Ist zwar uralt, aber trotzdem interessant, da es meine Lebensrealität trifft.
Für mich ist ein Profi derjenige, der
1. Musik studiert hat oder adäquat ausgebildet wurde (was z.B. in den typischen "Pop-Akademien" nicht zwingend geschieht) und
2. danach davon lebt.
Und genau diese beiden Punkte sind auch die Kriterien, ob man ein Projekt, eine Tour etc. interessant findet oder nicht.
Zu 1. Ich finde es mittlerweile inakzeptabel mit Leuten zusammenzuspielen, die nicht Noten lesen können. Die Proben werden dadurch derartig in die Länge gezogen, dass die eigene Geduld meistens überstrapaziert wird.
Das Gleiche gilt für das generelle spieltechnische Niveau. Es reicht nur ein einziges Bandmitglied, das nicht das notwendige Niveau erreicht, und schon fängt es (zumindest bei mir) an, auf die Nerven zu gehen, da die Proben nicht produktiv genug sind. Ich sehe dann vor meinem geistigen Auge die Minuten vergehen und frage mich, was ich dort zu suchen habe ...
Zu 2. Dieser Punkt ist genau so entscheidend. Die meisten Amateure (was sind Semi-Profs?) machen sich keine Vorstellungen vom 1. Punkt, nämlich wie sie Musik mit einer soliden Ausbildung machen könnten - da sie sie eben nicht haben -, noch von Punkt 2, also was sich aus der Lebensrealität eines prof. Musikers per se ergibt. Der Thread-Ersteller meint eigentlich, dass, nur weil er von seiner Musik überzeugt ist, dieses doch jeder ernsthafte Musiker ebenfalls sein müsse. Das aber ist in der Realität keine gemeinsame Basis.
Als Profi-Musiker könnte ich in unzähligen Projekten mitwirken, die sich allesamt im Aufbau befinden. Aber wenn ich das schon höre, lege ich den Hörer gleich wieder auf. Denn ich arbeite und bringe meine Fähigkeiten doch nicht in ein ungewisses Projekt ein, von dem der Urheber - wie gesagt - immer überzeugt ist, das aber in der Regel nur selten das Licht einer Bühne erblicken wird.
Außerdem herrscht bei Amateuren eine deutlich geringere Disziplin. Sie kommen meistens zu spät zu den Proben, sind weniger gut vorbereitet und betrachten ein Projekt letztlich als nicht so dringend-wichtig, so dass es dann häufiger zu Austritten kommt und Ersatz gefunden werden muss. Aber ich kann nicht zulassen, dass solche Menschen meine Tagesplanung mitbestimmen und letztlich auch meinen Lebensunterhalt gefährden.
Dann muss ich natürlich abwägen: Kann ich damit meinen Lebensunterhalt komplett verdienen?
Wenn nicht, muss ich zur Bedingung machen, dass ich bei Termin-Doppelbelegungen einen Ersatz schicken kann. In der Realität finden 90% aller Live-Auftritte zwischen Freitag und Sonntag statt. Die Gefahr ist also groß, dass sich dort Überschneidungen ergeben. Wenn ich dann (z.B.) noch einen Stückvertrag in der Oper unterschrieben habe, muss eine Amateur-Band eben auf mich verzichten, wenn ich eine Vorstellung im Terminkalender habe.
Und so gibt es diverse Umstände, in die sich Amateure einfach nicht hineindenken können, weil ihnen solche Realitäten fremd sind.
Fazit: Amateure und Profis passen eigentlich nicht zusammen und das betrifft die Einstellung zum Beruf/Hobby, die Disziplin, das spieltechnische Niveau, die musiktheoretischen Kenntnisse und eben auch die Notwendigkeit eines Geldverdienens (um das unschöne Wort "Kommerz" zu vermeiden).