Tool würden nicht so klingen wie sie klingen, würde Justin einen anderen bass benützen. Er hat einen Custom Mk2, Baujahr 1996, den er seit Aenima verwendet (bei der Band Peach spielte er zuvor ausschließlich mit einem Stingray) und mit dem er in der jüngsten Vergangenheit eh auf den Covers aller relevanten Bass/Gitarren-Magazine dieser Welt abgebildet war.
Meiner Meinung nach sind Wals aus drei Gründen so cool:
1) die Elektronik: zwei Humbucker, von Pete Stevens selbst konstruiert und gewickelt, dazu ein mächtiger Preamp. Jeder der beiden Humbucker hat einen Tonpoti, der einen Trick kann: Wenn man ihn anhebt, wird die Roll-off-Freqzenz angehoben (um ca. 10 dB, sagt man). Mit dem Pan-Regler zwischen "Bass" und "Treble" (bezeichnet Hals und Bridge-PU, man darf nicht vergessen, das ist im Grunde ein 70er-Jahre-Ding) sind so eine Unmenge an Sounds möglich - vom Subbass über einen holzlastigen Kontrabass über hupenartige Klänmge und samtig-bauchige Rocksounds bis zum nasalen Fauchen. Verschärft wird die Sache noch durch das Anheben des Volumereglers. So werden können die Höhen noch mal geboostet (die maximale Intensität aller Features kann man im Batteriefach noch feintunen). Ein Wal ohne die Original-Pickups und ohne Original-Preamp ist meiner Meinung nach quasi entmannt, auch wenn auf der Kopfplatte noch immer "Wal" steht, es ist keiner mehr. Pete war, so heißt es, auch immer ultraböse, wenn er einen Wal gesehen hatte, der irgendwelche Ersatz-PUs drinnen hatte, das hat er als persönliche Beleidigung empfunden und hat ausgebeinte Wals auch nie wieder mite neuen PUs bestückt (ja, er ist ein Kauz, ein bsoffener, aber so sind die Anglesen halt manchmal ...)
2) den speziellen Wal-Sound, dieser mit Worten fast unbeschreibbare Bass-"Gesang", der meiner Meinung nach durch diese spezielle Frequenzmischung in den Midranges definiert wird, eines Wals hängt vermutlich auch mit der speziellen Holzkonstruktion zusammen. es gibt (fast) immer einen Mahagony-Kern, um den eine Edeholzdecke gelegt wurde.
3) Ich mag auch die laminierten Hälse mit der mehr oder weniger ausgeprägten V-Form. Es gibt die neueren Wal-Bässe ("Customs") in drei Korpus-Formen: Mk1 - eine direkte Fortführung der Urwals, der Pros; Mk2 - die Modernisierung der Form, zunächst als 5-Saiter mit 24 sztatt 21 Bünden ab 1986; schließlich der Mk3 - eine Abwandlung des Mk2, mit längeren Hörnern und breiteren Griffbrettern (MASSE! ab 1995). Wals wurden als 4-, 5-, und 6-Saiter gebaut, es gibt auch Doppelhals-Monster (ich glaube, Jonas Hellborg verwendete so einen, als er Anfang der 90er in Wien mit Ginger Baker gespielt hatte ...). Einer wurde sogar mit drei Hälsen bestückt ... naja, das waren die Zeiten, als - ernsthaft - die Gefahr bestand, dass wir Bassisten aussterben, weil die Streber mit den Synthieisizern die Macht über Tieftöne übernehmen wollten und da haben Wal, Alembic und Co halt zurück geschlagen ...
Ein Wal ist kein Allerweltsbass, der sich dem Sound der Band oder eines Songs einfach unterordnet. Es gibt einem Song immer seine eigene Note, das gewisse Etwas, was ein Fender oder Yamaha von der Stange, aber auch viel teurere Edelbässe nie und nimmer können. Ich kenne aber auch Bassisten, die vom Wal überfordert waren oder sich einfach nicht mit dieser speziellen Persönlichkeit des Instruments anfreunden konnten und das gute Teil wieder verkauft haben. Zu einem Super-Preis, weil sie sehr gefragt sind und wohl auch bleiben werden, ob Petes Nachfolger nun aktiv wird oder nicht ...
hier noch eine "Timeline" der Wal-Modellentwicklung bis heute ...