Ob sich eine Überspannung elektrisch (und damit meist auch klanglich) bei einem Effektgerät auswirkt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Das sind unter anderem
- der Hersteller des Gerätes
- das entwicklungstechnische Alter der Schaltung
- das externe Versorgungskonzept (AC/DC?)
- das Halbleiterkonzept (Germanium/Silizium)
sowie einige Faktoren mehr.
Der
Hersteller ist natürlich nicht wegen des Namens von Bedeutung, sondern wegen des unterschiedlichen Aufwandes, der versorgungsseitig von den verschiedenen Herstellern betrieben wird. So haben aufwändiger konzipierte Geräte oft hinter der Netzbuchse noch einmal eine eigene Stabilisierung, die die ankommende Spannung über Halbleiter und Kondensatoren zusätzlich glättet. Da diese Stabilisierungsschaltungen elektrisch gesehen aber selbst auch nur 'Verbraucher' sind, arbeitet der eigentliche Effektteil des Gerätes dann mit einer deutlich geringeren Spannung, als sie an der Netzbuchse anliegt. Bei diesen Geräten macht es iaR nichts aus, wenn die Spannung des Netzteils um ein (paar) Volt höher ist, intern wird in einem gewissen Bereich immer die gleiche Spannung erzeugt.
Das
entwicklungstechnische Alter des Gerätes ist insofern von Bedeutung, daß die ersten Bodeneffekte (Fuzz, Muff etc) nur einen Batterieclip hatten und gar nicht für Fremdversorgung vorgesehen waren. Bei einer Batterie ist sichergestellt, daß keine zu hohe Spannung auftritt, weshalb man auch keine internen Stabilisierungsmaßnahmen ergreifen muß. Einige Hersteller haben im Laufe der Jahre dann einfach eine Netzbuchse an das Gerät gebaut, womit dann natürlich alle Spannungsschwankungen und die Restwelligkeit in die Schaltung dringt. Solche konzeptionell alten Geräte sind (je nach Art des Gerätes) teilweise sehr empfindlich für zu hohe Eingangsspannung.
Das
externe Versorgungskonzept einer Schaltung macht einen sehr gravierenden Unterschied. So sind z.B. viele größere DigiTech- oder Akai-Effekte für Wechselspannungseingang ausgelegt. Das gibt die Gewißheit, daß das externe Steckernetzgerät im Grunde nur den Transformator enthält, das eigentliche Netzteil aber im Inneren des Effektgerätes sitzt, denn intern arbeiten alle Effektgeräte mit Gleichspannung! Ob diese interne Stabilisierungsschaltung ein paar Volt Wechselspannung (AC) mehr oder weniger bekommt, ist meist egal, das kann sie ausregeln. Je nach Trafo des AC-Netzteils bricht die gemessene Leerlaufspannung ohnehin um einige Volt ein, wenn sie belastet wird, das Gerät also angeschlossen wird.
Das
Halbleiterkonzept von Effektschaltungen war zwar schon auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit, hier hat sich aber eine ähnliche Erkenntnis durchgesetzt wie bei den guten alten Röhrenschaltungen: Totgesagte leben länger!
Als in den 60er Jahren der Transistor erstmals vermehrt in Audio-Schaltungen anzutreffen war, war es klar, daß es sich hierbei um Germanium-Transistoren handelte - es gab keine anderen. Hauptsächlich aus fertigungstechnischen (und damit finanziellen) Gründen wurden dann ab den späten 60ern nahezu alle NF-Schaltungen auf Siliziumtechnik umgestellt, die sich unter bestimmten Bedingungen deutlich anders verhält. Ohne jetzt hier auf Vor- oder Nachteile von Germanium- oder Siliziumhalbleitern eingehen zu wollen sei nur soviel erwähnt, daß Germanium-Transistoren in Bezug auf Spannung oft wesentlich empflindlicher reagieren, weshalb sich in einer Effektschaltung z.B. ein Unterschied von nur 1V deutlich stärker bemerkbar kann, als in einer Schaltung mit Silizium-Transistoren. Gerade das ist der Grund, weshalb sich bestimmte charakteristische Effekte eben nur mit diesen Germanium-Transistoren erzeugen lassen, was ihnen wieder eine kleine Renaissance beschert hat. Hinzu kommt noch, daß sich die Kennlinie (das elektrische Verhalten unter verschiedenen Bedingungen) fast keines typidentischen Germanuim-Transistors gleicht, sie werden erst nach der Herstellung ausgemessen und typisiert. Insofern ist sicher das Risiko bei abweichender Eingangsspannung bei (entwicklungstechnisch) neueren Geräten geringer als bei Geräten 'der ersten Stunde'.
Elektrisch sind 9,6V anstatt 9V wahrscheinlich bedeutungslos (das kann schon die Ungenauigkeit eines einfachen Meßgerätes sein), klanglich kann ich nur zustimmen, daß man es am besten ausprobiert.