Wie wäre es denn mal, dass du dir ein paar Basics draufpackst? Beispielsweise mit ein paar Gitarrenlehrbücher?
Da lernst du Tonleitern. (Intervalle einer großen oder kleinen Sekunde auf oder abwärts) gepaart mit spielen von Melodien. Und nachdem man Skalen kann, kann man anfangen Melodien herauszuhören oder bekannte nachzuspielen, um irgendwann mal eigene Ideen im Kopf in die Finger und dann in Tabs zu bekommen.
Akkordaufbau (zuerst einfach: große oder kleine Terz auf oder abwärts, später komplexere Sachen, wenn weitere Töne dazukommen oder sogar wegfallen) gepaart mit rhythmischer Begleitung.
Dann google mal nach Akkordprogressionen. Es ist bestimmt nicht das verkerteste, erstmal mit bekannten Akkordfolgen anzufangen, (wie beim Standard-Blues). Wo auch die Rhytmik weitestgehend klar ist. Auch die Rhytmik übt man am besten isoliert bei Songbegleitung (also ohne Melodie).
Melodie UND Akkordfolge UND Rhythmen auf einmal aus dem Ärmel schütteln zu wollen, geht einfach nicht.
Melodien fließen durch Akkorde. Solange ein Akkord erklingt, liegen die Akkordtöne meist auf den schweren Zählzeiten, die übrigen Noten der oben gelernten Tonleiter auf den unbetonten Zählzeiten.
Das nicht zu beachten ist ein häufiger Grund warum eine Improvisation abbricht. Das kann ich aus dem Bauch heraus, und muss nicht groß drüber nachdenken. Nicht weil es einfach ist, wie es euch einige erzählen wollen, sondern weil ich zig tausenden Lieder gesungen und mit Akkorden begleitet habe (intuitiver Weg = hören und spielen) und weil ich ein paar hundert Songarrangemments (Akkorde + Melodie) gelernt habe (kognitiver Weg = Lernen). Ein paar Jährchen Erfahrung halt.
Welche Akkorde gehören überhaupt in einer Tonart zusammen? Welche Töne zu den Tonleitern? Welche "Akkordfunktionen" gibt es, was sind die typischen Intervalle bei den Akkordfunktionen. Welcher Modi zu welcher Akkordfunktion, welche Töne passen immer zum Akkord (Pentatonik) Man kann alles nach der Tonleiter abzählen und auswendig lernen, einfacher geht es, dir würde einer mal erklären, was ein Quintenzirkel ist, und was du da alles rauslesen kannst, ohne Intervalle abzählen zu müssen.
Das wichtigste, was du für den Quintenzirkel brauchst ist ein Merksatz:
Fähige Clevere Gitarristen Denken An Ein Barré.
Alles Basics, die einem ein gutes Lehrbuch vermittelt.
Jetzt hast du Akkorde beisammen und die Tonleiter. Es gibt etwa 6 Schritte, die jeder macht, der improvisiert oder arrangiert. Jeder Schritt hat eine Handvoll Regeln, mit denen man auch schon was machen kann.
Nach Schwierigkeitsgrad:
1) Akkordtöne (auf betonte Zählzeiten)
Bei vielen Intros werden häufig nur die Akkordtöne rhytmisch umspielt.
House of the Rising Sun
Whish you were here
Here whithout you
Stairway to heaven
Nothig else matters
Die wenigen akkordfremden Töne fallen kaum ins Gewicht. (Sie fallen eh meist auf unbetonte Zählzeiten). Schon hier lernt man es, Akkordtöne zu betonen.
2) Pentatonik
Will man mehr als die Akkordtöne spielen, dann hat man mit den Tönen der Pentatonik die wenigsten Probleme, so dass die Pentatonik für viele der erste Einstieg in die Improvisation ist. Akkordname = Pentatonikname.
3) Tonleiter nebst Modus
Wenn es über die Pentatonik hinaus geht, muss man immer wissen, welche Töne zur Tonleiter gehören, damit es sich harmonisch anhört und welche nicht zur Tonleiter passen und sich ungewöhnlich oder schräg anhören.
Kannst du NUR die Tonleiter (Skalen), dann beachtest du die zu betonenden Akkordtöne zu wenig.
Achtest du nur auf die Akkorde, weißt du nicht mehr, welche Töne (Intervalle) zur gerade geforderten Tonart passen.
Du kannst zwar zu jeder Akkordfunktion die entsprechende Skala (Modus) lernen, was aber eigentlich nicht nicht nötig ist, wenn du neben der Tonleiter (Skala), die zu umspielenden Akkordtöne im Auge behälst. Modis werden erst interessanter, wenn es zu Ausnahmen von der Regel kommt, wenn beispielsweise mitten im Stück die Tonart kurz gewechselt wird.
Vieles bis hier hin lernt man über das Nachspielen von Songs. Wer sich ein reichhaltiges Repertoire aufbaut kommt eher auf Ideen, wie Melodien verlaufen können.
Wenn es etwas schräg sein soll:
4) Bluesharmonik
Weicht von der einfachen Dur- und Moll-Harmonik ab. Aber von Fingersatz ist sie anfangs leicht, weil viel mit der einfachen Moll-Pentatonik gearbeitet wird. Das komische ist nur, dass man die Mollpentatonik auch über Durakkorde spielt, was dann ein wenig schräg klingt.
5) Bluenotes
Sind weitere schräge Töne. Meist orientiert man sich an den umspielten Akkorden. Wie man die Akkorde umspielen kann, kann man beispielhaft an Licks lernen. Man kann Rhytmen kombinieren und variieren. Auch mit den Intervallen spielen. Ein bisschen wie beim Lego. Feste Bausteine, die man variiert. Zuerst grob, dann feiner, bis was eigenes rauskommt.
6) Jazzharmonik (hier geht es mehr um die Ausnahmen der o.g. Regeln. )
Was man beim Blues gelernt hat, wendet man im harmonischen Kontext an:
Sich die Regeln (Harmonielehre) zunutze machen, aber immer weiter zu kombinieren und variieren, und dass man sich dabei mehr und mehr aufs Ohr verlässt. Je mehr man dabei die Harmonielehre nur so als Hintergrundrauschen mitlaufen lässt, umsomehr macht man was kreatives eigenes.
Ab jeder Stufe kann man anfangen, was eigenes zu machen. Du musst also nicht erst Jazzharmonik lernen um was zu komponieren.
All die Sachen werden in Gitarrenlehrbücher angesprochen. Leider werden ein paar Themen nur angerissen, dass und der Schwerpunkt liegt woanders, so dass ein Buch allein wohl nicht ausreicht. Selbst Gitarrenlehrer haben ihre Schwerpunkte und man muss sich andere Themen selbst aneignen. Aber Bücher und Lehrer haben meist einen roten Faden, dass du neben der Spielpraxis auch die meisten Basics vermittelt bekommst.
Du musst dir also nicht jedes Werkzeug selbst herstellen. Mit der gesparten Zeit kannst du dich mehr darauf konzentrieren, was man alles damit machen kann.
Bei allen Schritten ist es möglich (und notwendig), zu experimentieren, sowie mittels Heraushören, das Ohr zu schulen. Mal mit der Regel (Harmonielehre) mal ohne, mal gegen diese.
Wer meint, das ginge alles ganz einfach, bewegt sich musikalisch meist in nur einem Genre und nutzt nur einen Bruchteil der Möglichkeiten.
Oder er hat die ganze Zeit verdrängt, wo er etwas erst lernen musste oder der Lehrer im was beibrachte.
Wie sich kaum noch einer an die Kringeln im Schreibübungsheft aus dem ersten Schuljahr erinnern kann, und die hundert Diktate aus der Grundschule, wenn er heute einen Post hier hinein schreibt.