Zunächst mal Programmierung für mehrere Parts.
Generell: Bei mir hat sich die Ein-Programm-pro-Song-Methode als beste Lösung herauskristallisiert. Für Effekte sorgen die Synthis momentan jeweils selbst.
Kurzweil K2000: Die Schaltzentrale. Der Kurze kann mit seinen Setups prima externe Geräte via MIDI umschalten, auf Wunsch sogar ohne interne Umschaltungen, mal ganz davon abgesehen, daß er an die 900 freie Speicherplätze für Setups und als einziger eine interne Festplatte hat. Das Ganze hat allerdings ein paar Pferdefüße.
Erstens: Ein Setup hat nur drei Parts. Wenn's mehr werden, braucht man mehr Setups. Erstaunlicherweise geht das, weil beim Umschalten auf ein anderes Setup die Einstellungen des vorherigen Setup nicht zurückgenommen werden, sondern allenfalls überschrieben. Das heißt, man könnte den ganzen Kurzen mit Setups umregistrieren, dann braucht man aber auch ein halbes Dutzend Setups. Kommt bei mir zum Glück (noch) nicht vor.
Zweitens: Gerade bei der Rackversion macht es sich bemerkbar, daß der Kurze immer im 16fachen Multimode läuft. Und wenn man 3er Setups verwendet, werden die anderen 13 Parts mit Nichten und Tanten abgeschaltet. Man kann zwar Parts abschalten, aber dafür muß man schon selber sorgen. Heißt in der Praxis: Wenn man den Kurzen normalerweise nur auf Kanal 11 spielt, in einem Lied dann zusätzlich Kanal 12 aufmacht, dann aber im nächsten Lied versäumt, die 12 wieder zuzumachen, läuft die 12 lustig weiter mit. Im Notfall also Setups zwischenschieben, die ungenutzte Parts wieder abschalten.
Was aber bei den Kurzweil-Workstations (PC3x ist keine) richtig gut ist: Man kann Programme, Setups und was weiß ich im Nummernsystem verschieben und umordnen. So kann ich praktisch jede Band-Setlist in chronologischer Reihenfolge in den Kurzen einbauen. Beim Gig geht dann der Griff ins Rack, das Datenrad wird eine Raste weitergedreht, und die ganze Maschinerie ist fürs nächste Stück bereit. Um ganz sicher zu sein, kann ich mir den Setupnamen groß anzeigen lassen, dann stört auch das funzelige Display nicht mehr.
Roland XP-80: Der Ober-Rompler und das Masterkeyboard. Die XP-80 hat einen Riesenvorrat an Sampleklängen. Nicht nur wegen ihrer drei Expansion-Boards, sondern auch, weil der Kurze im ROM derer nur 200 hat. Als Masterkeyboard ist sie auch 1. Sahne. Sie hat nur einen gravierenden Nachteil, den Roland erst mit der Fantom-G behoben hat: nur 32 User-Performances. Meine Lösung: 29 songbezogene Performances und drei reine MIDI-Performances eine nur für den Kurzen, eine nur für den Virus (die beiden haben separate MIDI-Kanäle zugewiesen bekommen), eine für beide. Bei den MIDI-Performances (und eigentlich nur da) gilt: Kanalnummer = Partnummer. Wann immer ich die XP-80 nicht unbedingt als Klangerzeuger brauche, verwende ich die MIDI-Performances. Dummerweise brauche ich ziemlich oft Hammonds und Rhodes, und genau die kann die XP-80 richtig gut.
Access Virus b: Der Elektroniker. Wenn's synthetisch wird, kommt mittlerweile meistens der Virus zum Einsatz. Zum Glück hat er einen 16fachen Multimode, in dem man unbenutzte Parts abschalten kann. Er wird nur dann vom Kurzen umgeschaltet, wenn ich ihn wirklich brauche, denn ansonsten bleibt er ruhig. Der Übersichtlichkeit halber wird bei allen abgeschalteten Parts dasselbe Singleprogramm gewählt, das ich sonst nie benutzen würde.
So, kommen wir zum Soundschrauben.
Roland XP-80: Aus Mangel an Performances und daraus resultierender Zurückhaltung bei der Benutzung gibt es so dermaßen viel nicht zu schrauben an der Roland-Workstation. Aber es gibt was zu schrauben. Normalerweise reduziert sich das auf Feintuning an Werkspresets, aber an denen gibt's oft genug was zu tunen. Orgeln wird beispielsweise der Pitch Bend wegrationalisiert (warum der überhaupt reinprogrammiert wurde, ist mir schleierhaft), vor allem aber wird ihnen ein Rotary-Effekt verpaßt, den ich per Pedal steuern kann, zumindest aber werden andere Modulationen/Controller ausgebaut, die sich mit dem Rotary nicht vertragen.
Man darf aber nicht vergessen, daß die XP-80 immer noch ein Synthesizer ist, und zwar einer mit insgesamt 64 Oszillatoren und Hunderten Multistage-Hüllkurven. Da geht's mit dem Bläserensemble-Eigenbau erst los und führt auch schon mal zum Bau eines sonarpingartigen Sounds auf Noisebasis, für den zwei Filter kaskadiert werden müssen, weil die XP-80 keine Vierpolfilter hat. (Den Sound produziert inzwischen der virus, aber die XP-80 könnte jederzeit einspringen.)
Übrigens ist sie das einzige Gerät im Bandsetup ohne Init-Sound, also gibt's meistens eine Menge wegzudrehen, was gerade angesichts der Unmengen an Parameter eine unglaubliche Kleinarbeit ist. Dazu kommt, daß in einem Patch jede, aber auch jede Hüllkurve viermal vorhanden ist (an jedem Tone hängt je nach Struktur ein eigener Synthesizer) und bis zu viermal eingestellt werden muß. Hab ich erwähnt, daß die Hüllkurven alle ein paar mehr Parameter haben als nur Attack, Decay, Sustain, Release?
Kurzweil K2000: Auch hier schraube ich nur wenig rum, und auch hier ist es meistens Feintuning (Hüllkurven, Controller etc.). Hier liegt es aber am Mangel an Rohmaterial, an der mangelnden Notwendigkeit abgefahren-experimenteller Sounds auf Samplebasis und an der starken Konkurrenz. Ich meine, V.A.S.T. sei Dank kann der Kurze auch virtuell-analog, und zwar ganz ohne Samples. Dafür gibt's die Silence-Keymap, und die Sync-Structures können gar keine Samples einbinden. Aber erstens hab ich schon einen VA-Synthi, und zweitens aliast der Kurze manchmal, daß es fast schon nicht mehr schön ist.
Es gibt aber Fälle, in denen nur der Kurze die Lösung ist. Das sind dann z. B. ausgefuchste Sample/VA-Hybridsounds, Eigensamples (da soll auch noch was kommen, zumal meine Kurzen beide vollwertige Sampler sind) oder Klänge mit ungewöhnlichen Amp Envelopes. Denn die V.A.S.T.-Hüllkurven verhalten sich zu den JV/XP-Hüllkurven wie diese zu ADSR. Ich sag nur mehrere Releasephasen. Laß die Taste los, und der Sound wird für mehrere Sekunden nicht leiser oder sogar noch lauter. Kann einem glatt das Holdpedal ersetzen. Gut: Der Kurze hat ein Init-Program. Ein Klavier natürlich.
Na ja, meistens liefert er momentan sowieso ungewöhnliche Samplesounds und FM-Klänge (und ich meine Echt-FM, nicht gesamplete FM-Sounds), die ich anderweitig bezogen hab.
Einige Werkssounds emulieren übrigens Naturinstrumente mit völlig anderen Samples. Drei Jahre nach dem Erscheinen der Korg M1 konnte das vielleicht noch durchgehen, besonders angesichts der anderen Möglichkeiten des K2000, aber heute klingen meine auch schon bald 10 Jahre alten XP-80 besser. Dafür hat der Kurze Akustikgitarren und Slapbässe... *seufz* Aber ich komm schon wieder vom Thema ab.
Access Virus b: Hier wird dann aber richtig geschraubt. Und zwar meistens from scratch. Unverändert werden praktisch nur Rob Papens Klänge verwendet, und das auch nur aus Respekt, und weil sie einfach gut sind und vor allem benutzbar. Der Rest ist Eigenbau, zumal der Virus zwei verschiedene Init-Singleprogramme hat, was die Sache erleichtert. Wenn's elektronisch ist, meistens subtraktiv, kommt der Virus dran. Vielleicht bau ich sogar noch die Toto-Oberheim-Bläser nach, die jetzt der Kurze liefert. (Andererseits, der Kurze soll ja ab und zu auch mal einen Werkssound spielen dürfen...)
Zu den zukünftigen Aufgaben des Virus gehören außerdem Vocoder, externes Effektgerät und eventuell Samplelieferant für den Kurzen. In jedem Fall sind zumindest Umbauten notwendig.
Wenn ich übrigens die LFOs nicht brauche, werden sie auch mal als Showbeleuchtung mißbraucht, auch wenn nur ich die LEDs sehen kann.
Nicht vergessen will ich die Geräte, die ich momentan nur zu Hause und nicht in der Band verwende.
Novation KS-Rack: Dieser kaum bekannte VA-Synthi (nein, keine Rackversion der K-Station, das wäre die A-Station) hat Bemerkenswertes drauf und stellt damit manchmal sogar den Virus in den Schatten. Drei Oszillatoren, die bis auf die Verschaltung untereinander praktisch identisch sind. Wo der Virus Spektralwellen hat, hat der KS Samples. Er kann richtig FM zwischen zwei Oszillatoren. Er hat für jeden seiner vier Parts jeweils eine komplette Effektsektion, also auch vier Hallgeräte. Und er kann Drumkits organisieren. Von Hypersync mal ganz zu schweigen, aber das ignorieren wir hier mal.
Speichermäßig ist der KS ein Zwischending zwischen Kurzweil und allen anderen. Die User-Speicherplätze sind zwar belegt, aber alle mit denselben zwei Init-Sounds (einer für Drums, einer für alles andere).
Eine Sache, die der KS gut kann, sind ich nenn es mal Hybrid-E-Pianos. Für den Anfang hat er ein lecker (nicht Clavia-Niveau, aber lecker) E-Piano-Sample und ein ebensolches Programm. Wenn man das Sample von nur einem Oszi spielen läßt und die anderen beiden auf Sinus stellt und verFMt, kann man E-Klavier-Sounds fernab aller DX7/Dyno-Rhodes-Klischees bauen.
Thema Drums: Der KS ist wohl der einzige multitimbrale VA-Synthi mit Naturdrum-Samples. Sich selbst aber aus Rechteck, Noise und etwas FM-Attack seine eigenen Simmons-Drums zu bauen macht mehr Spaß. Die werden sogar knackiger als auf dem FM-mäßig herausgeforderten Virus. Ja, ich weiß, Simmons ist nicht nur total 80er, sondern auch langweilig, weil alle Sounds gleich aufgebaut sind...
Schade nur, daß der Phaser nicht so die Offenbarung ist. Macht nix, ich hab ja den Virus, und zwei echte Smallstones hab ich auch.
Last but not least, Clavia Micro Modular: Der einzige Synthesizer in meiner Sammlung, den ich vom Rechner aus programmiere. Das schwedische Offiziersmesser unter den Synthis benutze ich meistens für Sachen, die normalerweise mit fest verdrahteten Geräten nicht gehen, z. B. Patches mit nicht unbedingt MIDI-synchronisiertem Sequencer, Additives oder Transistororgeliges (ein Hoch auf die Sechsfach-Sinusbatterie), Mehr-als-2-Operatoren-FM ohne DX7-Modul usw. Auch als Drumbox wird er ab und zu zweckentfremdet. "Konventionelle" Sounds kommen nur dann vor, wenn sie zeitkritisch sind, aber Ressourcen fressen und somit ihre eigene Hardware brauchen.
Martman