Warum gibt es so viele Gitarristen?
Also ich hab da folgende Theorie:
"
Am Anfang war das Wort..
..dann schuf Gott die Welt mit allem Gedöns und Drum-herum..
..und er sah, das es gut war.
Doch eines Tages hörte er ein rascheln im Wald..
..und als er einen großen Stein hoch nahm sah er,
dass es unter diesem Stein von Gitarrist(inn)en nur so wimmelte.
.. und er sah (dann erst), was er da angerichtet hatte..."
Aber die Frage "Warum gibt es so viele Gitarristen?" müsste man eher umformulieren in "Warum wollen so viele Gitarre lernen?"
.
So, denk ich, klingt das wirklich sinnvoller.
Fakt ist: Der/Diejenige, die sich vor andere Leute hinstellt und was macht (sei es Musik, eine Präsentation, eine Rede oder sportliche Höchstleistungen) wird von der Gesellschaft automatisch als "Alpha-Persönlichkeit" eingeschätzt/eingestuft. Die traut sich halt was.
Und - ich beziehe es mal auf meine Artgenossen (nein.. nicht die Löwen.. sondern Mann) - ein Alphamännchen wird i.d.R. stets kräftig umworben.
Schließlich will SIE ja den "mutigsten" aller Männer im Umkreis (hier z.B. der Veranstaltungsort/Saal/...) haben.
Doch das trifft natürlich auch auf die anderen Musiker zu.. Sänger(innen) teilweise sogar stärker als alle anderen, weil sie "ungeschützt" (=es existiert beim Sänger keine künstliche/imaginäre Barrière wie eine Gitarre oder ein Keyboard zwischen Einzelperson und Masse) sind.
Das (mit dem Alphamännchen allein) kann also nicht die Hauptursache sein.
Ich denke mal, das da - wie so häufig - die Medienmanipulation einen großen Einfluss hat.
Die suggerieren durch z.B. Klatschpresse (Thommy/Pam), Zeitschriften, Werbespots, TV-Castings wie "Deutschland sucht den Superhoschi".. oder auch Konzertmitschnitte mit tollen Kameraeffekten auf Großbildleinwänden dass ein Leben als Gitarrist - vorzugsweise in einer Rockband = Klischeehaft automatisch gegen Gesellschaftsregeln - unbeschwerter, freier und einfach toll sein muss.
Wobei ich sagen muss, dass eine Frau mit einer (E-)Gitarre um Klassen besser und vor allem erotischer/frecher aussieht, als das selbe bei einem Sackträger.
Ein gutes Beispiel dafür gab es letztens erst in einer Ausgabe vom Versandhaus Otto (Zeitschrift "refashion" Frühjahrsausgabe 2007):
-
auf "vintääätsch" getrimmt
-
Cover = Model (w) mit E-Gitarre
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Häufiges Motiv im Katalog = Model (w) post im Voerdergrund mit Gitarre oder Mikrofon.. im Hintergrund steht Verstärker - typisch nach Klischee = Fender bzw. Vox
- i
mo gelungenste Bild = Frau - mit Vintääätsch-Klammotten (..und erst der Teppich.. boah ist der vintääätsch..) sitzt mittig breit beinig auf einem Vox-Amp, lässt zwischen ihren Beinen das Mikro am Kabel haltend knapp neben dem Firmenschriftzug vor Lautsprecher baumeln und guckt dabei mit einem "komm-f***-mich endlich-Blick" in die Kamera.
-
zig Seiten/Fotos nur das Zupfinstrument..eine Hand voll mit Drum(mer) im Hintergrund.. exakt 1 Bild= mit E-Bass ohne Spieler(in).. und ein Katalogfoto eines Keyboards.
Komme ich noch einmal zurück auf die Kamera-"Fahrt". Die suggeriert echte Dynamik.. wo meistens gar nichts spektakuläres passiert.
Ich selbst bin bei Konzerten mit Leinwänden immer hin-und-her gerissen, wo ich letztendlich mehr hingucken soll.. auf die Leinwand.. oder auf die "reale Band". Warum ? Nun ja: ich beschreibe mal den Darstellungsvorgang einer Szene:
Der Gitarrist wird von der Kamera eingefangen. die fährt halb um ihn herum, so dass er beim spielen von (fast) allen Seiten gezeigt wird. Seine Haare "flattern" im Wind und fast in Zeitlupe. Er bewegt seinen Kopf majestetisch zu den Klängen und setzt ein strahlendes Lächeln auf. Plötzlich fährt sein Kopf herum.. die Haare wehen noch stärker als vorher.. und sein Glanz geht für Sekunden in gleissendem Licht unter. Die rangezoomte Nahaufnahme zeigt seine wie ein Uhrwerk gleichmäßige bewegende Anschlagshand. Dann kommt die Perspektive von unten; der Gitarrist erscheint überlebensgroß und mächtig auf der Leinwand.. über alles erhaben und sein Fuß steht - wie in einem Marmorsockel eingemeisselt - auf einer der gewaltigen Monitorboxen.
Er schließt hingebungsvoll die Auge.. seine Haare wehen Heroengleich.
DAS zeigt uns die Kamera.
Was passiert in Wirklichkeit ?
Open Air bei leicht windigem Wetter:
Der Gitarrist lächelt ins Publikum und geht dann beim spielen ein paar Meter über die Bühne.
Durch diese Bewegung wehen seine Haare. Beim gehen wippt er mit dem Kopf im Takt dazu.
Dann schaut er kurz zum z.B. Bassisten hinüber, was der grad so macht.
Dabei steht er (für die Aufnahmekamera) durch Zufall im Gegenlicht eines Bühnenscheinwerfers.
Er hat seinen Fuß auf eine Monitorbox gestellt, weil es für so ihn gerade bequemer ist und er - wenn er sich nach vorne Richtung Publikum lehnt - einen besseren Halt findet.
Dabei blendet ihn der Spot und ausserdem erfasst ihn eine leichte Windböe.
Vorgang: ca. 10 Sekunden.
Und jetzt frage ich nochmal..
1.) Was ist "echt" und was ist durch Medien unterstützt ?
2.) Was sieht erotischer, majestetischer, gewaltiger aus ?
3.) Kann man so eine "Hervorhebung" mit jedem Musiker machen ?
Antworten zu 1 bzw. 2 solltet Ihr für Euch selbst heraus finden.
Antwort 3: Man kann alles und jeden durch Medienunterstützung "ins perfekte Licht" rücken.
Und genau mit diesen Argumenten gehen die Macher auf "Beutefang".
Und Jugendliche - die sich gegen die "Erwachsenen" abheben wollten, bekommen so vorgelebt, dass das Instrument Gitarre das coolste ist.
[ACHTUNG: Jugendsprach-Modus ON]
Biste Gitarrist.. biste `n krasser Checker.. gibt `s mega Schneckattack..kriegste alle Bitches.
Die Schnecken brauchen sich noch nicht mal aufzubitschen, so dass sie aussehen wie `ne Chaya weil Stringweibchen = eh voll optisch!
Und das flashed jeden !
[Jugendsprach_Modus OFF]
Und die Teenees springen darauf natürlich an.
Schließlich wollen sie ja alle "Schneckattack" haben und nicht nur mit "Keller gebräunten Zockerweibchen" die Lust und Last teilen.
Und das Konzept geht auf; Castingshows brummen, MTV setzt "Livesoaps"-Bandwettbewerbe an (2 bekannte Bands müssen die selben Aufgaben bewältigen.. wer es schneller schafft ist Sieger).. "Wie lebt XY" (Zitat: "Ouh.. F***..the F***ing Cat shit F***ing shit on the F***ing gras..."),moderne Tin-Pan-Alley-"Bands" sind in den Charts (z.B. Monrose), Avril Lavigne hat gezeigt, dass auch ein kleines unscheinbares Skater-Mädel groß heraus kommen kann und die Sängerin von Mia, dass man auch ohne Talent singen und bekannt werden kann (m.d.R.: der Auftritt von Mia bei dem Live-Earth-Day war echt unter aller Sau!)
Die Träume haben sich im Laufe der Menschheit nur geringfügig geändert:
Was früher Prinzessin war ist heute Superstar/Sängerin/Band.
Und was damals der Wunsch aller Dreibeiner war - nämlich ein tapferer Ritter in schillernder Rüstung oder Feuerwehrmann zu sein - ist heute: ja.. exakt das gleiche wie bei den Mädels.
Die wollen nicht mehr vor Drachen gerettet werden oder aus brennenden Häusern befreit werden. Die wollen selbst löschen und den Drachen frisieren.
(Oder mit Bruce Darnell über den Laufsteg fetzen).
Mathematisch betrachtet für beide Fraktionen: Musik = Sex = Sells. (Geld & Ruhm & Spaß)
Und das Denken wird von der Gesellschaft gefördert.
Ob es gut oder schlecht ist, sei einfach mal dahin gestellt.
Wie ich dazu persönlich stehe.. welche Erfahrung ich gemacht habe ?
Nun ja.. ich bin seit 14 Jahren Gitarrist.. .. Konzept geht auf !
[Obwohl ich keine meiner Freundinnen letztendlich über die Musik kennen gelernt habe
]
Gruß - Löwe
Leider verlieren trotzdem viele die Lust am Gitarrespielen, weil man irgendwann dann doch an einen Punkt kommt, wo man erstmal "hängenbleibt" und mit dem man sich etwas länger beschäftigen muss.
--> Barrée oder.. NOTEN