Mondluchs
Registrierter Benutzer
Danke für das Kompliment. Wobei, ob bedeutsam sprechen alleine so positiv gesehen werden sollte? *lach*
Sehr interessante Anregung, die Spirale. Auch über diese Form habe ich sogar schon mal nachgedacht, doch war es damals kein so großes Thema für mich... jedenfalls:
Ich sprach von den beiden Extremen "Wiederholung" und "Fortschritt", und dass dazwischen noch ein ganzes Spektrum von anderen Formen liegen. Du machst nun einen weiteren Fixpunkt aus: die Spirale, in der Mitte gelegen. Doch stellt sich mir die Frage: wo liegt der Unterschied zwischen Wiederholung und Spirale?
Du nennst für Ersteres die Beispiele des Herzschlags, des Atems, des Blutkreislaufs - und Aktion-Reaktion. Die Spirale wird für dich dahingehend bestimmt, da auch hier Elemente wiederkehren, die ÄHNLICH sind, aber nicht gleich. Jedoch: der Herzschlag ist auch nie ganz gleich! Genausowenig wie der Atem. Der Blutkreislauf schaut auch nie ganz gleich aus. Und Aktion-Reaktion als Wiederholung zu bezeichnen ist unsinnig, wenn du weiter unten den "Abschied" der Spirale zuordnest.
Grob wir man es wohl unterteilen können, doch geht man ins Detail (dem Teufel auf der Spur) so wird die Abgrenzung schwer. Die These der Spirale führt mich jedoch zu einer neuen Erkenntnis: dass die perfekte Wiederholung eigentlich kaum möglich ist. (Und wieder habe ich das Gefühl, dass Jongleur in seinem Beitrag das andeuten wollte, als er mich auf die verschiedenen Begriffe aufmerksam machte, die mit der Repetition konnektiert sind).
Denn auch im ordinären Popsong ändert sich die Bedeutung eines Refrains, wenn in der Strophe davor Neues gesungen wurde. Sogar, wenn drumherum nichts Neues kam, so verändert bereits die Wiederholung einer Zeile diese! Denn mit jedem Wiederholen, mit jedem Wiederholen, mit jedem Wiederholen einer Phrase wird sie eindringlicher und verändert damit ihren Charakter.
So könnte man nun meinen, dass - um Jongleurs Beispiel des Entdeckers aufzugreifen - auch das Verharren am selben Ort der Veränderung unterworfen ist. Das Zelt muss regelmäßig neu fixiert werden, wenn ein Sturm weht, die Entscheidung, doch nicht weiterzugehen, ist jeden Tag aufs Neue zu treffen, immer dem Gedanken unterworfen, dass etwas mehr Zeit vergangen ist, die man sich scheinbar nicht bewegt hat. Doch ist man innerlich sehr wohl weitergegangen, jedoch nicht in eine Richtung, die äußerlich erkennbar ist.
Kann ich nun also zum Schluss kommen und sagen, dass das wahre Wesen der Natur stets der Fortschritt, das Neue ist, und eigentlich die Wiederholung die Variation in diesem steten Prozess bedeutet? Natürlich nicht, denn das Zyklische, das uns umgibt kann nicht einfach als "Ausnahme" abgetan werden. Es ist ja erstrebenswert - wir wollen natürlich, dass unser Herz weiter so klopft, wie es das gerade tut. Dass unser Atem angenehm gleichmäßig geht. Das wir bei einer Aktion die Reaktion vorhersehen können.
Somit ist möglicherweise das Progressive das wahre Wesen des Seins, das Repetitive jedoch das erstrebenswerte darin. Beispiele hierfür gibt es genug: allem voran die Ruhe des Geistes und des Körpers, welche in allen Religionen positiv besetzt ist. Die stetige Wiederholung des gleichen Moments, da immer im gleichen "seligen" Zustand, wird als Erlösung angeboten. Auch die "gewohnte Umgebung" löst eher angenehme Gefühle aus als "die unbekannte Stadt". Auch das kommunistische Ideal ist zwar die "Revolution" - aber damit das "Ende der Geschichte", wo keine Veränderung mehr eintritt.
EDIT: Nun denn:
@Lostlover
Ja, du spielst mit der aussage, dass Wiederholung ja nicht starr sein muss, in meine Überlegungen oben mit rein. Durch das "wieder holen" eines Gedankens kann dieser neu betrachtet werden.
@Jongleur
Verstehe, interessante Herangehensweise. Könnte ich doch fast mein Synonymwörterbuch wieder mal auspacken, um mich dadurch inspirieren zu lassen.
Du hast natürlich Recht: die Sprache, die man verwendet, bestimmt das eigene Denken, und die Tatsache, dass oben erwähnte Überlegungen mit einer etwas bewussteren Formulierung kamen ist sicher kein Zufall.
Das dargebrachte Gedicht ist sehr interessant, ja. Es gefällt mir - viel mehr kann ich dazu nicht sagen, da ich Texte eher mit dem Herz als mit dem Kopf analyisere. Mir wird jedoch langsam klar, wie viel Philosophie hinter den verschiedenen Stilmitteln steckt, und dass wohl jeder Texter, der sich regelmäßig in seiner Kunst übt, dadurch seinen eigenen Stil hat - seine eigene Philosophie dahinter. Nun bin ich wohl dabei, die meinige zu finden. *schmunzel*
Weiter oben kam ich zum Schluss, dass die absolute Wiederholung zu verneinen wäre - angesichts der Tatsache, dass das Konstrukt der Spirale ganz klar erkennbar ist, stell sich mir die Frage, ob es denn das andere Extrem gibt, den "absoluten Fortschritt".
Der Mann möchte etwas zu essen, seine Geschichte geht voran, er verändert sich, somit keine absolute Wiederholung - doch gleichzeitig atmet er WIEDER, drückt sein Verlangen nach etwas zu essen WIEDER aus, die Abhängigkeiten in den letzten vier von dir vorgehobenen Zeilen ist immer WIEDER vorhanden. Der perfekte Fortschritt muss also, wie die perfekten Repetition, verneint werden.
Somit ist das Wesen der Texte immer die Spirale in irgendeiner Form. Diese kann sich eher dem wiederholendem oder dem fortschreitendem Extrem zuneigen, ist jedoch nie ganz rund oder gerade.
Was für ein gedanklicher Zwischenstand - aber natürlich, da geht noch viel mehr... danke auf jeden Fall, X-Riff und Jongleur-san. Und natürlich allen anderen, die sich bisher eingebracht haben.
Sehr interessante Anregung, die Spirale. Auch über diese Form habe ich sogar schon mal nachgedacht, doch war es damals kein so großes Thema für mich... jedenfalls:
Ich sprach von den beiden Extremen "Wiederholung" und "Fortschritt", und dass dazwischen noch ein ganzes Spektrum von anderen Formen liegen. Du machst nun einen weiteren Fixpunkt aus: die Spirale, in der Mitte gelegen. Doch stellt sich mir die Frage: wo liegt der Unterschied zwischen Wiederholung und Spirale?
Du nennst für Ersteres die Beispiele des Herzschlags, des Atems, des Blutkreislaufs - und Aktion-Reaktion. Die Spirale wird für dich dahingehend bestimmt, da auch hier Elemente wiederkehren, die ÄHNLICH sind, aber nicht gleich. Jedoch: der Herzschlag ist auch nie ganz gleich! Genausowenig wie der Atem. Der Blutkreislauf schaut auch nie ganz gleich aus. Und Aktion-Reaktion als Wiederholung zu bezeichnen ist unsinnig, wenn du weiter unten den "Abschied" der Spirale zuordnest.
Grob wir man es wohl unterteilen können, doch geht man ins Detail (dem Teufel auf der Spur) so wird die Abgrenzung schwer. Die These der Spirale führt mich jedoch zu einer neuen Erkenntnis: dass die perfekte Wiederholung eigentlich kaum möglich ist. (Und wieder habe ich das Gefühl, dass Jongleur in seinem Beitrag das andeuten wollte, als er mich auf die verschiedenen Begriffe aufmerksam machte, die mit der Repetition konnektiert sind).
Denn auch im ordinären Popsong ändert sich die Bedeutung eines Refrains, wenn in der Strophe davor Neues gesungen wurde. Sogar, wenn drumherum nichts Neues kam, so verändert bereits die Wiederholung einer Zeile diese! Denn mit jedem Wiederholen, mit jedem Wiederholen, mit jedem Wiederholen einer Phrase wird sie eindringlicher und verändert damit ihren Charakter.
So könnte man nun meinen, dass - um Jongleurs Beispiel des Entdeckers aufzugreifen - auch das Verharren am selben Ort der Veränderung unterworfen ist. Das Zelt muss regelmäßig neu fixiert werden, wenn ein Sturm weht, die Entscheidung, doch nicht weiterzugehen, ist jeden Tag aufs Neue zu treffen, immer dem Gedanken unterworfen, dass etwas mehr Zeit vergangen ist, die man sich scheinbar nicht bewegt hat. Doch ist man innerlich sehr wohl weitergegangen, jedoch nicht in eine Richtung, die äußerlich erkennbar ist.
Kann ich nun also zum Schluss kommen und sagen, dass das wahre Wesen der Natur stets der Fortschritt, das Neue ist, und eigentlich die Wiederholung die Variation in diesem steten Prozess bedeutet? Natürlich nicht, denn das Zyklische, das uns umgibt kann nicht einfach als "Ausnahme" abgetan werden. Es ist ja erstrebenswert - wir wollen natürlich, dass unser Herz weiter so klopft, wie es das gerade tut. Dass unser Atem angenehm gleichmäßig geht. Das wir bei einer Aktion die Reaktion vorhersehen können.
Somit ist möglicherweise das Progressive das wahre Wesen des Seins, das Repetitive jedoch das erstrebenswerte darin. Beispiele hierfür gibt es genug: allem voran die Ruhe des Geistes und des Körpers, welche in allen Religionen positiv besetzt ist. Die stetige Wiederholung des gleichen Moments, da immer im gleichen "seligen" Zustand, wird als Erlösung angeboten. Auch die "gewohnte Umgebung" löst eher angenehme Gefühle aus als "die unbekannte Stadt". Auch das kommunistische Ideal ist zwar die "Revolution" - aber damit das "Ende der Geschichte", wo keine Veränderung mehr eintritt.
EDIT: Nun denn:
@Lostlover
Ja, du spielst mit der aussage, dass Wiederholung ja nicht starr sein muss, in meine Überlegungen oben mit rein. Durch das "wieder holen" eines Gedankens kann dieser neu betrachtet werden.
@Jongleur
Verstehe, interessante Herangehensweise. Könnte ich doch fast mein Synonymwörterbuch wieder mal auspacken, um mich dadurch inspirieren zu lassen.
Du hast natürlich Recht: die Sprache, die man verwendet, bestimmt das eigene Denken, und die Tatsache, dass oben erwähnte Überlegungen mit einer etwas bewussteren Formulierung kamen ist sicher kein Zufall.
Das dargebrachte Gedicht ist sehr interessant, ja. Es gefällt mir - viel mehr kann ich dazu nicht sagen, da ich Texte eher mit dem Herz als mit dem Kopf analyisere. Mir wird jedoch langsam klar, wie viel Philosophie hinter den verschiedenen Stilmitteln steckt, und dass wohl jeder Texter, der sich regelmäßig in seiner Kunst übt, dadurch seinen eigenen Stil hat - seine eigene Philosophie dahinter. Nun bin ich wohl dabei, die meinige zu finden. *schmunzel*
Weiter oben kam ich zum Schluss, dass die absolute Wiederholung zu verneinen wäre - angesichts der Tatsache, dass das Konstrukt der Spirale ganz klar erkennbar ist, stell sich mir die Frage, ob es denn das andere Extrem gibt, den "absoluten Fortschritt".
Der Mann möchte etwas zu essen, seine Geschichte geht voran, er verändert sich, somit keine absolute Wiederholung - doch gleichzeitig atmet er WIEDER, drückt sein Verlangen nach etwas zu essen WIEDER aus, die Abhängigkeiten in den letzten vier von dir vorgehobenen Zeilen ist immer WIEDER vorhanden. Der perfekte Fortschritt muss also, wie die perfekten Repetition, verneint werden.
Somit ist das Wesen der Texte immer die Spirale in irgendeiner Form. Diese kann sich eher dem wiederholendem oder dem fortschreitendem Extrem zuneigen, ist jedoch nie ganz rund oder gerade.
Was für ein gedanklicher Zwischenstand - aber natürlich, da geht noch viel mehr... danke auf jeden Fall, X-Riff und Jongleur-san. Und natürlich allen anderen, die sich bisher eingebracht haben.
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