Sind da auch Quellen aufgeführt über die entsprechenden Untersuchgen bzgl. ausgewogener Klangempfindungen? Irgendwie muss man ja auf die Methode gekommen sein.
In diesem Büchlein gibt es keinen Verweis auf eine Quelle dazu. Es wird einfach als eine gängige Praxis dargestellt und mit einigen praktischen Beispielen vertieft. Es geht dabei vor allem auch um den Zusammenhang mit den in diesem Buch vorgestellten Verstärker-Schaltungen.
Gehör-physiologische und psychoakustische Untersuchungen datieren aber schon lange zurück und sicher gab es auch Untersuchungen zu diesem Thema. Wahrscheinlich war vieles daran aber auch schlicht gesammeltes Praxis-Wissen. Guten Klang wusste man durchaus schon in der Frühzeit der elektrischen Verstärkung zu produzieren.
Ja, das war auch mein Gedanke. Könnte es sein, dass man den Übertragungsweg damals bereits in die Instrumentenauswahl einbezog? Also das Musik zwischen 200 und 2.000 Hz glänzen musste?
Man muss wahrscheinlich dabei zwischen der
musikalischen und der
klanglichen Information unterscheiden.
Für die rein musikalische Information reicht der tatsächlich extrem eingeschränkte Frequenzbereich 200-2.000 Hz (nur knapp 10% des vollen üblichen Bereichs 20-20.000 Hz!) in vielen Fällen aus.
Anders wäre es gar nicht möglich, an historischen Aufnahmen Gefallen zu finden. Tatsächlich können schön musizierte (ur)alte Einspielungen sogar sehr faszinierend sein (für mich jedenfalls), trotz ihres eingeschränkten Frequenzumfangs.
Sicher ist das auch und entscheidend vom Genre abhängig. Untere Grenzfrequenzen von 32 Hz und weniger spielen in der "Klassik" und den Genres, die in der Frühzeit der Aufnahmen existierten so gut wie keine Rolle, vielleicht tatsächlich nur bei großen Kirchenorgeln mit 32-Fuß-Registern, deren tiefster Ton sogar bei 16 Hz liegt. Sicher hat damals auch niemand erwartet, dass eine Aufnahme die Klanggestalt des Live-Erlebnisses originalgetreu wiedergibt.
Wie gesagt tat das dem musikalischen Genuss keinen sonderlichen Abbruch, wenn überhaupt. Die Leute waren früher sicher froh, überhaupt ein Radio zu besitzen, oder sogar - Luxus pur! - eine gute "Musiktruhe" mit Schallplattenspieler.
Natürlich muss die Musik dann auch musikalisch substanziell etwas zu bieten haben. Musik, die durch Themen, Melodien und überhaupt satztechnisch-konstruktiven Anteilen glänzen kann, hat da sicher die Nase vorn im Vergleich zu Musik, die mehr auf Klangflächen setzt, oder gar solche, die nur auf Klangeffekte setzt ohne tiefere musikalische Substanz.
Dass solche eingeschränkten Frequenzbereiche überhaupt funktionieren können, auch wenn sowohl die Grundtöne der Instrumente als auch deren höhere Obertonspektren abgeschnitten werden, hat vornehmlich mit dem Phänomen der sog. "Formanten" zu tun [
ttps://de.wikipedia.org/wiki/Formant]. Diese charakterisieren bei der Stimme sowohl die Vokale als auch ganz entscheidend die klanglichen Unterschiede zwischen Männer-, Frauen- und Kinderstimmen. Ebenso charakterisieren sie den Klang von (akustischen) Instrumenten.
Bei Stimmen reichen diese Formanten in etwa bis 3 kHz, bei Instrumenten kaum über 8-10 kHz, auch wenn sie Obertöne bis 20 kHz haben sollten, und sind daher auch bei eingeschränkten Frequenzbereichen noch präsent.
Wenn, wie
@Zelo01 analysiert hat, nur tieffrequente
Sinustöne im Spiel sind, also keine Obertöne und damit auch keine Formanten existieren, dann geht die Information der tiefen Töne bei einem nach unten abgeschnittenen Frequenzumfang natürlich gänzlich verloren. Die tiefen Töne sind damit komplett weg, denn im Rest-Frequenzband haben sie keine Informationen zu bieten.
Bei natürlichen Klangerzeugern, also allen akustischen Instrumenten und Stimmen kann das so nicht passieren, weshalb so gesehen alte Aufnahmen auch heute noch ´funktionieren´.
Der von
@Zelo01 vorgeschlagene Weg wird daher auch die einzige Lösung sein: den tiefen Frequenzen Obertöne hinzu fügen, am besten eine charakteristische Formantenstruktur.
Wenn es gelingt, auf diese Weise Informationen der tiefen Töne in den engen Rahmen 200-2.000 Hz zu schieben, sollte der Sound auch insgesamt auf jeder Anlage mindestens ordentlich funktionieren.
Dann brauchst du auch keine gesonderte Mischung für Geräte mit eingeschränktem Frequenzbereich anzufertigen. Selbst die ´ollesten´ Smartphones sollten dieses schmale Frequenzband reproduzieren können, über Kopfhörer auf jeden Fall mehr.
Die Bandbreitenbegrenzung nimmt das Endgerät sowieso ganz von alleine vor.
Dann bräuchte es allenfalls ein Kontroll-EQ-Preset der Sorte "Küchenradio" wie in dem Link weiter oben empfohlen um checken zu können, ob der Sound auf diesen Geräten einigermaßen funktioniert.
Wenn das dann bei dir annehmbar klingt, wird es auch auf diesen ´kastrierten´ Minis annehmbar klingen. Und auf bessern Anlagen wird derselbe Mix dann auch einfach
besser klingen.
Denn wie in dem Link erwähnt erlauben es die Obertöne (Formanten) bei den tiefen Frequenzen/Grundtönen Energie raus zu nehmen, was die Wiedergabe auch für gute Anlagen ´entspannter´ machen kann.
In einem anderen Zusammenhang habe ich mich mal näher mit Kirchenglocken beschäftigt. Deren Grundtöne haben immer einen deutlich niedrigeren Pegel als ihre Obertöne. Trotzdem bzw. gerade wegen ihrer besonderen Obertonstruktur klingen (gute) Glocken sehr sonor.