Wie werden heutzutage moderne Rock- und Metal-Alben aufgenommen

Guvnor
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Servus,

was mich schon seit längerem interessiert: Wie werden heutzutage eigentliche moderne Rock- und Metal-Alben aufgenommen?

Vieles klingt heutzutage so glasklar und steril und perfekt, daß ich mich manchmal frage, ob überhaupt die Gitarristen die Riffs noch wirkiich spielen, oder ob da viel mit copy & paste gearbeitet wird. Daß das Schlagzeug oftmals nicht live gespielt sondern programmiert wurde, ist ja schon seit bestimmt 15-20 Jahren so (zumindest hört man es auf einigen Alben sehr deutlich heraus), und es ist ja auch deutlich einfacher hinzukriegen als bei Gitarren. Aber schon bei Bands wie Rammstein habe ich mich damals gefragt, ob die nicht einfach im Studio ein paar einzelne Anschläge aufnehmen (oder das Riff komplett spielen, dann aber kurze Stücke herausschneiden und loopen). Allerdings ist Rammstein eine Band mit einem sehr mechanischen, elektronischem Sound, weswegen es ja auch nicht gerade unpassend klingt. Heutzutage klingen aber auch Alben von vielen anderen, "gewöhnlicheren" Rock- und Metal-Bands sehr präzise und steril. Manchmal frage ich mich sogar, ob der Sound überhaupt noch eingespielt wird oder nicht sogar direkt generiert wird.

Hat da vielleicht jemand Einblick, um mich mal auf den aktuellsten Stand zu bringen, wie heute üblicherweise solch eine Produktion verläuft?

PS: Daß nicht jeder gleich aufnimmt ist mir klar, ich möchte hier auch nicht alles über einen Kamm scheren, oder behaupten, heutige Bands könnten ihre Instrumente nicht mehr spielen etc. Darum geht es mir hier aber auch gar nicht und ich möchte jetzt keine moralischen Diskussionen anfangen.
 
Eigenschaft
 



Hier mal ein "kleiner" Einblick. Viel Spaß beim schauen! :)
 
Naja ich hab mir das erste mal angeschaut, aber außer daß Trivium den besten Schlagzeuger, den besten Rhythmus-Gitarristen, den besten Bassisten und den besten Lead-Gitarristen haben, und von den besten Producern produziert wurden und daß der Sänger mal 'ne kleine Krise hatte, habe ich aus dem Video leider nichts gelernt :p

Zumindest kommt es in dem Video rüber, als würden tatsächlich alle Parts eingespielt - aber wenn man die besten Musiker hat, die wie ein Uhrwerk spielen können, dann sollte das ja auch kein Problem sein. Und wenn sie doch rumtricksen mit copy&paste, dann ist mir auch klar, daß die das in solch einem Video niiiieeee zugeben würden ;)
 
Für dieses Thema kann ich dir Dave Grohl's Dokumentation Sound City empfehlen. Ich habe es auch über die offizielle Seite gekauft (digital) und war sehr begeistert. Ich denke es behandelt genau das, was du wissen möchtest.

Primär geht es dort um das Aufnahmestudio "Sound City", in dem viele bekannte Bands (Foo Fighters, Nirvana, Queens of the Stone Age, und sehr viele mehr) Platten aufgenommen haben. Das besondere dabei ist aber, dass das alles analog war. Lieder werden noch auf Tape aufgenommen, nicht digital. Das Thema Analog- und Digital-Aufnahme ist in der Doku ein großes Thema. Das Mischpult hat sich Dave Grohl, nachdem das Studio zu gemacht hat, in sein eigenes Studio pflanzen lassen. Er und viele andere Bands schwören darauf.

Ich persönlich empfinde es auch als was besonderes analog aufzunehmen. Wenn man schlecht spielt, klingt auch die Platte schlecht. Digital kann das alles noch nach bearbeitet werden.

Hier ein Trailer:





Sehr interessant und cool. Sehr zu empfehlen!
 
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Der Film ist wirklich sehenswert


Gruss
 
Zumindest kommt es in dem Video rüber, als würden tatsächlich alle Parts eingespielt - aber wenn man die besten Musiker hat, die wie ein Uhrwerk spielen können, dann sollte das ja auch kein Problem sein. Und wenn sie doch rumtricksen mit copy&paste, dann ist mir auch klar, daß die das in solch einem Video niiiieeee zugeben würden ;)

Da gibz aber auch Bands und Künstler die das offen zugeben. Leugnen wär auch ziemlich bescheuert....

Man muss bei der Betrachtungsweise auch einfach über mehrere Dinge mal nachdenken....

Zunächst einmal bin ich persönlich der Meinung, dass in den letzten 10-15 Jahren der Großteil an härterer Rock- und Metalmucke durch die Mechanisierung sehr langweilig geworden ist.

Wieso hat sich der Sound so entwickelt wie er es getan hat? Da gibt es mehrere ziemlich nachvollziehbare und logische Entwicklungen:
Allen voran steht natürlich die technische Evolution. Jene wird dabei natürlich auch durch Nachfrage bestimmt....

Die Produktionsfaktoren die dabei eine Rolle spielen sind folgende:

1. Recording am Rechner
Heutzutage ist Speicherplatz überhaupt kein Thema mehr.

2. Quantisierung
Ich weiß gar nicht so genau wer damit angefangen hat, aber dadurch dass vor vielen Jahren schon damit angefangen wurde Drums zu quantisieren hat dies natürlich schon einen extremen Einfluss auf die nachfolgenden Aufnahmen der anderen Instrumente.

3. Di-Recording (-> quantisierung, editing, strip silence, "kleben" usw)
Zusätzlich zu der Quantisierung von Drums hat sich irgendwann durchgesetzt, dass viele Bass und Gitarren per DI-Signal aufnehmen und diese dann auch wieder quantisiert oder stellenweise passend geschnitten werden.

4. Tonkorrektur
Beim Gesang ist "perfect pitch" ja heutzutage auch ziemlich normal durch Autotune und Melodyne. Oft werden dazu ja auch noch Gitarren so aufgenommen, dass man für Soli/Leads nicht-benutzte Saiten (bzw leer-saiten) abklebt/dämpft und oft werden die Instrumente nachgestimmt für einzelne Akkorde/Passagen.

5. Sample-Replacement
Bei den Drums werden dann gerne Kick, Snare und die Toms durch Samples ersetzt oder Samples beigemischt


Das sind jetz erstmal die relevanten handwerkliche/technische Möglichkeiten die mir spontan einfallen die sich im Laufe der Zeit ergeben haben.
Im Gegensatz zu vor 20-100 Jahren ist die Verfügbarkeit von Möglichkeiten Musik aufzunehmen durch die Digitalisierung natürlich auch eine ganz andere und die "homerecording"-Möglichkeiten und auch die daraus entstandenen Sounds haben ja wieder einen Rückbezug zu allgemeinen Trends.
Künstler die in Home/Projektstudios beispielsweise angefangen haben mit digitalen Gitarrensounds zu arbeiten und dabei interessante Resultate erzielt haben, haben dabei das allgemeine Soundbild sehr geprägt. Derart direkte, saubere und störfreie Sounds hätte sich vor 50 Jahren sicher keiner träumen lassen.

Dass vieles an Musik nun angefangen wurde sehr digital zu produzieren und zu basteln liegt dann wiederum an folgenden Faktoren:

1. Kosten

1.1 Zeit
Studiozeit ist teuer

2.2 Equipment
Studioequipment ist teuer

3.3 Personal
Fachpersonal ist teuer


2. Fähigkeiten
Um Bastelfrei die perfekte Performance zu bekommen sind natürlich entsprechende Fähigkeiten und Geduld nötig. Da entsteht dann wieder Rückbezug zu den Kosten.... falls ein Künstler überhaupt in der Lage wäre "bastelfrei" seinen Kram gut festzuhalten.

3. Konkurrenzfähigkeit
Rock oder allgemein Musik mit echten Instrumenten hat es immer etwas schwer gegen rein-elektronische Musik, da sich dort die Sounds leichter weiterverarbeiten lassen (und oft schon gut "vorproduziert" sind). Insofern ist die Entwicklung auch logisch, dass im Rock/Metalbereich da eine ähnliche Entwicklung stattgefunden hat (Drumsamples/Ampmodelling).


Um im allgemeinen "handmade"-Music organisch UND hochwertig zu produzieren, müssen die Musiker schon höchsten Ansprüchen genügen. Früher wäre vieles an Musik deshalb gar nicht zustande gekommen. Entweder wäre das Ergebnis im Studio zu schlecht geworden, als dass es sich am Ende viele Leute angehört hätten oder die Musiker hätten im Vorfeld schon gar nicht das Kapital oder Selbstbewusstsein gehabt etwas aufwendig aufzunehmen.


Und nun noch meine persönliche Meinung (reicht jetz auch langsam, oder? :D ):
Wie ich eingangs schon schrieb ist für mich der Großteil an modernerem Rock und Metal ziemlich langweilig geworden. Die meisten Künstler (und Produzenten) gehen mit der Perfektion soweit, dass der menschliche Faktor in der Musik völlig ausradiert wird. Früher hab ich mit meiner Band Songs in Guitar Pro-Midi-Dateien festgehalten oder auch komponiert. So wie sich jene Midis dann angehört haben, hört sich die Musik inzwischen auch oft an. Nur mit fetteren Sounds....
Viele Musiker haben dann auch gleichzeitig nicht das Interesse nach Innovationen zu suchen. Wenn ich mir dann Musik anhöre, bei der die Performanceebene keinen menschlichen Faktor mehr hat und auch gleichzeitig keine besonders kreative Leistung stattfindet, da genretypische Merkmale/klischees einfach nur zitiert werden.... was genau soll ich daran dann (dauerhaft) gut finden?

Ich bin allerdings auch kein "früher-war-alles-besser"-Typ. Ohne die technische Entwicklung würd ich diesen Beitrag überhaupt nicht schreiben und würde selber keine Musik machen. Es bleibt natürlich auf Ewig die Herausforderung sich kreativ/künstlerisch zu positionieren und da gibt es immer Leute die dabei mit "Potentialen" interessant umgehen. Entweder indem man gegenläufig dann ganz anders an Dinge herangeht oder indem man Trends hernimmt und sie weiterenwickelt...
 
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Mir persönlich gefällt der sterile Sound auch nicht, gerade sowas wie Trivium etc, das hört sich für mich ziemlich langweilig an. Am geilsten finde ich eigentlich den Sound so wie auf den alten Van Halen Alben, wo eigentlich fast alles mehr oder weniger live eingespielt wurde, da lebt die Musik richtig.

Aber wie gesagt, ich wollte da jetzt auch nicht allzu weit ins "moralische" gehen, ich wollte nur mal wissen ob das wirklich so abläuft. Aber so wie Du das beschreibst, scheint da ja wirklich schon sehr viel gebastelt zu werden, genau so habe ich mir das irgendwie auch vorgestellt (z.B. Gitarre neu stimmen für verschiedene Akkorde, damit jeder Akkord so sauber wie möglich klingt, und das dann alles zusammenschweißen).

EDIT: Wenn ich eine Band hätte, würde ich ungefähr so aufnehmen, daß es wie hier klingt :D (muß aber natürlich auch zur Musik passen)
 
Bei dem Thema Gitarrenstimmung wäre vielleicht etwas zu differenzieren. Wenn ich aufnehme stimme ich nicht mit Tuner sondern nach Gehör nach der Tonart. Das bedeutet dann natürlich, daß man da öfter rumschraubt, aber das würde ich noch nicht als Studiotrickserei einstufen.
 
Zunächst einmal bin ich persönlich der Meinung, dass in den letzten 10-15 Jahren der Großteil an härterer Rock- und Metalmucke durch die Mechanisierung sehr langweilig geworden ist.

Das geht mir auch so. Ein Großteil der Metalltore-/Deathcore-/Melodic-Death-Metal-Produktionen klingt ziemlich austauschbar, sowohl hinsichtlich der Gitarren- als auch der Drumsounds.

Insbesondere die Drums gehen mir schon seit Jahren auf die Nerven. Der Witz ist, dass vieles ja tatsächlich noch von Drummern eingetrommelt wird, die das technisch durchaus in ziemlicher Perfektion draufhaben. Die Nachbearbeitung sorgt dann aber dafür, dass es wie ein Drumcomputer klingt. Während man Drums auch durchaus so programmieren kann, dass es "menschlich" klingt. Macht aber niemand ...

Das werte ich als Indiz dafür, dass Musikhörer wie Musiker (zumindest bei Studioproduktionen) diesen bis ins Detail "perfekten", maschinenartigen Sound zumindest bei technischen Metal-Arten erwartet.

Ich find's schade, aber wenn kaum noch jemand weiß, wie sich Drums eigentlich anhören, dann isses wohl so ...
 
Meiner Ansicht nach ist ein Fakt an vielen Produktionen, dass die Musiker grade im Metal das Gefühl für Betonungen und Groove ziemlich verloren haben.

Bei den meisten Riffs und Beats sind durch die statitische Produktion solche Dinge eben kaum noch erkennbar. Auch Parts die mal laid-back, angeshuffelt, geswinged oder ähnliches sind hört man kaum.... off-betonungen... all so Dinge.
Das Problem dabei ist, dass viele Metal-Musiker das auch überhaupt nicht (mehr?) können, da sie durch ihre musikalische Hörgewöhnheiten nur noch an "drauf" gewöhnt sind.

Um das ganze mal nen bischen mit Beispielen aufzuarbeiten:
Eine Band - obwohl ich sie nicht mal mag - die ich immernoch verfolge ist Periphery, da der Bandgründer schon eine der prägensten Gestalten der letzten 10 Jahre im Bereich der härteren Musik war.

Die haben dann nen Drummer der so klingt:


Und dann nehmen sie echte Drums mit riesigem Aufwand und einem sehr guten Schlagzeuger auf, die dann am Ende so klingen:


Wenn ich darüber nachdenke ist das schon irgendwie an Absurdität kaum zu überbieten. Die haben nen super Schlagzeuger und haben damit am Ende mechanischere Drums als jemand wie ich, der seine Drums programmiert.

Es gibt dann allerdings da auch noch Gegenbeispiele... z.B. das hier:


Wenn man sich von Mastodon mal mehrere Dinge anhört, wird man sehr schnell feststellen, dass die ganze Musik davon lebt, dass der Drummer den Songs richtig seinen Stempel aufdrückt. Das liegt zum einen daran, dass bei denen die Drums (wie auch alles andere) angenehm natürlich klingt und der Drummer eben immer irgendwie nen Drive hat.

Nun muss aber nen Song natürlich nicht zwangsläufig irgendwie swingen.... auch bei Sachen die "drauf" sind, fehlt mir meistens einfach die Aggression weil es auch einfach nicht aggressiv gespielt ist. 99% aller Drummer und Gitarristen/Bassisten (im härteren Sektor) haben kaum einen nennenswerten Anschlag. Ich hab nachfolgendes Video ja schonmal in der Plauderecke gepostet..... auch wenn es jetz schon 3 Monate alt ist, guck ichs mir immernoch alle paar Tage immer mal wieder an, weil mich diese Gewalt einfach extrem inspiriert.... sie hat mich sogar soweit inspiriert, dass ich selber wieder Lust bekommen hab extremere Musik zu machen (wird man vll bald mal hören? ;) ):


Was ich mit den Beispielen von Krimh und Mastodon zeigen will:
Es ist absolut nicht unmöglich Groove, Feeling und Aggression mit modernen Aufnahmemethoden zu verbinden.... die Vorraussetzung dafür sind schlicht, dass die Musiker gut genug sind und dass auch der Wille dafür da ist.
 
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Letzterer ist ja schließlich auch ein Österreicher, der muss es ja drauf haben. :)

Leider kann ich den Song Alpha von Periphery nicht anhören, ist hier anscheinend nicht verfügbar, aber ich kann mir vorstellen was du damit meinst. Der Drummer von denen ist extrem gut! Habe ich damals live als Vorband von Dream Theater gesehen und im Vergleich zu Mike Mangini hatte er ein sehr kleines Drumset, hat mich aber trotzdem sehr überzeugt. Insgesamt fand ich die Band sehr cool. Andererseits gibt es ein Video auf YT vom Produzenten von Periphery (Nolly, der Bassist) wo man sieht, wie heiklich sie beim Schlagzeug Sound sind, und dass die Toms immer auf einen bestimmten Ton gestimmt sein müssen.

Und Mastodon ist einfach extrem gut, aber eben auch eine total andere Musik als Periphery, sodass man die Schlagzeuger und dessen Sounds schwer vergleichen kann. Bei Mastodon klingt alles noch organischer, was mir persönlich lieber ist....
 
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Wenn ich darüber nachdenke ist das schon irgendwie an Absurdität kaum zu überbieten. Die haben nen super Schlagzeuger und haben damit am Ende mechanischere Drums als jemand wie ich, der seine Drums programmiert.

Ja, das ist genau, was ich meine. Ich finde einen sehr "synthetischen" Drumsound bei manchen Bands auch durchaus passend. Bei "Fear Factory" passte das, die haben das damals auf die (zwischenzeitliche ...) Spitze getrieben, damit war das für mich aber auch ausgelutscht. Aber irgendwie haben sie damit auch ein Benchmark gesetzt, an dem sich viele andere Bands orientiert haben.

... sie hat mich sogar soweit inspiriert, dass ich selber wieder Lust bekommen hab extremere Musik zu machen (wird man vll bald mal hören? ;) ):

Das klingt gut, machen.

Aber vielleicht noch mal zur Ausgangsfrage, allerdings mit einem Beispiel aus der "Hobby-Liga":

Mit meiner damaligen Thrash Metal-Band haben wir 2009 ein Album bewusst "oldschool" aufgenommen: In einem "richtigen" Studio mit einem alten, riesigen Analog-Pult. Obwohl zu der Zeit die meisten uns bekannten/befreundeten "semi-professionellen" Bands auch schon komplett rechnerbasiert arbeiteten mit getriggerten und quantisierten Drums, Gitarren-Reamping, Editing usw., wollten wir es möglichst rau und "echt": Die Band sollte auf der Aufnahme möglichst so klingen, wie man sie auch im Proberaum oder live erleben konnte.

Das ist uns auch gelungen: Die Drums wurden in kleinster Weise nachbearbeitet, unser Drummer hat 13 Songs an 1,5 Tagen eingeprügelt. Die beste Spur aus i.d.R. 2-3 Versuchen wurde komplett übernommen. Wir hatten beim Mix dann noch einmal kurz ausprobiert, die Bassdrum mit einem getriggerten Sound zu unterlegen, da das Mikrosignal mehr Kick hätte haben können. Wir haben das aber verworfen und wollten beim Original bleiben. Wenn man sich mal ältere Genre-Scheiben wie Slayers "Rein In Blood" anhört, "rumpelt" die Bassdrum da unten auch vergleichsweise "diffus" herum, aber es klingt eindeutig nach Drums, nicht nach Computer ...

Hier mal einer kleiner Clip von unserem Drummer bei der Aufnahme (durch die Scheibe des Regieraums):



Hier derselbe Song fertig abgemischt:



... und hier live, auf die Drums. Der Sound ist natürlich entsprechend aber man kann zumindest sehen, dass der Vorteil des oben beschriebenen Vorgehens bei der Aufnahme ist, dass man es live auch 1:1 reproduzieren kann:

 
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Das werte ich als Indiz dafür, dass Musikhörer wie Musiker (zumindest bei Studioproduktionen) diesen bis ins Detail "perfekten", maschinenartigen Sound zumindest bei technischen Metal-Arten erwartet.

Ich kann diese Art von Denkweise echt nicht nachvollziehen.
Es ist genau das gleiche wie bei Auto-Tune, Quanitizing, dem Loudness-War, etc.

Die Musikproduzenten beginnen damit, eine bestimmte Technik zu benutzen (Gesang 100% perfekt zu tunen, Songs so laut zu machen wie es nur geht, usw.).
Kurze Zeit später reden die gleichen, die damit begonnen haben und das anwenden davon, dass die Zuhörer genau das "erwarten" würden.

Ich verstehe echt nicht, wie man auf diesen Schluß kommt.
Das scheint mir nur so, als ob man im Nachhinein nur das eigene Tun legitimieren will.

Ich habe noch keinen Musikkonsumenten verlangen hören, dass man bitte die Drums quantisieren, den Gesang perfekt tunen, und schließlich den Song so sehr limitieren sollte bis alles verzerrt.
Es ist doch, wenn überhaupt, genau das Gegenteil der Fall: die aufgeklärteren unter den Musikkonsumenten werden sich dieser Produktionstechniken bewusst, und äußern sich in den meisten Fällen GEGEN diese. Kann man zu Hauf etwa in den amazon Kundenrezensionen nachlesen.
Ist ja auch hier zu sehen, wie sich die meisten für NICHT zu Tode quantisierte Drums aussprechen.

(Kasper666, das sollte jetzt kein Angriff auf dich sein, ich habe nur deine Aussage als Beispiel hergenommen, um diese meiner Meinung nach völlig absurde Denkweise aufzuzeigen.)
 
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Kaschper hat dies bezüglich ja auch nur ne empirische Aussage getroffen... sein ganzer weiterer Post sagt ja aus, dass er mit seiner Kapelle genau diesen weg NICHT gehen wollte.

Den "The Mark Of Cain" kannte ich aber auch voher schon.... bis auf dass die Youtube-Aufnahme verzerrt punk'ed das richtig ordentlich!

Ich hab mir auch grad mal klar gemacht, dass nächste Woche nen Homie zum filmen rumkommt und ich mal nen Playthrough von nem eigenen (neuen) Song mache.... da bin ich auch mal sehr gespannt was die Rückmeldung zum rohen Sound und zur überdynamischen kaputten Spielweise is :)

Ich bezweifel auch, dass die Leute derart tote Musik zwangsläufig haben wollen.... es kommen immer wieder genug künstler die organisch klingen und die kommen auch gut. Nur was ich dazu sagte: Wenn man organisch den shit abliefern will, dann müssen auch alle entsprechend gut sein... mit der ganzen Bastelei kannste auch aus schlechten oder mittelprächtigen Musikern was anhörbares basteln.
 
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Ich kann diese Art von Denkweise echt nicht nachvollziehen.

Wie Monsy schon erklärte: Meine Aussage sollte eine Befürchtung ausdrücken, nicht meine Denkweise. Ich sehe das alles grundsätzlich so wie Du.

Ich habe noch keinen Musikkonsumenten verlangen hören, dass man bitte die Drums quantisieren, den Gesang perfekt tunen, und schließlich den Song so sehr limitieren sollte bis alles verzerrt.

So natürlich nicht … Dass es aber antrainierte, bzw. beeinflusste Hörgewohnheiten und damit verknüpfte, teils sicher auch unbewusste Erwartungshaltungen gibt, davon gehe ich schon aus.

Nimm mal die Instrumentierung von Schlagermusik: Immer dieselben Drumcomputer- und Keyboardsounds, immer dieselben Werkspresets. Ich bin sicher: Würde man dieselben Songs mit „klassischer“, vergleichsweise „anspruchsvoller“ Instrumentierung einspielen, wären die Hörer massiv irritiert. Die könnten gar nicht benennen, was da jetzt anders ist, wären aber unterschwellig irritiert von den komischen Geräuschen im Hintergrund … Diese Hörgewohnheiten ließen sich ändern, aber warum sollte ein Schlager-Produzent das Geld für die nötigen Musiker in die Hand nehmen. Funktioniert ja auch so.

Das mit dem Anspruch und den Gewohnheiten sehe ich im Prinzip wie beim TV-Programm: Wollen die Leute wirklich und ausschließlich Sch … sehen? Die privaten (und zunehmend auch öffentlich-rechtlichen …) gehen davon aus und „trauen“ sich mit Blick auf die Quote nicht, dem Konsumenten was mit Anspruch vorzusetzen.

ICH bin unbedingt der Meinung, dass man die Konsumenten nicht unterschätzen sollte und durchaus zu „Qualität“ erziehen könnte. Aber erzähl das mal den Betriebswirten bei Sendern und Plattenfirmen* ;-)

(* Wer den "Konsumenten" über Jahre dazu "erzieht", Schrott zu akzeptieren, muss sich natürlich nicht wundern, wenn der Konsument Musik irgendwann nicht mehr als Wert begreift und nicht bereit ist, dafür Geld auszugeben)

Es ist doch, wenn überhaupt, genau das Gegenteil der Fall: die aufgeklärteren unter den Musikkonsumenten werden sich dieser Produktionstechniken bewusst, und äußern sich in den meisten Fällen GEGEN diese.

Was vermutest Du, wie viele „Aufgeklärte“ es gibt? Wir Musiker können hier seitenweise darüber philosophieren oder gar streiten. Den „normalen“ Musikkosumenten interessiert das alles nicht die Bohne.

Ich kenne einen Produzenten, der in seinem Studio feinstes historisches Analog-Equipment hortet und das bei seinen Produktionen ausschließlich einsetzt. Je nach Band und deren Zielgruppe gibt er die Aufnahmen zum Mastern aber an einen renommierten Kollegen, der bzgl. Pegel das Maximum rausholt (Brickwall …). Warum? Weil die „Zielgruppe“ das Zeug nicht mehr über „ordentliche“ Hifi-Anlagen als CD oder gar LP hört, sondern als MP3 am Rechner mit winzigen Aktiv-Boxen, billigen Kopfhörern, im Auto. Auf diesem Equipment muss es „drücken“ und dabei eben möglichst lauter sein als die „Konkurrenz“.

Das kann ich auch jederzeit bei mir zu Hause nachvollziehen: Ich habe mittlerweile eine recht hochwertige Musik-Anlage mit Plattenspieler und Netzwerkplayer, der z.B. auch HiRes-Files abspielt. „Audiophile“ Aufnahmen klingen da ziemlich gut, jüngere Metal-Produktionen kann ich da überhaupt nicht hören. Die machen nur im Auto Spaß. Es ist umgekehrt auch nicht so, dass „hochwertige“ Aufnahmen auf jedem Wiedergabegerät besser klingen.

Ich finde es auch nicht gut aber Fakt ist: Die meiste Musik wird heute vor allem für den Vertrieb als MP3 und die Wiedergabe auf minderwertigen Geräten optimiert. Auch im Metal.
 
Das "Mark of Cain"-Video gefällt mir auch echt gut! Da kommt die Aggressivität echt gut rüber, und genau das mag ich auch. Lieber soll es ein bißchen übersteuert, schludrig (nicht übel nehmen) und dreckig klingen, aber dafür eben richtig brutal geil. Ich hatte auch mal ein Demo von Destruction - "The Butcher Strikes Back", das hat so einen genialen dreckigen Proberaum-Sound, und ich dachte eigentlich, das wäre der eigentliche Song. Bis ich dann mal die "produzierte" Version entdeckt hab, die ich einfach nur fürchterlich fand - vor allem fürchterlich langweilig.

Was das Thema "die Hörer wollen Perfektion" angeht: Da bin ich auch der Meinung, daß das eher von den Produzenten kommt. Zum Glück gibt es gerade was den Loudness-Wahn angeht zur Zeit wieder eine Rückentwicklung, habe ich zumindest gehört.

Hier mal ein altes Lied mit einer meiner Meinung nach richtig guten Aufnahme:


Das Lied ist bekannt, klar, aber als ich das mal bei meinem Vater auf ner richtig guten Wohnzimmer-Anlage gehört habe, wurde mir erst richtig klar, wie super das aufgenommen ist. Man kann jedes Instrument perfekt raushören und es klingt sehr lebendig alles.
 
Das "Mark of Cain"-Video gefällt mir auch echt gut! Da kommt die Aggressivität echt gut rüber, und genau das mag ich auch. Lieber soll es ein bißchen übersteuert, schludrig (nicht übel nehmen) und dreckig klingen, aber dafür eben richtig brutal geil.

Schludrig??? Na, hör mal. Dafür haben Teile der Band 25 Jahre geübt ... ;-)

Das ist aber durchaus der "Effekt", auf den ich oben im Zusammenhang mit "perfekten" Drums/Sounds hinauswollte: Hört der so konditionierte Hörer (damit bis jetzt nicht ausdrücklich DU gemeint) mal wieder einen "normalen" (guten) Schlagzeuger, empfindet er es möglicherweise als "schludrig".

Ich denke, wir haben unsere Scheibe schon auf gutklassigem "80er Jahre-Niveau" eingespielt, nur würde das heute eben kaum noch ein "moderne Metalband" so "unperfekt" abgeben.


PS: Die ersten beiden Alben der Dire Straits finde ich ebenfalls großartig; als Beispiel wie "heutzutage moderne Metalalben aufgenommen werden", taugen sie natürlich weniger ;-)
 
Ich denke mit "schludrig" war auch mehr der Klang als die Performance gemeint.

Und wenn man die Dire Straits einfach doppelt so schnell macht und überall nen Verzerrer drauf packt, dann hat man doch am Ende jazzigen Grindcore :D
 
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Na das müsste dann schon so 4x mal so schnell sein :D
 
einfach weil es grad hierzu passt:
Monsy hat dazu sinngemäß geschriebn "krass wie echt das klingt ... der sound klingt nichtmal ansatzweise so digital wie er is" Wenn ich mir die letzten Aussagen zum Thema hier im Thread so durchlese - bilde ich mir doch glatt etwas darauf ein :D
 
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