Ehrlich gesagt ist diese Cajon-Geschichte auch schon wieder so ein Hype, der zuweilen nervt, z. B. wenn im Percussion-Sub 2/3 der Threads vom Cajon handeln. Sicher ist mir auch bewusst, dass man Becken, Cowbells und dergleichen mit verwenden kann, aber man muss m. E. nicht versuchen, das klassische Drumset zu imitieren. Ich bin z. B. ein Fan von den Gipsy Kings. In deren Mega-Hit
"BAMBOLEO" finden sich sehr interessant gespielte Bongos, Shaker und dergleichen. Obwohl diese Art von Musik hierzulande auch recht präsent ist (und im Spanienurlaub sowieso), kommt keiner auf die Idee, sich mal an solche Percussion-Spuren heran zu wagen.
Von den Instrumenten her geht natürlich alles... selbst auf einer Trillerpfeife lassen sich mit etwas Übung Rhythem spielen
Aber es gilt halt immer noch: Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht! Solange in den meisten Popsongs entweder nur das klassische Drumset oder elektronische Beats zu hören sind, wird sich da auch kaum was ändern... ich selber bin nicht nur Percussion-Fan, sondern habe auch mal versucht rumzuhören, ob es nicht in meiner näheren Umgebung noch solche Leute gibt ... tote Hose! Es gibt kaum leidenschaftliche Percussionisten!
Ich fase die "Schwachpunkte" dieser Instrumente, die es da m. E. gibt, noch mal zusammen:
- Kaum in den Medien präsent. Releases à la Gipsy Kings oder das Beispiel von Manfred Mann bilden die große Ausnahme in den Charts. Auch das Safri Duo war leider nur eine Eintagsfliege.
- Zumindest bei "normaler Rock/Popmusik" (also nicht diese komplizierten polyrhythmischen Sachen) sind Kleinpercussion-Instrumente im Vergleich zu Melodie-Instrumenten bzw. Drumset einfach zu spielen und daher den meisten Leuten zu primitiv (wie ich schon sagte, können nur die wenigsten Leute, die ich kenne, meinem Percussion-Spiel etwas abgewinnen).
- Verstärkt wird das noch durch die Tatsache, dass sich ein Großteil der Percussion-Instrumente an Kinder richtet. Ich gehe jede Wette ein: Die meisten Kleinpercussions landen in Schulen, Kindergärten, Kindertagesstätten/Hort und Kinderzimmern. Wer sich - wie ich - erst im Alter von 16-17 Jahren näher mit diesen Instrumenten anfängt zu beschäftigen, gilt als "Außenseiter".
Ein anderes Hobby von mir, was ich auch gerne mache, ist der Modellbahnbau. Da ist das Phänomen dasselbe: Sofern Teenies von Marken wie Märklin überhaupt mal gehört haben, kennen sie das nur als "Spielzeug", auch weil die richtigen Modellbahn-Fachgeschäfte außerhalb der Stadtzentren liegen, weil nur da die Mieten bezahlbar sind, und die Insider kennen die Läden eh. So wurde ich in der Schule dann oft dumm angemacht: "Der ist 15 Jahre alt und spielt immer noch mit Märklin ..." Erst als vor ein paar Jahren in Hamburg das
"Miniatur-Wunderland" eröffnete, und die es geschafft haben, das Modellbahn-Hobby bei einer breiten Schicht bekannt zu machen, sind die Vorurteile weitgehend verschwunden. Das kommt einfach daher, weil viele Leute es im Fernsehen oder in echt sehen und merken, dass man das auch auf hohem Niveau machen kann. Wenn die dann noch so Sachen wie aktuell ein DJ Bobo Konzert im Maßstab 1:87 inszenieren, funktioniert das Ganze auch.
Auf den Percussionbereich übertragen heißt das: Wir bräuchten in den Medien eine starke Präsenz von Titeln, die sehr viel mit Live-Percussion machen, also eben sowas wie Safri Duo. Wenn sich so etwas regelmäßig in den vorderen Chartregionen platzieren könnte, würden vielleicht mehr Leute drauf aufmerksam. Jetzt einmal großzügig darüber hinweg gesehen, dass Safri Duo auch nur zum Playback abhampeln in ihren Videos und Gigs. Ansonsten sehe ich aber schwarz.