Wie komme ich beim Singen an meine Gefühle?

Wenn das so frei ist bei Euch, schön. Pflegt Euch diesen Pfarrer gut ;)

Ist ohne Pfarrer! Nur Musik pur :)


Bloss nicht :D

Öh, sprachen wir nicht grad über Hochzeiten? Da suchen i.d.R. die Brautleute die Musiker aus.

Bei Hochzeiten klar, da ist es allein das Brautpaar, das bestimmt. Bei Beerdigungen aber, wo ja meist alles sehr schnell gehen muss und die Angehörigen auch sonst viel zu regeln haben, sind sie meist froh, wenn sie die detaillierte Musik- und Besetzungswahl jemand anders überlassen können. Es sei denn, die Person die gestorben ist, gehört zu deinem Verwandten- oder Freundeskreis. Da wird vllt explizit gewünscht, dass du singst. Das ist dann aber auch etwas speziell und man muss aufpassen, dass man dann nicht zuviel Emotion entwickelt (um wieder mal was zum Topic beizutragen ;)). Mit runterlaufenden Tränen singt es sich eher schlecht...

Zumal eine gute Amateurin bereits als Semiprofi gelten kann und von einem Profi oft nicht zu unterscheiden ist - für musikalische Laien schon gar nicht

Das ist wohl war und eigentlich sehr traurig für die (guten!) Profis! Und, man muss dabei noch nicht mal ein speziell guter Amateur sein:
Bei meinem allerersten öffentlichen solistischen Auftritt hatte ich gerade mal ein Jahr GU (und sang damals wie ein normal/durchschnittlich begabter Mensch nach einem Jahr GU halt so singt :rolleyes:). Da ich kurzfristig einspringen musste, hatte ich sehr wenig Vorbereitungszeit. Das Ganze war zusammen mit einem etwa 70-köpfigen Chor und wurde begleitet durch ein recht beachtliches Instrumentalensemble mit Streichern und Bläsern. Aufführung in einer mittelgrossen Kirche, die bis auf den letzten Platz besetzt war. (Kann heute nicht mehr sagen, war es rotzfrech, dass ich das angenommen hatte oder einfach nur saublöde :rolleyes:) Ging allerdings noch in dem Sinne gut, als dass ich so ziemlich die Leistung bringen konnte, zu der ich in dieser Zeit halt fähig war. Ich kann heute zu meiner damaligen Gesangsqualität nur noch den Kopf schütteln, aber nach dieser Aufführung wurde ich von Seiten Publikum tatsächlich gefragt, ob ich beruflich singe (und zwar nicht mit dem Unterton "ist die Profi und kanns nicht besser :eek: " was ja vollkommen verständlich gewesen wäre :D, sondern so ganz nett und ohne Hintergedanken). Im ersten Moment war ich natürlich glücklich über diese Frage, später kam es mir aber dann schon sehr seltsam vor und heute finde ich sowas nur noch peinlich und himmeltraurig :(


Wirklich wichtig ist für einen Sänger, daß er sich auf der Bühne wohl fühlt und mit sich vollkommen im Reinen ist. (.....)
Wenn man beim Musizieren selbst die Musik geniessen kann und dazu noch Lust hat, spontan seine eigenen Grenzen auszutesten, dann erreicht man auch das Publikum. Dann kommen auch die Emotionen von allein, wenn man sie braucht.

Im Prinzip bin ich da einverstanden. Aber: vllt ist man im Moment des Auftritts auch mal nicht so gut drauf, hatte einen schlechten Tag, Ärger mit den Mitmusikern, gerade erfahren, dass ein naher Angehöriger, der beste Freund schwer erkrankt ist usw. usw. Und dann ist es schon hilfreich, wenn man für sich ein paar Rezepte zur Hand hat, wie man sich auf den Punkt in die richtige Stimmung, die richtige Emotion versetzen kann

Viel wichtiger ist, das Publikum zu erreichen und Aufmerksamkeit zu binden - das funktioniert weitgehend über Körpersprache, Mimik, Gestik. DAS kann man trainieren. Das ist reines Schauspiel-Handwerk.

Ja, das trifft es genau! Und wenn man das wirklich gut macht, dann kommen auch automatisch die richtigen Emotionen bei einem selber :)
 
Das ist wohl war und eigentlich sehr traurig für die (guten!) Profis!

Ich finde, das muß man sportlich sehen. Es hat weniger damit zu tun, wie lange jemand Gesangsunterricht hatte bzw. welche Gesangsausbildung absolviert wurde, es hat mehr mit Talent und Begabung zu tun. Weißt Du, ein untalentierter Amateur klingt auch nach zehn Jahren Unterricht meistens immer noch wie ein Amateur. Wohingegegen ein talentierter Anfänger schon nach einem Jahr Unterricht was ganz Ordentliches zustandebringen kann. Zumindest kann er/sie bestimmte Lieder so bringen, daß ein Musik-Amateur im Publikum keinen Unterschied bemerkt - genauso, wie Du es beschreibst.
Und das passiert umgekehrt eben auch den Profis.
Wo soll man also die Grenze ziehen ?

Ich kenne einige wunderbare Sänger, die in ihrem Leben keine einzige Gesangsstunde hatten. Die meisten sind übrigens Lateinamerikaner/innen. Sie klingen wie Profis, sie arbeiten wie Profis, also sind sie Profis. Gut, das sind keine klassischen Sänger, in dem Genre kommt man wohl nicht um eine längere Ausbildung herum. Aber sie singen absolut super. Und nehmen den "richtigen" Profis sicher auch Jobs weg.... darum, wie gesagt, sieh es sportlich ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Das muss man nüchtern betrachten. Die Fähigkeit, die einen guten Sänger vom schlechten unterscheidet, ist: erreiche ich mein Publikum oder nicht? Löst der Gesang etwas aus oder nicht? WOLLEN die Leute das hören oder nicht? *

Wenn ein Sänger sein Publikum erreicht und es ihn hören will, dann kann man im Idealfall seinen Lebensunterhalt (teilweise) davon bestreiten, es also zur Profession (=Beruf) machen. Damit ist man per Definition "Profi".

Handwerkliches Können oder Talent sind kein Unterscheidungskriterium zwischen Amateur und Profi. "Amateur" bedeutet wörtlich: man macht es aus Liebe zur Sache. Das heisst ja nicht, daß man es notgedrungen schlechter macht. Und ein Profi muss sein Handwerk beherrschen, weil er in Konkurrenz steht. Aber die (qualitative) Schnittmenge ist groß.

* Ja, darüber kann man streiten - aber dafür gibt's schon einen Thread.....
 
@ Bell und LostLover

Die Frage ist, wie man "Professionalität" (davon leitet sich "Profi" ja ab) definieren will :gruebel: Die eigentliche Bedeutung der "beruflichen Tätigkeit" steht vermutlich oft nicht mehr im Vordergrund.

Je nach Verständnis kann ein "Profi" jemand sein, der

a) damit seine Brötchen verdient/verdienen will
b) eine offiziell anerkannte Ausbildung durchlaufen hat
c) etwas überdurchschnittlich gut beherrscht
d) etwas mit viel Ernsthaftigkeit und Respekt betreibt

Die Grenzen zum Amateur können dann wirklich sehr fliessend sein!

Ich kann mir gut vorstellen, dass in den nicht-klassischen Musikbereichen, mit mehr stilistischen und stimmlichen Freiheiten, ein sängerisches Naturtalent ohne Anleitung von aussen eine (auch) im Sinne von c) absolut professionelle Leistung erbringen kann. Learning by Doing ist hier wohl das Stichwort (?)

Im Klassik-Bereich geht das aber tatsächlich nicht. Niemand kommt mit einer fertigen Klassik-Stimme zur Welt oder kann es sich selber beibringen (auch wenn gewisse Casting-Talent-Shows den armen doofen Zuschauern gerne was anderes vorgaukeln ;)).
Damit man hier auf dem Arbeitsmarkt eine reelle Chance hat, braucht es, neben Talent, immer auch eine langjährige Ausbildung (und später meist auch eine gute Agentur und/oder ein Quentchen Glück, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein).
 
Wikipedia hilft:

wikipedia schrieb:
Ein Profi, Kurzwort von veraltend Professionist, ist jemand, der im Gegensatz zum Amateur oder Dilettanten eine Tätigkeit beruflich oder zum Erwerb des eigenen Lebensunterhalts als Erwerbstätigkeit ausübt.

Ein Amateur (französisch, von lateinisch amator "Liebhaber") ist eine Person, die - im Gegensatz zum Profi - eine Tätigkeit aus Liebhaberei ausübt, ohne einen Beruf daraus zu machen bzw. Geld für seine Leistung zu erhalten.

Die Begriffe sind klar, da gibt's gar nicht viel zu interpretieren. Und auch nicht viel Spielraum für eigene Definitionen.

"Professionalität" heisst für mich vor dem Hintergrund: ich setze alles daran, die Erwartungen meines Auftraggebers / Kunden (Publikum) zu erfüllen, anstatt in erster Linie meine eigenen Interessen zu verwirklichen.

Das kann durchaus auch eine angemessene Haltung für einen Amateur sein.

Mist...schon wieder weit ins OT abgeglitten......
 
@ LostLover

Die ursprüngliche Bedeutung von "Professionalität" ist mir ja auch klar. Aber heute wird oft auch was anderes darunter verstanden, habe ich gemerkt. Deshalb habe ich geschrieben "Je nach Verständnis..." und ist im Prinzip ja wurscht, ob die Leute dann das ursprünglich korrekte drunter verstehen oder nicht, man muss sich einfach auf was einigen, sonst gehen die Diskussionen aneinander vorbei.

Und übrigens, Wiki sagt auch noch:

"Der Begriff Professionalität, vor allem das Adjektiv professionell, wird auch als Kennzeichnung der Art der Ausübung einer Tätigkeit verwendet, vielfach unabhängig davon, ob dies gegen Bezahlung geschieht."
und
"Die Vorstellungen von Professionalität gehen im Allgemeinen mehr oder weniger weit über festgeschriebene berufliche Anforderungen hinaus".

Also, so völlig eindeutig scheint die Definition dann doch nicht zu sein ;)

Und jetzt aber wirklich genug mit OT-Spam :rolleyes:
 
Hab auch mal ne Frage. Wie oben schon gesagt lassen manche Sänger einen Film oder Bilder vor ihrem geistigen Auge ablaufen die im Moment des singens die Emotionen abrufen. So, wie macht ihr das denn. Beziehen sich die Bilder auf den Text und den Inhalt oder sind das Erinnerungen die nichts mit dem Text oder dem Lied zu tun haben aber trotzdem ein Gefühl auslösen?
 
Kommt drauf an. Ich mache beides, je nachdem, wie ich es gerade brauche. Wenn mich Diamanten ned anlachen, stell ich mir halt statt dessen Tiramisu oder sowas vor ;)
 
Das kann man doch eigentlich gar nicht vermeiden. In dem Moment, wo man einen Text liest, bringt man ihn doch automatisch in einen Sinnzusammenhang. Mal ganz billig drei willkürliche Beispiele:

I see a women in the night
With a baby in her hand
Under an old street light
Near a garbage can
Now she puts the kid away
And she's gone to get a hit
She hates her life
And what she's done to it
That's one more kid
That will never go to school
Never get to fall in love
Never get to be cool


oder

You think you've lost your love
Well, i saw her yesterday
it's you she's thinking of
and she told me what to say
she said she loves you, and you know that can't be bad
she loves you, and you know you should be glad


oder

It took all the strength I had
not to fall apart
kept trying hard to mend
the pieces of my broken heart
and I spent oh so many nights
just feeling sorry for myself
I used to cry
Now I hold my head up high
and you see me
somebody new
I'm not that chained up little person
still in love with you
and so you felt like dropping in
and just expect me to be free
now I'm saving all my loving
for someone who's loving me


Kann man das Lesen, OHNE daß ein Film im Kopf abläuft?

Mit ein wenig Vorstellungsvermögen und Lebenserfahrung ist schnell klar, worum's geht, welche Empfindungen im Spiel sind und was man als Sänger daraus machen kann. Man muss es dann nur tun. Und wenn die ganze Band mitzieht, weil man eventuell anders empfindet, als es das Original vorgibt, und ein dazu passendes Arrangement gestaltet - dann kann es sogar richtig spannend werden.

Aber das entscheidende ist, wie gesagt: man muß es tun. In der Situation sein UND die passenden Gefühle empfinden UND sie auch noch dem Publikum präsentieren UND dabei das Handwerk und die Mitmusiker nicht vergessen. Ein ganz klein wenig (kontrollierter) Exhibitionismus kann da nicht schaden. Und vor allem: so herum ist imo die Proritätensetzung richtig. Die Gesangstechnik kommt am Schluss: als Mittel zum Zweck, mehr nicht.
 
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Mit ein wenig Vorstellungsvermögen und Lebenserfahrung

Du sagst es.
Ich weiß nicht, ob es mir vielleicht nur einbilde, aber ich habe das Gefühl, besser zu singen denn je. Ich habe Facetten in der Stimme, die früher (noch) nicht da waren. Aber "früher".... da kannte ich den Tod noch nicht, nicht den Abschied, nicht das Ende einer großen Liebe - ach was sag ich: das Ende von zwei oder drei großen Lieben - das tiefe Glück, ein Kind zu haben, das Gefühl der Endlichkeit des Lebens, das Hinfallen und wieder Aufstehen.... alles Dinge, die man in der Summe "Lebenserfahrung" nennt.
Wenn ich heute - nur ein Beispiel - "Stormy Weather" singe, dann erinnere ich mich genau, wie sich das angefühlt damals... "since my man and I ain´t together, it keeps raining all the time".... ich weiß, wie sich Liebeskummer anfühlt, es ist in meinem emotionalen Gedächtnis gespeichert. Ich brauche die Erinnerungen nur abzurufen. Es ist eine Art Revue passieren lassen.

By the way, Joni Mitchell hat einen wunderbaren Song über Lebenserfahrung geschrieben:
http://www.youtube.com/watch?v=v9j_j-cUwKc

Den Text kann ich Wort für Wort unterschreiben. Vielleicht singe ich den Song deshalb auch so gern, er ist so wahr....

Und ganz zufällig, als ich was anderes gesucht hatte, bin ich auf das hier gestoßen:
http://www.youtube.com/watch?v=KVUGhNtWGhU
Sicher, Daltrey kommt an die Spitzentöne seiner Jugend nicht mehr heran, die Stimme hat gelitten... aber was der an Ausdruck rüberbringt.... ich hab jetzt noch eine Gänsehaut.

Natürlich gibt es auch jede Menge ausdruckstarker Sänger, die noch sehr jung sind und die sehr gut Emotionen in Gesang umsetzen können. Das eine schließt das andere ja nicht aus.
 
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Hallo,

Du musst ganz genau wissen, was du rüberbringen möchtest. Meiner Meinung nach gehört zum singen auch etwas schauspielerisches Talent dazu.
Stell dir vor, du bist in der situation, in der es in dem Lied, was du gerade singst geht.
Erzähl deinem Publikum die Geschichte des songs. Was willst du aussagen?
Um die Gefühle wirklich ausdrücken zu können, musst du dich in das Lied hineinversetzen können. Mir geht es so, dass wenn ich ein Lied singen soll, bei dem ich den Text nicht verstehe, kann ich auch die Gefühle nicht übertragen.
Wenn man erstmal raus hat, wie das geht, bekommt man es auch hin, aber es ist nicht einfach.
Selbst ich, die schon oft die Leute mit ihren Songs mitreißen und für sich gewinnen konnte, hab da manchmal noch Schwierigkeiten mit. Die hab ich vor allem dann, wenn ich im Studio bin und Aufnahmen machen soll. Ich weiß nicht, wie das kommt, aber mir wird oft gesagt, dass ich live besser bin, als in meinen Aufnahmen und ich habe bis heute nicht herausbekommen, wieso es im Studio so bei mir hapert. Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen.

lg Svenja
 
Jetzt wo der Thread wiederbelebt wurde, kann ich ja auch noch was sagen.

Ich empfehle euch allen: Hört euch die aktuelle Joe Cocker Platte "Hard Knocks" an. Da bringt er Belles Post auf den Punkt. Für mich echt die beste Platte des letzten Jahres. Da ist einfach soviel authentisches Gefühl drin, dass es mich fast zerreißt.
 
habt ihr eigentlich gemerkt, dass sich vicy selbst gar nicht mehr gemeldet hat ?

ich hab mich gefragt, ob du vicy einfach keine emotionen hast während du singst oder ob du sie nicht rauslassen kannst....?!
ich denke, das ist ersteinmal wichtig zu wissen.
etwas vorzuspielen was nicht da ist, ist meiner Meinung nach schwierig bis unmöglich.

leider muß ich zugeben, dass ich textmäßig eher schecht unterwegs bin.
ich achte viel mehr auf die melody, den aufbau und ein bisschen noch auf das Zusammenspiel zwischen Melody und Text.
das recht für mich schon aus um emotionell unterwegs zu sein...

ich hab erst vor knapp 3 jahren angefangen zu singen und mußte auch erstmal lernen "loszulassen" und mich zu öffnen und mich zu trauen "es" rauszulassen.
fällt mir auch heute noch nicht immer leicht. vorher eine Tasse Kölsch (Bier) hat aber auch immer noch geholfen.....:)
geht auch ohne, aber ist leichter mit......

ich bereue es heute nicht schon viel früher mit dem Singen angefangen zu haben.......das lebbe is kurz....lass es raus.....!!!
 

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