Winterball

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Williamsbirne
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Weil es gerade so gut passt...
...hier auch einmal ein Text von mir zum Thema Winter.

Der Text ist eigentlich fertig. Ich erhoffe mir deshalb weniger Hilfe bei der Ausarbeitung, sondern würde mich freuen, wenn Ihr mir Eure Eindrücke beschreiben könntet, wie der Text auf Euch wirkt. Auch, welche Musik Ihr Euch dazu vorstellen könnt. Natürlich kann gerne jeder alles dazu sagen was er will - auch wenn er hie und da etwas anders formuliert hätte. (Vielleicht überlege ich es mir ja nochmal?)

Ich hatte irgendwann jeder Jahreszeit ein Lied gewidmet - bis auf den Winter.
Ziel beim Schreiben war für mich, eine Szene zu erschaffen, die geeignet war, mein persönliches (definitives) Winterlied auszufüllen. Das Original ist die englische Version.



Winterball


a winterbird
alights on a wintertree
on a winterfield
in a wintersleep

upon the field
there is little snow
and a single trail
maybe of a roe

the trail leads to
a frozen winterbrook
not far from here
yonder
towards the crook

Oh-ooh-ooh

from sunken silence
I do fall alert
by a lonely caw
of the winterbird

he's trip-trip-trippin'
along a scraggy twig
for one winterberry
he wants to pick

I ask the bird
on the wintertree
he must be deaf
he don't answer me
he don't answer me...

Oh-ooh-ooh

the sun looks pale
behind a misty sky
she also cannot
tell me when or why

a patient walz-
-feeling comes over me
so unreal
and close to insanity:

most tiny crystals
dancing in the air -
a winterball
to save me
from
despair...

#
#
#

Winterball


ein Wintervogel
lässt sich auf einem Winterbaum nieder
auf einem Winterfeld
in einem Winterschlaf

auf (über) dem Feld
ist ein bisschen Schnee
und eine einzelne Spur
von einem Reh, vielleicht

die Spur führt zu
einem gefrorenen Winterbach
nicht weit von hier
da drüben
bei der Biegung

Oh-oh-oh

aus versunkener Stille
werde ich plötzlich hellwach
durch das einsame Krächzen
des Wintervogels

er hüp-hüp-hüpft
einen dürren Zweig entlang
wegen einer Winterbeere
die er abpicken will

ich frage den Vogel
auf dem Winterbaum
er muss taub sein
er antwortet mir nicht
er antwortet mir nicht...

Oh-oh-oh

die Sonne schaut trüb (aus)
hinter einem diesigen Himmel
sie kann mir auch nicht sagen
wann oder warum

ein ruhiges (geduldiges)
Walzergefühl überkommt mich
so unwirklich
und dem Wahnsinn so nahe

allerkleinste Kristalle
tanzen in der Luft
ein Winterball
um mich
aus der Verzweiflung
zu retten...

#


Weiteres dazu kann ich ja dann in einem nächsten Post erläutern.

Williamsbirne





 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
Vom englischen Text her fiel es mir schwer, eine Vorstellung zu haben. Ich kann garnicht sagen wieso, denn es waren nicht so viele Worte die mir unbekannt waren. In deiner deutschen Übersetzung fällt mir das bedeutend leichter. Interessanterweise empfinde ich deinen Text eher als überwiegend statisch, in dem ab und zu ein wenig Bewegung auftaucht (der Vogel, die Flocken) halt so wie ich einen ein Wintertag wahrnehme, wenn man irgendwo auf ein Stück Natur schaut, bei dem nicht andauernd ein anderer Mensch vorbei kommt.
Als Winterball im Sinne eines Tanzes kommt es mir nicht vor.

Musikalisch schwebt mir eine recht dünne Begleitung vor, Klavier, Aktustikgitarre. Ich als Synthi Freak würde vermutlich einen luftigen Synthi für die Flächen und vereinzelte Glöckchen auswählen... Das wäre mein erster Eindruck nach dem Lesen, wie immer so viel wie nötig ;)
 
Ein schöner, winterlicher Text. Ich hole gleich meinen Schal raus.

Sprachlich möchte ich anmerken, dass wintersleep laut leo.org getrennt geschrieben wird und dass bei he/she/it das s mit muss (he doesn't answer me). Ansonsten eine wunderbar winterliche Sprache.

Spannend finde ich den Ausbruch aus der winterlichen Szene im letzten Teil. Das mag ich. Erst Stimmung aufbauen und dann durch einen leichten Dreh das ganze in eine andere Richtung lenken.
 
Hallo Williamsbirne,

Vorab; ich finde deinen Text sehr schön; sprachlich übersteigt er an manchen Stellen mein Englisch wissen, aber dass soll dein Schaden nicht sein.
Jede Strophe für sich gefällt mir wirklich gut.

Mein einziger Kritikpunkt:

Der "Winterbird" kommt ja gleich zu beginn vor. Herrlich umschrieben, wie eigentlich Alles in deinem Text.
Später nimmst du den Faden dann nochmal auf; beschreibst wieder (denselben?) winterbird.

Irgendwie will das für mich nicht so recht passen. Es stört ein bisschen sowohl meine Stimmung, als auch meinen Lesefluß. Wieso gerade jetzt wieder der "Winterbird"?

Ich mag die kurzen Sätze und Zeilen wirklich sehr. Ich hab null Problem mit der Beschreibung der "Winterwelt" - ich mag sie sogar sehr :)
Ich arbeite gerade auch an nem Text und hab da Probleme mit der Struktur. Wenn dies mein Text wäre, würde ich da ansetzen, natürlich nur, wenn du das möchtest.

Grüße von

Dug
 
Hi Williamsbirne,
pick, pick, pick Dir einfach raus, was Du gebrauchen kannst.
Ich bin besser im Analysieren als im Zusammenfassen. ;)
Insgesamt lässt mich der Text etwas verwirrt zurück, aber ich mag die ruhige Stimmung und vor allem so machen beschreibenden Moment, wie den mit dem Vogel und der Beere.




Winterball


a winterbird
alights on a wintertree Vielleicht noch mehr "hereingezoomt", auf einem Ast? Allerdings haben wir den ja auch später. Durch die Wiederholung/Staffelung und die einfachen Worte ensteht bei mir zunächst der Eindruck eines Kinderliedes oder einer Volksweise.
on a winterfield
in a wintersleepFinde ich ansich ein schönes Bild, passt aber vielleicht nicht so ganz zur eher beschreibenden Natur des umgebenden Reihe? Das war jetzt mein erster und zweiter Eindruck, ich kann aber auch eine etwas "verzaubertere" Stimmung da reinlesen.
Vielleicht ist es auch der Sprung von örtlichen Bezügen zu einer personifizierten Landschaft. Formal parallel, inhaltlich abweichend.

upon the field
there is little snow würde ich jetzt so verstehen, dass da wenig/kaum Schnee liegt. Passt damit nicht zur "Winter"-Vorstellung, die ich bis dahin hatte und zu der Spur, die gleich beschrieben wird. "Is" ist vielleicht auch zu nüchtern? "Upon" kann ich nicht richtig bewerten. Ich vermute mal Du willst Dich nicht wiederholen und auch eine etwas altertümliche Sprache verwenden.
and a single trail
maybe of a roe das "maybe"/den Nachgedanken empfinde ich als zu casual, passt für mich nicht zur Stimmung.

the trail leads to vielleicht könnte man da den Satz von oben weiterführen? and a single trail ..... leads to a frozen.... Würde aber Deinen Rhymthus etwas durcheinanderbringen.
a frozen winterbrook
not far from here
yonder
towards the crook etwas umständlich. Es fällt auf, dass Du alles sehr räumlich beschreibst, als ob Du in Gedanken nochmal einen Spaziergang nachgehst. Du nimmst uns praktisch mit auf diesen Spaziergang und jeder kann diese Hülle mit seinen Erinnerungen füllen.
Oh-ooh-ooh

from sunken silence
I do fall alert "fall" alert kenne ich nicht. (Was nichts heißen muss. ;) Allerdings geht es damit von "sunken" nochmal nach unten, ist also vielleicht auch kein so gutes Bild. "Alert" verbinde ich ehermit einer dauerhaften Aufmerksamkeit und Anspannung, während es hier vielleicht eher um das Aufschrecken aus Gedanken geht? (Allerdings übersetzt Du es ja auch mit "hellwach". Widersprüchlich dazu ist dann wiederum der weitere Verlauf. )
by a lonely caw
of the winterbird Finde ich vom Ablauf her schön gemacht.

he's trip-trip-trippin' Sehr schön! Passt auch klanglich. Weiß allerdings wieder nicht, ob´s von der Übersetzung her ganz passt. "Hop" wäre die sicherere Nummer. Das "he" statt "it" funktioniert für mich als Deutscher, weiß nicht wie ein Muttersprachler das warhnimmt.
along a scraggy twig Passt jetzt nicht so zum eher großen´Rabenvogel, den ich durch "caw" vor Augen habe. Da solltest Du Dir vielleicht nochmal klar werden , mit was wir es da zu tun haben und das dem Leser näherbringen. "Vogel" ist sehr allgemein und es können komplett unterschiedliche Bilder entstehen. Zunächst hatte ich da was kleineres vor Augen, dann den Rabenvogel, der aber wie gesagt wieder nicht so ganz zu dem dürren Zweig passt.
for one winterberry
he wants to pick sehr schön!

I ask the bird Da fehlt jetzt natürlich die Frage. Absichtlich wohl. Aber auch grammatisch klingt das dadurch komisch.
on the wintertree
he must be deaf Da sind wir auch schon wieder in einer Traumwelt, besonders lang war das LI also nicht "alert."
he don't answer me "don´t" stecke ich jetzt sprachlich in eine ganz andere Ecke als den Rest des Textes. Evtl. ist das aber auch altertümlich?
he don't answer me...

Oh-ooh-ooh

the sun looks pale
behind a misty sky hazy? Allerdings müsste er ja eigentlich schon bewölkt sein, um einen Blick in die Sonne zu ermöglichen. Möglicherweise auch schlecht: Bisher konnte man eine komplett abweichende Vorstellunge von diesem Wintertag aufbauen.
she also cannot "he"
tell me when or why

a patient walz-
-feeling comes over me
so unreal
and close to insanity: "insanity" ist ein starker Kontrast zu "patient" und der Stimmung bisher überhaupt, zumindest für mich ist hier auf einmal ein Bruch.

most tiny crystals Thousands of tiny cristals? Sparkling ? Mag das "most" hier nicht so sehr.
dancing in the air -
a winterball
to save me
from
despair...

Zum Ende hin bin ich zunehmend verwirrt. Der Ausflug zum Bach, der mir im Kontext einer Landschaftsbeschreibung gut gefallen hat, scheint mir auf´s ganze Ganze gesehen eher von Deiner eigentlichen Botschaft abzulenken. Es scheint fast schon anekdotenhaft, als wäre das alles genauso passiert und Du gibst es mehr oder weniger in voller Länge so wieder. Am Anfang beschränkst Du Dich nur auf´s Beschreiben, der erste wirklich wertende Begriff ist der einsame Ruf des Vogels. Bis dahin kann jeder sich da reindenken, was immer er möchte. Falls das Bilder sind, dann kann ich sie nicht entziffern, bzw. es liegt nicht nahe da nach einer zweiten Ebene zu suchen. Dann kommt nochmal eine beschreibende Szene mit dem Vogel und der Beere, die man je nach bisheriger Lesart auch als drollig empfinden kann (die mir aber auch sehr gefällt) und dann geht´s abwärts bis hin zum Wahnsinn.
Wie immer kann sich da durch die Musik viel ändern, aber so war jetzt mein Eindruck.
Was auch auffällt ist, dass Du in einer sehr strikten Form beginnst, die sich dann mehr und mehr auflöst.
Abschließend scheint dann der namensgebende, rettende Ball etwas zu kurz zu kommen. Dessen Schönheit würde ich im Detail beschrieben haben wollen um die Rettung plausibel zu machen.

Eine offene Frage wäre für mich, ob das LI von Anfang an in melancholischer bis verzweifelter Stimmung war, oder urplötzlich in der Mitte des Texts davon überfallen wird. Letzeres war nämlich mein Eindruck beim ersten Lesen.


#

 
Zuletzt bearbeitet:
Winter darstellen - schöne Idee. Dabei das beobachtende Ich nicht vergessen - gute Idee. Denn im Grunde liegt Schnee, ist dort ein Vogel, eine Spur - kein Ball, oder Walzer, nur für das verzweifelte LI. Sehr klug: keine Verallgemeinerung "das ist Winter", viel mehr ein "das kann Winter sein".

Nur leider funktioniert der Gedanke nur halb, da nur halb umgesetzt (so wirkt es auf mich!). Das LI kommt erstmals prominent, als es den Vogel eine Frage stellt - aber ich weiß nicht nur nicht was er fragt, ich fühle es auch nicht, es ist mir quasi egal. Und das istsist bemerkenswert, denn sonst ist mir der Text nicht egal, mag ja Sprache, sehr natürliches Englisch.

Musikalisch stell ich mir eher sphärischen, minimalistische, kalte Klänge (Harfe, gewisse Synthi).
 
Ich danke allen, die sich geäußert haben.
Mal sehn, ob es mir gelingt, auf alle Fragen/Anregungen einzugehen.

@SillySybok

-> "statisch"
Ja, das war in der Tat meine Absicht.


@ grammatikalisch "falsches" English

Das ist mir bewusst. Ich brauche es aber - warum, wird vielleicht noch klar.


@DugDanger

Wieso noch einmal Winterbird?
Tja, kann ich nicht sagen. Vielleicht weil es das einzige in dem Text ist, was lebt und sich bewegt. Ich wollte nicht noch ein zweites Lebendiges einführen, brauchte es aber noch einmal.


@ Tinitus, Mondluchs (Rundumschlag :rolleyes:)

Man kann den Winter ja auf verschiedene Weisen beschreiben. Den happy-jingle-bells-Winter, den nachdenklich allein verbrachten Heiligabend wie bei Artbass...
Ich versuche hier die unendliche Ödnis eines Winter zu beschreiben, einer Winterlandschaft, die im Grunde nur die Nach-Außenkehrung der Seele des Betrachters dieser Landschaft ist.
Das LI steht wie gebannt angesichts dieser Öde und kann nichts tun, als alles stumm anzusehen und dabei nicht (oder doch?) zu begreifen, dass er sich in Wahrheit gerade selbst ansieht.
Er spürt schon, dass er nicht mehr ganz im Hier und Jetzt ist, sondern gefangen in einer surrealen Zwischenwelt. Deshalb auch die Personifizierungen von Sonne und Vogel ("he" und "she"), deshalb auch das "don't answer me" - eine fast lallende, leicht verwirrte Aussprache, zu mehr ist er nicht im Stande. (Auf deutsch hätte ich dann wohl besser übersetzt: "er tun mir nich antworten... er tun mir nich antworten...")
Ihn quält irgendeine große Frage. Ich dachte aber, es wäre besser, wenn man nicht wüsste, welche.

besonders lang war das LI also nicht "alert."
Jetzt wo Du's sagst... Ist mir selbst noch nicht mal aufgefallen - schön erkannt...
Überhaupt passt ja vieles von dem, wie Du es wiedergegeben hast.


-> most tiny soll der Superlativ sein: tiny - more tiny - most tiny


Interessant, dass bei den meisten der Eindruck von schwebender, sparsamer Musik entstanden ist. So ähnlich soll es auch sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
-> most tiny soll der Superlativ sein: tiny - more tiny - most tiny
Ich hatte gedacht, das wäre so richtig?
Ist es auch, nur gefällt es mir irgendwie nicht. "Tiny" ist für sich ja schon winzig genug. "Most" ist irgendwie pompös.

Danke für Deine Antwort. Diese Ödnis ist trotz der Starre bei mir zunächst nicht angekommen. Wir haben ja den Vogel, wir haben das Reh, auch wenn wir es nicht direkt sehen. (Für Dich ist es vielleicht erfroren, deshalb nur eine einzelne Spur, oder weit weg, für mich eine weitere Spur von Leben.)
Der kleine Bach war für mich aufgrund der Begleitumstände auch nicht komplett zugefroren und der Erzähler stapft langsam durch eine zwar stille, aber schöne Winterlandschaft im Sonnenschein. (Das steht da so natürlich nicht drin, aber eben eine ganze Weile auch nichts Gegenteiliges. )

eine fast lallende, leicht verwirrte Aussprache, zu mehr ist er nicht im Stande.
Funktioniert für mich so nicht, dafür ist die Figur zu etabliert. Aber das kann wohl am besten ein Muttersprachler bewerten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das "he don't answer me" fällt mir als (Nicht-Muttersprachler) negativ auf, weil es sprachlich aus dem sonstigen Rahmen fällt. Und das ist genau der Punkt: vom LI bekomme ich nichts mit. Ich habe noch einmal drüber geschaut und gesehen, was mich stört: fehlende Adjektive, Bewertungen. Wie empfindet das LI den Vogel? Majestätisch? Einsam? Auf Durchreise? Verzweifelt? Jongleur hat das einmal gesagt: wer Langeweile beschreiben will, soll nicht automatisch langweilig schreiben. Und wenn du gähnende Leere beschreibst, dann gelingt das nicht durch Auslassen wesentlicher Details. In deiner Antwort verwendest du die Wörter "gebannt", "Öde" oder "stumm". Mit diesen kann ich viel besser nachempfinden, worum es (in der ersten Hälfte) dieses Textes gehen soll. Warum schreibst du sie also nicht direkt hinein?
 
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fehlende Adjektive, Bewertungen. Wie empfindet das LI den Vogel? Majestätisch? Einsam? Auf Durchreise? Verzweifelt? (...) wenn du gähnende Leere beschreibst, dann gelingt das nicht durch Auslassen wesentlicher Details. (...) Warum schreibst du sie also nicht direkt hinein?
Weil es ja auch noch die Musik gibt?
Genauso, wie ich nicht "langweilig" schreiben muss, um Langeweile auszudrücken, muss ich auch keine Adjektive schreiben, wenn das die Musik ausdrücken kann.

Zumindest versuche ich das...


Über Tolstoi habe ich mal gelesen, er würde die Seelenzustände seiner Protagonisten nicht anhand emotionaler Analysen beschreiben. Seine Methode wäre die über Äußerlichkeiten. Wie eine adelige Dame den kleinen Finger hält, mit welcher Verve sie ihr Kleid aufrafft usw.
So würde er die Seelenzustände deutlich machen. Es scheint also auch noch andere Wege zu geben. Vielleicht will dieser Text so einer sein...

- - - Aktualisiert - - -

Wie empfindet das LI den Vogel?
Vielleicht empfindet es ihn gar nicht. Vielleicht ist es innerlich von seinem Empfinden so abgekapselt, dass es gar keine konkreten Angaben zu seinem Befinden machen kann, sondern einfach nur wiedergibt, was sich vor seinen Augen abspielt.
 
Über die Musik kann ich nichts sagen - du hast nach der Wirkung des Textes gefragt, so wirkt er auf mich.

Bezüglich Tolstoi: wie eine adelige Dame den kleinen Finger hält, mit welcher Verve sie ihr Kleid aufrafft - schön. Wie fliegt also der Vogel? Mit welchen Bewegungen pickt er nach der Winterbeere?

Wie gesagt: Nicht-Empfinden muss man nicht zwingend darstellen, indem man nicht über das Empfinden schreibt.

Das sind übrigens alles nur Gedanken - wenn du nichts damit anfangen kannst, sag es mir bitte direkt. Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass du dich für die Freiheit des Autors über seinen Text einsetzt - in diesem Fall will ich nich unwissentlich eine Grenze überschreiten.
 
Hallo, Poet der Stille,

Deine Darstellung löst in mir Ruhe aus. Mir gefällt der Text "makroszenisch sehr gut. Mikroszenisch geht meine Phantasie wohl minimal andere Wege. siehe unten. Vielleicht animiert es dich, dieses oder jenes Verb nochmals zu überlegen.

Winterball

a winterbird
alights on a wintertree
on a winterfield
in a wintersleep
......................Eine schöne, sanfte Bewegung in einer schlafenden Landschaft
upon the field
there is little snow
and a single trail
maybe of a roe
....................Hier komme ich etwas ins Stocken: Ich sehe die vermeintliche Rehspur nicht übers Feld verlaufen. Dazu liegt für MICH (wortwörtlich) zu wenig Schnee.
the trail leads to
a frozen winterbrook
not far from here
yonder
towards the crook
.................................Ich muss mich entscheiden, ob ich der Spur mit den Augen oder zu Fuß folge. Würde ihr lieber zu Fuß folgen, damit das Bild länger als einen Augenblick währt

Oh-ooh-ooh

from sunken silence
I do fall alert
by a lonely caw
of the winterbird
.............................. .................. Für mich, der ich der englischen Sprache nur gelegentlich intensiv lausche, Ist "fall alert" eine ungewohnte Formulierung. - Aber ich hab noch einen weiteren Grund, hier zu stocken: eine derartige Stille hat meine Sinne hellwach gemacht. Nun ist ihnen nach Film oder Hörspiel. Es wäre schade um jede beschreibende Erklärung. Lieber wäre mir zum Beispiel, der Schrei bräche in meine Stille ein, mischte sich mit ihr (oder so ähnlich). Mir reichte auch, dass der Vogel sich der Beere nähert (oder so ähnlich)

he's trip-trip-trippin'

along a scraggy twig ...................... DAS gefällt mir super
for one winterberry
he wants to pick ........................... Eine Erklärung,auf die ich verzichten könnte

I ask the bird ................................ Hier irritiert mich die Frage. Es kommt keine Frage im Text vor. Also wird sie für mich nicht wichtig. "me and the bird /on the wintertree" reichte mir, um einen einseitigen Dialog darzustellen.
on the wintertree
he must be deaf
he don't answer me
he don't answer me...
..................................................ansonsten: sehr schön.
Oh-ooh-ooh

the sun looks pale
behind a misty sky
she also cannot
tell me when or why .................. Hier werden zwei Fragen gestellt. Ich stelle mir spontan eine Trennung oder schwere Krankheit vor. Reicht mir aus

a patient walz-
-feeling comes over me
so unreal
and close to insanity:

most tiny crystals
dancing in the air -
a winterball
to save me
from
despair...
............................................. Zum Schluß unterliegst Du (aus meiner Sicht) der Versuchung, mehr zu erklären als darzustellen. Deie Verzweiflung ließe sich ja auch darstellen. -
Vielleicht hat die Spannung im Kopf nicht bis zum Schluss gereicht. - Vielleicht war Dir aber auch die Erklärung am Ende sehr wichtig, doch meine Seele kann damit nicht mehr so viel anfangen. Muss sie ja letztlich auch nicht.:)

#
#
#

Ich hoffe Du fühlst vor allem, dass ich Dir gern über Dein Winterfeld gefolgt bin. Ich bedaure, dass MEIN Spaziergang etwas kurz war. In Deiner Phantasie vielleicht nur wenige Sekunden dauerte. Naja, man soll ja auch aufhören, wenn es am Schönsten ist;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Das sind übrigens alles nur Gedanken - wenn du nichts damit anfangen kannst, sag es mir bitte direkt. Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass du dich für die Freiheit des Autors über seinen Text einsetzt - in diesem Fall will ich nich unwissentlich eine Grenze überschreiten.
Nein, nein - ist doch in Ordnung. :rolleyes: Wir unterhalten uns ja. Du steckst nicht in mir drin und ich nicht in Dir. Also müssen wir uns über den Text aneinander herantasten.

Lass' es mich mal versuchen... Mal sehen, ob es mir gelingt.
schön. Wie fliegt also der Vogel?
Er lässt sich nieder.
Er landet nicht. Er kommt nicht geflogen. Er flattert nicht.
Er lässt sich nieder.

-> Hat für mich etwas Ruhiges, Souveränes. Er tut, was ein Vogel tut - nichts Ungewöhnliches. Er ist also mit sich selbst im Reinen.
Einer hat erkannt, dass es sich wohl um einen Raben handelt. Obwohl ich es nicht sage, ist es so gemeint. Man könnte das z.B. aus "Winterbird" schließen, da Raben im Winter sehr häufig vorkommende Vögel sind. Vor allem Auf Feldern (Winterfield).
Raben waren aber auch schon immer eine Metapher für Unglück und Tod.
Wenn nun solch ein Vogel sich vor dem LI "niederlässt", dann könnte man daraus verstehen, dass das LI einem schweren Schicksal gegenübersteht. Oder mit einem solchen ringt.

Mit welchen Bewegungen pickt er nach der Winterbeere?
Auf einem dürren Ästchen entlang hüpfend. Das heißt, er ist nicht direkt dort bei der Beere gelandet, sondern etwas weiter weg. Wahrscheinlich hat er sich also erst nach einer Weile überlegt, dass er die Beere picken könnte. Eventuell eine zufällige Entscheidung, keine von Anfang an bewusst geplante. Oder doch? Es hätte so kommen können - oder anders. Es spielt keine Rolle.
Für das LI spielt das Zufällige jedoch eine Rolle. Weil es seine einzige Realität ist, mit der es fertig werden muss.

- - - Aktualisiert - - -

@ Jongleur


Danke für die Antwort.


->Zum Schnee.
Ich stelle mir ein weites Feld vor, mehr eine riesige, schlammige Wiese, braun, sumpfig, auf der viele Maulwurfshügel aufgeworfen sind, und auf der vor Tagen vielleicht noch 30 cm Schnee lagen. Dann kamen ein paar hässliche, trübe, regnerische Tage, die fast den gesamten Schnee wegschmolzen. Ein bisschen blieb allerdings noch liegen. Nun ist es wieder kalt, verharscht, und der getaute, Schneematsch ist wieder gefroren.
Darin eine einzelne Spur.


-> fall alert
Ist eine Eigenkreation, gebe ich zu.
Ich wollte das Gegenteil von fall asleep ausdrücken und dabei in einer einer Art Traumsprache bleiben.
Ich habe aber eben mal schnell gegoogelt - fall alert existiert tatsächlich. Es gibt medizinische "fall alert systems", also offenbar medizinische Alarmsignale.
Und als solches könnte man das plötzliche Aufschrecken des LI vielleicht auch verstehen.
Nicht die Stille hat den Protagonisten hellwach gemacht, sondern das unvermutete Krächzen des Vogels in die Stille hinein.


->Zwei Fragen
Ja, könnte sein. Diese Dimension hat es / soll es haben. Was genau allerdings, weiß ich selbst nicht.


->Zum Schluss
Ist "Verzweiflung" schon eine Erklärung?
Ich sehe das nicht so - eher als ebenso vage Andeutung, wie auch die Fragen.
 
Williiamsbirne schrieb:
Nun ist es wieder kalt, verharscht, und der getaute, Schneematsch ist wieder gefroren. Darin eine einzelne Spur.

Sieht man in diesem gefrorenen Matsch wirklich noch eine Spur? Oder eher nur noch vereinzelte Abdrücke?

Williamsbirne schrieb:
Nicht die Stille hat den Protagonisten hellwach gemacht, sondern das unvermutete Krächzen des Vogels in die Stille hinein
.

Ja. Ich hätte wohl auch schreiben sollen, die Stille schärft die Sinne. Wie auch immer Ich liebe Winterlandschaften abgöttisch und das wohl noch mehr mit den Ohren als den Augen. Wir meinen sicher letztlich das Gleiche.

Williamsbirne schrieb:
Ist "Verzweiflung" schon eine Erklärung?

Ja. Ich unterscheide so gesehen die Darstellung von Erregung (mit Wahrnehmungen oder künstlerischen Bildern) von... um Erklärungen bemühten Gedanken.

Für mich geht das schon in Richtung erklärende Beschreibung. Darstellung hingegen wäre für mich ein hart klopfendes Herz, zwei hart aufeinander gepresste Lippen, ein Stöhnen, der jähe Fluss von Tränen, ein Schmerz in der Brust. Oder eben künstlerische Bilder wie zum Beispiel: Ein Schrei- der die Welt verstummen läßt, Alles löst sich auf in gleißendes Licht... es gibt viele Möglichkeiten, das definierende Wort Verzweiflung zu vermeiden.

Hier dirigiert mich die Frage: Wie weit will mein Text gehen? Will er nur die Dynamik zwischen äußerer und innerer Ruhe zeigen? Oder will er einem bestimmten Menschen seine Verzweiflung mitteilen?

(Ich setzte mein lyrisches ICH mal in eine sehr ähnlichen Winterlandschaft und endete sinngemäß: Warum such ich hier deine Liebe/ und finde sie nicht in mir selber? Auch dieser Text war voll Verzweiflung, denn letztlich begann ihre Stimme, alles traurig zu übertönen. - Das Wörtchen "Verzweiflung" hätte das alles auch gesagt... aber viel schlechter.;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Einer hat erkannt, dass es sich wohl um einen Raben handelt. Obwohl ich es nicht sage, ist es so gemeint. Man könnte das z.B. aus "Winterbird" schließen, da Raben im Winter sehr häufig vorkommende Vögel sind. Vor allem Auf Feldern (Winterfield).
Raben waren aber auch schon immer eine Metapher für Unglück und Tod.
Wenn nun solch ein Vogel sich vor dem LI "niederlässt", dann könnte man daraus verstehen, dass das LI einem schweren Schicksal gegenübersteht. Oder mit einem solchen ringt.
Die Frage ist da für mich, wie wichtig es für Dich ist, dass ein Leser zum gleichen Schluß kommt und ob es Dein Ziel ist, dass man den Text zweimal lesen muss, um die von Dir gewünschte Version der Geschichte zu erahnen. (Gilt gleichermaßen für den gefrorenen Schneematsch, der ja nicht im Text selber zu finden ist. )
Denn zu dem Zeitpunkt,wo der Rabe zum ersten Mal auftaucht, ist er eben noch so vage, dass er auch ein Rotkehlchen sein könnte.(Extrembeispiel jetzt. Auch ein Vogel, dem man im Winter oft begegnet, auch entlang von Feldern, wenn auch eher in der Nähe von Gebüsch, das ich automatisch ergänze, wenn mir nichts anderes erzählt wird. Nur ist dieser Vogel eben wesentlich positiver besetzt. Und dann stocke ich natürlich, wenn das Vögelchen auf einmal krächzt. Und dann nochmal, wenn das krächzende Trumm auf einem dürren Zweiglein herumhüpft. )

-> fall alert
Ist eine Eigenkreation, gebe ich zu.
Ich wollte das Gegenteil von fall asleep ausdrücken und dabei in einer einer Art Traumsprache bleiben.
Ich habe aber eben mal schnell gegoogelt - fall alert existiert tatsächlich. Es gibt medizinische "fall alert systems", also offenbar medizinische Alarmsignale.
Und als solches könnte man das plötzliche Aufschrecken des LI vielleicht auch verstehen.
Bei den "fall alert systems" geht es aber im wörtlichen Sinne darum, dass jemand hinfällt, nicht dass jemand "wach fällt".
Wie gesagt kann ich mich damit auch aus einem anderen Grund nicht so recht anfreunden. Man fällt in einen Schlaf, ist in Gedanken versunken, man schreckt auf.
Wenn Dein LI hellwach sein soll, dann kann das nicht auf einer Ebene unterhalb der vorigen sein, außer es fällt da tatsächlich in eine Art Traumwelt und dann hast Du mit der ungewöhnlichen Wortwahl da ein paar fette, übermannsgroße rote Pfeile, die auf die Stelle zeigen.(Wenn man es nicht ganz einfach für falsch hält. ) Im nächsten Augenblick sind wir aber wieder zurück auf der Wachebene mit dem Vogel und der Beere.

Sind denn diese ganzen Beschreibungen ( der Vogel mit der Beere, der Fluss, die Spur) von Dir festgelegte Bilder mit einer Bedeutung, oder geht es eher um eine Stimmungskulisse?
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Wort Verzweiflung würde ich in einem Mikrokosmos wahrscheinlich vermeiden.
Dann versuche ich mich mal an einer Interpretation (denn wie man sieht kann man in seinem eigenen Text in Dinge in Erklärungsnöte geraten:rolleyes:)
Vielleicht ist es ja so:
Aufgrund der durch die tanzenden Kristalle erfolgten "Rettung" ist das LI vom unbewussten wieder in den bewussten Zustand übergetreten.
In diesem Zustand wird er sich vielleicht zum ersten Mal seiner selbst und der vergangenen Minuten bewusst - und formuliert das entsprechend als "Verzweiflung".

Quasi die Heilung durch Artikulieren der Krankheit... ?

#

Ich spreche / singe den Text übrigens sehr langsam, etwa so:

nach jeder Zeile eine Pause machen (langsam bis Drei zählen).
Dann entsteht mMn eine andere Atmosphäre, als wenn man es hintereinander weg liest.

- - - Aktualisiert - - -

um die von Dir gewünschte Version der Geschichte zu erahnen.
Nein, ich wünsche nicht, dass der Leser mein Bild bekommt.
Ich wollte nur sagen, welches Bild ich dabei hatte.

Auch ein schneebedecktes Feld ist schön. Und würde für den Text funktionieren.


Denn zu dem Zeitpunkt,wo der Rabe zum ersten Mal auftaucht, ist er eben noch so vage, dass er auch ein Rotkehlchen sein könnte.
Hier habe ich mich einfach gefreut, dass jemand das so wie ich empfunden hat.
Vielleicht könnte auch mein weiter oben stehender Hinweis auf den sehr langsamen Vortrag helfen, in dem Vogel eher einen Raben, als ein Rotkehlchen zu vermuten.


Bei den "fall alert systems" geht es aber im wörtlichen Sinne darum, dass jemand hinfällt, nicht dass jemand "wach fällt".
Wie gesagt kann ich mich damit auch aus einem anderen Grund nicht so recht anfreunden. Man fällt in einen Schlaf, ist in Gedanken versunken, man schreckt auf.
Okay.
Es ist dann wirklich nur eine freie Konstruktion - so als würde ich im Deutschen sagen, "er schreckte in den Schlaf" was natürlich ein Paradox ist - aber in einer entsprechend surrealen Szene funktionieren mag. In diesem Sinne ist fall alert gemeint: ich falle (sinke) in einen alarmierten Zustand hinein. Ein Paradox. Aber sind die Vorgänge der Seele und des verwirrten Herzens nicht manchmal genau das - paradox?

Wenn Dein LI hellwach sein soll, dann kann das nicht auf einer Ebene unterhalb der vorigen sein,
Warum nicht? Siehe "Inception".

außer es fällt da tatsächlich in eine Art Traumwelt
Die ja auch deutlich wird, als der Protagonist beginnt, mit dem Vogel zu sprechen. Eine mMn andere Ebene, als zuvor, als er noch relativ nüchtern die Landschaft wahrnahm.
Jede Strophe (1 Strophe = 3 Vierzeiler) soll eine Eskalationsstufe nach unten darstellen.

Sind denn diese ganzen Beschreibungen ( der Vogel mit der Beere, der Fluss, die Spur) von Dir festgelegte Bilder mit einer Bedeutung, oder geht es eher um eine Stimmungskulisse?
Als Bilder sind sie erst einmal da und durch keine anderen zu ersetzen. Aber die Bedeutung ist nicht festgelegt. Und die wahrgenommene Stimmung variiert ja auch sehr.

Genau das hat mich ja auch interessiert: welche Stimmung löst es aus.
 
Noch eines an alle:
Ich spreche / singe den Text sehr langsam, etwa so:

nach jeder Zeile eine Pause machen (langsam bis Drei zählen).
Dann entsteht mMn eine andere Atmosphäre, als wenn man es hintereinander weg liest.

Sehr schön:great: Für mich ist seit Jahren der Mut zur Pause wichtig! - Schwärmte mit SillySybook gerade vor wenigen tagen über "4:33":)
Irgendwie hatte ich mir die Interpretation des Textes auch so vorgestellt...oder wenigstens gewünscht :)

Ich denke, Williamsbirne, wir können uns beide hier entspannt zurück lehnen. Über die reale Umsetzung werden wir hier unmöglich identische Eindrücke erzielen. Trotz deiner präzisen Sprache. Und prinzipiell scheinen wir uns nicht zu unterscheiden.

Aufgrund der durch die tanzenden Kristalle erfolgten "Rettung" ist das LI vom unbewussten wieder in den bewussten Zustand übergetreten.
In diesem Zustand wird er sich vielleicht zum ersten Mal seiner selbst und der vergangenen Minuten bewusst - und formuliert das entsprechend als "Verzweiflung".

Ich hoffe, ich verstehe Dich annähernd richtig. Aber was sind die tanzenden Kristalle? Schnee?

Deine "tanzenden Kristalle" klingen für mich zu abstrakt; kommen schwer an meinem Verstand vorbei. Ich muss überlegen und das halte ich immer für suboptimal. Besser ist ein Bild, dass am Verstand vorbei ins Herz geht. Das gelingt Dir mit den Kristallen bei mir nicht. Aber ich vermute, "live" würdest Du es schaffen ;)

@Tinitus

Tinitus schrieb:
Wenn Dein LI hellwach sein soll, dann kann das nicht auf einer Ebene unterhalb der vorigen sein,

Einspruch. Ich bin der Meinung, selbst im hellwachen Zustand laufen die unterschiedlichsten Prozesse (mMn auf unterschiedlichen Ebenen) parallel im Kopf ab. Doch unser Bewusstsein kann sie nicht gleichzeitig wahrnehmen. Muss zwischen ihnen hin und her springen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, kein Schnee!
Ich stelle mir winzigste Eiskristalle vor, die in der Luft schweben - so wie Staubteilchen im Sommer.

Etwas, das es vielleicht gar nicht gibt.
(Oder vielleicht nur ein einziges Mal ... und zwar in meinem Song. :))


Gute Nacht.
 
Guten Morgen Williamsbirne,

Schöner Text, ich hoffe dir sind ein paar winzige sprachliche Anmerkungen von mir willkommen.

Zu "fall alert" wird oben schon viel gesagt deshalb nur kurz von mir, dass ich auch darüber stolpere, den von dir gegoogelten Gebrauch kannte ich gar nicht.

Zu "he don't" finde ich es passt einfach nicht in die schöne Reihe von Worten wie "roe" und "yonder" und "brook", es kommt plötzlich daher und wirkt daher mMn nach nicht wie von dir gewünscht, um Holprigkeit oder Lallen auszudrücken. Es wirkt eher flapsig auf mich. Eine gute Alternative fällt mir nur eben grad auch nicht ein.

"Most tiny crystals" liest sich hier mMn wie "die meisten winzigen Kristalle". Ich denke nicht, dass "tiny" hier eine Steigerung braucht und wenn, würde man wohl eher "tiniest" wählen. Vielleicht wäre ein ganz anderer Ausdruck möglich, z. B. "countless tiny crystals" oder "millions of tiny crystals". Es wäre auch vielleicht die Chance, dein Bild etwas zu beleben ohne dass du aber Gefahr liefest das von dir gewünschte "Statische" aufzugeben.

Viele Grüsse, Annette
 
Hallo Williamsbirne,

touché.

Du hast mich viel nachdenken lassen, dein Text, deine Antworten. Es kommt eigentlich nie in dieser Tiefe vor, jedenfalls nicht hier, dass ich so intensiv über unsere verschiedenen Ansichten nachdenke.

Zuerst dachte ich, es sei die Fremdsprache. Das stimmt sicher zum Teil, alighten ist nicht in meinem Vokabular, und damit konnte es nicht empfinden. Aber es gibt ja die deutsche Übersetzung, trotzdem kam es nicht bei mir an. Bis zu deiner letzten Antwort dachte ich, es sei ein Senderproblem - dann erkannte ich, dass es am Empfänger scheitert.

Brauch ich Adjektive um Gefühle zu schreiben? Bin ich so direkt, Holzhammer? Jein. Ich war immer ein Träumer - ich bin auf Feldern und Wegen gestanden, inmitten einer Menschenmenge, außen vor, beobachtend. Ich konnte keine Liebeslieder schreiben, weil mir die Worte für diese direkten Gefühle fehlten. Ich konnte keine lustigen Lieder schreiben, weil es mir schwer fiel, einfach so zu lachen.

Das änderte sich. In den letzten zwei Jahre habe ich so viele verschiedene (positive!) Liebeslieder geschrieben, bin Teil eines Duos, das in die kabarettistische Richtung geht. Eines meiner beliebtesten Lieder wird als das "Scheiß drauf, küss mich" Lied bezeichnet - vor nicht langer Zeit noch undenkbar.

Ich habe eine direkte, einfache Sprache gelernt - aber dabei eine indirekte Sprache, die aus den Wörtern besteht, die so oft fehlen, etwas verlernt. Nicht ganz, einige hier sind wohl überrascht wenn ich sage, dass ich sonst eher wilder bin. ;-) Aber dennoch kommt bei mir die Profession durch, als (angehender) Jurist eher die direkten, wertenden Worte zu finde

Und das alles war mir nicht bewusst - bis ich deinen Text und Antworten las. Ich muss darüber nachdenken, was das alles für mich als Feedback-Geber heißt, deswegen kann ich gerade nicht weiter auf deinen Text eingehen, nur so viel: er ist mir jetzt um einiges näher.

Danke dir, Williamsbirne. :)
 
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