicht hineindenken können, weil ihnen solche Realitäten fremd sind.

Fazit: Amateure und Profis passen eigentlich nicht zusammen und das betrifft die Einstellung zum Beruf/Hobby, die Disziplin, das spieltechnische Niveau, die musiktheoretischen Kenntnisse und eben auch die Notwendigkeit eines Geldverdienens (um das unschöne Wort "Kommerz" zu vermeiden).
 
Tach Kollegen,

aufgrund einer wegen Berufstätitgkeit einiger Bandmitglieder verpassten Tourmöglichkeit und unterschiedlicher Zielsetzung innerhalb meiner Band denke ich immer öfter darüber nach in Zukunft mit Profis zusammenzuarbeiten.

Leider ist mir in der Vergangenheit schon aufgefallen, dass es über die bekannten Kleinanzeigenformate kaum möglich ist, Leute mit professionellen Fähigkeiten und Zielvorstellungen kennenzulernen.

Von daher würde mich mal interessieren, wo die entsprechenden Leute zu kontaktieren sind. Desweiteren frage ich mich wie die Herrschaften in der Regel zu motivieren sind an Projekten teilzunehmen, die zum Zeitpunkt der Musikersuche noch nicht profitabel sind.

Ich danke schon mal für Denkanstöße.

Grüße
David

Zuvor wurde schon angesprochen, dass Profis in den meisten Fällen Ihren Lebensunterhalt mit der Musik bestreiten müssen. Ein Projekt muss also entweder angemessene Einnahmen oder Aussicht auf Ruhm versprechen. (in seltenen Fällen reicht auch, wenn das Projekt sehr viel Spaß macht).

Wenn Du selbst an das Projekt glaubst, besteht die Möglicheit Profis auch angemessen zu entlohnen, BEVOR das Projekt profitabel ist. Mit dieser Investition zeigst Du, dass Du selbst an das Projekt glaubst und bereit bist, in Deine Idee zu investieren.
 

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