Die Box ist ein wichtiges klangformendes Element und ich hab mir nicht umsonst diese spezielle Box gekauft. Ich stell meinen Sound so ein, daß das was aus der Box kommt meinem gewünschten Sound entspricht... warum sollte ich dem Tonmann dann mein Signal irgendwo auf dem halben Weg abzweigen? Mein Sound ist so wie er ist abgestimmt und wichtig für den Gesamtklang der Band.
Du gehst da von zwei Annahmen aus:
Erstens: Dein sorgfältig abgestimmter Boxensound würde tatsächlich so vom davor gestellten Mikrofon übertragen und
Zweitens: Dein spezieller Sound würde zu jedem Raum, in dem du spielst, zum Bandsound passen.
Beides ist leider so nicht richtig
Jedes Mikrofon färbt den Klang, mal mehr, mal weniger. Die sinnvollste Methode, dem entgegenzusteuern, wäre, ein Mikrofon auszusuchen, das mit seiner Klangfärbung deinem Soundideal am nächsten kommt und dies dann selbst zu den Gigs mitzubringen. Machst du das?
Viel tragischer aus Bassistensicht ist allerdings, dass verschiedene Räume teils verheerende Auswirkungen auf den Basssound haben, viel stärker als auf z.B. Gitarren- oder Keyboardsounds. Es kann und wird also häufig passieren, dass der Mann am Pult deinen Sound ganz erheblich verbiegen muss, damit dein Sound noch verwendbar ist.
Und das setzt natürlich auch noch voraus, dass du eine anständige PA mit guten Wiedergabeeigenschaften am Start hast...
Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass es keinen Unterschied macht, ob du deinen Sound per D.I. oder per Mikro ans Pult sendest. Aber ich würde sagen, andere Faktoren haben einen erheblich stärkeren Einfluss auf deinen Sound, und die kannst du leider nicht so einfach steuern.
Der auf Dauer einzig gangbare Weg zu einem guten bis sehr guten Livesound ist meiner Erfahrung nach ein eigener (Profi-) Tontechniker am Pult, der die Band gut kennt und seinen Job beherrscht. Unserem Techniker kann ich bedenkenlos auch das D.I.-Signal mit allen Frequenzen, die er brauchen könnte, anbieten, und ich kann sicher sein, dass er mir einen bandtauglichen Livesound daraus macht.
Zurzeit mache ich selbst es so, dass ich meinem Tontechniker den Sound aus dem D.I.-Out meines Quantum 421 anbiete. Der Quantum nimmt dieses Signal an der spätestmöglichen Stelle des Signalwegs ab, so dass auch die Interaktion der Endstufe mit den Speakern im Sound hörbar wird. Das erkauft man sich dann leider mit einem von der Stellung des Mastervolumes abhängigen D.I.-Pegel.
Aber ich kann auch jederzeit sehr gut mit der normalen D.I.-Box zwischen Bass und Amp leben. Gerade bei sehr großen Veranstaltungen mit gestellter und fertig verkabelter Backline haben wir meist weder Zeit noch Lust, unsere Extrawünsche anzubringen. Und trotzdem habe ich bei solchen Events - dank eigenem Tontechniker und meistens exzellenter PA - einen wunderbaren Sound.
Ein kurzes Gespräch hilft da viel um klarzumachen, daß auch der Tonmann einen leichteren Job hat, wenn er nicht versucht aus lauter Rohsignalen irgendeinen Bandsound zu modellieren, sondern nur den vorhanden Bandsound relativ ähnlich zu verstärken.
Der Aufwand ist kein bißchen größer als bei der Abnahme mit DI. Einen Kanala im Pult brauch ich eh und ob auf der Bühe eine DI liegt, oder ein Mikro aufm Ständer machts nicht aus.
Das geht aber natürlich nur, wenn man vernünftig kommuniziert und einen vernünftigen Sound liefert. Ich steh selbst des öfteren auf der anderen Seite des Mischpults und da kommt mir auch alles (un)mögliche
unter...
Wäre ich boshaft, würde ich behaupten, dass in einem erheblichen Prozentsatz der Fälle dein "Sieg im Ring" nicht auf deinen überzeugenden Argumenten, sondern eher der "wenn er's unbedingt will, soll er's halt haben"-Einstellung des Manns am Pult basiert...