DIE eierlegende Wollmilchsau müsste mindestens einen vollwertigen Yamaha FS1R und ein VL Pluginboard beinhalten, dazu PCM-Samples (à la Motif), Modelling für Hammonds (à la Tyros 'Organ World'), Wavetables (die Domäne von PPG/Waldorf), diverse andere Typen von Synthese, und - um Martman zufrieden zu stellen - einen vollständigen(!) Nord Modular...
Theoretisch ist so ein Gerät nicht ausgeschlossen. Wenn aber der Wunsch nach möglichst viel anfassbarer Oberfläche dazu kommt, wird das schwierig, da jeder Typ Synthesizer ja seine eigene Art von Benutzerschnittstelle mitbringt. Das geht also nur über ein Display etc. – und da stellt sich selbst mir die Frage, ob das nicht mit einem MacBook am Ende alles besser gelöst wäre.
Überschneidungen gibt es da eben nur bei Rompler/Subtraktiver Synthese, und so wie sich mir das präsentiert hat ein Gerät wie der JD-XA da die passende Schnittmenge gefunden. Man muss sich auch fragen, ob man z.B. FM-Sounds wirklich selbst programmiert, beim DX7 war das ja auch direkt nicht möglich. Und ob die FM-Sounds des DX7 damit nicht pragmatisch gesehen von einem Rompler abgedeckt werden können.
Die meisten Benutzer wollen ohnehin wohl eher Sounds abrufen und nur wenig editieren oder von Grund auf erstellen. Daher dürfte in der Praxis so eine eierlegende Wollmilchsau nur schwer verkäuflich sein. Will man aber Sounds editieren, so ist eine subtraktive Klangsynthese mit einigen Möglichkeiten auch schon richtig viel. Ich bin immer wieder überrascht, wie viele unterschiedliche Sounds der Juno106 doch kann, gemessen an den wenigen Möglichkeiten, die er mitbringt.
Meine persönliche Ansicht ist jedenfalls, dass ein moderner Synthesizer die wesentlichen Effekte, sagen wir mal Chorus und Delay (Stereo) mit drin haben sollte. Schon beim Reverb setze ich oft lieber auf die Effekte in den bei mir verfügbaren Digitalpulten, weil die einfach in einer anderen Liga spielen.
Eine andere, grundsätzliche Frage ist für mich auch: Was will ich eigentlich musikalisch? Welche Stimmung möchte ich erzeugen und wie kann ich die mit einem Synthesizer erzeugen oder im Kontext mit anderen Instrumenten unterstützten? Das empfinde ich für mich selbst als die eigentliche Herausforderung, ich würde fast sagen: Lebenslange Lern-Aufgabe. Gerade weil Synthesizer eben doch "kalte Maschinen" sind. Wenn man es mal mit einem Flügel vergleicht, oder einem E-Bass, den man in den Händen hält. Hier hilft es nicht, sich durch 1000 Sounds mit 7 Synthese-Typen klicken zu können… egal ob Workstation oder MacBook, da verliert man sich schnell und kommt vom Weg ab. Das habe ich selbst erlebt bei einer Produktion, wo der Meister des Sounds sich in seinen gefühlt hunderten Logic-Plugins verloren hat und ich am Ende das meiste mit dem OB-12 gemacht habe. Einfach, weil ich meine Vorstellungen mit diesem Gerät umsetzen konnte, bevor sie sich im Soundgewimmel der Plugins verloren hatten.
Von dem her hat die eierlegende Wollmilchsau eine pragmatische Obergrenze: Wenn ich vor lauter Zutaten nicht mehr weiß, was ich kochen soll, dann ist es zu viel.