Finde ich auch. Ich habe das Gefühl viele Bassisten sind so in ihrem "with-or-without-you-weniger-ist-mehr-"-Wahn
p), dass sie vergessen dass manchmal auch mehr mehr sein kann.
Ah, ich hab meinen Seelenverwandten gefunden, denke da ganz genau so drüber und es glüht mir ewig unter den Nägeln.
Dieser komische Trend hin zum Minimalismus ist mir auch fremd. Vielleicht liegt's daran, dass ich mit meinen fast erreichten 18 Lebensjahren noch nicht trocken hinter den Ohren und noch was bewegen will.
Du hast auf jeden Fall völlig recht, es kommt sehr stark auf die Situation an. Man kann nicht pauschal sagen weniger ist mehr. Viel mehr muss man in jeder musikalischen Situation abwiegen, wie viel man jetzt spielt und was man nicht spielt. Die Noten, die man bewusst auslässt sind ja auch beim "Vielspielen" ungeheuer wichtig. Manchmal kann es auch cool sein, ein paar Takte lang gar nichts zu spielen, um dann richtig knackig einzusetzen und dem ganzen Song einen ordentlichen Tritt voran geben kann. Wie gesagt, abhängig von der Situation, man sollte sich auf beides vorbereiten. Vorgestern hörte ich im Radio seit langem mal wieder Tom Pettys Song "Crawling Back To You". Nennt mich 'ne Schmalzlocke, aber mich hat es auf der Stelle gereizt diesen schönen Song spielen zu wollen. Also hingesetzt und die paar Akkorde rausgehört und angefangen das ganze nachzuspielen. Außer einer sparsamen Grundtonbasslinie, die den Grundrhythmus hält und ein paar melodischen Läufen kann man da nicht viel draus machen, trotzdem hat es unheimlich Spaß gemacht und ich hab einige schöne Sachen zusammengespielt, die aber alle eher unscheinbar waren. Hier war weniger mehr. In letzter Zeit habe ich im Bassunterricht zwei Songs gelernt, bei denen das Gegenteil der Fall war. "Chemistry" von Rush und "Come On With It" von Tower Of Power. Ersteres gehört für Geddy Lee-Verhältnisse noch zu recht simplen Linien, doch es lebt von jedem Ton und jeder kleinen Variation. Hier etwas wegzulassen oder sich auf reines Grundtonspiel zu beschränken würde dem Song viel an Reiz nehmen. "Come On With It" hat einen typischen Rocco Prestia Sechzehntelpumpbass. Verdammt anstrengend zu spielen, man schafft es vor allem kaum das ganze so exakt auf den Punkt zu nageln wie der Großmeister des Fingerfunk es kann. Aber auch hier gilt: Das muss genau so gespielt werden, mit allen Sechzehnteln und auch den Pausen, ansonsten kommt der Groove nicht.
Wie gesagt, es gibt für viele unterschiedliche Grundauffassungen des Bassspiels viele gute Anwendungsmöglichkeiten, man darf sich allerdings, wenn man viele verschiedene Stilrichtungen abdecken will, nicht durch eine Einstellung oder ein grundlegens Basslinienkonstruktuionsystem einschränken lassen. Das ist dann in diesem Falle äußerst kontraproduktiv. Daher auch immer mein Tipp an jeden Einsteiger und Musiker generell: Limitiere Dich nicht selbst! Höre mal in jede Musik die Du zwischen die Griffel kriegen kannst wenigstens rein und versuche so viel unterschiedliches wie möglich nachzuspielen. Und, noch viel wichtiger: Versuche mit den unterschiedlichsten Musikern zusammenzuspielen. Meist ist das eine tolle Erfahrung und man kann von fast jedem irgendetwas lernen, also schlagt niemals leichtfertig eine Einladung zu einer Jamsession, einer Bandprobe oder einem Gig als Aushilfsbasser ein. Die meisten unserer Vorbilder sind nur durch diese harte Schule gegangen, ganz ohne Lehrer, die mussten selbst zusehen, dass sie sich was draufschaffen.
Und affenmama muss ich mich auch anschließen, auch wenn er (/sie
) vielleicht nicht meine Einstellung zum Unterricht teilt, aber er trifft einfach den Nagel auf den Kopf. Viel hören, üben, spielen, hören, hören, spielen, üben, üben, hören, spielen und achja, niemals zu wenig hören.
In diesem Sinne, viel Spaß beim Bassen (in welcher Musikrichtung oder Band auch immer) wünscht Euch
Carsten.