Werkelt beim Orgeltier nicht nach wie vor eine UHL im Vintage-Gehäuse?
So sieht's aus. Und das Leslie bleibt schön daheim und wird nur ab und zu mal ins Studio ausgeführt.
Zum einen werde ich nicht jünger, spiele aber immer mehr, zum anderen spielen wir (außer in diesem Jahr, wo die Hälfte des Sets aus Rainbow Songs besteht) bevorzugt das Mark II Programm, und auf "In Rock" oder "Machine Head" gibt es nun mal so gut wie nichts, das mit Leslie eingespielt wurde.
Deshalb verzichte ich für die 4-5 Songs bei denen ich ihn bräuchte auf den Leslie und habe dafür einen kleinen Gitarrenverstärker dabei.
Andere Organisten machen das grundlegend anders, und das hat genau so seine Daseinsberechtigung.
Ich bin eigentlich ganz froh drum, dass jeder sein eigenes Orgel-Süppchen kocht und seinem Geschmack, Geldbeutel und seinen Ladekapazitäten folgt, weil so halt auch jeder seinen eigenen Sound entwickelt, auch wenn alle am Vorbild angelehnt sind.
Allgemein hat die ganze Materialfrage auch immer damit zu tun, wie oft und mit dem es bewegt werden muss.
Ich bin fast jedes Wochenende unterwegs, in 95% der Fälle ohne Backliner, also muss ich mein Zeug selber schleppen. Wenn ich nicht mit Demon's Eye unterwegs bin, ist es oft auch so, dass eben nicht mal schnell der Kollege mit anpackt.
Zudem haben viele Clubs suboptimale Ladewege. Am Freitag mussten wir wegen der Disco die auf unseren Gig folgte über einen schmalen Treppenaufgang hinter der Bühne laden. Da haben wir bei unserem 60kg Kabel-Case schon ordentlich geächzt, mit einer richtigen Hammond wäre das der absolute Albtraum gewesen.
Spätestens am dritten Wochenende in Folge bei dem man für 5 Songs im Set ein Rhodes oder ein Leslie mitschleppt, überlegt man sich das mit dem Faible für Vintage-Instrumente noch mal, und fährt vielleicht doch nur mit dem Nord oder dem Kronos los. Die "Kopien" sind einfach mittlerweile zu gut geworden.
Trotzdem, hin und wieder führe ich auch gerne mal mein Rhodes oder Wurly aus, und alle Jubeljahre bekomme ich auch mal einen Blues-Gig rein bei dem ich ausschließlich Orgel spiele und dann doch das Leslie mitnehmen möchte.
Die Schlepperei muss sich aber dann auch wirklich lohnen, sowohl was den Sound betrifft, als auch vom Repertoire. Meistens sind es also eher die kleinen, schlecht bezahlten Kneipengigs mit Kumpels und eigener Mucke, die einen dazu bewegen aus den Vollen zu schöpfen.
Also eher eine Trennung zwischen Arbeit (mit logistisch sinnvollem Equipment) und Hobby (mit den alten Gurken ;-)).
Das ganze Verhältnis ändert sich natürlich schlagartig, wenn man das große Los zieht und bei einer Produktion landet, bei der andere Leute das Zeug aufbauen und nach dem Gig wieder im LKW verstauen. Dann wüsste ich gar nicht mehr, was ich mit dem ganzen freigewordenen Platz bei mir in der Bude machen müsste :-D
Und am Ende des Tages kommt es nur zu einem sehr geringen Teil auf die Größe oder die Qualität des Hammers an, sondern vor allem auf denjenigen der damit hämmert.
Habe gestern einen Kollegen gesehen, der eine Technics-Tischhupe mit einem Midi-Fußbass an einem Ferrofish-Expander gespielt hab. Das klang 10mal so gut wie es aussah, und war mit unglaublichem Spielwitz und einem grandiosen Fußbass abgeliefert. Es steckt halt am Ende doch vor allem in den Fingern.