Hier redest du von 2 Dingen: Kontrolle und Sound.
Ob einem der Sound gefällt ist nun mal Geschmackssache. Deshalb habe ich geschrieben
Das geht meines Erachtens eben Hand in Hand. Denn wenn ich mein Intrument kontrolliere kriege ich jeden Sound hin, dann kann ich auch, so wie der Herr im Ersten Video alles was ich am Ansatz verändere, was nicht mit einatmen zu tun hat, als Stilmittel bewusst einsetzen. Dabei rutsche ich aber nicht hin und her, weil ich ansonsten die Töne nicht treffen würde.
Und wer hat bitte den klassischen Ansatz als perfekt definiert?
Klassischer Ansatz ist bei mir das spielen mit eingezogener Unterlippe. So sehe ich das immer bei Klarinettisten und auch bei manchen Saxophonisten. Da das Saxophon nach der Klarinette erfunden wurde, haben die Klarinettisten einfach den Ansatz übernommen und so Saxophon gespielt. Funktioniert auch und wer damit klar kommt darf gerne so spielen.
Doch auch die als moderner Ansatz definierte Lippenstellung hat ihre Daseinsberechtigung.
Aber am wichtigsten ist: Sowohl moderner als auch klassischer Ansatz sind kontrollierbar. Man muss eben damit umgehen können.
Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen klassischem und "modernem" Ansatz, davon ist leider nur der klassische wirklich definiert. Klassischer Ansatz ist leider kein Klarinettenansatz, deswegen machen das ja auch soviele Klarinette-auf-Sax-Wechsler_Innen gerne auch falsch.
Der größte Vorteil der sich imo beim klassischen Ansatz bietet ist, dass man ihn viel leichter kontrolliert als den modernen, aber ein modernes Feeling erzeugt in dem man von ihm abweicht.
Deswegen bietet es sich an, dass man lieber erst sich mit dem klassischen Ansatz rumärgert und dann auch modern zumindest immitieren kann, aber wenigstens auch volle Kontrolle übers Sax hat.
Ich habe gelesen, dass du in einem Orchester spielst. Rein Intonationstechnisch wäre es da auch ratsam den klassischen Ansatz vorzuziehen...aber das musst du wissen, wie du deinen Klang haben willst.
Auch daher hab ich geschrieben, dass man mit seinem Sound auch zufrieden sein muss, wenn man einen bestimmten Ansatz spielt.
Selbstverständlich kann ich einfach rein pusten und meinen Ansatz total locker lassen. Dann kann ich stundenlang spielen und das ist bequem, aber mein Sound gefällt mir nicht. Beides muss eben stimmen.
Maximale Kontrolle ist gleich maximale Soundvielfalt. Maximale Kontrolle ist gleich indealer Ansatz (ggf. gezielt eingesetze Änderungen).
So sehe ich das. Oben erwähnt ich bereits, warum ich dafür den klassischen Ansatz propagiere.
Wie oben bereits erwähnt: Sax spielt man also nicht mit eingezogenen Lippen. Mh. Das Spiel mit eingezogenen Lippen heißt bei mir klassischer Ansatz und diesen hast du oben als perfekt definierten Ansatz angepriesen. Seh' nur ich hier einen Widerspruch?
Nein, du liest nur nicht richtig. Ich sage nirgendwo, dass du mit eingezogener Lippe spielen sollst, du hast lediglich ein falsches Bild vom klassischen Ansatz. Vielleicht spielst du sogar so, wie ich denke, dass man klassisch spielt und nennst es nur modern. Dann würden wir einfach aneinander vorbei reden und würden es nicht merken.
Die Frage ist ja immer nur, was man erreichen will. Das wahre Können in der Musik liegt daran, dass man sein Bestes reproduzieren kann. Das kann Gefühlsausdruck, Technische Raffinesse, Improvisation und Klang sein, natürlich auch viel mehr. Aber wenn man es nur einmal durch einen gewissen Zufall hinbekommt, weil man gerade mal, im Fall des Saxophones, das Sax im rechten statt im linken Mundwinkel hatte und die Temperatur des Saxes fünf Grad kälter war als der Raum, dann kann man es nicht reproduzieren, der Moment war schön, aber das wahre beherrschen des Ganzen ist es nicht.
Wenn ich jetzt einen Ansatz maximaler Kontrolle als Ausgangspunkt nehme, dann kann ich den Ansatz für das dreckigste Stück von dortaus wieder herstellen. Ich kann das Stimmgerät neben mich stellen und Tonleitern spielen und alle Töne sind voll und ganz in Tune. Ich kann einen Dreiklang spielen und ich spiele Terz und Quint genau richtig aus der wohl temperierten Stimmung heraus, dass es rein klingt.
Wenn ich hier bin, dann kann ich jedes bisschen "Dirt" was ich einbau in die Musik sehrgut kontrollieren.
Beim Jazzansatz, wenn du es so nennen willst, geht genau dasselbe, allerdings gelten die selben Dinge wie auch beim klassischen Ansatz, harte, glatte Unterlippe und viel Stütze.
Wenn du es auf dieses Minimum reduzierst, dann bis du schon in einer guten Ausgangsposition.
Die Herren in deinen Videos, die wissen immer haargenau, was sie machen. Auch wenn es vielleicht manchmal nur noch unterbewusst ist (schrieb ich auch schon im Zusammenhang mit der Kehlkopfstellung), aber die Kontrolle und die zwei wichtigen Elemente Unterlippe und Stütze sind bei allen in derselben Form vorhanden.