Wie werden Steirische / Diatonische Instrumente eigentlich gestimmt?

Wenn wir grad beim Thema Stimmen/Stimmung sind..
Ich habe eine Südklang-Harmonika, die ich gekauft hab , weil mir der Klang so gut gefallen hat.
Als ich nach der Stimmung gefragt hab, bekam ich ( vom Hersteller) die Antwort: "Slowenische Stimmung".
In der Zwischenzeit weiss ich, dass die beiden Tremolotöne über dem Grundton liegen, einer 5 Cent drüber, der andere 10 Cent drüber. Ausserdem weiss ich, dass sie nicht gleichstufig gestimmt ist...
Weiss Irgendjemand von Euch mehr über die "Slowenische Stimmung" ??
 
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Im Regelfall öffnet eine Akkordtaste eine Klappe, hinter der sich 3-4 Stimmplatten verbergen, die den Akkord bilden. Daher ist jeder Akkord für sich alleine stimmbar.
Das hilft mir jetzt mal. Vielen Dank, Ippe. :great: Dennoch bin ich noch nicht ganz glücklich, weil ich nicht weiß, wie es im Diskant aussieht. Sorry Leute, bei mir schnackelt das meist etwas langsamer. :confused:

Schauen wir uns mal den Ton a' im Diskant an.:gruebel: Wenn ich z.B. eine dreireihige Steirische in C-F-G kaufen wollte, wäre das a' ja auf allen drei Reihen verfügbar - auf Zug und Druck, oder? Wie ist das jetzt, wenn man das a' drückt? Wie oft gibt es diesen Ton jetzt realiter? Sechs Stimmzungen (jede der drei Reihen auf Zug und Druck) oder nur zwei Mal (der Ton a auf Zug und Druck)? Und wenn es diese sechs Stimmzungen wären: Gibt es dann drei a's mit leicht verschiedener Frequenz?
 
Im Diskant ist für jeden Knopf ebenfalls eine Klappe mit 2-3 Stimmplatten. Anbei mal Grifftabellen zum Experimentieren: https://www.steirische-harmonika.at/tonbelegung/ Aufgrund der Fülle der Möglichkeiten lässt es sich erahnen, daß das Stimmen einer Harmonika überlegt sein will.

Nehmen wir mal die erste Reihe, die auf Druck z.B. eine G-Dur-Reihe (Tonika) wiederspiegelt, auf Zug die D7-Reihe (Dominante). Betrachten wir nur die G-Dur-Reihe auf Druck, so könnte der Stimmer die Terz H um ca. 13 Cent tiefer stimmen, die Quinte D um 2 Cent höher. Dann würde die Reihe schwebungsfrei klingen. Die zweite Reihe (C-Dur-Reihe) könnte er dazu anpassen und ebenfalls "rein" (= nicht gleichstufig temperiert) stimmen. Die dritte dann genauso. Und auf Zug wird das Ganze wiederholt. Den Baß und die Akkorde müsste man dann den Reihen entsprechend angleichen.
Am Schluß kommen dabei Werte raus, die sich schon deutlich von anderen Instrumenten (in der Stimmung) unterscheiden und die auch für die heutige Hörgewohnheit schwierig ist. Daher versucht man, entweder mit wohltemperierten Stimmungen zu arbeiten, oder immer näher an die gleichstufig schwebende Stimmung (bis exakter Ausführung dieser im Diskant) heranzugehen. Da im Diskant im Regelfall mindestens 2 Zungen (und das als Schwebung) erklingen, kann man im Baß die Akkorde dann trotzdem "rein" stimmen.

Viele Grüße

Ippenstein
 
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Im Diskant ist für jeden Knopf ebenfalls eine Klappe mit 2-3 Stimmplatten.
Wow. Das heißt, eigentlich gibt es da noch ziemlich viel zu entdecken und zu experimentieren.

Vielleicht hilft es, in diesem Zusammenhang den Hintergrund meiner Frage oben genauer zu erläutern. Jeder, der sich mit Blues beschäftigt, weiß, dass es dort Blue Notes gibt. Gewöhnlich sagt man, nimm bei einem Blues einfach z.B. eine kleine Terz dazu, also in diesem Blues in C wäre das ein Es. Das aber stimmt nicht so ganz. Denn die Schwarzen, die den Blues im Blut hatten, spielten kein Es, sondern einen Ton, der sich davon etwas unterschied. Meine Idee ist nun die, ob man nicht die Intonation der Stimmzungen einer Diatonischen so anpassen kann, dass man die Blue-Notes auf die ein oder andere Weise bekommt, ohne das Instrument komplett "unspielbar" (weil ungewöhnlich klingend) zu machen.

Hoffe, es ist klar, was ich meine. Freilich sehe ich die Konsequenzen dieses Wunsches für die Stimmung des gesamten Instruments überhaupt nicht ab. Interessant wär's wahrscheinlich trotzdem.
 
Vielleicht hilft es, in diesem Zusammenhang den Hintergrund meiner Frage oben genauer zu erläutern.

Oh mäano Bernd.
Schreib doch zuerst, was Deine Frage wirklich soll und dann eine entsprechende Überschrift.
Nun ist alles an Deiner Frage vorbei geschrieben. Also entweder ein neues und diesmal richtiges Thema oder eine andere Überschrift. Wir sind schon auf der 3. Seite am eigentlichen Thema vorbei. Tja, Kommumikation und ihre Tücken....


Ist es denn bekannt, wieviel "cent" die Bluesnote von der kleinen Terz abweicht und wie die klingen soll. Würde es überhaupt einer kleinen reingestimmten Terz entsprechen?

Richtige Reinstimmung gibt es wohl bei den Cajun-Accordions. Stichwort: zydaco usw...
Das ist aber wohl nicht für Blues, oder?

http://www.kniri.ch/de/bluesaccordion_221.aspx

Im Internet: Kniri Tuning, kniri 221.
Eine Alternative Stimmung für diatonische, Cajuns u. Schw. Örgeli um Blues besser, leichter..was auch immer....spielen zu können.
Wie gut das funktioniert, weiß ich nicht. Nur im Internet gelesen.

Allerdings kann man ja auch jederzeit auf dem ganz normalen chromatischen Akkordeon alle Töne so benden, bis man den gewünschten Klang bekommst. Also den Ton "E" bzw. "Es" runter benden. Eigentlich ist das ja nicht neu.
Uwe ist auch da drin Experte. Mein Internet ist wieder verlangsamt. Kann nicht wirklich suchen und verlinken. Aber es gibt von Uwe ein gutes Bending-Video hier im MB irgendwo unter Spieltechnik Bending....



Oder gleich einen Einreiher mit Kniri 221. Laß Dich also nicht aufhalten. Ran an die Knöpflis. Wer Tasten, Knöpfe, MIII und Konverter so mal eben lernen kann, für den dürfte so ein Einreiher nur eine kleinere Herausforderung sein.

Was ist mit der Mundharmonika. Schließlich ist die Mundharmonika als Bluesharp das Blues-Instrument schlechthin. Bei Seydel bekommt man alle kundenspezifische Stimmungen gegen Aufpreis. Brendan power harmonica ist auch einer, der alles mögliche austüftelt. So was wie Twinharps....crazy...

Ist vielleicht erst mal billiger als ein neues großes Instrument. Eine teure Steirische umstimmen? Eher nicht, oder?



Auf den dreireihigen Wiener Modellen kann man auch schon Blues spielen. Hört sich in den Händen der Profis richtig gut an. Dazu gab es schon ein eigenes Thema. Kann ich jetzt nicht wieder finden, weil ich mit so wenig Netz nicht suchen kann.

Kann man auf YT z.B. unter "don't be gnarly charlie" von Joel Guzman und hohner, diatonic, accordion, panther finden. Kriege mein YT im Moment nicht zum Laufen.




 
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Up bending geht, indem man zuerst krätig Druck im Balg macht (oder Sog) und danach die Klappe ganz leicht öffnet.

In meiner Video-Erklärung geht es immer runter und wieder hoch. Wenn man den ersten Teil der Prozedur weglässt, kommt man aber wie oben beschrieben zum Hochbiegen.

Habe den Link zu Uwes Bending-Video gefunden. Bearbeiten des vorhergehenden Beitrages geht nur mit schnellem Internet, sonst hätte ich es dort eingefügt.

Sorry.
 
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Nun ist alles an Deiner Frage vorbei geschrieben.
Nee, ist es nicht. Die Antworten von Ippe und die Tabellen von Mr. Soundbutter helfen mir definitiv weiter. Die Antworten der anderen zeigen, dass das Thema ziemlich interessant ist und manch eine Unklarheit beseitigt werden konnte. Mit einer "reinen" Stimmung (eigentlich: "reinen" Stimmungen, weil man das ja von Reihe zu Reihe im Diskant entscheiden müsste) könnte man viel machen... Hätte ich anders formuliert, gäbe es jetzt hier eine gemischte Abhandlung über Stimmungen und Blues - mir geht es tatsächlich aber um die Stimmung einer Diatonischen.

Ist es denn bekannt, wieviel "cent" die Bluesnote von der kleinen Terz abweicht und wie die klingen soll. Würde es überhaupt einer kleinen reingestimmten Terz entsprechen?
Nee, wahrscheinlich nicht. Hätte man aber mehrere Varianten eines Tones auf Vorrat ohne Bendings, hätte man total neue spielerische Möglichkeiten. Eine Freude für den, der gerne experimentiert, ein Horror für den, der gerne ein "sauberes Griffbrett" hätte - nach dem Motto ein a' ist ein a' ist ein a'. Ich fänds auf jeden Fall cool.

Allerdings kann man ja auch jederzeit auf dem ganz normalen chromatischen Akkordeon alle Töne so benden, bis man den gewünschten Klang bekommst. Also den Ton "E" bzw. "Es" runter benden. Eigentlich ist das ja nicht neu.
Ja, das geht natürlich, kostet aber Zeit. Bei einer Gitarre ist das viel einfacher und schneller. Einfach ein bisschen an den Saiten ziehen und wenn man's schnell haben will, loslassen. Geht auf Akko nicht in dem Tempo...

Was ist mit der Mundharmonika.
Genau. Ich kenne meine Mundharmonika-Künste, hab es früher mal probiert und nicht geschafft wie ich mir das vorstellte. Vor zwei Wochen war ich bei einem Bluesharp-Profi. Seitdem weiß ich, dass Bending nicht Bending ist. Manchmal bendet man bei der Blue Note mehr, manchmal weniger. Ist total interessant, wenn einem das bewusst wird. Ziemlich stilprägend die Sache.

@Moricasso, vielen Dank für die Videos.
 
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