Hallo Shredder,
um das tonale Zentrum innerhalb einer Akkordfortschreitung zu wechseln gibt es prinzipiell 3 verschiedene Möglichkeiten:
1. Direkte Modulation (Rückung)
Die Akkordfortschreitung bewegt sich direkt von einem diatonischen Akkord der Ausgangstonart zu einem diatonischen Akkord der Zieltonart.
Bei dieser Modulation ist meist die Tonika der diatonische Akkord der Ausgangstonart, d.h. es wird in der Ausgangstonart unter Beachtung des harmonischen Rhythmus schlüssig zur Tonika hin kadenziert. Diese kann dann von einem beliebigen diatonischen Akkord der Zieltonart gefolgt werden.
Beispiele dieser Art finden sich in Standards wie z.B. Joy Spring, Central Park West oder auch On Green Dolphin Street.
2. Drehpunkt Modulation (pivot modulation)
Um den Übergang von einem tonalen Zentrum zum nächsten möglichst flüssig zu gestalten, setzt man zwischen Ausgangs- und Zieltonart einen oder auch mehrere Akkorde, die zu beiden Tonarten in einem funktionalen Verhältnis stehen.
Diese Akkorde bilden den so genannten modulatorischen Kern und werden als Drehpunktakkorde (engl. Pivot chords) bezeichnet.
Drehpunktakkorde können sein:
1. Alle zu beiden Tonarten diatonische Akkorde,
2. SDM Akkorde
(falls der Begriff SDM nicht klar sein sollte, bitte die Suchfunktion dieses Forums benutzen),
3. Sekundärdominanten, ihre Tritonus- oder o7-Stellvertreter,
4. sonstige tonartbezogene Akkorde (u. A. die gebräuchlichsten Modalen Austauschakkorde)
Die Drehpunkt Modulation ist natürlich die weitaus interessanteste Art zu modulieren. Ich hatte mich in diesem Forum dazu schon einmal in einem Gespräch mit Posaunix geäußert. Ein Teil der von mir zu diesem Thema entworfenen Tabelle ist unter
https://www.musiker-board.de/vb/showthread.php?t=45321&highlight=Modulation Beitrag #15 zu finden. Soweit ich mich erinnere waren damals für Posaunix' Studium die SDM Akkorde die Interessanteren.
Beispiele zur Drehpunktmodulation: "April in Paris", "Emily", "Con Alma".
3. Ketten-Modulation (Übergangsmodulation)
Bei dieser Art der Modulation wird die Ausgangstonart mit der Zieltonart durch eine Reihe von Erweiterten Dominanten, deren Substituten oder II-7 V7 Patterns verbunden. Es gibt weder einen eindeutigen Drehpunkt noch wird direkt moduliert.
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Wie man nun von C Dur nach A Dur oder A Moll moduliert, kannst Du nun selbst entscheiden.
Um das oben Gesagte nun aber zu verinnerlichen, statuieren wir aber am besten ein Exempel.
Die Modulation von C Dur nach A Dur ist natürlich die größere Herausforderung und Drehpunktmodulation dabei das interessantere Mittel.
Dazu suchen wir also zuerst die gemeinsamen tonartbezogenen Akkorde beider Tonarten, die da wären:
(Stufenbezeichnungen sind nun auf die Zieltonart A Dur bezogen)
subV7/II = C7
bIIImaj7 = Cmaj7
V7/VI = C#7
subV7/III = D7
IV-7 = D-7
subV7/IV = Eb7
#IVo7 = D#o7
V7/I = E7
subV7/V7 = F7
bVImaj7 = Fmaj7
V7/II = F#7
bVII7 = G7
V7/III= G#7
V7/IV = A7
subV7/I = Bb7
bIImaj7 = Bbmaj7
V7/V = B7
II-7b5 = B-7b5
Um nun einen dieser Drehpunktakkorde anzuwenden, müssen wir dabei unbedingt den Harmonischen Rhythmus beachten.
Nehmen wir z.B. als modulatorischen Kern die Akkorde D-7 und E7.
D-7 hat in C Dur die Funktion II-7 = Subdominantcharakter, und bildet in A Dur die Mollsubdominante = IV-7.
E7 hat in C Dur die Funktion V7/VI und bildet in A Dur die Dominante.
Beide Akkorde haben also hinsichtlich des Harmonischen Rhythmus dieselben Charaktereigenschaften.
Folgende Akkordfortschreitung wäre z.B. möglich:
|| Cmaj7 | D-7 E7 |Amaj7| A6 ||
D-7 und E7 bilden den modulatorischen Kern.
D-7 hat in C Dur II-7 Funktion und in A Dur IV-7 Funktion.
E7 hat in C Dur V7/VI Funktion und in A Dur V7/I Funktion.
Die Chordscales für beide Akkorde nun heraus zu finden bedarf einer gewissen Feinfühligkeit.
D-7 ist klar Dorisch. E7 hingegen würde ich eher mit HM5 oder der alterierten Tonleiter (HM7) spielen, um eben die Verbundenheit zu C Dur klarzustellen.Tb9 und Tb13 wären dann nämlich diatonisch zu C Dur und die Auflösung nach A Dur ist eh nichts Ungewöhnliches da V7alt/I sehr gebräuchlich ist.
CIAO
CUDO