Zählt das dann auch für den Mischer?
Eher weniger.
Als Tonmensch habe ich einen technisch korrekten Job abzuliefern.
Unterhaltungswert ist durch mich allenfalls für den Künstler gegeben, wenn ich gut mit ihm kann
Erfahrungsgemäß ist es so, dass eine eher mittelmäßige Band mit einem hervorragenden Entertainer an der Front beim 0815 Publikum eher einschlägt als eine technisch perfekt und virtuos spielende Band ohne Entertainmenfaktor.
Koppelt man beides, ist das natürlich noch besser, dennoch wird der Unterhaltungswert (wenn auch unterbewußt) eher honoriert als ein zwar musikalisch atemberaubendes, aber mit "Bushaltestellengesicht" dargebotenes Gitarrensolo.
Bucht mich jemand als Techniker, so tut er das idR, um einen problemlosen und technisch möglichst perfekten Ablauf seiner Show zu bekommen - dafür stehe ich grade.
Um dies gewährleisten zu können, muß ich ständig in Übung bleiben, umfassende Kentnisse bezüglich Material, Akustik (und Psychologie) haben, ausgeschlafen und möglichst ungestresst sein.
Ist der Kunde nicht bereit, meinen Tagessatz zu zahlen, wird er sich damit zufrieden geben müssen, dass seine VA evtl. nicht so ganz reibungslos abläuft, wie er sich das vorgestellt hat.
Bezüglich Preisgestaltung bzw. geforderte Tagessätze:
Als hauptberuflicher Techniker muß ich von meinen Gagen leben.
Rechnet man das mal aufs Jahr um, sind 250,- EUR Tagessatz bei 4 produktiven Tagen pro Woche nicht wirklich viel.
Pro Monat sind das 4000,-, im Jahr also gerade mal knappe 50kEUR - netto.
Davon gehen ab: Haftpflicht-, Material-, Unfall-, Kranken-, Auto- und Hausratversicherung, Miete, Fresskram/allgemeine Lebenshaltungskosten, Leasing/Finanzierung eines Fahrzeuges (Sprinter als Größenordnung: 300,-/Monat), evtl. Privatfahrzeug, Telefon-/Handykosten inkl. Internetzugang, Erneuerung/Anschaffung/Reparatur von Material, Arbeitskleidung/PSA, Steuern...
Unterm Strich bleibt also nicht viel übrig zum Reichwerden.
Vgl. dazu auch die Vergütungsstudie des VPLT, die bei einigen Kollegen für _sehr_ dumme Gesichter gesorgt hat. (
http://www.vplt.org/recht_regeln/download/ATT00021.pdf)
Auf Grundlage meiner oben aufgestellten Minimalrechnung sieht man da sehr schön, wo es _eigentlich_ hingehen müsste. Die Empfehlungen des VPLT bewegen sich ab 350,- EUR aufwärts für Tontechniker/Systemtechniker und für Operator zwischen 400 und 600,- EUR netto...
Nehme ich mal eine übliche Hobbyband, so wird diese nicht wirtschaftlich rechnen müssen, sondern ihre Gage mehr oder weniger als "Aufwandsentschädigung" ansetzen.
Anders sieht es aus, wenn man das ganze unternehmerisch betrachtet (dies beinhaltet eine Gewinnerzielungsabsicht) - dann nämlich müsste der gemeine Musiker ebenfalls 4 bezahlte Gigs pro Woche(!) spielen und dafür mindestens 200,- EUR netto verlangen - oder eben zusätzlich unterrichten, was viele auch tun, um überhaupt überleben zu können.
Was die Marktwirtschaft angeht: Solange sich niemand beschwert, werden Veranstalter weiterhin 6-Mann Kombos für 500,- EUR/5 Stunden buchen - qualitativ reicht das für das normale Straßen-/Stadtfest aus, man spart sich einiges Geld, das Publikum kommt trotzdem und finanziert über den Umweg Getränkeumsätze -> Standgebühr das Event.
Die Veranstalter, die erhöhten Wert auf Qualität legen, werden auch weiterhin keine "Billigheimer" buchen, sondern geben gerne >1500,- EUR für eine Band aus, von der sie wissen, dass musikalische Qualität und Unterhaltungswert stimmen.
Dementsprechend sehen dann auch die Eintrittsgelder aus
Bei mir persönlich sieht es so aus, dass ich für einen Gig als Musiker ebenfalls mindestens meinen Techniker-Tagessatz haben muß, weil ich in dieser Zeit nicht produktiv in meinem eigentlichen Beruf arbeiten kann.
Da es sehr viele ähnliche (Cover-)Bands gibt, sind Auswahl und Preisspanne eben recht groß - dem Publikum ist es halbwegs egal, solange die passenden Songs gespielt werden.
Mit einem gewissen Alleinstellungsmerkmal macht man sich die Sache einfacher (das gilt auch für Techniker).
So schätzen meine Kunden z.B. Pünktlichkeit, technische Qualität (natürlich auch beim Material), angenehme Umgangsformen, saubere Kleidung und einen reibungslosen Ablauf.
Dafür werde ich (u.a.) bezahlt.
Ein Dienstleister, der bei einigen dieser Punkte Abstriche macht, mag billiger sein - erfüllt aber auch nicht die Kundenforderungen.