Ich habe noch die Erfahrung gemacht, dass die Positionierung des Mikros (gerne SM57!!! da ist nix verkehrt dran!) etwa im rechten Winkel zur Membran vor allem Druck bringt, abgesehen vom Bassanteil (Richtung Membranrand) oder Höhen (eher zur Mitte). Also ruhig auch mit dem Winkel experimentieren.
Zudem lassen sich schon bei 2 Mikros (dann z.B. ein Sennheiser MD441) bzw. beim Überblenden zweier Mikro-Spuren quasi unendlich viele Klangvariationen erzeugen, die man so mit den besten EQs nicht hinbekäme - bzw. man spart den Einsatz von EQs komplett ein oder erhält einen sehr ansprechenden Grundsound, der dann nur minimal nachbearbeitet werden braucht. Beim Close-Miking empfiehlt es sich dann aber durchaus, sehr nahe an die Membran zu gehen. Je nach Bauart bzw. Boxenbespannung ist das nicht immer optimal möglich. Bei 2 Mikros könnte man auch mit 2 SM57 experimentieren, die je nach Aufstellung sehr unterschiedliche Sounds ergeben.
Als typische Vorgehensweise wird neben den dicht platzierten Mikros noch eines für den Raum empfohlen, z.B. das "amtliche" Neumann U87 für den Raumanteil. Das kann dann 1-3 m von der Box entfernt stehen. Diese Methode ist aber auch nur bei einem akustisch gut klingenden Raum sinnvoll. Je schlechter der Raumklang, desto näher sollten die Mikros an der Box platziert werden.
Mein SM57 habe ich modifiziert - einfach Übertrager überbrücken oder komplett ausbauen. Ergibt zwar als Nebenwirkung einen deutlichen Pegelverlust (was saubere pegelstarke Preamps voraussetzt), aber das Frequenzspektrum wird nach oben und unten hörbar erweitert, es kingt einfach satter und gleichzeitig oben offener. Eine der wenigen Modifikationen, die gar nix kosten.
Alternativ könnte man Recording-Cabinets bzw. -Boxen oder Silent Cabinets und wie sich das nennt benutzen. Die sind z.B. von Randall, Demeter erhältlich - oder auch per DIY realisierbar. (Mehrere Threads gibt es dazu auf diesem Forum.) Ich habe mir 2 solcher Recording-Cabinets gekauft, aber von einem anderen (deutschen) Hersteller, die über ein relativ großes Volumen verfügen und deren einlassbare 1x12''-Box selbst schon recht großzügig dimensioniert ist. Folge: Offen klingt die 1x12er nach deutlich mehr und im Außengehäuse versenkt hört sie sich bei günstiger Mikro-Positionierung (2 XLR-Breakouts am Außengehäuse) ausreichend fett an. Was unter den Bedingungen nicht geht, ist den Raumanteil einzufangen - dazu reicht die recht knapp einstellbare Entfernung der Mikros nicht wirklich aus.
Wen's interessiert: Die Boxen wurden von Arno Fluder aus Köln gebaut, zeitweise über Tonehunter vertrieben. Die Nachfrage war eher gering und von den ca. 6 insgesamt gebauten Exemplaren habe ich mir die letzten 2 im Neuzustand zugelegt. Der Hersteller hat aber wieder Nachfragen erhalten und erwägt eine Neuauflage.